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Aufwachen: Das Ende des rein technischen Webdesigns.

Dieser Markt ist endgültig kaputt.

Es wird immer wilder mit dem wilden Osten und den Niedrigpreisen. Seit Jahren gibt es billige Programmierer, Webdesigner aus RU und Rumänien. Das ist bekannt.

Neu hingegen ist das:

 

[…]

Als Agentur brauchen Sie sich auch keine Sorgen darüber machen, dass Ihr
Kunde etwas von Ihrem Outsourcing mitbekommt. Wir werden Ihre Kunden
niemals kontaktieren oder als Referenz benutzen. Niemand außer Ihnen
wird wissen, wer den Auftrag ausführt.”

[…]

Problem war oft nur noch die Sprache, weil die englisch kommunizieren (mussten). Das hat der hier erkannt. Englisch, das läuft nur bei Auftrag gebenden Betrieben, die größer sind, logisch. Der Handwerker, Automeister oder E-Shopanbieter  von Weihnachtskerzen kriegt das nicht alleine hin: Sein eigenes Englisch ist meist schlecht und schon gar nicht Business- und verhandlungssicher. Das Englisch ist schlecht und unsicher, Russisch und rumänisch verstehen Auftraggeber aus Resteuropa eher nicht, außer sie waren Bürger der Ex-DDR (da dort Russisch ein Schulfach gewesen, bei Rumänisch weiß ich das nicht so genau.)

Man probiert jetzt mit solchen Angeboten den Dammbruch auf Deutsch für KMUs gen Osten und Asien als Vermittler/Händler/Einkäufer. Wohl um die kleineren Firmen in D zu kriegen, die es mit Englisch als Auftrags- und Pflichtenheftsprache nicht so haben, sprich die kleinen und mittleren KMUs und kleinen Krauterer. Und Agenturen, die vorsichtig gesagt, sehr “preisbewusste” Kunden haben.

Daher bin ich immer mehr der Meinung, man kann nur dann auf dem deutschen Markt als originärer Web- und Design-Anbieter überleben, wenn man ein eigenständiges, europäisch nicht austauschbares Angebot hat. Und will das auf dem Blog so mitgeben, ohne dass man mir als negative Kassandra den Kopf abreißt :-)

In 5 Jahren sind die rein technischen Preise so am Boden, dass KEINER hier mehr davon leben kann, der rein technisch orientiertes Webdesign betreibt.

Die Zukunft, in der man als Dienstleister leben und überleben kann, wird immer mehr in Richtung Planung und Konzeption sein, denn in Richtung reine technische Ausführung. Denn geistige Planungsarbeit kann keine Maschine ausführen und keine billigen (sicher oft echt gute, keine Frage, zumindest nicht wesentlich schlechtere) technischen Freelancer aus dem Ausland.  Die reine technische Ausführung ist preislich in D tot. Nicht neu.

Das Novum aber: Jetzt auch für rein deutschsprachige KMU-Auftraggeber. Fazit: Wer sich als technisch orientierter Programmierer, Coder, Design-Anbieter eh schon mit Wünschen nach der 50 € Website und nach der 500 € Datenbank  herumschlagen muss, muss wissen, dass das immer noch nicht das Ende des Bodens wird. Es geht noch tiefer: Die eh schon sparsamen, für Technik gut ansprechbaren, aber für richtige Kommunikation häufig schlecht ansprechbaren deutschen KMUs (diese überlasse ich schon länger dem Wettbewerb ) werden – technisch genauso gut – aber von Mittlern noch billiger bedient. Ein deutscher Webdesigner, der jetzt schon kämpft, halbwegs bezahlt zu werden, kann einpacken.

Cave: Demnächst wird es Epigonen dieser oben verlinkten “Geschäftsidee” geben, oder gibt es schon, die eine trotz der Billigpreise eine für sie lukrative Geschäftsidee/Provision darin sehen, indische, pakistanische und indonesische Programmierer, Coder, Webdesigner (die sind genauso gut wie unsere, Obacht) an deutsche KMUs zu vermitteln. Und diesen KMUs den Pflichtenheftkram, von dem kleine KMUs technisch wenig und sprachlich gar nichts verstehen, hin und her zu übersetzen. Das geht nur, indem man Inder und Indonesier im Preis noch mehr drückt, damit etwas für den Vermittler rausspringt, logisch. So weit so nicht gut.

Gute Planung und guter Kontent wird dann bei solchen Angeboten wohl endgültig auf der Strecke bleiben, es zählt nur der Preis, weil es austauschbare Angebote sind. Dabei ist Planung, Kommunikationsstrategie und Kontent für den wahren Erfolg einer Website oder einer Broschüre oder Anzeige wichtiger als Technik, Coding und geschmäcklerisches Design zusammen. Eat it. Und sogar wichtiger als SEO. (Pageranking ist eh überschätzt.).

Ich habe meinem Nachwuchs immer gepredigt: “Mach etwas Berufliches, was keine Maschine je ersetzen kann.” Maschinen können keine Kommunikationsstrategie, sie können keine witzigen Ideen bauen, sie können keine Innovationen, und sie sind vollkommen unfähig, selbstständig zu denken.

Meine Tochter ist mittlerweile in der Forschung tätig. Sie hat verstanden.

