Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Kategorie: Dekonstruiert (Seite 3 von 4)

Auch schöne E-Mail:

Im Moment müssen Sie auf meine mündliche Zusage vertrauen. Ihr Vertrag wird Ende xx erstellt und wird voraussichtlich in der ersten xx-woche bei Ihnen im Briefkasten sein.

Wenn das nicht grad eine schriftliche Zusage war.

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Immer wieder schön, dass das Internet und allem voran die E-Mail immer noch nicht als schriftlich verstanden wird, sondern nur das Papier im Briefkasten.

Briefkasten der Post

 

Nachgelegt – Snowden revisited

Oh, ich denke, Snowden WIRD nachlegen.

Dem Geraune nach wird genau um das Thema “wahres Ausmaß der privaten Datenschnüffelei” nachgelegt. Ich bin gespannt.

Schon lange wusste man als satirehaft gescheitelte Existenz und als semi-gebildeter halb-IT-ler, dass ein “W-LAN ein mächtiges Instrument ist, die Festplatte ins Internet zu verlegen” (Hohn der Titanic schon vor Jahren).

Marienplatz München

Weiter mit Satire:
Eine Cloud ist auch nicht irgendeine diffuse Wolke, sondern eine Ansammlung von vielen schwarzen brummenden Kästen, call it Server. Die Datensammler müssen endlich nicht mehr alles mühsam zusammensuchen, sondern haben es schön ordentlich beisammen :-)

Bin vom Typ her nicht paranoid (eher unbeschwert so: “rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln”), doch das was gerade abgeht – und wir wissen noch nicht alles, macht mich wahlweise renitent oder überwachsam, und beides gleichzeitig.

Die Endwirkung bei den Bürgern wird sein: Keinen Respekt mehr vor gar nix, die einen – und wurschtegal, Ducken, die anderen. Die Möglichkeit einer demokratischen Pesönlichkeitsentwicklung ist somit im Verpuppungsstadium gestoppt.

Sehe das als Gefahr für demokratisch verfasste Länder. Deren Regierungen genießen bereits wegen der Bankenkrise nicht mehr das Vertrauen. Jetzt wird es noch schlimmer mit dem Misstrauen und deren Bürger haben auch noch Recht.

 

Grenzgängerin, also Idiotin

Bin und fühle mich immmer noch als Arbeiterkind und als Handwerker. Design ist für mich Handwerk. Lassen Sie sich doch vom Designgschmarri nicht in die Oberklassen-Irre führen. Bin Designer gworn, weil ich ein Malender bin, schon immer gewesen.

Kimonofrau und Spirale

Dass man mit Zeichentalent in der Werbung landet, ist ein tragischer Unfall mit der Tragik altgriechischen Ausmaßes. Ich hasse die Werbung, ich hasse die Typen, die dort arbeiten. Manche sind einzeln wunderbare Menschen, im Job und geballt sind sie ein Grauen. Wer da was Überhöhtes draus machen möchte, dem sein Freund bin ich nicht. Bin immer noch auf der Seite der Arbeiter. Bin auf der Seite der Hartz-4-ler. Mit Pennern und Bettlern rede ich.

Mit Kachmirschals und Ete-petete-Klamotten hab ichs zum Leid meiner Mutter immer noch nicht so und ich bin auch keine Ideale-verratende Toskana-Fraktion. Im Gegentum. Ich freue mich immer noch wie ein Kind, wenn ich es einem postpubertären, eingebildeten Wohlstandsvollversager aus dem Westviertel nett oder auch mal saftig heimzahlen kann. An diesen Tagen mache ich immer voller Freude Kerben in meinen Gürtel. Ich freue mich, wenn deren Angeber-Leichen samt ihrer SUVs in der Isar treiben.

Alle Unterstellungen bleiben Unterstellungen und zielen ins Leere.

Einen umgedrehten Jockel Fischer zu assoziieren, ist endgültig gewagt.
Weder bin ich so fett und faltig, weder sehe ich so alt aus wie der, noch bin ich geistig alt, noch saufe ich so viel wie er, noch betrachte ich Menschen als Zweck zum MIttel, noch gehe ich auch Vortragsreisen, noch spreize ich mittlerweile das Fingerchen. Noch habe ich je vergessen, wo ich herkomm. Es gibt bei mir zuhause keine goldenen Tellerchen. Alles sehr bäuerlich, der Geist und das Einkommen sind es auch. Bin ein Bildungsbauer. Also Bauer. Eine Idiotin. Die Bildung habe ich aber auch nur von meinem Mann. Ohne den würde ich eine Viola da Gamba für was zum Essen halten, hmm Gambasch, lecker!

