Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: Oktober 2006

Sie nennen es Arbeit

Falls der eine oder andere von den ganzen jungen glücklichen Arbeitslosen, von denen der Friebe und sein Lobo dauernd fabulieren, vielleicht doch noch in einem richtigen Job untergekommt, kann er ja den anderen in seinem Blog erzählen, dass man sich von richtigem Geld richtige Schokolade kaufen kann, ohne auf die monatlichen Care-Pakete von Muttern zu bangen. Falls er dann noch Zeit zum Bloggen hat.

Wie wir arbeiten, wenn wir nicht bloggen.

Die Situation: Marketing muss etwas bezwecken, Design und kreative Texte üben selbstvergessen den schönen Schein. Diese beiden geistigen Abteilungen arbeiten bei vielen Aufträgen in der Wirtschaft oft gegeneinander und kommunizieren nicht richtig zusammen. Doch richtig gute und in sich runde Gestaltung, die etwas zu sagen hat und dem Kunden Kunden bringt, bekommt man nur, wenn von beiden, Auftraggeber und Auftragnehmer, Inhalt als Form und Form als Inhalt verstanden wird. Das ist harte Arbeit, aber wir machen das so.

Das ist das missing link, das vielen Werbemitteln fehlt. Diese sind meist ein beliebiger, nett anzuschauender Kessel Buntes, dessen Geld man aber besser an Hilfsorganisationen seines Vertrauens gespendet hätte.

Damit der Inhalt und das Design der Botschaften auch wirklich Erfolg bringen, ist daher auch des Auftraggebers partnerschaftliche Mitarbeit vonnöten. Wie sieht die aus und warum muss die sein?

Wenn Sie mit einer Agentur oder einem freien Kreativen arbeiten wollen und Kosten für Sie durchaus eine Rolle spielen, sollten Sie eine gewisse Partnerschaftlichkeit statt den etwas einseitigen passiven Bepamperungs-Gedanken beherzigen, der in der Gastronomie und Hotellerie durchaus seine Richtigkeit haben kann. Partnerschaftlichkeit auf beiden Seiten beschleunigt das Arbeiten enorm und hält so die Rechnungen entschieden geringer, oder hilft, kostenpflichtige Nachkalkulationen eines straff gezurrten Pakets zu vermeiden.

Aktive Partnerschaftlichkeit im Geschäftsleben ist zwingend notwendig bei: geistigen Dienstleistungen. In einem Straßencafé mag das anders sein, aber beim gemeinsamen Erarbeiten eines Konzepts gelten komplexere Regeln. Und die hat nicht der Kreative sich ausgedacht, weil er ein Sozialromantiker ist, der "oben und unten" nicht erträgt, sondern weil die Aufgabe an sich das braucht.

Was also tun?

Lesen Sie die Konzeptionen sorgfältig, überlassen Sie dies nicht Mitarbeitern. Bringen Sie sich ein, Ihre Interessen, geben Sie Info, Info, Info. Übernehmen Sie Verantwortung, nicht nur für bunte Bildchen, eine bestimmte Farbe oder *süffige* (hust) Formulierung und nette Grafik, sondern für ehrliche Inhalte, die auf dem Punkt sind. Überlassen Sie diese Verantwortung nicht allein dem geschmäcklerischen Urteil von Freunden, Familie oder Mitarbeitern, die die Gesamtaufgabenstellung nicht sehen oder nur einen Teilzusammenhang kennen. Sie sind der Unternehmer. Je mehr Sie sich einbringen, desto besser und ökonomischer wird das Ergebnis sein. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. 

Nur eine gelebte und eingespielte Partnerschaft bringt Erfolg. Fragen Sie mal meinen Mann.

