Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Autor: Vroni Grabel (Seite 3 von 12)

Die Welt als Wille und Vorstellung

SPIEGEL ONLINE: Warum haben Sie den Lauf nicht abgebrochen?

Strackerjan: Der Wille eines Sportlers ist es, ins Ziel zu kommen.

(Aus einem Interview mit einem Mit-Läufer zum Berg-Extremlauf an der Zugspitze)

Ist das noch Sport, wenn man tot oder halbtot ins Ziel kriecht?

Oder hat hier nicht ein pervertierter, endorphin-süchtiger Leistungsgedanke seine als Sport verkleidete Suchtform gefunden?

Frag ja nur.

Die Kunst des Weglassens

Ein mir sehr liebes Menschenkind hat Stress. Es kann nicht zu einer Party gehen, weil es zu diesem Datum ein Zeitmanagementseminar hat :-)

Ich halte nichts von solchen Seminaren. Die Zeit als physikalische Erscheinung lässt sich objektiv nicht dehnen, nur biegen. Zeit ist gekrümmt. Wer will, dass sich seine Zeit subjektiv dehnt, sollte sich mal ordentlich langweilen. Ich empfehle dazu Marcel Proust, Fontane (Wanderungen durch die Mark Brandenburg) oder eine alte Ausgabe des Handelsblatts. Es wirkt. Und einfach Dinge weglassen. Die Flaschen nicht noch schnell zum Glascontainer bringen, nicht noch rasch die E-Mails abrufen und nicht mal eben schnell eine Quiche backen. Und die Worte "mal", "eben" und "schnell" streichen.

Nur eine Sache machen, nur die. Gutes Design entsteht durch Reduktion. Beim Schreiben ist es ähnlich. Macho Hemingway hatte den klugen Gedanken

"Wenn ein Prosaschriftsteller genug davon versteht, worüber er
schreibt, so soll er aussparen, was ihm klar ist. Wenn der
Schriftsteller nur aufrichtig genug schreibt, wird der Leser das
Ausgelassene genauso stark empfinden, als hätte der Autor es zu Papier
gebracht. Ein Eisberg bewegt sich darum so anmutig, da sich nur ein
Achtel von ihm über Wasser befindet."

Inspiriert vom Ostblog http://ostblog.wordpress.com/

Westaflex und ihr Aidsband-Logo

Der Westaflex-Konzern
wird in Kürze eine neue Unternehmensmarke präsentieren, die ab Herbst
2007 auch deutlich auf den einzelnen Produktmarken wie Westerflex,
Westerform oder WAC abgebildet wird. Die Markenberatungsagentur NIESYTO design in Stuttgart hat ein Imagekonzept entwickelt, das die bisher triste Anmutung der Westaflex-Firmenmarke beleben soll.

So stand es, mit folgendem Logo untermalt:  Westaflexlogo1

und geschrieben in http://www.referenzforum.de

Das war am 12. Juni 2007, also ein ganzes Jahr her. Das Komische ist: Es ist gar nix passiert. Das Westaflex-Logo auf der Website des Unternehmens sieht immer noch so aus wie das Aidslogo:

Aids_logo

Das einzig Neue am jetzigen Logo auf der Website von Westaflex ist doch nur, dass der Claim gänzlich entfallen ist und die Buchstaben des Schriftzugs Spationierungen gekriegt haben (die aber zur Art des Schriftfonts nicht passen, das war vorher besser):

Westaflexlogowebsite

Auch das – mit dem alten Claim – wird im Netz immer noch problemlos gefunden:

Westaflexlogo2

Und diese exotisch anmutende Variante ebenfalls:

Westaflexlogo4   

Oder diese:      Westaflex_logo3

Frage: Was ist passiert mit dem Corporate Design der Stuttgarter Markenberatungsagentur NIESYTO design. Und warum hat man als Ziel formuliert, "das triste Design beheben zu wollen", wenn einem halbwegs engagierten Designer eigentlich sofort auffällt, dass das Branding-Problem woanders liegt, nämlich zum einen grob an der misleading Optik (Aids) der Bildmarke und zum anderen an der immer noch nicht geglückten Durchgängigkeit. Und immer noch diese miserable Typografie des Westaflex-Schriftzugs, da wäre ordentlich noch etwas gegangen. Und wo war da die Markenberatung? Einfach nur den Claim weghauen, da deutsche Claims auf internationaler Ebene erfahrungsgemäß immer ein wenig stolpern? War es das mit der Einheitlichkeit? Was haben sie geraucht und wieviel haben sie dafür gekriegt?
?

