Was bisher geschah
Tag 3
Zur Erinnerung: Der Grund, warum man überhaupt den zweiten Racker ebenfalls eintütete, obwohl er nicht verletzt war, ist, dass die Eichhörnchenmutter fehlte, er aber noch gesäugt werden muss.
Bleibt die Mutter für immer verschwunden?
Das zweite Junge braucht genau wie das erste verletzte noch ein paar gute Wochen lang Milch und kam deswegen zum Zufüttern auch in die Auffangstation.
Das dritte Kleine braucht jedoch ebenfalls Milch. Das war das Problem.
Welches sogar von der Wärmebildkamera nicht mehr zu sehen war. Aber überraschend wieder im Baum aufgetaucht ist.
Also kamen die Eichhörnchen-Expertinnen den nächsten Tag erneut. Ich hoffte, um es einzufangen und einzutüten für die Auffangstation.
Kehrtwende?
Ich wurde am oberen Treppenhausfenster des 4. Stocks, wo die beiden die Lage sondierten, gebeten, eine Stange zu besorgen. Die bis rüber zum Kiwi-Baum reichen muss, das war der Auftrag. Also ging ich nach unten und holte eine 2,50 m Teppichleiste.
Kaum war ich wieder oben, riefen die Eichhörnchen-Ladies, dass sie die Mutter gesehen hätten! Sie, ein großes rotes Eichhörnchen, wäre hinter dem zweiten kleineren Kobel aufgetaucht und hätte aggressive Geräusche gemacht. Um ihr letztes, drittes Junge zu verteidigen.
War sie bei der schlechten nassen Witterung* nur zu lange für Futter unterwegs?
Ich stand perplex mit meiner Leiste da. Freute mich, sah aber: nichts!
Wollte es ihnen aber gern glauben. Das war der Knaller. Die Situation war nun eine ganz andere und man dachte darüber nach, ob man nicht eine Rückführung des entnommenen zweiten gesunden Rackers machen soll. Also ihn wieder holen und ihn seiner Mama zurückgeben. Der beste Platz ist bei der Mama und den Geschwistern.
Ich fand das schwierig, denn sie hatten den großen Hauptkobel entfernt. Das mache den Eichhörnchen nicht so viel. Denn sie sagten, sie hätten gleich mehrere Nebenkobel gesehen. Genauso wie sie die Mutter gesehen hätten.
Ich bin nur Laie, aber ich habe weder noch gesehen.
Weder die Mutter, noch die vorgeblichen Nebenkobel.
Wird eine Rückführung gelingen?
Die Eichhörnchen-Damen hatten Bedenken, dass die Mutter es vielleicht nicht mehr annimmt. Und man weiß auch nicht, in welchem Zustand das Muttertier ist und ob sie nicht erneut für zu lange verschwindet. Oder ob sie lediglich die Mama des braunen Jungtiers ist.
Man traute also den verworrenen Eichhörnchen-Familienverhältnissen nicht recht und beschloss als Eichhörnchen-Jugendamt^^, das zweite Rote doch nicht rückzuführen. Und da das Braune ja nun wieder seine Mutter hätte, würde man es hierlassen.
Wir Nachbarn sollten das Ganze jedoch im Auge behalten und aufpassen. Die Damen gingen wieder und wir waren jetzt mit der dezimierten Eichhörnchen-Familie allein.
Ich sah die rote Eichhörnchen-Mutter seitdem nicht mehr, oder genauer: immer noch nicht.
Und wo ist das dritte Kleine nun wieder?
Um gegen diese mysteriöse Ungewissheit, die einen in Foren wie Allmystery.com treibt, anzugehen, lief ich jeden Tag mindestens 4 mal zum obersten Treppenhausfenster, um einen Blick in die Wipfel des Kiwi-Baums zu werfen. Nichts!
Verglichen damit, wie oft und wie schön sie vor dem Vorfall im Baum und am Fensterbrett spielten, ist das durchaus merkwürdig.
Und auch sehr traurig, eine kleine Tragödie
Sind sie dauerhaft verstört von den stressenden, menschlichen Eingriffen? Sind sie krank? Oder sind sie gar nicht mehr da?
