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Monat: Dezember 2022

Es ist die Zeit, wo die Erinnerung an die Stelle der Hoffnung tritt

Es ist eigentlich eine böse Zeit! Das Lachen ist teuer geworden in der Welt, Stirnrunzeln und Seufzen gar wohlfeil. Auf der Ferne liegen blutig dunkel die Donnerwolken des Krieges, und über die Nähe haben Krankheit, Hunger und Not ihren unheimlichen Schleier gelegt; – es ist eine böse Zeit!

Wilhelm Raabe: Die Chronik der Sperlingsgasse, 1857, Anfang.

Das war vor 165 Jahren, der erwähnte Krieg der Krimkrieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich nebst Verbündeten, 1853 bis 1856; die erwähnte Krankheit war die Cholera, in Indien schon als dritte Pandemie über 14 Jahre. Ich referiere das nur, und dazu genüge der erste Satz aus einem Romanerstling, der als eher zu leichtfertig verschrien ist. Uns Nachgeborenen droht ja ein ganz anderes Szenario. Gott, falls wir noch einen haben, steh uns bei.

In diesem Sinne.

Soundtrack: Georg Friedrich Händel: Music for the Royal Fireworks (HWV 351), 1749,
unter Richard Egarr im hr-Sendesaal Frankfurt, 8. Oktober 2021:

Gulugulu!

Was wenige über mich wissen: Ich sammle Bilder von Enten, die sich rasieren.

Mein immerhin viertes Exponat in fünf Jahrzehnten ist das schönste: aus Romano Scarpa mit Rodolfo Cimino: Der letzte Gulu-Gulu, 1960, in: LTB Lustiges Taschenbuch 79: Dagobert Duck auf Taler-Safari, 1982, als Carl Barks den Griffel noch nicht auf immer hingelegt hatte, aber die Lustigen Taschenbücher noch lustig waren.

Dagobert Duck rasiert sich, Romano Scarpa mit Rodolfo Cimino, Der letzte Gulu-Gulu, Dagobert Duck auf Taler-Safari, LTB 79, 1982

Die anderen drei Exponate sind gesammelt und dort ausgewiesen als “Mother Goose Shaving“, der Ausarbeitung nach aber entgegen der Kategorisierung keine Gänse, sondern eher zweimal die Wildform der Stockente (Anas platyrhynchos) und eine Pekingente (Anas platyrhynchos domestica).

Fürs Leben nehmen wir mit: Wir unterscheiden Kochenten und Guckenten, wobei sich die Kochenten zum Verzehr eignen und daher Weihnachtsbräche aufs schärfste missbilligen; die Guckenten sind “nur” schön und daher im Vorteil.

Das ist ja gerade der Kick an den Enten: Mäuse, im Hause Walt Disney ebenfalls gern bei human konnotierten Tätigkeiten abgebildet, Mäuse, bevor man sie ins Wasser schubst, würde man aus dokumentarischen Gründen durchaus in seiner einschlägigen Sammlung mitbeherbergen; aber wegen ihrer bekannt haarigen Oberfläche wäre man bei Muroidea nicht ganz so überrascht über eine Rasur.

Als berufliche Nickeligkeit wollen wir meinen Widerwillen gegen die Inkonsistenz in der Schreibung werten: Schreibt sich ein Gulu-Gulu jetzt Gulu-Gulu oder Gulugulu? Man weiß so wenig.

Soundtrack: Lauren Bacall (sowas wird heute ja gar nicht mehr gebaut) in ihrem Filmdebut:
Musik und am Klavier: Hoagy Carmichael Text: Johnny Mercer: How Little We Know,
aus: To Have and Have Not, 1944:

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