Durchgefallen

Warentestlogo

Logobezug/Quelle: Website Stiftung Warentest

Am "t" scheiden sich angeblich nach einer Studie die Geister des Verbrauchers. Nach dem Logo-/Corporate Design Relaunch von KMS-Team München seien die erforschten Aussagen der Verbraucher ernüchternd:

"Das schlichte "t" auf grünem oder orangefarbenem Hintergrund, das enthüllte eine Marktstudie, finden nur 15 Prozent "vertrauenswürdiger", "seriöser" und "überzeugender". Weit über die Hälfte der Befragten wünscht sich den alten rot-weißen "test"- Schriftzug zurück.

Ein "grober Fehler" sei der neue Markenauftritt der Stiftung, urteilt Markenexperte Andreas Pogoda von der Brandmeyer Markenberatung, die die Studie bei der Gesellschaft für Konsumforschung in Auftrag gegeben hatte. "Der hohe Wiedererkennungswert der Marke Stiftung Warentest ist pures Kapital", mit dem leichtfertig umgegangen werde."

Quelle: Süddeutsche.
Weiterlesen: http://www.sueddeutsche.de/,tt4m1/wirtschaft/artikel/606/180054/

Ich kenne die Firma Brandmeyer Markenberatung nicht und weiß auch nicht, ob sie sich als Konkurrenz zu KMS-Team sehen, das nicht nur designt, sondern ebenfalls Branding-Beratung anbietet. Bin jedenfalls neulich in der öffentlichen Bücherei, in der einige relaunchte Hefte der Stiftung Warentest auslagen, negativ über das neue Logo gestolpert. Nämlich dass das "t" nicht nur reduziert wurde, sondern nicht allein rot war: Je nach Sparte bekam es unterschiedliche Hintergrundfarben.

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180pxfinanztestsvg

Siehe auch Bildquelle Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Stiftung_Warentest

Spätestens ab da habe ich das neue Warentestlogo auf den Heften (neben Ökotest liegend) nicht spontan erkannt und nicht der Stiftung Warentest zugeordnet. Da war eine Änderung zuviel: nicht nur das "t" zu verschlanken, sondern auch das mir gewohnte Rot nur noch für das Hauptheft zu nehmen. Was meint der geneigte Leser zur Logoänderung? Egal? Reissack-Umfall? Nur PR-Geflacker und Studien-Wichtiggetue der Konkurrenz von KMS-Team? Echter Durchfall?

Budget-Gamblin’

"

Und nun noch ein Tipp aus (leidvoller) Praxis: Sie ersparen sich und Ihrem zukünftigen Dienstleister sehr viel Zeit und Aufwand, wenn Sie von vornherein Ihren groben Budgetrahmen mitteilen. Im unerfreulichen "Budget-Gambling" des ersten Kostenvoranschlags ist schon manche gut passende Konstellation im Keim erstickt worden. Gerade im Design geht es darum, in welchem Grad ein Designteam a) ein Verständnis für Auftraggeber und Auftragstellung entwickeln kann und b) in der Lage ist, die Erkenntnisse auch sensibel und professionell zu vermitteln und umzusetzen. Nicht selten ist dies eine Frage der Chemie zwischen Designteam und Auftraggeber und nicht des Preises. Haben Sie "Ihr" Designteam gefunden, überlegen Sie gemeinsam mit ihm, wie Ihre Vorstellungen mit Ihrem Budget zu vereinbaren sind.

                                                                      "

Auszug aus: "Management von Webprojekten" Herausgeber Robert Stoyan
Sehr lesenwertes Buch für Kunden, die erfolgreich ohne die üblichen Denkfehler ein Web- und/oder Designprojekt planen möchten.

Genauso wie im Zitat verfahren wir als Ihr Designteam. Da sich Anfragen häufen und wir daher gezwungen sind mit unserer Beantwortungszeit zugunsten Kunden, die wirklich Kunden werden wollen, hauszuhalten.

