Waren tieferer Sinn und höhere Aufgabe von Weblogs nicht immer das Herumzeigen von Katzenbildern und das Bearbeiten von Stöckchen? Gut, Moritz hat gerade einen Bad Pelz Day, nehmen wir also das meiner Beobachtung erste Stöckchen in der kurzen Geschichte des Bloggens, das sich die Leute reihenweise von selber klauen — sogar welche, die sich Stöckchen ansonsten höflich verbitten (wir zum Beispiel).

Es geht so: Man baut sich ein CD-Cover.

Name der Band ist der erste Zufallsartikel der englischen Wikipedia.

Name der CD sind die letzten vier Wörter des letzten Zufallszitats auf der Quotation Page.

Cover-Illustration ist das dritte “interessante” Bild auf Flickr.

Bildbearbeitung ist erlaubt, schummeln nicht. Also nix da von wegen Zufallsartikel, -zitate und -bilder generieren, bis endlich was Gescheites rauskommt.

Bis jetzt hab ich kein Ergebnis gesehen, das nicht von seiner eigenen Schönheit und vor allem einer frappierenden Glaubwürdigkeit wäre. Besuchet diesbezüglich auch — alphabetisch —: Anke-Art, Aoife, Deine Tapete, Dennis, Herrn Schmidt, die Hochhaushex, Planet 9, Sven K. und die Wortteufelin. Nur so zum Beispiel. Sie ergoogeln mit Leichtigkeit viel mehr, und alle machen Spaß.

Bei mir war der Zufallsartikel Alfred M. Waldron, der Zitatausriss von Shakespeare und das Bild It was like this in a dream von Officially a Mom, und das sieht dann so aus:

Alfred M. Waldron: Less Than Thou Knowest würde ich sofort kaufen. Eindeutig independent, also melancholisch melodiöses Klampfengeschrammel, durch raue Coolness gebrochene Schnulzen, Balladen über Albträume, durchsetzt mit dem einen oder anderen Schreianfall, die Bassistin bringt durch feenhafte Backing Vocals ein Fantasy-Element rein. Reservieren Sie sich Ihr Exemplar jetzt und Sie erhalten es pünktlich zum Erscheinungstermin.

Klasse, oder? Und jetzt kommen wieder die Obergestaltungsexperten und Billigheimer und sagen: Jaaaaa, das is ja ganz einfach. Drei Zufälle aus drei öffentlich zugänglichen Gratiswebseiten, und schon haben wir ein marktfähiges Produkt. CorelDraw hab ich gesaugt, kann ich auch, geht in fünf Minuten.

Ja, können Sie auch. Und das Ergebnis sieht aus wie ein marktfähiges Produkt. Der Trick ist aber: Das funktioniert nur — Obacht —: rückwirkend. Mit diesem zugegeben sehr netten Spielchen bauen Sie ein Werbemittel, von mir aus auch das Design, für ein Produkt, das Sie nachträglich erschaffen müssten. Knipsen Sie also das geldgeile Leuchten in Ihren Äuglein wieder aus, gründen Sie erst mal die Kapelle dazu. Und wenn Sie ein paar Gitarrengriffe gelernt haben, geht’s weiter mit einem CD-Booklet nicht unter acht Seiten, und zwar im gleichen Look & Feel, Konzertflyern (doppelseitig bitte) und dem Anbohren von Vertriebskanälen über den WOM, die wichtigsten Konzertveranstalter und die derzeit angesagten Underground-Plattenläden, und zwar mindestens europaweit.

Na, noch Lust?