Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: März 2023

Der Kater als Aquarianer

Frühling ist – die Fische müssen raus, sie verprügeln sich sonst!

Der Kater bloggt

 

Ein Philosoph sagte einmal zu einem Fisch: Der Sinn des Lebens ist zu denken und weise zu werden. Der Fisch antwortete: Der Sinn des Lebens ist zu schwimmen und Mücken zu fangen. Der Philosoph murmelte: Armer Fisch! Der Fisch wisperte: Armer Philosoph!

 

Habe ja Fische zum Fressen gern – als Herr eines kleinen 13-köpfigen Fischrudels. Oder sagt man Schwarm? Sie sind Bitterlinge, die es im Winter im Home-Office bei mir gut hatten und ich suchte im Online-Kaufhaus meines Vertrauens eine Art Gitter. Welches ich über ihren neu geputzten Mini-Teich draußen legen kann, ohne dass ein frisch flügge gewordener Jungvogel darin ersäuft.

Recht groß ist das Areal des gemeinschaftlichen Mini-Teichs nicht, die echten Teich-Gitter, die es zu kaufen gibt, sind alle zu riesig.

Also gab ich statt teich ein: aquarium + abdeckung + gitter

 

Ergebnis:

Die Isolierung verhindert, dass sich die Fische prügeln, …

Verkaufstext von Fischen, die sich verprügeln

 

Es ist wohl eine Übersetzung Chinesisch-Deutsch. Da prügeln Fische eben ;-)

Wie so vieles war auch dieses Produkt nicht nur aus China, sondern leider aus Plastik, also nix für die Fischies und mich. Aber sprachlich einfach famos. Hatte letztendlich von einem weiteren Internetkaufhaus meines Vertrauens eine kleine Rolle Volierendraht gekauft zum Verspannen über das Jungvogelabsturzgebiet.

 

Vorösterliche Grüße

Der Kater

 

 

 

How to be a Whiskykenner

There was a naughty boy,
And a naughty boy was he,
He ran away to Scotland,
The people for to see.

John Keats, 1818.

Als erstes heißt das nicht “Whiskykenner”, weil das in der Zielgruppe, der Sie imponieren wollen, einst fürnehmes Deutsch für “Säufer” war, sondern entweder “Aficionado” oder gleich richtig: “Säufer”. Zu unterscheiden für einen solchen sind Schottische, Irische und Amis. Neuerdings auch noch Japanische, aber die wollen eigentlich schottisch sein.

Die Amis gibt es beim Aldi, unterteilen sich in Kanadische und Bourbon und sind aus Mais gemacht wie das Popcorn und deshalb sorgfältig zu vernachlässigen. Sie gehören in so genannte Longdrinks, wo sie zuverlässig zu gehobener Stimmung verhelfen, was vollständig okay ist, aber ohne den Longdrink billiger vom Gucken auf die Landschaft geleistet wird.

Irische unterteilen sich in die fünf Counties, verhelfen zuverlässig zu gehobener Stimmung, was vollständig okay ist, und schmecken nach dem Torfboden, dem sie entwuchsen. Im übrigen sind sie aus Roggen gemacht wie das Brot, was Vertrauen einflößt und sie mit den Schottischen verbindet, die sich ebenfalls in Regionen unterteilen: Islay, Island, Lowland, Highland und Speyside.

“Speyside” kommt nicht von der körperlichen Reaktion auf den Missbrauch, sondern von der schottischen Ostküste um Aberdeen, und schmeckt nicht im Mund, sondern im Hinterkopf. Highland kommt von den Schafen; Schafe sind genügsame Zeitgenossen. Lowland kommt von den Rindern mit dem Pony bis über die Augen und den langen, krummen Hörnern, mit denen sie ihre Friedfertigkeit vertuschen.