Schöner kotzen

Für Vielflieger und andere Gepeinigte.

Wer’s nicht glaubt:

Es gibt ein Kotztüten-Museum, da sind alle Kotztüten-Schönheiten versammelt.

Zum Beispiel die FDP-Kotztüte:

Kotztuete_der_fdp

Wem das immer noch nicht schön hingekotzt genug ist, der darf selber eine designen. Diese hier müsste archäologisch aus der Frühsteinzeit sein unter der Herrschaft von Genscher und dem Grafen, es fehlt die typische 18.

Wir schärfen unser Profil – ID Inner Design

Wir sind als Designbüro das missing link zwischen Strategie und Design. Unsere Hauptaussage und Kernleistung ist: Erst Dinge, die man sauber aufsetzt, können auch formal funktionieren.

Diese Aussage war bis jetzt furchtbar abstrakt für bestimmte ungeduldige Kunden ("Wissen Sie, ich bin ergebnisorientiert und nicht prozessorientiert!…"). Obwohl sie genau wissen, dass jemand, der ein schönes und stabiles Haus bauen will, ja auch zuerst einen Plan und ein Grundstück braucht, ist der Transfer in den Bereich Grafikdesign für viele anscheinend ein mühsamer. Stattgegeben.

Wir machen ID Inner Design
Was ist das?

Innerdesign_schnecke

Die inneren Werte…                                     schaffen das berührende Äußere.

Wir entwickeln mit einer Art Tiefendesign Formen und Ausdrucksweisen, die die Seele, die Essenz des Unternehmens oder Institution herausarbeiten und mit gezielter Einfachheit auf den Punkt bringen. ID Inner Design ist ein Ansatz, der alle inneren Wahrnehmungsebenen betrifft und damit ganzheitlich auch jedes äußere Medium.

Das ermöglicht überraschende und gleichzeitig einfache Botschaften auf den Werbemitteln, die… ins Innere wirken. Im Unterschied zur rein dekorativen Auffassung ein geldwertes Plus.

War das jetzt nicht außerordentlich ergebnisorientiert?

Towel Day – Handtuchtag

An diesem Tag, heute dem 25. Mai, haben Douglas Adams’ Fans den Tag über ein Handtuch an. Als Hommage an sein Buch "Per Anhalter durch die Galaxis". Da hatte das Handtuch als überaus nützlicher und tröstlicher Artikel im kalten Universum eine tragende, wärmende Rolle.

Was im Universum des Wide Wild Web derzeit so tragend ist, weiß ich nicht. Mancherlei da, wie wir erfahrene Internet-Indianer wissen, ist nicht tragend, sondern tragisch. Beispielsweise antiquierte Vorstellungen oder auch Vorurteile wie diese von Herrn Remy (dessen Buch ich übrigens seinerzeit gekauft hatte):

Texter sind da beispielsweise gegenüber Grafikern
im Vorteil. Letztere leiden nämlich darunter, dass sie sich seit
Jahrzehnten nur noch vor Monitoren bewegen, und sich von
Grafik-Programmen konsumieren lassen. Aus dem "Gestalter" wurde ein
(Programm)"Verwalter".


Texter sitzen also nicht dauernd vor dem Monitor. Das halte ich für eine interessante Aussage. Für weniger wilde wide web-Erfahrene: Das war jetzt Ironie.

Es ist noch nicht allzu lange her, da konnte Ihnen
ein Grafiker ein Storyboard illustrieren. Sie hatten Zeichnen gelernt.
Das finden Sie heute nicht mehr. Inzwischen können viele Texter
zeichnen und sind deshalb bei der Kundenfrage "Könnten Sie mir eine
Idee für ein Unternehmensvideo vorstellen?" klar im Vorteil.


Sie finden heutzutage jede Menge Grafiker, die zeichnen können. Denn das ist Teil ihrer Ausbildung. Glauben Sie nicht? Sie müssen halt nur einen Diplom-Designer nehmen und keinen Mediengestalter (Lehrberuf) oder einen ganz ohne Ausbildung, der behauptet, ein Grafker zu sein. Das kann er – leider – behaupten, denn "Grafiker" ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Diplom-Designer sehr wohl. Und der kann in der Regel zeichnen und Storyboards anskizzieren.

