Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Werbekosten und die Krux mit dem ROI

Ich bin sehr dafür, dass der Design-Kunde handelt, aushandelt und verhandelt. Und er soll sich freuen, preiswert eingekauft zu haben und dafür was Gutes zu kriegen. Es gibt allerdings eine preisliche und oft eben auch qualitätsbedingte Grenze nach unten, die nur noch Studenten oder Freunde durchbrechen können, weil die nicht dauernd davon leben müssen, sondern das als kurzfristiges, nettes Zubrot sehen.

Wundert mich nicht, dass versucht wird zu sparen wie Teufel: Bei Corporate und Werbung liegt der ROI für nachgedachtes und gutes Design nicht sofort und direkt auf der Hand.

Wie beim gut sitzenden Anzug, der seinen Teil eben gekostet hat – und beim schlecht sitzenden Anzug mit den zu kurzen Ärmeln aus dem Kaufhaus um die Ecke. Keiner kann sagen, was ersterer sofort in pecunia einbringt, wenn man damit zum Banker oder zu einem wichtigen Kunden geht. Klar ist mir nur, dass der billige, schlecht sitzende Geschäftsanzug und die unpassende Krawatte auffällt – negativ ;-) Kapier ich nicht: Beim Gesicht seines eigenen Unternehmens nimmt das mancher hin.

 Ein mittelständische Unternehmen aus meiner Zweitheimat Mittelfranken hat fast alles: ein klares Profil, Kooperationen, sehr gute Ideen, gute Öffentlichkeitsarbeit, lebendige Sprache, und macht inhaltlich vieles richtig richtig. Gespart wurde aber an Gedanken oder Geld für den geeigneten optischen Auftritt, der für die wirklich gut durchgestalteten, skandinavisch und freundlich wirkenden Möbel in meinen Augen zu bieder ist. Finsteres unnachhaltiges (!) tropisches Mahagoni-Rot passt inhaltlich nicht zu den hellen einheimischen und nachhaltigen Hölzern; Fotos mit fürchterlichem weichem Rand, warum; gelbe Schrift, zweimal "Start" in mieselgrau; auf den ersten Blick hält man das für ein Gastronomieangebot der Sorte "Busse herzlich willkommen". Nun könnte mir einer sagen, ist doch wurscht, wir haben trotzdem Kunden wie nix, und denen isses egal. Aus den ebendort veröffentlichten Umsatz- und Gewinnzahlen könnte man sich jedoch vorsichtig zusammenreimen, dass ihnen ein guter Schwung zahlungskräftiger Neukunden, die Nachhaltiges lieben, durchaus guttun würde. Und wohnbewusste Menschen – wohnst du schon oder suchst du noch? – suchen gezielt weiträumig nach gut aussehenden nachhaltigen Möbeln, immer öfter übers Netz, weil es dieses Angebot nicht an jeder Ecke gibt.

Solche Geschichten und Gesichter vom übersparsamen oder fehlorientierten Mittelstand, dem vernünftiges Internet-Design oder Corporate-Design an sich augenscheinlich wurscht ist, gibt es viele, da kann ich mir den Wolf bloggen ;-), weiß schon.

Bei diesem Unternehmen finde ich es aber besonders schade.

1 Kommentar

  1. Nachhaltig

    Möbelmacher-Websitekritik bei Vroni Gräbel (the missing link) entdeckt

    Beim Technoratiwühlen bin ich auf diesen (möbeltechnisch) schmeichelhaften und (hompagedesignbetreffenden) vernichtenden Beitrag vom Oktober 2005 gestoßen. Dieses mittelständische Unternehmen aus meiner Zweitheimat Mittelfranken hat fast alles: ein kla…

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