Afghanistan und eine seltsame Koinzidenz

Politische Geschehnisse hier zu bebloggen sprengt unsere Blogthemen eigentlich. Das mediale Geschehen und die Zusammenhänge aber sind durchaus unser Thema. Wer sagt was wie wann wieso und warum – und warum gerade jetzt ist uns als Kommunikationsheinis handwerklich dermaßen eingebrannt…

Mich wundert, dass kaum jemand der Kommentatoren aus dem Inland eingeht auf das eigenartige Zusammenfallen des Veröffentlichungszeitpunkts der mittel-schändlichen BILD-Fotos und dem offiziellen Vorlegen des Weißbuchs zu Themen der Sicherheitsvorkehrungen, der inneren Sicherheit der BRD von Seiten der Bundeswehr.

Kann es sein, dass die BILD nicht nur ein raffgieriges Boulevard-Blatt ist, welches seine Auflagenhöhe hoch zu halten weiß, sondern auch als eher rechtslastiger Scharfmacher, der gerne die niederen Instinkte anspricht, nichts dagegen hat, dass im Umkehrschluss die innere Sicherheit erhöht werden müsse. BILD lieferte der Bundesregierung die Steilvorlage, die Soldaten endlich aus Afghanistan abzuziehen und die innere Sicherheit zu "verbessern". Zumal die fixe Auslandspresse laut SPIEGEL (dem ich auch schon lange nicht mehr traue, da er die Angela Merkel bei der letzten Kanzlerwahl herbeigeschrieben hat), angeblich weiß: "Jetzt drohen Anschläge in Deutschland" Ja, dann müssma doch richtig die Bundeswehr und so…, im Inneren zur Sicherheit unserer Bürger…, verstärken, … näch? Gefahr im Verzuch! (Die man mutwillig herbeigeschrieben hat?)

Stimmen, die eine steuernde oder mitwissende Verbindung von BILD zu oder von Angela Merkel vermuten, habe ich als selbstverständlich nicht-paranoider Mensch nicht gehört :-). So dumm kann doch ein einzelner, wenn auch machtgeilerbewusster Mensch nicht sein, sein eigenes Land so blosszustellen, nur um die Kosten für Afghanistan einzusparen und im Inneren ein paar Olivangezogene mehr aufstellen zu können. Ihre Verbindungen zu Springer und Burda, den Medien überhaupt (sonst dürften Wahlen kaum zu gewinnen sein) sollten zwar jedem bekannt sein, doch noch zögere ich.

Ablenken tut der pünktlich inszenierte Skandal wenigstens perfekt (die Fotos lagen der BILD-Redaktion sicher bereits länger vor, die Handlungen waren gar aus 2003). Und zwar vor einem brisanten Detail des Weißbuchs der Bundeswehr: Es strebt eine Änderung der Verfassung an.  Auszug aus der Süddeutschen:

"Verfassungsrahmen erweitern

Bundeswehreinsatz im Innern:
Die Streitkräfte sollen künftig zur Abwehr terroristischer Anschläge
eingesetzt werden dürfen. Anschläge werden dazu als schwere
Unglücksfälle definiert, zu deren Bewältigung die Bundeswehr schon nach
heutiger Rechtslage Amtshilfe leisten darf.

"Die Streitkräfte
können zu ihrer Verhinderung bereits dann eingesetzt werden, wenn ein
Schadenseintritt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
unmittelbar bevorsteht", heißt es im Weißbuch.

Ablenkung: Alle regen sich über die Totenschändung auf und man kann geräuschlos etwas viel Brisanteres durchwinken.

Auch Schröder sagte schon, dass ihm die BILD reiche zu regieren. Schön auch, dass gerade jetzt seine Memoiren rauskommen. Nicht kaufen, es stehen wirklich keine Sensationskracher drin, der Kurzauszug der Titanic reicht eigentlich! Gehts lieber für das Geld in das Shakespeare-Stück "Much Ado about Nothing".

Urheberrecht: Depp 2.0!