Weshalb inzwischen viele Texter zeichnen könnten, verrät uns Herr Remy nicht. Hat diese plötzlich die Zeichen-Muse geküsst? (Denn eine standardisierte Ausbildung wie beim Diplom-Designer gibt es beim Texter nicht). Vermutlich sitzen Texter jedoch vor dem Monitor und haben ein kleines Zeichenprogrämmchen, das sie verwalten. So wird es sein. Für weniger wilde wide web-Erfahrene: Das war jetzt Ironie.

Eine Idee für ein Unternehmensvideo können beide haben: Designer oder Texter.
Wobei mittelständische Unternehmensfilmchen dazu neigen, von einer mittelständischen Filmfirma direkt und ganz ohne Idee gemacht zu werden. Für weniger wide wild web-Erfahrene: Das war jetzt eine böse Attacke gegen die meisten Unternehmensfilmchen wie beispielsweise der Westaflex-Film, da sie in der Regel vollkommen ideenbefreit sind. Ganz ohne Designer und Texter.
Da ein Handtuch drum.

Gegen das Ego

Jeder sagt von sich gern im Job, dass er Wertschätzung liebe und "soziale Kompetenz" hätte. In Ordnung, ein breites Feld aber auch.

Wie ist es aber eigentlich, wenn man den Eindruck hat, man sitze in einer Art Abstellkammer  – einer ansonsten honorigen Firma –  jemandem aus 3,5 m Entfernung gegenüber, der sich kaum über einen informiert hat (die Website und den Art-Direktoren-Werdegang sowieso nicht, das habe ich gemerkt) und einen dann darüber belehrt, wie Bild und Text sich zueinander verhalten solle. Nämlich relevant. Auja, das hätte ich als vehementer inhaltsorientierter dauerpredigender Nichtblümchendesign-Propagierer* fast vergessen^^.

Für mich ist es eine wichtige Form der Wertschätzung, Menschen nicht in die Abstellkammer zum Interview zu führen und mich vorher kundig zu machen, mit wem ich es in der Nicht-Abstellkammer zu tun habe. Nämlich mit einer Art Direktorin, die nur so* arbeitet.

Irgendwie ist es kalt. Und es liegt nicht am Wetter (das ist auch kalt, stattgegeben).

Das kommt dabei raus, wenn man sich den Grafiker und den Fotografen…

… und Beratung spart:

40.000,00 EUR Schulden.

Und mindestens 4 unterschiedliche Versionen der Geschichte aus der lieben Qualitätspresse. Kleine Presseschau mit dem SPIEGEL obenauf. Unklar ist nur, welche Version von wem nun stimmt :-)

Die Geschichte – zumindest so, wie sie heute am 10. Mai, der SPIEGEL erzählt:
7 tapfere Damen aus dem spanischen Hochland wollten einen Anbau für eine Einrichtung ihres Dorfes finanzieren und hatten dazu die Idee, etwas Verrücktes zu tun: Einen witzigen Kalender zu machen, auf dem sie nackt abgebildet waren. (Die ganze Spiegel-Story hier.)

Die Version des BLICK (und zwar bereits vom 16. April – ähm SPIEGEL, wie aktuell bist du eigentlich sonst so?) geht ganz anders:
Angeblich lag es nur an ihrem zu späten Versand, dass sie einen bösen Gewinneinbruch hatten. Wie man aber an den hoffentlich autorisierten Kalenderfotos des BLICK sieht, waren sie schon sehr peinlich und sehr schlecht. Reif für die Hall of Shame.

Noch ein wenig anders sieht es die Badische Zeitung und zwar immerhin am 19. April (!) 2008: Die Druckerei sei schuld für die Lieferschwierigkeiten. Und außerdem sei die wahre Begebenheit aus England von 1999 gewesen.

Die Süddeutsche Zeitung wusste das grad noch einen Tag eher als die Badische, genau am 18. April 2008, und dazu noch, dass die Druckerei die spanischen Ladies verklagen wolle:
http://www.sueddeutsche.de/,ra8m1/panorama/artikel/502/170007/

Es hätte so oder so besser klappen können, denn es gab bereits vor einigen Jahren eine wahre Begebenheit aus den 50ern (?) und Erfolgsgeschichte von ähnlich couragierten Damen aus der prüden englischen Provinz für eine ähnlich gute Sache. Wurde sogar verfilmt: Kalender Girls. Nur: Die englischen Damen hatten  – mit viel gutem Zureden – dafür einen professionellen Fotografen gechartert. Der es auch ordentlich und begabt konnte.