An der Angel – Besser hätte ich es nicht schreiben können.

Diesmal heute kein eigener Blogeintrag, sondern einer vom guten WS, Siebeck himself:

http://wo-isst-siebeck.de/2013/03/an-der-angel/

Ausschnitt:

Da erscheint die neueste Ausgabe der SZ mit der Meldung, dass die Menscheitsbeglücker dabei sind, Fisch in Vegetarier zu verwandeln. Bisher wurden Zuchtfische mit ihresgleichen gefüttert, mit Fischmehl. Man nennt das Kannibalismus: Mit viereinhalb bis sieben Millionen Tonnen pro Jahr. Das waren gestern noch Fische, die wir heute nicht mehr essen dürfen, weil sie aussterben.

Verwirrend das Ganze, nicht wahr?

 

Eine Ähnlichkeit mit Zypern und der Rettung der Banken ist jedenfalls nicht beabsichtigt.

Manchmal fühlt man sich sogar von Siebeck verstanden, soweit ist es schon gekommen.

Der Tanz der Tinte, der speckige Glanz des Wischfingers – Gottes Werk und Teufels Beitrag.

The worst thing you write is better than the best thing you didn’t write.
-Unknown

Baumstamm ohne Krone_dunkler

Schreibst du noch oder wischst du schon? Das trifft es fast zu kurz, denn wir gehen um unserer condition humaine willen noch einen weiteren Schritt zurück, ach, eigentlich vorwärts: Wir schreiben mal wieder was frei mit der Hand.

Was es da zu entdecken gibt.

Kimonofrau und Spirale

Dann darf auch gerne statt zur Breitfeder zum Pinsel gegriffen werden und ein Kimono dabei herauskommen oder ein Drachenwind.

Ach, man ist doch versucht, das Smartphone wegzuwerfen, denn es ist kaum so kommunikativ und ausdrucksvoll. Und ästhetisch ist das (Weg-)Wischen auf den rundgelutschten hochglänzenden Fliegenklatschen auch nicht wirklich, eher die Reflexbewegung von Burnout-Sklaven – Ex und Hopp, das Gegenteil von Zen. Was meint der Leser.

Buchempfehlung: Tintentanz – Die Ausdruckskraft der eigenen Handschrift entdecken.

Antiktusche von Rohrer und Nachtblau von Manufaktum

Haben Deutsche Geschmack?

WELT am SONNTAG:

Herr Siebeck, glauben Sie immer noch, dass man in Deutschland eher einen Schäferhund vor laufenden Kameras totschlagen kann als zuzugeben, dass man gerne Austern isst?

Wolfram Siebeck: Das war doch ein gut formulierter Satz von mir …

“Ich habe Selbstmörder sehr gern, also nur lustig ans Werk.”
(Schwejk zu einem Mitgefangenen, der sich erhängen möchte.)

 

Also, um neben den Antworten von Geschmacks-Päpsten wie Siebeck  …

… also um auf die ebenfalls gleichlautende uralte Grafikdesigner-Frage zurückzukommen (ich bin Grafikdesigner), ob Deutsche Geschmack haben:
Melde gehorsamst, dass nein. Sie haben nicht nur keinen, sondern versuchen auch noch Deutungshoheit darüber zu bekommen, wie wenig er kosten darf. (Im Idealfall nichts).

Am schönsten sieht man das immer wieder an den von der jeweiligen lokalen Presse – im Volksmund “Bratwurstjournalisten” – induzierten Shitstorms zu Stadtmarketing-Logos und ihren Erscheinungsbildern. Der Tenor: Kosten dürfen sie nichts, aber was zu sagen dazu hat jeder, der meint, Bürger der jeweiligen Häuseransammlung zu sein.

Um die kuschelige Situation abzurunden, werfe ich 3 weitere Brüllerthesen in den Raum:

These 1: Es ist nicht so, dass das Stadtmarketing-Logo für den dort wohnenden Bürger zur Festigung seiner Stadtliebe geschaffen wird.

Das Ding mit der besseren Selbst-Identifikation des demokratischen Souveräns Bürger machen Bürgermeister und die hiesigen Stadtmarketingabteilungen dem Bürger nur weis. Um ihm das Geld dafür abzuknöpfen. Legitimation.