Es gibt kein Vertun: Hollywood-Anwälte können – wenn sie wollen – Youtube-Usern jetzt an den herbstlichen Gänsekragen, weil Youtube/Guhgl ihre Daten rausgab. Das heißt, wenn die User Filme hochgeladen haben, wo das Warner Broth. Zeichen, Brad Pitt oder Kate Moss drauf sind, gibt es was auf die elenden Mause-Finger. Depp 2.0 sozusagen.

TypePad, unser hochnobler, uns lieber und teuerer Bloghoster (14,95 Öcken per Monat), hat ebenfalls klammheimlich (ohne Information an die zahlenden User) sein Upload-Verfahren geändert. Bilder per Hyperlink zeigt es überhaupt nicht mehr an, auch belastet TypePad seinen eigenen Server nicht mehr mit doppelter Bilddatei (schlau), sondern zeigt im Editor neuerdings lediglich eine Linkzeile an – aber nur, wenn man das Bild auf der eigenen Fest- und Schlachteplatte gespeichert hat.

Das heißt, wenn es Bilder sind, auf denen fremde Urheberrechte liegen, hat jetzt der Festplatten-Speicherer – nicht TypePad – die Schnecke im Salat.

Daher ab jetzt nur nette eigene Salatbilder, sonst ruft Hollywood an (früher war das mal ersehnt…)
Große Kunst (Designerobjekte, pidde würdigen!):

100_0100

Für interessierte Kunsthistoriker:
Das ist war das Schilf vor Ottos Architekturbüro in unserem Hinterhof

100_0102

Eigentlich sah das letzte Objekt vor der künstlerischen Verfremdung so aus:

100_0108

Lieber Wolf, gehe hin und tue desgleichen: nur noch eigene Bülder! Du kannst das, weiß ich doch, dass du als Textmensch den unnachahmlich undesignigen, realpoetischen Blick hast.

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Anfrage auf das Modelrelease bei den Müttern von Monacencis läuft hoffentlich. Die Augenbalken lassen ja die süßen Mittelalter-Krabbler wie Gauner wirken :-)

Bloggismus und Exhibitionismus

Der SPIEGEL weiß mal wieder alles. Und alles besser.

Web 2.0: Privatsphäre sei einfach Mega-out

"Vor einem Millionenpublikum aus dem Nähkästchen zu plaudern, ist zu
einer alltäglichen Erfahrung geworden, der große Bruder zum vertrauten
Freund. Folglich gehört noch der letzte gehegte Gedanke bei Myspace oder im eigenen Blog verlautbart und die peinlichste fotografische und filmische Selbstaufnahme auf Flickr und Youtube hinterlegt."

The missing link legt größten Wert auf die Feststellung, dass wir sogar die Privatsphäre unseres engsten Mitarbeiters, der Betriebskatze Moritz, peinlich wahren. Wir erzählen nicht, wieviel Mäuse sie täglich fängt und warum. Auch plaudern wir nicht aus dem Nähkästchen unserer Kunden. Ich erzähl schon gar nicht, welche Einzelsocken von Wolf ich unterm Bett wieder zusammensammeln musste. Da bleibt euch der Schnabel aber trocken!!!

Auch bei dem, was wir heute gefrühstückt haben, und unsere letzten Gedanken wissen wir selber nicht.
Was wir tun: Wir geben Rat, ironisch, satirisch, ab und an auch normal.  Wir berichten, was wir von manchen eitlen Bloggerwellen halten. Wir erzählen, wie Werbung besser gehen kann. Wir erzählen, wie Werbung nicht geht. Wir berichten, was wir unter Kommunikation verstehen. Z. B. nicht dieses pauschale histrionische Teenager-Geraune und Geflame wie: "Find ich doof", "find ich sch***" oder alles zusammen bei Internetpostings.

A bisserl a Anstand muss sei.

