Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Heldinnen der Servicewüste: Oma

Update zu Knoblauchwodka:

"Ich verwarne Ihnen!"

"Ich danke Sie."

Willi "Ente" Lippens

Loben will ich gutes Essen – was ich auch jedem raten will, der mit einer Designerin verheiratet ist, die sich als Gourmet versteht. Gutes Essen besteht aus einer überschaubaren Anzahl von Zutaten, kann auswendig zubereitet und mit dem Blick auf einen Bildschirm gerichtet verzehrt werden.

Da kann man selbst drauf kommen, im gleichen Sinne aber äußern sich Platt/Keune/Brösel in ihrem Kochbuch für Stümper, Band 1 schon 1990 und verraten neben einer Fülle von wenigstens phonetisch verlockenden Rezepten das für Ente "Lippens". Sie mögen es auf Seite 118 ebendort nachlesen. Grob gesagt läuft es auf eine Entenbrust hinaus, die extrem saftig wird, indem sie sehr langsam in Alufolie eingewickelt gart.

Insidertipp: Das Livio-Öl aus der Zutatenliste brauchen Sie nicht. Bei uns steht der Kanister bis heute so undurchsichtig rum. Was Sie doch brauchen: die 2 EL Rübenkraut.

Hätten Sie gewusst, was Rübenkraut ist?

Und waren Sie schon mal in einem Supermarkt auf Beratung angewiesen?

Im ersten, dessen Kettenzugehörigkeit ich taktvoll verschweige, räumte der Filialleiter persönlich Regale ein. Franchise goes Familienbetrieb, eigentlich sollte man das begrüßen.

"Entschuldigung."

Grunz.

"Wissen Sie, was Rübenkraut ist, und haben Sie sowas?"

"Wenn Sie von irgend so einem Spaßradio sind, hab ich wirklich was anderes zu tun" – sagte er natürlich nicht. Nicht wörtlich.

Im zweiten Laden standen zwei sehr hübsche (weibliche) Auszubildende mit offensichtlichem Migrationshintergrund und schwarzen Umrandungen um den violetten Lippenstift bei den Tampons und argwöhnten, dass gleich eine von ihnen an die Kasse musste. Zur Show kaufte ich irgendwelche Nudeln.

Dritter Laden. Eine resolute Blonde räumt Regale ein.

"Grüß Gott. Wissen Sie, was Rübenkraut ist, und haben Sie sowas?"

"Ein was??" Sie mustert mich, ob ich von Spaßradio bin und ob sie in so einem Fall den Filialleiter verständigen muss.

"Rübenkraut. Brauch ich für ein Rezept. Keine Ahnung, was das ist, das steht da einfach drin. Haben Sie eine Ahnung, ob das ein Gemüse ist und ob das die Beilage sein könnte oder irgendsowas wie Kurkuma oder zum Einreiben?"

"Was muss man denn damit machen?"

"Man muss es in der Pfanne zerschmelzen lassen und den Bratensaft abschaben, und dosieren soll ich es in Esslöffeln. Zwei Esslöffel brauch ich.

Sie verzieht spontan das Gesicht. "Das Rezept haben Sie nicht dabei?"

Was denn nicht noch.

"Da kann ich Ihnen auch nicht helfen." Immerhin heuchelt sie ihr Bedauern recht glaubwürdig.

Vierter Laden. Eine Oma, die es nicht mal mehr nötig hat, sich die Haare kassiererinnenrot zu färben, räumt Regale ein.

"Grüß Gott. Wissen Sie, was Rübenkraut ist, und haben Sie sowas?"

Versonnen lässt sie von ihrer Arbeit ab und reibt sich das Kinn.

"Im Krieg hat’s das gegeben…"

O je, denke ich und freunde mich damit an, mit diesem Rübenkraut zu verfahren wie mit dem Livio-Öl.

Da fasst sie in das Regal hinter sich, ganz unten, und drückt mir eine Dose Grafschafter Goldsaft in die Hand.

"Das ist ein Sirup, wird aus Zuckerrüben gemacht, das schmieren Sie sich aufs Brot oder nehmen’s zum Eindicken von der Suppe und von der Soße. Schmeckt gut, besser als das Nutella!"

Steht heutzutage wieder bei der Biomarmelade. Dafür ist das Kochbuch vergriffen.

Das vollständige Rezept erhalten Sie bei Interesse bei the missing link.

1 Kommentar

  1. vroni

    Möchte betonen, dass ich hochwertige Gerichte nicht vor dem Rechner ess. Darunter wird das Design auf dem Teller leiden :-(

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