In Wirklichkeit ist es immer nur ein Marketing- und Lockzeichen fürs Image von jot-we-de aus gesehen, für Leute, die NOCH NICHT in der Stadt sind: Touristen. Und Gewerbe und Industrie, welche da hin sollen. Zur Verbesserung des Stadtsäckels. Diesen Umstand verkennt der ansässige Bürger.

 

These 2: Es ist nicht nur so, dass nur der deutsche Bürger keinen Geschmack hat, der Lokal-Journalist hat ebenfalls keinen.

Man sieht es an seinen schlechten Anzügen, an dem heraushängendem Hemd, dem schlechten Bürokaffee.

 

These 3: Auch die an Stadtmarketing-Logos – und Erscheinungsbildern arbeitenden Gestalter haben keinen Geschmack.

Und keine Ahnung von Semiotik. Sonst hätten sie längst erkannt, dass es ein Unding ist, mit ein- und derselben Gestaltung gleichzeitig Touristen und Industrie anlocken zu wollen. Und hätten längst ihre städtischen Auftraggeber – diplomatisch versteht sich – behutsam über die Nichtlösbarkeit der Quadratur des Kreises oder über das eierlegende Wollmilchschweinschaf im einzelnen aufgeklärt.

Aber nein, sie tun es nicht. Tun so, als ob das alles gleichzeitig möglich sei.

Immerhin haben Kassel und seine Designer nicht die Gebrüder Grimm und die Dokumenta gleichzeitig im Stadtzeichen zusammengeschweißt. Uff! Etwas besseres als den Tod findet man überall … möchte man dankbar rufen. Wenn nur nicht jetzt der depperte Bindestrich gewesen wäre, der manchem Bürger fehlt, weil der Duden ist ja wichtig – wären fast alle zufrieden.
 

Dankbar zurück zu den “normal widersprüchlichen” anderen Stadtzeichen:

So ein Zeichen mit diametral entgegengesetzten Doppel-Anforderungen wirkt immer seltsam unausgegoren, egal wie kunstfertig umgesetzt. Zweitens wird es dann immer Argumente gegen das eine oder andere Element darin geben – je nachdem, welchen Aspekt der Betrachter eher betont sehen möchte. Und er wird, wie ein Wackeldackel. Shitstorm fast vorausprogrammiert.

Und jetzt sind wir wieder beim Bürger, der wütet.

Vielleicht ahnt er den Beschiss. Obwohl er ganz und gar keinen Geschmack hat.

Dummerweise versucht er sich bei seinen Kontra-Argumentationen in der Sprache der Grafiker. Worin sogar ich ab und an scheitere. Statt in der Sprache der Inhalte zu bleiben und sich zu fragen: “Wen soll das Zeichen überhaupt ansprechen? Wo soll es vorkommen? Warum hat es nichts mit mir zu tun, obwohl es das Stadtmarketing behauptet …?”

Ach ja, ich halte Designbüros und Grafiker, die bei diesem Spiel mit falschen Tönen mitmachen, in dem keiner gewinnen kann, für Selbstmörder. Auf lange Sicht.

Nur lustig ans Werk!

Links:
http://www.designtagebuch.de/kommunikationsdesign-in-der-lokalen-berichterstattung/#comments

 

Vernünftiges Marketing geht anders

 

Neulich erreichte mich eine typische Anfrage mit der Bitte um ein klares Preisangebot. Im cc waren zu sehen: noch zwei andere Textanbieter :-) Und schnell sollte es gehen. Es sei dringend.

Ich zurückgemailt, dass klares Preisangebot gerne, aber derzeit nicht, da keine klare Beschreibung der Aufgabe und kein klarer Auftragsumfang vorliegt.
Den bekam ich dann, aber sehr kurz und sehr, was soll ich sagen, wenig aussagekräftig. Es kam mir vor, wie wenn man nach Textmenge bezahlen wollte, 1 Wort = xx Cent. Man wollte jedoch: 1 neues Unternehmensprofil und neue Texte für die Website. Vielleicht auch nur ein schöner flotter Text für den index. Ah ja.