Ihr bayerisch-fränkischer Ehepaarblog the missing link (OK, der Name ist nicht sehr bayerisch, stattgegeben, aber der Inhalt…)

Bloggerszene in Wirklichkeit ohne Einfluss

Der Beweis ist der heutige Bericht der FAZ
Aktuell > Wirtschaft > Hintergründe > Internet > HL: "Bildblog und Spreeblick führen Blog-Rangliste an." Autor: Holger Schmidt

Mit "Hintergründen" hat das jedoch sehr wenig zu tun. Das Tolle ist, dass die Hintergründe gar nicht erwähnt werden. Der Text liest sich komplett wie von einer PR-Agentur durchgestylt und eingereicht. Logisch, Edelman, der Einreicher dieser Rangliste ist ja auch eine PR-Agentur, wie konnte ich zweifeln.

Alles, was wirklich passiert ist, der Aufruhr unter den käuflichen und nicht-käuflichen Bloggern, dass die pure Anzahl von technischen Links noch lange keinen Rang darstellen (man muss sich mal überlegen, wenn das bei Uni-Elite-Rankings Schule macht, allein die schiere Zahl der Professoren oder der Studenten oder Spendings als Messlatte zu nehmen), die Verzerrung der Statistik durch WordPress-Themes, ihre Aufdeckungsarbeit darüber (werbeblogger.de von 16.10 und rebellmarkt.blogger.de) über den PR-Gau so, als wenn sie für die Welt der Leads, der FAZ-Leser, Marketing- und Wirtschaftsleser  nicht existieren würde.

Für mich der schlagende Beweis, dass Blogger von den Standard-Online-Lesern nicht wahrgenommen werden deshalb, weil sie in diesen Standard Plattformen (SPon, Faz, TAZ, ZEIT) nicht SIND.

Sie sind in ihrer eigenen online-Welt mit viel Vernetzung untereinander, aber mit wenig Vernetzung in die mainstream-online-Welt hinüber, und solange sie nicht über den gleichen Zugriff verfügen wie die großen online-mainstream-Blätter, kann man ungerührt – und nicht ungeschüttelt – sogenannte "Hintergründe" über sie verbreiten, die gar keine sind, sondern eher Weggelassenes oder/und einseitige PR für Edelman-Technorati.

Es wird so sein, wie es immer schon war: Wer die größte Medienmacht und Leserzahl hat, wird gehört, der andere geht unter.

In diesem Fall die Blogger (die sich rühmen, die echte wachsende Gegendemokratie zu sein.)
Eigentlich eine echte Watschn gegen sie.

Aber jetzt Schluss mit dem ganzen Edelman-KÄSE.
Unsere Website wurde am Wochenende gehackt (FTP-hacking). Mag sein scriptkiddies, mag sein Leute, die stört, was ich sage.

Ich will es gar nicht genau wissen.

Internet und Credibility


Credi… , was?

Vertrauenswürdigkeit.

Wie vertrauenswürdig können Unternehmen überhaupt sein, und warum hält jeder das Internet für einen Hort des demokratischen Wissensmiteinander und lügt oder faket trotzdem wie gedruckt?

Es hat damit zu tun, dass nur das Gespräch von Angesicht zu
Angesicht einen Hauch(!) Rückschlüsse auf Person, Charakter und
wahrhaftigen Inhalt zulässt.

Rückschlüsse, inwieweit man dem Gesprächspartner im Moment und auch
in Zukunft vertrauen kann. Man sieht ihn, wie er vielleicht unruhig
zwinkert, man hört eine Stimme, die plötzlich abbricht, man riecht ihn
(:), riecht evtl. auch Freude oder Angstschweiß, spürt ihn (lascher
Händedruck?). Kurz man nimmt den ganzen Menschen mit seiner Botschaft
wahr, vorrausgesetzt man ist in der Lage zu sehen, zu hören, zu riechen und
verfügt über eine umfassende intuitive Wahrnehmung der unsichtbaren
Dinge. [Selbst dann kann er einen noch täuschen – wie jeder wohl schon
erfahren hat].

