“Es ist ein Irrglaube, dass es bei Design um Grafik geht.” (HD Schellnack)

Style über alles Aussage/Bedeutung wurschtegal.

Genau das gilt es anzugehen. Stimmt 100%ig als der Kern des Problems der ganzen Diskussionen um diese Branche und um Crowdsourcing.

Auch Designer erliegen nicht zu knapp dieser Religion der Oberfläche.
Daher ist es müßig, nur Kunden (hier die SPD) oder nur die Plattformbetreiber (die Gärtnerböcke)  wegen des missglückten ausgewählten Runen-Logos “missionieren” zu wollen. Der Feind sitzt doch längst in der eigenen Reihe (ich bin schon lange kein Verteidiger der eigenen Zunft mehr, merkt man das nicht?).

Wann wird endlich Klartext gesprochen?
Die Blogs sind voll, aber ich sehe nur, dass Debatten über Crowdsourcing beiderseits von Eifersucht auf das entweder jeweils “moralisch bessere” oder “cleverere” Geschäftsmodell getrieben sind und nicht darüber, was eigentlich wirklich passiert.

Dieser Irrglaube ist das häufigste Problem, das ich mit manchem Kunden habe. Wobei ich feststelle, dass je kleiner (ungebildeter? werfe ich mal arrogant in den Raum) der Kunde, desto mehr Irrglaube. Welcher nicht einmal durch Geduld, freundliche und gutmütige Aufklärung zu beheben ist, sondern erstaunlicherweise auf geharnischten Widerstand trifft. Mit dem erbitterten Vorwurf, mit “unnützen” inhaltlichen statt Oberflächen-Behandlungen nur künstlich den Preis rauf treiben zu wollen, hatte ich sehr oft zu kämpfen. In 10 % führte das zu Abbruch der Geschäftsbeziehung von meiner Seite aus – es herrscht Vertragsfreiheit, mei – und der Rest war ein Hin- und Hergeziehe, ein immer wieder Päppeln und Anspornen, dass ich vom Gedanken daran bereits erschöpft bin. Daher verdränge ich diese Art unguter “Design-Prozesse” lieber.

Ich mag nicht daran denken, was noch kommt, die Zeiten werden jedenfalls nicht besser. Und mancher liebe Standeskollege nutzt jeden Strohhalm, ins Geschäft zu kommen. Und schon ist man wegen 3 Mark fuffzig draußen, da zu “teuer” und zu “anstrengend”.

Man kann jetzt hergehen und sagen, ist doch prima, gut für den, der wirklich durchdachtes Design (Semiotik, Inhalt, gute Geschichten/Typografie auf dem Punkt und weiß der Geier) statt hübsche Oberflächengrütze abliefert. Diese andere oberflächlichere Klientel, Kunde mitsamt grafischer Mitbewerber, verdient es, gemeinsam miteinander unterzugehen, denn ihre Arbeit ist hübsch aber schlecht. Unternehmen, die ihr Design auf Oberfläche abstellen, werden schlechtere Chancen auf dem Markt haben, bla, Grafiker, die ihre Haut hübsch und billig verkaufen, werden auch immer nur herumkrebsen, bla.

Aber stimmt diese schöne (da tröstliche) Markttheorie auch? Noch sehe ich das nicht. Ich sehe, dass sich Schrottwerbung und Design-Glump (bairisch für Schrott) ganz gut verkauft und kein Unternehmen deswegen pleite gegangen ist.

Man sollte diese Markttheorie überprüfen. Kann sein, dass wenn alle auf der Religion Style sind, dass sich die Markt-Parameter längst verschoben haben.
Ich sage bewusst Religion, da mich das Wort Irrglaube dazu inspiriert hat. Und wer gegen Reilgion ankämpfen will, der tut gut daran zu wissen, dass er Thesen an Kirchtüren nageln muss, dass er exkommuniziert wird und sich auf Kreuzigungen gefasst machen muss. Amen.