Telefonierte zurück, dass sie, wenn sie wirklich 1 neues Unternehmensprofil wollten, welches funktioniert, dass das in ihrer engen und abgegrasten Branche kein Zuckerschlecken sei und sie mit mind. 2000-3000 EUR rechnen sollten, da Recherche, Wettbewerbsbeobachtung, SWOT, Positionierungs-Ansätze, Charts dazu, Strategie- und Marketingüberlegungen dazukommen würden et al. Pause in der Leitung, aha, vermutlich war ihnen das zu teuer. Aber kaum aufgelegt, dachte ich mir, uups, jeder Konzepter, jede Unternehmensberatung würde jetzt über mich lachen, einen dermaßen günstigen Schnappen angeboten zu haben. Sie würden mind. 5000-10 000 berechnen. Ich ärgerte mich.
Aber denen waren 2000-3000 zu teuer, also was soll’s.

2 Tage später kam, dass sie sich jemand anders ausgesucht hätten. Da ich ja weiß, wer diese Kandidaten sind, konnte ich mir schwer vorstellen, dass da allzuviele drunter sind, die ein bisschen Ahnung haben, was es bedeutet, ein strategisches Unternehmensprofil für einen engen Markt zu erstellen, nämlich eine Heidenvorarbeit und nicht erfinderisches Schöntexten. Hallo, sind wir im Supermarkt? 1 mal Waschmittel bitte, aber bitte keine teueren Megaperls, die knacken immer so beim Essen? Hallo?

Wer immer da – noch – günstiger als ich Dumme angeboten hat, oder gar selber getextet hat auf die Schnelle: Ein Unternehmensprofil formulieren, welches funktioniert, ist nicht: Corporate-Schönschwatz abliefern oder ratzfatz, um auf Teufel komm raus Kunden zu kriegen, Billigpreisangebote hypen. Das ist der Anfang vom End’, wie man in Bayern zu sagen pflegt. Wie zum Teufel wollt ihr das hinkriegen, wenn es für den ROI wirklich etwas taugen soll? Wenn es, wie der Auftraggeber sogar selber formuliert, Konversion und Kunden bringen soll, also übersetzt: wirklich attraktive Alleinstellungsmerkmale haben soll, den Markt verstanden haben soll?

Die Website des Anfragers ist http://www.°°°.com/, mit veralteten, suchmaschinenunfreundlichen Frames (!), wobei sie – irritierend – sogar selber Suchmaschinenoptimierung anbieten (sic) und wirbt seit heute mit “Preiswerte Webseite schon ab 25 EUR“, aber hallo. Komma- und “Pläng”-Fehler darinnen ohne Ende. Vorgestern war noch ein anderer Text drauf. War’s das jetzt? Soll dieses Billigreißerangebot mit dem Geldwäschersatz “Effektive und effiziente Geldanlage” im Metatag Description ein attraktives Unternehmensprofil bewerben und wenn ja welches? Ich werde bei Gelegenheit wieder mal vorbeisurfen, versprochen. Gucken, was Kollegas für Umme so texten tun. Am Ende aber ist der heutige Text bereits der gelieferte, hüstel. Dann gehe ich mal fremdschämen.

Oder ist alles im Web eh nur a Gschmarri. (Könnt’ ja sein, in letzter Zeit drängt sich mir dieser Eindruck gehäuft auf.)

Dann hab ich nix gesagt.

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Update (07.08.2008):

Sie haben den Stecker gezogen. http://www.°°°.com/ ist nicht mehr aufrufbar.

 

UPDATE 2 (16.12.2011:

 

Gerade erreicht mich diese Mail deren Geschäftsführers

“Sehr geehrte Herr und Frau Gräbel, ich bitte Sie unverzüglich alle Ihre absichtlichen, meinem Geschäft ausdrücklich schadenden Texte über mein Unternehmen zu löschen sowie deren Löschung aus dem Google-Cash zu beantragen.

Folgender Text auf http://the-missinglink.blogs.com/logisches/200x/0x/xxx

https://blog.vroni-graebel.de/logisches/xxx

sowie alle anderen Texte von Ihnen bezüglich meines Unternehmens sollen sofort und spätestens bis am 22.12.2011 gelöscht werden.

Dass Sie völlig grundlos mein Unternehmen schlecht machen und widerrechtliche Werbung meines Unternehmens betreiben, hat folgende negative Auswirkungen auf mein Geschäft: http://www.°°°.com/topic.html

Ferner sollen Sie diesen Link auf dem °°°-forum, welches mein Unternehmen negativ darstellt, auch entfernen. Wenn meine Forderungen Ihrerseits nicht eingehalten werden, so werde ich rechtliche Schritte gegen Sie einleiten.