Das Telefon hat nur den Kanal Hören, da fallen viele
Wahrnehmungsmöglichkeiten weg. Immerhin, die Stimme kann sehr viel
verraten.

Das Internet hat fast gar keine simultanen Eindruckskanäle
mehr, hat nur das Auge, die Pixel, die schneller gelöscht oder kopiert
sind, als man husten kann. Emotionale Äußerungen sind schwierig zu
vermitteln. Kann man sehen an Emoticons, die nötig sind, um bei
schlichteren Gemütern mit ironischen Stilmitteln amüsiert verstanden
statt verhöhnt oder verkloppt zu werden.

Daher nur eine Frage des Nachdenkens und eine zwingende Logik: In welchem Medium wird wohl am meisten gelogen und am meisten missverstanden… ? Man spart sich viel Ärger, wenn man einsieht, dass man diesem Medium
nicht allzuviel idealistische Bürde aufpappen darf. Es wird sie von
seiner Natur her nicht halten können. Writers are liars, my dear.

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Für Unternehmen, die im Internet eine Präsenz haben oder eröffnen, für Firmen, die e-commerce betreiben, hat das entscheidende Folgen. Ihre Werbeagenturen müssen ihnen das sagen.

In der Kommunikation:

Wahrhaftig und beweisbar bleiben im Internet, keine Phantasietexte!

Folge Nummer 1 ist, dass man als werbetreibender Kunde nicht glauben darf, durch wunderschönste Texte auf der Präsenz schon automatisch das Vertrauen des Lesers zu bekommen.

Grund a: Das Internet ist vom Gefühlsmäßigen her das flachste Medium, selbst Print kann durch wunderbar haptisches Fedrigoni-Papier und gestochen saubere Typo halbwegs eine gewisse vertrauenschaffende Werthaltigkeit erzeugen – das kann Internet nicht. Das Top-Internet-Akquisewunder kann keine Werbeagentur im Internet leisten, das wäre mehr als das Wunder von Berne.

Grund b: Vertrauen gibt keiner auf Vorschuss, sondern aufgrund gehabter Erfahrungen. Und selbst das muss immer wieder erneuert werden, damit es weiterhin so bleibt; ein einziger Ausrutscher hingegen, und alles ist futsch. Das spricht nicht gegen gute Texte, die müssen sein, aber sie müssen sich auf Erfahrbares konzentrieren und keine leeren Versprechungshülsen abliefern wie "toller Service!", "schnelle Lieferung!" (wie schnell?), "Spitzenideen!", "zielführende Beratung!" Das kann man nicht im Vorfeld schon wissen als Kunde, daher ist es in der internet-werblichen Argumentation unwirksam und daher überflüssig.

Besser ist es, sich im Internet (und auch anderswo) auf Nachprüfbares und Nachvollziehbares zu konzentrieren (z.B. pragmatische Herangehensweisen zu erklären, statt hochgestochene Philosophien zu blubbern) .

In der Einschätzung:

Das anonyme Netz: je bequemer, desto gefährlicher.

Folge Nummer 2 ist, dass im anonymen Netz Absicherung das A & O ist. Wer ohne Firewall-Schutz surft, wer als Unternehmen gehackt wird, der sieht, was passieren kann. Dies ist eigentlich das knallendste Argument gegen Gutgläubigkeit und Glaube an die Allmacht der Schwarmintelligenz. Es gibt keine Schwarmintelligenz beim Menschen, bei ihm das ganz genau andersherum als bei Sardinen :)
Die Erklärung liefere ich gern in einem zukünftigen Beitrag.

Edelman: getürkte Geschichte

Immer wieder das Gleiche mit de Bloggers.
Der Sunblogger sieht es auch so.

Wenn Blogger weniger emotional wären, ihren Idealismus gelegentlich reflektieren würden, könnte kein EdelBlödmann dieser Welt einen Schnitt machen.

