“Fan” wäre jetzt übertrieben — aber dann ist mir doch etwas aufgefallen, bei dem man kurz schluckt: Man suche die Backyard Sessions von Miley Cyrus auf: Die Stimme ist geboostet, aber ihr übliches “Wäh, ich bin so ein böses Mädchen”-Gehabe hat die gar nicht nötig:
Die englische Wikipedia führt Frau Destiny Hope Cyrus als “vocal, guitar, piano”, dabei ist der Fratz gerade 25 geworden. Außerdem ist sie aus Nashville als Tochter eines praktizierenden Countrymusikers gebürtig — und weil ihre gute Fee zum Quartalsende alle guten Gaben loswerden musste, die Patentochter von Dolly Parton.
Auf der Brennsuppe dahergeschwommen sieht anders aus, die junge Destiny Hope war zum Berühmtwerden geboren. Daddy heißt Billy Ray Cyrus, ist im Geburtsjahr seiner nachmals berüchtigten Tocher 1992 mit dem mittelwichtigen Evergreen Achy Breaky Heart (dt.: “Ächzi Brechzi Herz”) hervorgetreten und
konnte demütigende Frisuren fast noch würdevoller tragen als die Familienfreundin Dolly Parton:
Von den DVDs zum ersten Berühmtwerdeschubs der jungen Cyrus Hannah Montana hat mich ein einzelner Youtube-Kommentar gerade noch so abgehalten: “Ich bin schon 12 und schaue immer noch Hannamonata lollol gggggg” oder so ähnlich. So verunzierten die 4 bestehenden Staffeln etwa 2 Stunden lang meine Amazon-Wunschliste; auf die nächsten automatischen Empfehlungen freu ich mich schon. Im weiteren Verlauf musste Jung-Miley, um noch berühmter zu werden, in Autotune-Orgien wie BB Talk (nein, das ist mir jetzt doch zu beschallert zum Einbetten) oder das 2013er Skandalon Wrecking Ball (nein, das ist mir zu bekannt zum Einbetten) geschubst werden. Für die darstellende Künstlerin spricht, dass sie sich schon 2017 für solches Zeug schämt. Eine rasante Entwicklung.
Die neuere Kritik bescheinigt inzwischen dem “Wrecking Ball”-Quatsch einige Substanz, das neuere Malibu strotzt immer noch vor Autotune-Kapriolen, hat aber eine richtig komponierte Melodie mit mehr als einer Idee in einer nervensehrenden Basslinie:
Man fängt am Ende noch an, Miley Cyrus zu mögen, vielleicht eine Art Adventsirresein. Meinen Desktophintergrund tausch ich bestimmt bald wieder aus, insgesamt aber schauen wir in zehn, zwanzig Jahren nochmal nach, ob sie bis dahin endlich wie Tante Dolly ihre selbergeschriebenen Lagerfeuerklopfer auf dem Barhocker zur Klampfe vorträgt. Scrollen wir nochmal hinauf zur Playlist mit den Backyard Sessions aus 14 Liedern von 2012 und 2015 und stellen fest: Holla, da ist sie ja, die Substanz. Das wird mal ein schöner Alt.
Als Vorschuss auf diese Zeit ein Bonus Track mit echter Singstimme aus ihrer Phase als Hannah Montana:
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