Mit freundlichen Grüßen,

X. Y. Geschäftsführer Fa. xxx-xxx

E-Mail: info@xxx.com Skype: xxxxx-xx

Tel./Fax: xxx / xxx xx xx Web: www.xxx.com ”

 

Mein Kommentar dazu:

Wie soll ich den Link im Forum bitte entfernen, geht nicht. Bin nicht der Webmaster dort. Kann ihn drum bitten, aber es liegt nicht in meiner Macht, dass er es auch durchführt.

Werde jedoch die Links hier zu Ihrem Unternehmen, Herr Y, wegtun. Das kann ich Ihnen vorschlagen. Den alten Artikel (mit dem funktionierenden Link) aus dem Google-Cache herausnehmen, kann ich Ihnen auch machen. Hinweis: Die Links entferne ich nur deswegen, weil ich keinerlei Lust auf einen Rechtsstreit habe.

Monsterladies

Isar-typografie

Typografie-Graffiti in Unterführung des Glockenbachs/München

Zu dem Thema, warum Frauen es nicht in die Chefetage schaffen, möchte ich völlig emotionslos ein Buch nennen:

Wie kitzle ich den Tiger, wenn er knurrt?"
So knackt Frau den Hierarchie-Code
Autor: Maria Hof-Glatz
Verlag orell füssli Schweiz

Auszug:

"Steile
Hierarchien sind Systeme, die schwache Männer stützen und starke Frauen
stutzen. Männer lieben Hierarchien, denn sie geben ihnen Sicherheit und
Regeln, Strukturen und Rituale. Sie sind wie Rüstungen: Sie
signalisieren Stärke, aber sie hemmen auch und wirken abweisend."

"Frauen,
die die hierarchische Ordnung nicht kennen, und von der Empfindlichkeit
der Männer nichts ahnen, sehen nur diese Rüstung und sind verführt zu
attackieren. Sie machen es dort, wo ihre weiblichen Stärken liegen: im
persönlichen Bereich, kommunikativ, und wortgewaltig. Aber um
traditionelle Konfliktformen zu durchbrechen und Hierarchien für sich
zu nutzen, müssen Frauen wissen, wie Männer und ihre Systeme
funktionieren."

Weitere Erkenntnisse aus dem Buch (ich kolportiere nur):

Der
Grund, warum es das glass cieling gibt ist, dass Frauen aufgrund ihrer
anderen Kommunikationsbereitschaft und ihrem leicht anderem Wertesystem
(privater, persönlicher, ergebnisorientierter denn statusorientiert)
mit dem männlich geprägten Hierarchiesystem (anonymer,
intransparentere, statusorientiertere Regeln) wenig anfangen können und
sich auch überflüssigerweise auch noch recht ungeschickt darin bewegen.

Sie erkennen Bluffs nicht als Bluff, sie hängen sich zu weit
und zu ungesichert aus dem Fenster und mit der Solidariät ihrer
Geschlechtsgenossinnen können sie auch nicht immer zählen. Männerkriege
werden gelassen als Hirschkämpfe wahrgenommen, die "normal" sind,
Frauenkriege werden als Zickereien wahrgenommen, die nicht "normal "
sind.

Dazu kommt eine doppelte Bewertung, der sich Männer
nicht in diesem Maß stellen müssen: Weibliche "Tomboys", also die etwas
burschikoseren Frauen, gelten als nicht weiblich genug, das gilt auch
im Business als Makel die sehr weiblichen Frauen hingegen gelten
bereits von vornherein als unfähig. Das gilt als ganz großer Makel.
Übrigens sehen das auch Frauen so. Beide Makel sind von vornherein als
ganz klare Aufstiegshindernisse definiert, denn der Aufsteigende muss
makellos sein oder zumindest wirken. Frauen wirken aber in diesen
betriebssozialen Zusammenhängen meist immer mit einem der beiden Makel
behaftet, egal wohin sie tendieren. Dazu oder eben als Ausgleich, um
es doch nach oben zu schaffen wollen sie verstärkt und häufig leider
verbissen mit ihrer guten Fachkenntnis brillieren (welche durchaus da
ist), und das ist aber dann das endgültige Eigentor, der endgültige
Todesstoß, die Steilvorlage: Denn Hierarchie geht in
männlich-orientierten Strukturen vor Fachkenntnis. Die ach so tüchtigen
Damen sitzen in der Falle.