Aber leider funktionierte es prächtig.

Ich persönlich glaube keinen Deut daran, dass eine PR(!!)-Agentur wie die Edelmann-Verantwortlichen nicht wussten, dass die Stats von Techno_ratti mit Vorsicht zu genießen sind. Das weiß ja sogar ich, und ich blogge noch nicht lange mit meinen spärlichen Links, aber wusste kaum was von … Edel… mann… who is…

Man hat die Blogger erfolgreich provoziert und hinterher das weiße Tüchlein geschwungen, dass man 100% das Gespräch mit der Crème der Bloggerszene suche. Raffiniert. (Leicht unglaubwürdig leider und damit verräterisch, wie sie in ihrem Video in dem lieblosen bis gruseligen Raum die eingeladenen Blogger präsentiert haben: nämlich schlecht. Beispielsweise Nico Lumma sah man beim Vorstellen gar nicht. Deswegen bin ich überhaupt draufgekommen.)

Wer in seiner – sicher sehr ehrbaren – Geradlinigkeit wie der Don nicht verstehen will und kann, was denn zum Deibel die negative Aufmerksamkeit bringen soll:

Auch sie ist erst einmal Aufmerksamkeit und Energie. Ist sie dann da und geschaffen, kann man sie positiv umkehren, indem man den Gesprächsbereiten, Demütigen spielt. Umgekehrt, zuerst und gleich, positive Awareness schaffen in einer Welt der "No news are good news" ist sooo viel schwerer und dauert verdammt lang. Zu lang in der schnellen Welt des Internet.

Schneller geht’s so, und nix anderes haben die Edelmänner gemacht:
– Erst Provokation
– Aufruhr
– Bekanntheit
– dann das Strategem der leeren Stadt KONG CHENG JI
[= Im Jahr 228 n. Chr. erwartete Zhuge Liang, Heerführer des Königreichs Shu, mit nur 2.500 Mann in der Stadt Xicheng den Anmarsch von Sima Yi, den Feldherr des Reiches Wei mit 250.000 Mann. Er ließ seine Soldaten abziehen und die Tore der Stadt weit öffnen. Von den Mauern aus ließ er den Gegner wissen, er "habe keinen Hinterhalt gelegt und verfüge auch über keine Soldaten". Sima Yi kannte ZhugeLiang als listenreichen Gegner. Eine vernichtende Niederlage fürchtend ordnete er den Rückzug an.

Übersetzung: Offenheit im Moment der Schwäche – häufig erfolgreich und entwaffnend. Fehler eingestehen und dafür Verantwortung übernehmen kann entwaffnend wirken.Dem anderen Zeit lassen, sich zu beschweren und negativen Gefühlen freien Lauf zu lassen.]

Zusätzlich kommen damit ganz subtil weitere Strategeme zum Zug, die man auch gleich nutzen kann:

SHENG DONG JI XI.  = 6. Im Osten lärmen, im Westen angreifen

DA CAO JING SHE  = 13. Auf das Gras schlagen, um die Schlangen aufzuscheuchen

[= Kleiner Angriff , um die Stärke des Gegners zu ergründen oder diesen in eine günstige Stellung für die eigentliche Schlacht zu bringen.]

Übersetzung: Stakeholder-Motivationen werden oft durch kleine Provokationen erkennbar, die sie aus einer Haltung des Nichtstuns herausholen. Überhaupt können kleine, unerwartete Aktionen oft zu überraschenden Ergebnissen führen.]

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Das ist alles sehr wahr.
Unwahr ist, dass ich auch nur einen Deut so Typen wie die Edelmänner leiden kann.

Diese unberechenbaren Netzgebraucher!

Sie verweigern Cookies.
52,6 Prozent der Internet-User schalten am Browser die Third Party Cookies (das sind die des Onlinevermarkters, nicht die der jeweiligen Ursprungs-Website) einfach aus.