Die 7 tapferen spanischen Damen nicht. Sie knipsten nach den Angaben von SPIEGEL leider selber. Besser einen Profi suchen und finden (natürlich nicht den schmierigen am Schluss des Clips):

Das Zauberwort, mit dem man einen guten und dann auch teueren Grafiker/Fotografen und PR-Spezialisten für eine gute, unkommerzielle Sache auf Trab bringt, heißt pro bono. Und evtl. auch die Druckerei. Hätten die feurigen Spanierinnen wissen können. Und wäre ein märchenhaft erfolgreiche Kalenderaktion geworden.

Unser deutscher Mittelstand ist leider allzu häufig ähnlich unterwegs wie die spanischen Ladies und sagt, wenn seine halbgaren und selbergemachten Hauruckaktionen nicht erfolgreich waren: Werbung sei zu teuer und bringe eh nix.:-)

So oder so – es werden die 7 tapferen spanischen Ladies mit ihren Weihnachtsgirlanden um den Leib dank des verspäteten Medienzuspruchs seitens des SPIEGEL bis in den Sommer hinein jetzt noch einige Kalender verkaufen können. Ich vermute, die Telefone in den Redaktionen von SPIEGEL laufen gerade heiß mit Nachfragen nach den Kalenderblättern. Die Referals auf diesen Blogeintrag – kaum ist er seit einigen Minuten im Netz  – sprechen ebenfalls bereits Bände…

(Disclosure: Nein, das war nicht beabsichtigt, Traffic mittels des SPIEGEL zu erzeugen. Meine Absicht ist, dass man kapiert: Endlich Profis ordentliche Bilder machen lassen, statt auf die never ending story von absichtlichen oder unbeabsichtigten Peinlichkeiten zu setzen: Die Fotos sind definitiv… schlecht, wertlos und nix anderes. :-) Und nicht immer kommen der SPIEGEL, El País oder der Corriere della Sera helfen.

Die Codes in den Köpfen

Das "Design", die gestromte Optik unserer Katze und die spitzen Batman-Ohren, ist nicht "hübsch" oder "niedlich", sondern gnadenlose Inhaltsangabe und Information. Glauben Sie nicht?

Blotched

Dann kommen Sie in unseren Garten. Da randaliert seit eineinhalb Wochen
ein Amselmann vor unserem Fenster und fliegt Scheinangriffe aufs Glas,
weil dahinter unsere Miez sitzt. Er weiß aus seiner Amselerfahrung
heraus, wie das Design einer Katze aussieht und es sagt ihm: Obacht,
die will an deine Kleinen im Nest.

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Kurt Weidemann: Design ist keine Oberflächengestaltung, sondern eine Inhaltsangabe.

Ich sehe das auch so und arbeite entsprechend. Viele Verbraucher, aber auch mancher Designkunde eines Grafikdesigners, verstehen Grafikdesign aber ausschließlich als ein oberflächliches “Styling” und beurteilen es auf geschmäcklerischer Basis. Auf dieser persönlichen Geschmacksebene zu bleiben ist schön einfach, führt aber nicht weit, wenn ich Relevantes für Kommunikations -oder Werbemittel erarbeiten will. Ich merke es rasch daran, dass sie es partout – trotz vorhandenen guten Willens – nicht annähernd begründen können, warum sie beispielsweise das schwarzweiße Foto eines Hamburgers auf einer großen quietschzyankaliblauen Fläche toll oder schlecht finden.

Grafikdesign ist immer objektivierbar.

Ein Schwarzweißfoto einer Foodaufnahme taugt eher zur Satire, jedoch nicht für eine positive Einstimmung der Geschmacksnerven, da verbrannt aussehend. Krachendes Zyankaliblau ist ein so aggressives, giftiges Farbspektrum, dass es sich ebenfalls kaum fürs Schmecken eignet. Unser Reptiliengehirn hat genau das seit Jahrtausenden abgespeichert: Vorsicht, giftig!