Und daher brauchen wir eine Abkehr
von den beinahe militärischen Hierarchiestrukturen hin zu dezentralen
Strukturen. Wie: Es müssen die Vorteile von offeneren und dezentraleren
Strukturen aufgezeigt werden. Realisierbarkeit: nicht mehr in diesem
Jahrhundert. So etwas dauert Generationen. Status: Zur Zeit wird unsere
Welt wieder eher männlich-hierarchischer.

Eine Quote wie in Norwegen WÄRE ein akzeptierbares Signal zur Umkehr.
Die
Quote hat nur den Fehler, dass sie Frauen höchstens dazu bringt, in
Mengen ausgeprägt männliches Hierarchieverhalten der Topebenen zu
inhalieren und zu lernen bis zur Thatcherisierung und
Grob-Vermännlichung. Damit tut man Frauen aber keinen Gefallen. Ihre
Qualität ist eine andere Art der Machtausübung: die Macht der
richtigeren Argumente und ihrer raschen tatkräftigen Umsetzung. Da sind
Frauen gut. Nicht die männliche ranghöhere Macht von Status und
Statuserhalt, ranghöher als gute Argumente. Männer debattieren aus Lust
an der Debatte und aus Lust an Schaukämpfen. Frauen debattieren, weil
sie als erstes nützliche Ergebnisse wollen, erst dann vielleicht ein
bisschen Schau.

Und Männern tut die Quote daher auch nicht gut,
denn es tut ihnen und der krisengebeutelten Welt eher gut, von extrem
männlich-hierarchischen System WEGzukommen anstatt Frauen
daHINzubekommen, damit die ihnen in allem gleich sind und dazu auch
noch die männlichen Unarten perfektioniert haben. Solche Frauen sind
Monsterladies.

Die typische Handbewegung eines Grafikdesigners im Aufzug

Oder: Warum Elevator-Pitches krachdumm sind.

Ketzerey: Ich glaube nicht, dass man bei Übungen für Elevator-Pitsch-Veranstaltungen fürs echte Leben trainieren kann. Man kann versuchen, Investoren damit zu beeindrucken.

Im
echten Leben wird man meist das "Und was machen Sie so?" als
rhetorische Frage gefragt, die keine tiefschürfende superschlaue
Antwort innert der Laufzeit eines Adidas-Spots erwartet. Man fragt das nur als soziale Übersprungshandlung, aus lauer Neugierde, wenn keinem im Smalltalk was Gescheites
einfällt^^. Jeder kennt das auf gnadenlosen Visitenkarten-Parties, beim
gemeinsamen Essen nach Vorträgen oder im Hotel-Foyer. Das Gegenüber
erwartet eigentlich nicht wirklich einen perfekten 30 sec. Maschinengewehr-Vortrag. Es ist eher
wie beim amerikanischen "How do you do?". Es wird lediglich ein "Oh,
I'm fine!" erwartet. Liefert man den tiefschürfenden Supah-Vortrag mit
in rascher Sprache trainierter Zunge dennoch ab, entpuppt man sich
meist dem Fragenden als naiver Business-Langweiler, der brav aufnimmt, was alle so sagen, was man tun und sein müsse. Voll uncool.

Da ich von Natur aus ein sehr faules Zirkuspferd bin, überlege ich sehr genau, ob sich für meine Geschäftserwartung so eine Zirkusvorführung lohnt. :-)

Wenn mich jemand fragt: Und was machen Sie so?
mache ich einfach lächelnd eine typische Handbewegung…
Ist das "Opfer" immer noch interessiert, wird es weiterfragen…
Wenn es eh nur eine rhetorische Frage war (was es meist ist),
ist es zumindest amüsiert.
Also Schritt für Schritt, und abwarten, was passiert: Ob sich echtes Interesse einstellt.
Aber keinesfalls sofort zum Voll-Vortrag ausholen. Max. 1 Satz.