Island kommt von den Inneren und Äußeren Hebriden, auf denen ein landschaftsverändernder Orkan in Norddeutschland erst kein Luftstillstand mehr wäre. Erst wenn einem das Regenwasser die Brille dermaßen vollplatscht, dass man nur mehr über ihren Rand die Ziegen – sehr genügsame Zeitgenossen übrigens – erblickt, zählt es nicht mehr als Trockenheit. So wie es nie als Trunkenheit zählt, solange man auf dem Boden liegen kann, ohne sich festzuhalten. “Wuthering Heights” von der geistig zerbrechlichsten der Brontë-Schwestern Emily handelt vom ach so streng gestalteten und bevölkerten Norden der ungeliebten südlichen Halbinsel Schottlands, und das ist noch nicht mal der liebliche schottische Süden. Und noch lange keine sturmumtoste Insel mit eigenem Kloster, in dessen im Mittelalter verfallenen Trümmern ein eisgrauer Mönch schon mal eine verschollene Bibelübersetzung mit den Fingernägeln in die bröckelige Flechtendecke geritzt hat – Eintritt twa quid –, sondern dort, wo vier Kilometer die Feldpiste runter genau der gleiche Mönch immer noch genau das versucht. Das Nachfolgekloster, established aroond 1100, erteilt Praktika, in denen man Ziegenzucht, Stallausmisten, Porterbrauerei und Exegese der biblischen Apokryphen erlernt, nur an Aspiranten mit ausreichendem Vollbart. Die anderen werden auf einer wettergepeitschten Felsnadel in Richtung der Färöer-Inseln ausgesetzt, bis sie zur Besinnung kommen. Der Mönch rudert monatlich Island-Whisky und Haggis herbei, darf aber nicht mit ihnen sprechen.

Islay ist mit diesem Gesöff am ehesten aufgrund der Tannin-Note der Whiskyfässer zu verwechseln, ansonsten schmeckt er nach den Autoreifen, auf denen die Pickups nach Torfabbau und Bibelexegese die Bourbon-Trinker von der Fähre auflesen. Die Touristen tragen Vollbärte, vor allem die Frauen, die um ein Praktikum auf den Islands vorstellig werden. Sie werden abgewiesen, weil sie bei Antritt weder Pickup-Reifen wechseln noch die 500-Liter-Fässer mit den Fußsohlen ausschrubben können und schon über der ersten Flasche Pure Single Malt am Frühstückstisch einschlafen.

Als Aficionado oder Säufer muss man als Grundwissen jederzeit parat halten, dass man Islay bestellt, wo immer er zu haben ist, einen Speyside für die Mädchen aller Geschlechts- und Altersstufen zur Verdünnung dazu, und Amis für Schirmchencocktails und Suppe verwendet. Alle besprochenen Sorten kosten irgendwas um einen Zehner, jedenfalls in der richtigen Größe, flaschenweise nicht über 29,95, woraus man aber fühlbar mehr als drei Gläser quetschen kann, und müssen aus einem Supermarktregal bezogen werden, weil keine alte Sau die gälischen Namen aussprechen kann. Klar gehen Irische, die mit “Glen” anfangen, Schottische, die mit “Glen” anfangen, und Islay. Danken Sie mir bei Gelegenheit mit einem Gebinde Laphroaig. Das Letzte war kein Scherz.

Soundtrack. The McCalmans: Scotland, aus: Ancestral Manoeuvres, 1984:

Nix mit Corona

Ach Gottchen, Corona, das ist doch sooowas von 2020, wer will denn jetzt noch mit dem breitgetretenen Quark anfangen, und dann womöglich noch zwei Monate nach der vierten Impfung, wo selbst der Drosten seit bald einem Jahr damit abgeschlossen hat, und was heißt da überhaupt Corona, das ist doch heute kein Corona mehr, zwischen zweihundert anderen armen Triagierten im Rinnstein vor der Notaufnahme verrecken, und auf dem Balkonkonzert haben die Überlebenden dazu applaudiert, das war noch ein Corona, nicht in den heimischen Seidenkissen räkeln, Lohnfortzahlung kassieren und als einzigen Ehrgeiz verfolgen, als Letzter auf der Welt die zwei Romane von Eichendorff gelesen zu haben, was soll denn daran Corona sein.

Slainte Saint Patrick.

Soundtrack: Steph Green: If Nothing Else Comes Along,
aus: Spooky Love, 2019:

Mein persönlicher Countdown

In 10 Tagen …

… fängt der Frühling an.

Der Kater bloggt.

Sie können wohl alle Blumen abschneiden, aber sie können den Frühling nicht verhindern. Pablo Neruda

 

Stürme und die letzten Schneeschauer. Nichts besonderes, wenn man am warmen Kamin sitzt. Doch dieses Jahr habe ich den Frühling noch nie so sehr herbeigewünscht. Dabei bin ich eher ein Herbsttyp.

Märzenbecher, Fotografie V. Gräbel 

 

Es grüßt

Der Kater

 

 

Gar nix mehr

Mit der Künstlichen
Intelligenz
denk ich ab
sofort nachhaltig.

Vroni meint: ausnahmsweise gar nix; guckt bloß wissend.

Soundtrack: Ruby Throat, id est KatieJane Garside: Barebaiting,
aus: Out of a Black Cloud Came a Bird, 2009:

So when you going to learn?
When will you tend to these burns?
When will you wake from this hell?
You can put it in a song,
But that won’t change what′s wrong,
No, it won’t give you the key to the cell.

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