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Die Optik unserer Blotched Tabby-Miez à la Whiskas-Katze ist nicht: putzig, cute, hübsch. Sondern gnadenlose Inhaltsangabe: gestreiftes Fell für "Tarnung" und spitze Ohren für "Achtung, Jäger".

Immer noch der Meinung, Design ist: Hauptsache sieht irgendwie gut aus? Das sieht der besorgte Amselmann (und mit ihm verwunderte Zielgruppen bei giftigen Essfarben) leider ganz anders.

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Wir lassen die Mieze während der Brutpflege und der Flugschule der Kleinen nicht in den Garten.

Wie Hund und Katz

Texter und Designer sind manchmal so. Wie Katz und Hund. Ich bin die Katz und will es geschmeidig und flirrend, indirekt -"ich bin". Wenn ich nicht darf, schneide ich ihn in Streifen. Er ist der Hund und will nur spielen – "er tut" und funktioniert übers Handeln, die Tat, die Sprache. Das gibt Konflikte vom Feinsten, und die sind gut so. Was daraus entsteht ist interessant, aufregend und alles andere als schon mal gesehen.

So auch dieser Film mit einer Katze genau wie unser Moritz aussehend, mit einem Hundewelpen, der an einen Fuchs erinnert. Super geschnitten und voller Groove. Mit einer Französin, die ich öfter hören möchte.

Genial: ihre Paraphrasierungen am Schluss.

Lyrics

Cats and dogs are…

not our friends

They just pretend
They just pretend

It’s just emotions we invent
Like photographs we put on shelves

Cats and dogs…

are not our friends


Scratch their ears
they’ll wave their tails
And if it rains again next weekend
It’s all because of them

Little doggy
Come to mummy

Cats and dogs…

are not our friends

They just pretend
They just pretend

It’s just emotions we invent
So we forget we’re by ourselves

Little catty
Come to daddy

Miaou miaou
Ouaf ouaf ouaf ouaf

Kein Blatt vor dem Mund

Ja, ich nehme kein Blatt vor den Mund. Ich gehöre auch nicht zu denen, die es fertig bringen, in einem guten Restaurant 1 Wasser und 1 Salat aber pidde ohne Dressing! zu bestellen.

Meine Rede ist ja, ja oder nein, nein.

Wer etwas von mir wissen will, kriegt es zu hören. Ich sage meinem Mann und meiner Katze, was Sache ist:

Nein, heute kommst du nicht raus, der Vogel brütet.

Ich sage Kunden oder Prospects, was Sache ist:

Ihr mir vorliegender Text ist leider PR-Konzern-Geschwafel und passt nicht zu Ihrer Zielgruppe –  feuern Sie Ihren Texter.

Ich sage, was mir nach einer Besprechung gefallen hat und was mir nicht gefallen hat. Mir gefällt nicht, wenn Leute mit einem Pokerface zu einem lockeren Erstkontakt-Gespräch kommen. Sich mit einem 200,00 Auftrag aufführen wie ein Harter-Hund-Einkäufer der Autoindustrie, in der Hoffnung, Schweigen mache mürbe und den Preis niedrig.

Daher nehme ich kein Blatt vor den Mund und sage, was ich davon halte:

Sowas ist Mist.

Wie geht ihr mit Designern um. Das erfüllt den Tatbestand des Ratens, für den ein ordentliches Preisangebot nicht möglich ist. Gehts noch.

Ich habe Kunden. Solche, die es schätzen, normal und bodenständig behandelt zu werden. Ohne NLP- oder IHK-Seminar-verbildete Pseudo-Topeinkäufermucken, wenn es nur um Petersilie geht. Hach, ist das entspannend! Ohne Schmu, ohne verlogenen Schischi, ohne Heckmeck.

Am liebsten wäre mir noch, wie früher alles unkompliziert mit Handschlag ohne das Etepetete-Getue des durch die Wolldecke Sprechens.

Dazu ein paar passende Klänge aus unserer Mucke-Sammlung, eins zwei drei:

Was Menschen an einem sonnigen Sonntag in Blogs hineintreibt

Heute am Welttag des Designs wurde im Netz international mit diesen Suchwörtern gesucht und prompt dabei auf unser Blog aufgeschlagen:

pinguine essbar?

