Update zu Das schreiben die anderen: Was ist virales Marketing?:

Erinnert sich jemand an virales Marketing? Das war vor zwei, drei Jahren so lange das nächste große Ding, bis die ersten "Guerilla-Marketer" erklären mussten, wodurch sich Marketing eigentlich genau von Spam unterscheiden sollte. the missing link, Ihre Münchner Lieblingsagentur für tragendes Design, berichtete, was Hamlet Hamster berichtete; der in jedem Wortsinne erschöpfende Artikel wird immer noch empfohlen.

Eins der gelungeneren Beispiele für virale Werbespots — insofern, dass man ihn gerne weitererzählen mochte, ohne sich daür a) so heimlich wie möglich bezahlen zu lassen und b) die nächsten drei Monate schämen zu gehen — war ein schwäbisch synchronisierter Ausschnitt aus Kampfstern Galactica: lustig, lehrreich, den komplizierten, definitionsfernen Kriterien der Coolness gehorchend, technisch etwas hausbacken, aber gerade deshalb einwandfrei gemacht, einfach klasse.

Sicht- und hörbar aus der gleichen Werkstatt stammt ein ganzes Set von suebisierten Filmausschnitten, diesmal aus den Beständen Bollywoods und als bezahlte Auftragsarbeit. Die Copyrights sind bislang ungeklärt, wir verlinken deshalb nur die ganze Sammlung pauschal beim Youtuber Reutlingencast. Sechs Videos à etwas über eine Minute, das ist gut angelegte Guckzeit.

Warum wir darauf hinweisen? Um zu zeigen: Die besten Beispiele fallen gerade mal noch so auf, die Qualität sinkt nur dann wahrnehmbar, wenn man sie begründen muss. Die Vorfreude auf den nächsten Satz, der nach diesem Halberfolg unweigerlich kommen wird, hat mehr mit Wehmut als Freude zu tun.

Dieser Tage waren The Cure in München, eine der besten Kapellen für gepflegten Weltschmerz. Seit dreißig Jahren gibt’s die schon, das glauben die fast selber nicht. Nach dem Münchner Konzert wurden ein paar O-Töne für Bayern 2 Radio zusammeninterviewt. Einer der Gäste bezeichnete sich als "Cure-Fan der dritten Generation" und erzählte, wie er zu seiner Lieblingsband kam:

Damals in der elften Klasse war auf seiner Schulbank so ein komisches Logo mit Edding gemalt, die Musik dazu kannte er noch nicht. Aber auf diese Optik hin hat er sich auch für den akustischen Eindruck interessiert. Seine erste Cure-Platte war dann Staring at the Sea, und er war sofort hin und weg und seitdem an The Cure verloren.

Das ist virales Marketing! Und die Guerillas im Marketingnebel dürfen mir jetzt gern erklären, wie man auf derart spitze Zielgruppen hin planen soll.

Werbung: Viralmann und Reutlingencast.