Eine Agentur, bei der ich einmal als sehr junger Freelancer
arbeitete, handelte sehr unklug: Sie stellte ihre Rechnung sehr spät
und dann alles auf einmal: die Konzeption, die Logoerstellung, die
Markenanmeldung in zig-fachen Sätzen, farbig, s/w, deutsch, europäisch,
international; dann noch die Broschüre dazu und die
Fahrzeugbeschriftung. Und fertig war die Katastrophe. Der
mittelständische Kunde, der darüber war, sich international
aufzustellen und sicher nicht nur die Werbekosten in Schach halten
musste, fiel in Ohnmacht. Ich hab die saumäßige Stimmung noch sehr
genau in Erinnerung, weil ich als Zeuge geladen wurde, um für meinen
damaligen Free-Agenturchef zu klären, was alles wirklich vom Kunden
damals beauftragt und freigegeben wurde. Leider konnte ich wenig
Aussagen machen: bei relevanten Gesprächen (anscheinend gab es wenig
Schriftliches bei Kunde und Agentur) war ein kleiner Freelancer selten
dabei. Und die Proofbesprechung oder diverse Kundenanrufe, die beim
Freien eingegangen sind, das ist schon sehr dünn als Beweislage.

Unklarheiten über diese langweilig erscheinenden Punkte wie:

genaue Jobdefinition
An- und Teilzahlungen
Zwischensteps
Termine
Zwischentermine
Druckunterlagenschluss
Skonti
Nutzungsrecht
Auflage
Zeit- oder Sprachraum
wieviel Hauskorrektur-Durchläufe (kosten nix)
ab wann ist was eine Autorenkorrektur des Kunden (kostet)

in der ersten Euphorie des Projektbeginns führen nach meiner Erfahrung fast immer zu aufgeblähten Kosten auf Seiten des mittelständischen Auftraggebers und Deckungslücken bei der Agentur. Sie hat ja meist nicht in der Nase gebohrt, sondern Aufwand gehabt. (Diesmal heißt es Aufwand nicht -wind, liebe Trüffeljäger.)

Damit bin ich und mein Mann bis jetzt gut gefahren:

Wir arbeiten ausschließlich mit einem ausgiebigen Re-Brief, dann gibts einen Paketpreis, ich muss als Kreativer keine verhassten Erbsen zählen* und fertig.

* "Erbsen zählen": es gibt tatsächlich Kreative, die rechnen jede einzelne Kopie ab oder kurze Telefonanrufe.