Der Fragesteller wohnt vermutlich auf Feuerland und ihm ist gerade ein solches Tier in die Pfanne gelaufen. Unsere Antwort: Wir haben noch keinen probiert. Vorher aber rupfen und in die Soße etwas Oregano, kann nicht schaden.

amber valletta nackt

Hamwer nich.

cummings may my heart always be open to little birds

Es freut uns, einen wahren Freund und Kenner der Literatur auf unserem Blog begrüßen zu dürfen. Obwohl Cummings ein merkwürdiger Ruf des – sagen wir mal vorsichtig – Nazifreundlichen – umweht, sind viele seiner Gedichte hinreißend.

dänische küche ente

Schon die dritte Anfrage heute auf unserem Blog zur wahren Vogelzubereitung, erstaunlich. Meist wird aber auf unserem Blog nach dem dänischen Sturmglas gesucht. Welches wir zwar freundlich besingen, aber nicht verkaufen.

Copy-Strategie+Beispiel

Das ist wieder mal typisch: An den Hausarbeiten im 3. Semester Kommunikationswissenschaften sitzen – Abgabe ist am MO, der Prof kennt keine Gnade – aber zu faul sein, sich selber ein Beispiel für Copystrategie aus den Haaren zu fieseln. Daher hamwer auch kein Beispiel, niemals. Das ist Absicht von uns, könnt ja jeder…

ibm+schöneberger+dueck

Ist schon wesentlich besser. Wer nach Barbara Schöneberger und dem netten Prof. Dueck sucht, landet garantiert und zu Recht hier. Und kriegt auch Info (die er sicher aber genauso findet, wenn er gleich direkt zu Prof. Duecks Sinnraum schippert.)

www.Die besten  Pannen

Das könnt’ euch so passen, dass wir unsere Pannen auch noch freiwillig erzählen.

Dafür gibt es im Willhelm-Busch-Jahr 2008 lieber was zu Ehren von Wilhelm Busch* auf die Suchfingerchen, und weil’s heut in eueren Suchbegriffen so vogelich zuging, etwas Sinnreiches über de Fojglen (jidd. für Vogel/Vögel), es ist ja Frühling:

Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt er dem armen Vogel näher.

Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und weil mich doch der Kater frißt,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.

aus: Kritik des Herzens (1874)

+ 1908

*Antisemitisches Zeugs hat er jedoch u. a. in der  Frommen Helene vom Stapel gelassen:
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=6369

Nähen Sie sich doch einen Knopf an die Backe!

Wer professioneller Texter ist, muss jeden Tag mit zwei Feinden kämpfen. Der eine ist der elendige Schweinepriester in der eigenen Brust, der dem Textmenschen einflüstert:

Schreib stilistisch elegant, so wirst du berühmt und reich!

(Totaler Schwachsinn, er muss per Auftrag nicht sich, sondern den Kunden berühmt und reich machen –  und das wird nichts mit ziselierten, verschraubten Texten…)

Der andere Feind ist der Anspruch manches Kunden an ihn, der ein ungleich einfacherer und klarerer ist im Vergleich zum ersten:

Schreib nicht so viel rum und machs pfiffig und billig. Tempus fugit!

Dabei fällt gar nicht mehr auf  – wenn zwei streiten, freut sich der Dritte… –  dass sich draußen in der Werbe- und Kommunikationswelt etwas entschieden geändert hat: Der Profi hat nicht mehr den Nutzen zu betexten, sondern soll mit dem Text die Wirkung herausarbeiten. Nutzen gegen Wirkung ist so ungefähr, als ob man man ein klappriges Rad gegen einen Aston Martin hinstellt.

Es ist sehr klug, sich auf die Wirkung zu konzentrieren, denn der Verbraucher tut das selbst bereits seit ungefähr 50 Jahren und wundert sich seitdem, dass ihm das niemand erzählt, was er hören will. Er will nicht hören: Das oder das kannst du damit machen. Er will hören, was er damit erreichen kann. Können tut er nämlich viel, auch sich einen Knopf an die Backe nähen. Das zum gläubig immer noch verbreiteten "Vorteils" des Nutzen-Erzählens.