Wir selber sind im Bereich Kommunikation tätig. Webseiten oder Datenbankgeschichten oder Broschüren oder Hefte werden erst, nachdem ein vernünftiger Kommunikationsfaden von uns entwickelt wurde, ausgeführt. Nicht unbedingt von uns (nur das, was wir mögen und können), aber immer nach unserer erfahrenen Regie.

Wer uns einkauft, kauft Denker ein, keine Maschinen. Das klingt verdammt überheblich, ist aber so.

Und Klartext zu dem oben verlinkten Angebot: Wir als kleine Agentur am Rande der Isar werden nicht mit so etwas arbeiten.

Wir selber sind schon die Mittler (für rein technische Ausführungen haben wir Coder, natürlich auch Illustratoren etc.) und bedienen uns nicht zweiter Hand durch Billigpreis-Mittlermittler. Selbst wenn dieser Anbieter es technisch halbwegs ordentlich hinkriegt: es ist uns einfach zu kompliziert, über 3 Ecken zu arbeiten. Wir lieben den direkten Austausch mit den technischen Menschen – das hat seinen Grund über die Problematik der stillen Post hinaus und direkter Austausch ist der wahre Garant für stimmige Ausführung – und dabei bleibt es.

Oder bin ich scharf auf einen Herzklabaster.

 

 

4 Kommentare

  1. Christian

    Ich kann ja vor Begeisterung gar nicht schnell genug hoch und runterhüpfen! Das ist mein Mantra, mein Gebet, meine Litanei. Ob Süden oder Norden, wir predigen Gleiches :)
    Ich fühl mich ja sowas von verstanden. Wie kuschelig!

  2. Vroni

    Ähm, das ist leider grad mal kein sehr kuscheliges Thema, sondern ein recht stacheliges. Aber wenn’s dem Herrn Fakir gefällt, darf er ausgiebig Platz nehmen :-)

  3. Andreas

    Automatisierung (Ersetzbarkeit durch Maschinen) hin oder her: Es wird immer jemanden geben, der eine Sache oder Dienstleistung billiger anbieten wird.
    Besonders stark ist das in Marktbereichen mit niedrigen Einstiegshürden, in denen sich unzählige Anbieter tummeln, die versuchen sich über den Preis zu differenzieren.
    Ich habe mir vor längerem schon abgewöhnt, über billigere Konkurrenz zu schimpfen, da es mir ausser kurzfristigem “Dampf ablassen” nichts bringt.

  4. Vroni

    Über billigere “Konkurrenz” zu schimpfen bringt in der Tat nichts.
    Zumal sie keine echte “Konkurrenz” sind: Zumindest ich überlasse sie gerne dem Wettbewerb (den anderen, die meinen, sie müssen sich gemeinsam mit ihnen über den reinen Preis positionieren).
    Was zur logischen Folge hat, dass der Billig-Auftraggeber zusammen mit seinem Billig-Dienstleister die gemeinsame Sache (den Sinn und Zweck des Auftrags) dermaßen auf Null Sinn runterfährt, dass sie gemeinsam untergehen. Der eine, weil er bei dem Niedrigpreis nicht ´mehr das liefern kann, was er wollte, könnte oder sollte, der andere, weil er zu seinen freiwillig gezahlten Preisen einfach nichts Ordentliches mehr bekommen KANN außer babylonische Verhältnisse, in denen die Kommunikation über den Sinn/das übergeordnete Ziel des Programmierauftrags irgendwo auf der Strecke bleibt (= 100 % hinausgeschmissenes Geld statt gespart). Nicht heute, auch nicht gleich in der nächsten Woche, aber durchaus mittel- und langfristig putzen sie sich selber in gemeinsamer Tateinheit weg.
    Mein Artikel war nicht gemeint als “Schimpfen”, Ärgerabfuhr und es dann wieder gut sein lassen (und gemütlich weitermachen wie bisher), im Gegenteil: sondern als ernstgemeinte Aufforderung an fachlich gute Dienstleister, sie sich im beschriebenen Dilemma fühlen (und da kenne ich einige), über ein aussagefähiges, eindeutiges eigenes Profil nachzudenken.
    The missing link hat eines, unser Problem ist das nicht. Das einzige, was uns kirre macht, ist der Unverstand bei Netzwerkkollegen und auch Kunden, den überklaren Sinn einer sauberen Positionierung nicht zu kapieren, die sie locker ein Stück weit aus dem reinem Preiskampf nach unten rausholen würde.
    Es ist also eher eine Mahnung und ein Kopfschütteln über an sich gute Leute, denn ein Schimpfen über die Situation oder ein Schimpfen über (nicht gute) Billigheimer. Die wird es immer geben, sie werden sich von alleine erledigen, braucht man nichts tun. Bösartig gesagt, ist es sogar besser, man lässt sie. Das nennt man Marktbereinigung.
    Mir ist nur schad’ um fachlich wirklich gute Leute, die ein Minimum an Strategie und Eigenmarketing ums Verecken nicht begreifen wollen. Ich meine damit auch ganz bestimmte. Eine/n habe ich schon aufgerüttelt :-) Der/die macht jetzt, um aus dem selber verzapften, elendigen Preiskampfbauchladen raus zu kommen.

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