Diese Woche hab ich 221,51 Euro versenkt. Wenigstens waren Lieferung und Mehrwertsteuer schon drin. Und weil wir hier in einem dienstlichen Weblog sind, möchte ich betonen: Das war in meiner Freizeit.

Trotzdem eine Summe, die ich lieber in ein Gebirgswochenende mit der Grafik investiert hätte. Mein Fehler; was muss ich auch Bilder von 1,40 Meter Länge auf 1 Meter Breite aufhängen und bestelle für den Wechselrahmen, um zu sparen, nicht mal anständiges Museumsglas (Aufschlag: 350 Euro)? Knacks – Ende von Wochenende.

Auf meine Anfrage, ob sie eine gleichartige Glasplatte nachliefern können, bedankt sich die freundliche Dame für die Kunden-Mails für meine Nachsicht. Bedeutet “Nachsicht”, ich hätte auch behaupten können, sie hätten das Ding schon zerbrochen angeliefert?

Für das Gegenteil gäbe es keine Beweise. In der Servicewüste Deutschland erkennen die Kunden die Oasen nicht, und die Handelskarawane hätte meiner Fata Morgana nicht so nahe kommen müssen, bis sie merkt, dass mein Sandsturm vorgespiegelt war.

Ob als Lieferant oder als Kunde: Wer mit mir Kamel Geschäfte macht, darf sich freuen. Überhaupt wäre Acrylglas weniger zerbrechlich und sogar billiger gewesen. Umgekehrt kann ich das Unternehmen nur empfehlen, das seinerseits einen Glaser in meiner Umgebung empfiehlt, weil eine Glasplatte ohne Rahmenunterlage auf jeden Fall auf dem Transportweg zerschölle.

Die o.a. Grafik meint, ich hätte mir von ihr helfen lassen sollen – wobei sie auch die Gelegenheit ergreift, meinen mangelhaften Umgang mit meinen Fehlern sowie meinen Männlichkeitswahn zu verwünschen und mich eine Memme zu heißen –, dann wäre das nicht passiert. Die Grafik darf das, denn sie ist meine Frau und somit ein unverzichtbares Korrektiv, das mir hilft, aus meinen Fehlern zu lernen. Überdies ist das Nachtlager auf dem knochenharten Sofa der Wirbelsäule zuträglich. Deshalb hat sie natürlich Recht wie immer.

Als andere Lösung hätte sich nach Eintritt der Katastrophe noch angeboten, die bestehenden Fakten den wünschenswerten anzupassen – oder wie sonst soll die Welt die beste aller möglichen sein? Dann wäre es eine Realitätsebene höher nicht passiert, denn die Welt ist mein Wille und meine Vorstellung. Oder jedenfalls die von Herrn Schopenhauer.

Nach meinen Berechnungen hilft jetzt nur noch, wenn ich zum Ausgleich einfach Museumsglas nachbestelle und meine Frau ins Gebirge einlade. Genial, oder? Ich bin so gut, dass es mir schon selber weh tut.

Wer darin den Logikfehler findet, gewinnt eine auf dem Postweg transportable Version des Bildes, das ich aufhängen will. Begründungen und Belege bitte in den Kommentar oder per E-Mail mit Betreff “Knacks”. Und bitte bis Ablauf des 28. Februar 2011, nicht dass wieder einer in drei Jahren über die Suchanfrage “Männlichkeitswahn Memme” daherkommt.

Über die Vergangenheit weiß man wenig, über die Zukunft nichts, und die Gegenwart gibt’s praktisch gar nicht, weil sie nämlich soeben vorbei ist. Das einzige, was sich sagen lässt: Die Realität ist das Schlimmste, was einem passieren kann.