Zeitgleich wächst verständlicherweise die Zahl der Kunden, die selber schreiben wollen. In Word, d e t t e a l l e r D r u c k v o r s t u f e n ^ ^, oder gleich auf CMS-basierten Webseiten.

Ihr Feind in ihrer Brust flüstert:

Schreib stilistisch elegant…

Und sie haben was? Die Wirkung vergessen.
Ihrer Ware, die geliebt und gekauft werden soll.

Und so tut sich eine klaffende Lücke auf. Zwischen dem, dass es heute jedem Unternehmer technisch möglich ist, öffentlich selber zu publizieren und seine eigenen Werbemittel zu texten. Und zwischen den gleichzeitig immer höheren Anforderungen in einem schärfer werdenden Wettbewerb im Internet, der den sofort mit Umsatzminus abstraft, der es nicht hinkriegt, auf den Punkt zu kommen und die Wirkung herauszuarbeiten.

Viva CMS? Unter diesem Aspekt wohl kaum.

Ich will keine iPod- oder iPhone Vollversion

Und jetzt schleichts euch!

 

Sehr geehrte Frau Gräbel,

Apple hat mit dem iPod und dem iPhone zwei
Kultgeräte auf den Markt gebracht, die vieles vereinfachen aber auch Fragen
aufwerfen. Zu den dringlichsten dürfte gehören: “Wie bekomme ich meine Videos
auf mein Gerät?”. Wir von iCherry (www.icherry.de) haben es uns zur Aufgabe
gemacht, Nutzern von iPhone und iPod mit den bestmöglichen Videokonvertern zu
fairen Preisen zu versorgen.

In der Presse sind unsere Produkte
bereits mehrfach positiv erwähnt worden:


Macup, http://www.macup.com/news/talk/icherry_fuer_iphone_und_ipod/

ZDNET, http://www.zdnet.de/news/software/0,39023144,39159249,00.htm

Um
den Alltagstest zu bestehen, soll die Software nun von ausgewählten Bloggern
getestet werden.

Aus diesem Grund möchten wir Ihnen Folgendes
anbieten: Sie bekommen von uns eine kostenlose Vollversion nach Wahl. Im
Gegenzug erwarten wir, dass Sie über iCherry unabhängig auf www.the-missinglink.de berichten, und
Ihre ehrliche Meinung zu unserem Produkt kundtun. Nur mit ehrlichem Feedback
können wir iCherry noch besser machen.

Sollten Sie Interesse daran
haben, iCherry auf Herz und Nieren zu testen, kontaktieren Sie uns doch bitte
einfach per Email: mxxxxxx.mxxxxx@fairclick.de

Falls
Sie keine weiteren Emails von uns wünschen, lassen Sie es uns bitte kurz
wissen. Dann erhalten Sie zukünftig keine weiteren Emails von uns.

Mit
freundlichen Grüßen,

Mike Malling  [Name von unserer Blog-Red. geändert, ansonsten alles authentisch]

 

Ich werde nicht unsere Website (und auch nicht unser Blog) als Koofmich verwenden. Alles klar?

Der Grund, wenn sich jemand meine harsche Reaktion nicht erklären kann, in aller Freundschaft: Es ist definitiv niemandem möglich, neutral zu berichten, wenn er etwas dazu geschenkt bekommen hat. Es greift immer, und ich sage immer, das heimliche Gefühl der Verpflichtung (angewandte Werbepsychologie), mit dem Effekt, dass man nicht frei ist von Hintergedanken. So bekommt man keine neutrale Bewertung. Und die Werber von www. fairclick.de und ihr SPAM-Kumpel wissen das.

 

Falls Sie keine weiteren Emails von uns wünschen, lassen Sie es uns bitte kurz
wissen. Dann erhalten Sie zukünftig keine weiteren Emails von uns.

 

Dieser Satz klingt riesig nett, ist es aber nicht. Es ist strafbarer SPAM, da hilft dieser Satz nachträglich nichts. Es ist unleugenbar SPAM, unaufgefordert (ohne irgendein opt-in) E-Mails aus kommerziellen Zwecken zu verschicken. Und zwar an jeden, auch an einen Blogger. Ein Blogger ist kein Freiwild für Kommerz. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

 

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