In München sind die Woche über viele neue und erfreuliche Sachen aufgefallen. Leider sind die neuen nicht erfreulich, und die erfreulichen sind nicht neu.

Das Neue:

Die Münchner S-Bahn sucht bairische (schon richtig: nicht “bayerische” und schon gar nicht “bayrische”) Sprecher (siehe dazu auch die Auslassungen aus Hamburg und Wien). Gewünscht sind eine klare Aussprache, eine angenehme Stimme sowie die Bereitschaft, ohne Bezahlung mehrere Tage lang in einem Berliner Tonstudio an Münchner Stationsansagen zu basteln und die Aufnahmen auch Jahre später noch zu aktualisieren sowie für Interviews der Medien zur Verfügung zu stehen. Und in München wohnen sollte man, klar. Wegen der Updates über die Jahrzehnte. Auch für die englischen Versionen (“Exitze to-wäin onzer reithend seit”) werden endlich ordentliche englische, in München gestrandete Natives gesucht. Aussagekräftige Bewerbungsunterlagen mit digitaler Sprechprobe und Begründung für Ihr Interesse bitte an die S-Bahn München, Abteilung Marketing, Orleansplatz 9a, 81667 München.

Ein guter Job, wenn man ihn kriegen kann. Richtig was für einen fundiert ausgebildeten Sprecher, ein hochspezialisiertes Anforderungsprofil, endlich was Reelles für gleich zwei Absolventen der Theaterwissenschaften oder spezialisierte Logopäden oder solche unterschätzten Berufsstände — da übersieht sich leicht das Klauselchen “ohne Bezahlung”. Wer es mit seinem schwerfälligen, unbeholfenen Zungenschlag jetzt noch nicht bis zum Broadway geschafft hat, kann jedes Jahr mal am Odeonsplatz umsteigen. Bei solchen Connections springt sicher wenigstens die MVG-Fahrkarte ins Aufnahmestudio oder eine städtische Beratungsstunde beim Ausfüllen von Hartz-IV-Anträgen raus.

Viel wird sich nicht ändern. Der Münchner, der sich immer noch unter den Pöbel in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu mischen bereit ist, statt die Donnersbergerbrücke mit seinem Privatfahrzeug zu verstopfen, muss wohl auch weiterhin nicht auf Ansagen wie “Iwaroi zuasteing bittschön Herrschaftzeitn, aa der Hanswurscht do an da hintern Düür, dann kemmaraa schnöller weider olle!” verzichten. Eher im Gegenteil. Immerhin wird der Zugereiste “nicht durch schwer dechiffrierbare Dorfdialekte verwirrt” und der Geisteswissenschaftler endlich mal wieder von kompetenter Stelle auf seinen Platz in der Nahrungskette hingewiesen.

Das Erfreuliche:

The Rolling Stones: Far Away Eyes aus: Some Girls, 1978:

And the preacher said, you know you always have the Lord by your side. And I was so pleased to be informed of this that I ran twenty red lights in His honor. Thank you Jesus, thank you Lord!

Man soll hier vor allem die mimischen Verrenkungen des ausgebildeten Vortragskünstlers Michael Jäger beobachten und den heiligen Ernst in der Darbietung des traditionellen Volksgutes von Seiten seiner unterstützenden Musiker. Das macht vieles gut. Im Link finden Sie den Text zum Mitmiauen.