Die Versorgung der Obermenzinger Bevölkerung mit Nagelpflegestudios, die einen Namen mit “Oase” tragen, ist langfristig gesichert. Schade, dass die Obermenzinger offenbar so miese Fingernägel haben, aber niemand soll sagen können, dass in diesem gesegneten Stadtteil jemand weiter als 100 Meter bis zu seinem Nagelstudio laufen muss. Wir wollen deshalb an dieser Stelle von deren Dokumentation absehen.
Weiterhin unterschätzt bleiben die Geschäftsideen der umtriebigen Obermenzinger, auf die man nicht ohne weiteres kommt. Bei meiner Suche nach dem etwas abgelegenen Schloss Blutenburg hat mich besonders beeindruckt, wie man beim Eisessen auch gleich seine Stoffknöpfe erneuern lassen kann (Sarasatestraße 67):
Und auf der Lebensader Obermenzings, der Verdistraße, lassen sie’s gleich dermaßen krachen, dass sich der weiland Arverner Alkoholix mit seiner Diversifikation auf gerade mal Wein und Kohlen verstecken kann. Eine Änderungsschneiderei mit angeschlossenem Schreibwarenladen und Glaserei, alle Achtung. Es waren halt andere Zeiten.
Wie Schloss Blutenburg, das ich dann doch noch gefunden hab, so beieinander ist (vollständigste Kirchenausstattung der Spätgotik Deutschlands mit kaum wurmstichiger 1488er Madonna! Internationale Kinder- und Jugendbibliothek mit Erich-Kästner-Zimmer, Michael-Ende-Museum und Binette-Schroeder-Kabinett! James-Krüss-Turm! Agnes Bernauers Bett!), kann in meinem Skizzenbuch eingesehen werden; für die digitalen Darstellungen war die Speicherkarte dann leider schon voll.
(Die Bilder sind alles meine. Dürfen Sie aber gern benutzen, wenn Sie dazusagen, von wem sie sind. Das geht, weil ich sie nicht kommerziell nutzen will. Wozu denn schon.)
Ja, die Nagelstudios. Bei uns in unmittelbarer Agenturnachbarschaft in der Tübinger Altstadt gibt es allein 3 oder 4 (vielleicht ist eins davon auch ein Tattoo-Studios, wer weiß?). Ob es daran liegt, dass sich Nägelkauen seit Beginn der Finanz-, Schulden-, und-was-weiß-ich-was-Krise zu einer ernstzunehmenden Volkskrankheit entwickelt hat. Oder läuft da im Hintergrund via Arbeitsagentur (Stichwort Ich-AG) ein bis dato geheimes Förderprogramm, um die Arbeitslosenstatistik zu frisieren? Söder fragen, der weiß über alles Bescheid und macht gleich ‘ne Pressemeldung daraus.
Vor 30 Jahren waren’s die Gemüseläden, vor 20 Jahren die Videotheken und vor 10 Jahren die Läden, die einem helfen, seinen Dachbodenfund bei eBay reinzustellen. Bei der galoppierenden Abstraktion erkenne ich in Nagelstudios sogar einen angenehmen Trend zur… nun ja: Handfestigkeit.