Hat die Mutter das Junge gepackt und ist umgezogen? Oder sind sie bei dem andauernden Starkregen nur den ganzen Tag im Kobel geblieben?
1. Als Test, ob überhaupt noch ein Einhörnchen da ist: Futter für sie oben auslegen
Wenn das Futter dann weg ist, wird es doch von irgendwem gefressen worden sein – und wenn es das erratische Universum will, waren es die beiden Eichhörnchen. Am ersten Tag fehlten bloß zwei mickrige Walnusshälften, am zweiten Tag waren die restlichen Walnüsse und die meisten Haselnüsse gefressen, die ungeschälten Sonnenblumenkerne durchwühlt, aber nicht gefressen. Wer weiß, ob es nicht Vögel waren,
2. Eine leckere Schippe druff
Wortwörtlich. Pinienkerne!
War der Ankommer.
Vor allem junge Eichhörnchen können diese zarte Leckerei gut nehmen. Ergebnis: Fast vollkommen weggefressen – alles andere frisch aufgefüllte Nusszeug lag noch da.
Aber vielleicht waren es Vögel? Sämtliche Sonnenblumenkerne waren noch da, zerwühlt. Dann sehr wählerische Vögel, die im Frühsommer besseres und Frischeres finden als Sonnenblumenkerne aus dem Laden.
Werden die weichen, geschälten Nüsse hier nur von den Vögeln gefressen?
Eine Kohlmeise holte sich genau ein Stück der von mir geschälten Sonnenblumenkerne. Und flog davon. Meisen sind sommers eigentlich Insektenfresser, aber ein Sonnenblumen-Croissant wird gern zum Nachtisch genommen.
So geht kein Eichhörnchen-Nachweis.
3. Aber jetzt, DER Test: Walnuss mit Schale dazu
Kenne keinen Vogel, der so etwas nimmt. Das ist der Nachweis für die Existenz der Geister-Eichhörnchenmutter, außer eine Orkanböe schlängelt sich unter den dichten Baum und bläst die Walnuss aus dem Napf und vom Fensterbrett. Leider stimmt das nicht unbedingt: Krähen, Siebenschläfer und Mäuse lieben Walnüsse ebenso. Und schaffen es auch, sie zu knacken. Dumm gelaufen.
Es liegt mal trotzdem testweise eine ganze Walnuss in Schale oben drauf, auf all den anderen Nüssen**.
Wenn die Walnuss weg ist, fraß sie ein erwachsenes Sciurus vulgaris. Oder ein Rabenvogel oder ne Maus. Oder wer auch immer. Bin gespannt, aber die ultimative Lösung ist das nicht. Zugegeben, langsam nervt das ein bisschen.
Es muss etwas sein, das hier im Innenhof wirklich nur Eichhörnchen fressen.
Da fallen mir nur Tannen-, Kiefer- oder Zirbelzapfen ein und frische, süße Knospen von Nadelbäumen. Wenn die Isar jetzt nicht alle Spazierwege ins Grün zugeschmoddert hätte, würde ich jetzt sammeln gehen. Aber vielleicht geht noch was zu pflücken im Nußbaumpark.
UPDATE: Der junge Nachbar von oben meint aktuell, dass die beiden Eichhörnchen nicht mehr da sind. Das was jetzt gefressen wird, würde von Vögeln gefressen werden.
Sie seien vergrämt und umgezogen.
Doch er ist den ganzen Tag im Job außer Haus, es ist nur sein starker Verdacht. Den ich auch habe. Eine letztendliche Gewissheit haben wir trotzdem nicht.
Hier geht es weiter zu Teil 4: Kritik
Denn es gibt zu der ganzen Aktion teils zu Recht einige widersprechende Meinungen.
*Eichhörnchen finden bei schlechtem Wetter weniger Futter.
**Warum ich fast nur geschälten Knabberkram auslege: Ein 6-8 Wochen altes Jungtier kann große Nüsse mit Schale noch nicht recht knacken.
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