Ans Gap in der Goethestraße hab ich die lebhafteste Erinnerung, als ich gar nicht drin war. Vorbeigelaufen bin ich, behängt mit leeren Einkaufsbeuteln, kurz vor Ladenschluss, also nix da von wegen ins Gap einkehren.

Was man so einen lauen Sommerabend nennt, eigentlich zu schade zum Tomatenpreisevergleichen. Die Tür vom Gap weit offen, einladend wie immer. Angenehmer Gestank von Tropfbier und kaltem Rauch, am frühen Abend noch kein Mensch drin. Leeres Kneipenmobiliar, ein aufreizend langsamer Deckenventilator. Eine einsame Bedienung sitzt an einem Tisch in Thekennähe, liest ein Hardcover und wippt mit den Birkenstocks. Als sie mich müden Wanderer auf der Seidenstraße bemerkt, schaut sie auf und lächelt, und ich glaube bis heute, “Ein Helles?” verstanden zu haben. Ganz sicher bin ich nicht, denn als ob das alles noch nicht längst übertrieben gewesen wäre, zog unter dem Ventilator bis in die letzten Flaschenböden in den leeren Bierkästen Tom Waits seine röchelnden Bahnen. Long Way Home, sehr sinnig.

So war das damals. Da konnte ich noch leicht der Bedienung ein bedauerndes Lächeln an die Theke schicken und meinem Auftrag nachgehen, die Kneipe läuft ja nicht weg. Jetzt wird das Gap “jeden Moment” zugunsten neuer Büro- und Geschäftshäuser abgerissen.

Offensichtlich wurde der allgemeine Vorsatz anhand der Schwabinger 7: Die haben sie gleich richtig im wörtlichen Sinne gesprengt. Für die Fraunhofer Schoppenstube brauchte man vor ein paar Tagen schon gar keine größere Ausrede als “Eigenbedarf” mehr. Das München 72 ist nur noch ein Opfer der Gentrifizierung, da wundert auch die Ruby-Bar keinen mehr, wo sie eh dauernd die Schreihälse silencen mussten. Und im Fischerstüberl waren eh bloß dauernd solche, die schön längst heim gehören. Also dicht.

Ende 2013 ist das Atomic Café dran. Also schnell nochmal einen Benefizabend in der Altstadt mit Freibier aus der leider zu spät beworbenen Kneipe, um sein Rebellentum zu demonstrieren. Wenn die letzte Kneipe abgerissen, der letzte Aschenbecher vor dem Ordnungsamt in den abschließbaren Dekorationskeller verräumt und die letzte Premiumlage von Firmenparkplätzen zuzementiert ist, werdet ihr merken, dass man sich in einem Loft nicht mit Anstand und Würde besaufen kann.

Aber Hauptsache, das Hofbräuhaus bleibt bis Mitternacht geöffnet, und danach noch das P1 bis zur ersten S-Bahn nach Ebersberg, gell? Und, ganz wichtig: rauchfrei!

In München sollen sie neuerdings ein Wirtshaus haben, mit einer einwandfreiem Oberpfälzer Brauerei.