Das hat gestern hochaktuell der Online-Vermarkter Ad Tiger, ein kleiner Vermarkter für kleine und mittlere Webseiten rausgefunden. Dadurch gehen – Zitat – mehr als die Hälfte aller Transaktionen verloren, die nach 24 Stunden
nach dem Klick auf ein Werbemittel eintreffen und somit nicht mehr via
IP-Tracking abgefangen werden können.

Besonders betroffen sei der Affiliate-Bereich, in dem das
Cookie-Tracking wegen der provisionsabhängigen Abrechnung unerlässlich
sei.

Wie ich Technik und Programmierungskunst einschätze, wird bereits fieberhaft an etwas gearbeitet, das unterbrechungsfreies Tracking in Zukunft trotzdem möglich machen wird Biggrin_14.

 

Wie man garantiert nicht pitcht

Eine vorbildhafte Eseley. Moritat mit 30 Beteiligten.

Es war einmal: Ein Auftraggeber aus dem öffentlich-touristischen Bereich, dessen Name ich jetzt nicht nenne (vielleicht später mal) lud im Juli/August dieses Jahres ein zum Pitch.

Das Briefing: nicht vorhanden bis kläglich unprofessionell.

Das erste Anschreiben: herb unklar (es wurde dann ein zweites verfasst)

Die Aufgabe: Marketing UND Corporate-Design (id est: man brauchte ein Lögelchen)

Der Pitchtermin: Von Anfang an zu knapp (in 14 Tagen, aber hallo!), das veränderte Anschreiben, das 4 Tage später eintrudelte, blieb bei dem anfänglichen Schlusstermin. Wie sinnvoll.

Terminsituation: es wirkte alles sehr sehr eilig.

Bezahlung/Pitchhonorar: keine. Agenturen flogen raus, die das erwähnten. Stronzi!

Wie ich zu dieser Info kam:
Eine befreundete Webdesignerin wurde dazu eingeladen und bat mich um Marketingunterstützung. Bekam sie.

Ich warnte sie aber dennoch freundlichst, da mitzumachen und von diesen 0 Cent-Summen-Spielen die Pfoten zu lassen, zudem halte ich nicht viel von vielköpfigen Gremien (Ogilvy rang the bell): Der Auftraggeber war ein vielköpfiges Gremium. Mit KMU (Marketing-Ausschuss, mit Leuten, die “Marketing” kaum buchstabieren konnten) und Politikern aus der Region bestückt. Bis zum Stotter-Stoiber rauf net, aber bis auf Landratsebene.

Präsentation:
1 Agentur (Event-Agentur, notabene; oder besser: unverständlicherweise) lieferte gar nicht, stellte sich nur stotternd hin und vor (2 männliche Jung-Pappnasen)
1 mittelgroße Agentur aus der Region lieferte über 60 Minuten lang PR-Strategie (war nicht angefragt), und sagte aber auch nicht klar, warum (Das wär’s gewesen: einen Ausreißer liefern und sauber begründen: gewonnen! Denn die zu bewerbende Region hat(te) gute PR bitter nötig statt der derzeit stümperhaften Öffentlichkeitsarbeit).

Keine der vorgeladenen Agenturen (außer der befreundeten) sagte, warum der vom Auftraggeber gewünschte Claim sinnlos ist, da schon bei der Konkurrenz vorhanden.

Allerdings auch kein Wunder, liebe Freunde von der Werbefront: Für einen Pitch, der nix kosten darf, sollte man sich bei der Markt- und Umfeldrecherche auch nicht zu sehr anstrengen, da unwirtschaftlich :)

Oder andersrum gesagt: Wat nix kost, dat is auch nix.
(Bis auf meine befreundete Agentur, die hat sich echt angestrengt.)

Das Ding ging weiter: Man beschied freundlich, dass die befreundete Agentur in die 2. Runde käme.

