Seit Youtube praktisch untersagt und wirkungsvoll unterbunden hat, dass Musik abgerufen werden kann, wird wieder klar, was das Demokratische am Internet sein soll: Jedem das Seine heißt eben nicht: Jedem das Gleiche.

In deinem Land ist auch nicht alles verfügbar.

In “meinem” Land (na gut, anteilig schon, bei Google und seinen angeschlossenen Anstalten kennen sie bestimmt meinen Steuersatz) ist eben das Copyright für die ganzen Musikvideos nicht frei, die ich bis vor etwa vorgestern bookmarken, angucken und auf volle Lautstärke hören konnte. Ist ja auch korrekt so, der Umgang mit Rechten an abstrakten Erzeugnissen ist ein großes Thema, gerade in meinem Gewerbe.

Und dann muss doch wieder mit Mythen aufgeräumt werden wie: “Das Urheberrecht ist dasselbe wie das Copyright“.

Ein Mythos ist das? Noch einmal: Na gut. Ich hab auch lange gedacht, der Hirsch sei der Vater, das Reh die Mutter und das Bambi beider Kind. Youtube tut, was es kann, und hat schon mal angefangen, Disney-Filme zuzusperren. Keine Ahnung, ob sie denn noch in jemandes anderen Land verfügbar sind, vielleicht will Disney einfach nur ein paar Backups schaffen, die nicht seinen eigenen Server vollstellen. Oder bei Youtube wird das Salär schmaler und die Arbeitszeit länger, wie man das so kennt, und die für alles verantwortlichen Praktikanten wollen ein paar Kindheitserinnerungen konservieren. Als Nutzer, der nicht mal für die Werbevideos, die er anschauen will, bezahlt, kann man hier nur spekulieren.

Nun bedeutet Demokratie ja auch, dass man für seine Gewohnheiten bei der Mediennutzung nicht erschossen wird, sondern sich sozial selbst aushungert. Das entlastet die Regierung und belässt die Schuld bei den Schuldigen: nämlich den Opfern. Und Unternehmen, die sich ausschließlich auf den Böden lupenrein demokratischer Grundordnungen bewegen, wie zum Beispiel das ehrenwerte Youtube, behalten das Sagen. Es bleibt also alles wie früher: Im Internet bleibt der Vorteil bei den Inhabern von Kapital — hier: von Speicherplatz. Und die digitalen Loser, die mal dachten, sie könnten daherkommen und geldwerte Vorteile abzweigen, werden auf ihren Platz verwiesen — hier: draußen.

Demokratie und Wertkonservatismus — das wollen doch immer alle. Also schnell noch die verbliebene Musik im Internet weghören und auswendig lernen, da hat man was fürs Leben. Nämlich Bildung, und das wollen wir auch alle.

Soundtrack sei deshalb ein “very rare” Video von den Pogues aus Irland, dem alten Widerstandsnest, mit Kirsty MacColl (kennen Sie nicht? Das Wichtigste über die hab ich mal andernorts zusammengestellt): Miss Otis Regrets & Just One of Those Things. Da haben Sie gleich zwei Videos auf einmal (das wollen doch immer alle).