Hä, 2. Runde? Nochmal? Und warum?

Es war nie die Rede davon, dass man das Gleiche nochmal vor einem komplett anderen Gremium präsentieren soll (mangelnde Transparenz = grober Fehler Nr. 2 des Auftraggebers, wo ich heute noch nicht weiß, war das jetzt eine superlinke Frechheit, oder platte Unprofessionalität, aber grübeln half nix.)

Reaktion: Ooookeeey, man hat schon so viel Schweiß reingesteckt, da schmeißt jeder  – auch die befreundete Agentur am Rande des Städteles doch gern schlechtem noch gutes Geld hinterher. Konnte ich zu 70% sogar verstehen… wer bis hierher kam… der gab nicht mehr auf…

Der Knaller:
Die vortragende befreundete Agentur wurde mitten im Vortrag von Leads des 2. Gremiums übelst angegriffen, weil sie aus einem stellenweise kritischen Vermarktungskonzept der Region zitierte, welches mit Steuergeldern finanziert (Uni Bayreuth) und mit dem Namen des in dem Präsentionsvortrag sich in der Versammlung merkwürdig hochnotaggressiv aufführenden Landrat bestückt war. (Vermutlich wurden die Handouts aus der ersten Präsentation dem 2. Gremium, bestehend aus Landräten und Bürgermeistern) ausgehändigt, da konnten sie sich sauber darauf einschießen. Über das Logo sprach…  keiner.

Es kam, wie es kommen musste:
Selbstverständlich wurde das Konzept der befreundeten Agentur abgelehnt. Eine andere Agentur, die null Marketing-Analyse anbot, dafür ein grob unverständliches Logo mit einem schwarzen Steinhaufen plus dem unbrauchbaren Claim, wurde genommen.

Die Lehre daraus:
Mache kein fundiertes Marketing.
Schlage auch keine bitter-nötige PR-Strategie vor.

Der Kunde will das alles nicht wissen. Er will bunte Bildchen.
Und wenn er die nicht schmerzlos kriegt, weil mit unbequemen Marketing-Analysen verbunden (die er zwar anforderte, weil… Marketing, des schicke Butzwort, socht mer heutzutoch halt so), nimmt er zur Not und als Ausweg auch unbunte Bildchen. Hauptsach’ verschwommene Bildchen, Hauptsach’ harmlos, Hauptsach’ es fällt nicht auf. Wo wir beim wichtigsten Wunsch von KMU über Werbung wären:

Lieber einen schwarzen Steinhaufen (plus unglaublichem Claim, den es bei der Konkurrenz schon gibt.)

Designer, lass dir das gesagt sein und krieche weiter im Staub: Erfolg hat nur der, der so unklar bleibt wie sein Kunde (Regel Nr. 1: birds if the same feather!). Vor allem, wenn er gar nix dafür gekriegt hat, die Lusche.

Der Auftraggeber in Form einer hilflos agierenden Geschäftsführerin, vor deren Professionalität ich mich verneige Biggrin_13 und alle anderen üblichen Verdächtigen: wenn sie nicht vor Scham gestorben oder gefeuert sind, so leben sie noch heute…

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Heute, 3 Monate später:
Das neue Logo gibt es immer noch nicht im Auftritt, weder auf der immer noch unglaublich schlecht gemachten Website, noch anderswo in Print. Das Event, auf dem es Mitte September hätte vorgestellt werden müssen, gab es auch nicht.

Dafür war aber die Präsentation sauknapp und verdammt dringend, wie?
Danke, lieber Auftraggeber, aber verarschen können sich Werbeagenturen in Zukunft besser alleine mit sich selbst – und viel lustiger.
Da professionell gelernt.

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Besser ist das: Pitch-Guide.
Wie man pitchen lässt, Handlungsempfehlungen für Werbetreibende und Agenturen.
Eat it.

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