In
der klassischen Werbung ist AIDA fast tot, aber damit kann das faule Zirkuspferd im echten Leben noch etwas damit anfangen:
Attention…., …. interest…

[Weitere
Ketzerey, da ich Elevator-Pitches eh nicht leiden kann: Wenn man bedenkt, dass der Ursprung des Elevator-Pitches
angeblich darin lag, dass Angestellte versuchten, im
Aufzug den Entscheidern, die in den 7. Stock fuhren, ihre Superideen
zwecks Beförderung aufzuschwatzen – höhere Tiere residieren immer im 7.Stock und exakt so
viel Zeit zu reden hat man… Wenn man das bedenkt und man sicher weiß, dass Vorstände ihnen unbekannte Firmenmitarbeiter  im Aufzug keinesfalls fragen:"Und was machen Sie so?"
kann man sich ausmalen, wie wenig realitätsbezogen die Kunstform
Elavator-Pitch ist. Sie hilft maximal dabei, sich zu zwingen, sich
Gedanken zu machen, wieviel und wie interessant – und wie sozial
angemessen – man seine Sachen preisgeben könnte. Der Lastwagenfahrer in
der lustigen Eckkneipe will da anders "unterhalten" werden als der
FAZ-Journalist, der einem im ICE gegenübersitzt und nett fragt, was man denn "so mache". Also
sollte man eigentlich besser seinen situativen EQ trainieren als in
jeder Lebenslage starr zu versuchen, ein Assessment-Center-Perfekti zu sein.]

Dazu themennahe Begleit-Musik, beginnend mit "basement". Bob Dylans Version des Elevator-Pitch. Er ist der Beste. Das ist sein Text dazu:  http://www.lyricsfreak.com/b/bob+dylan/subterranean+homesick+blues_20021303.html  So einen Pitch würde ich machen (I'll play the harmonica, the friendly wolf plays the banjo or the steel guitar…) – alle anderen nur unter Protest, da sie unter das Langeweileverbot seit 1611 fallen:

Der Umschlag in der Krise

Update zu Osterurlaub:

Karstadt schließt. Wie gewöhnlich um 20.00 Uhr, jetzt dann bald für immer.

Sperrt Karstadt jetzt zu? Nein, die Filialen bleiben in vollem Umfang geöffnet, verspricht der Konzern.

Ja, klar. Wer der Fronleichnamsausgabe der Abendzeitung nicht glauben wollte (Seite 2).

Selbst wenn wir nie was dort gekauft haben, weil wir gleich in die Apotheke gekonnt hätten: Karstadt wird uns fehlen. Das haben sie davon, dass sie perfekt funktionierende Häuser, in denen man Sachen kaufen kann, vulgo “Kaufhäuser”, in “Erlebniswelten” umbauen mussten: eine Krise. Seitdem fallen jeden Samstag erlebnishungrige Bauern aus Münchner Vororten wie Aschheim, Augsburg, Ingolstadt, Landshut, Unterhaching und Vaterstetten (alphabetisch) über die paar Quadratmeter um den Marienplatz her und grabbeln in reduzierten Büstenhaltern. Ihr Geld überlassen sie der Tankstelle.

Dreißig Jahre ist es her, da hat mein Schulkumpel im Nürnberger Karstadt ein Federmäppchen geklaut, um den elterlichen Zuschuss für Wichtigeres zu sparen, der konnte zu Hause was erleben. So sah die Erlebniswelt Karstadt aus, und alle waren glücklich (außer meinem Kumpel). Nach Ende des Mietvertrags 2010 werden die zwei Karstadt-Häuser in der Münchner touristischen Rennmeile erwartbar in Parkhäuser oder Sammelgebäude für Dönerbratereien und Taschengeldwaschanlagen für ephemere Plastikscheiße umgebaut.

Gerade in unserem Beruf werden wir von Karstadts Dahingang einschneidend betroffen. Dort gab es nämlich die einzigen zurechnungsfähigen Briefumschläge, die ich kenne: 50er-Packungen Versandtaschen etwas größer als DIN A4, reinweiß und nicht im gängigen Braun von Umzugskartons, die schon in drei Kiffer-WGs als Kleiderschrank gedient haben, die Lasche lang genug, dass man ohne Verzweiflungsakt eine vollständige Präsentation darin verschließen kann, eine Gummierung, der man nur von weitem die Zungenspitze zeigen muss, damit sie unbarmherzig zuklebt, und als Alleinstellungsmerkmal: die Öffnung an der Längsseite!

Seit ich diese Umschläge kenne, ist mir ein Rätsel, wie irgend ein anderer Anbieter auf dem Schreibwarenmarkt je die Öffnung an der kurzen Seite anbringen konnte. Sie tun es alle.

Die einzigen Umschläge, für die wir regelmäßig Rückmeldung bekommen haben: Die sind ja klasse, wo haben Sie die her, die kann man ja richtig benutzen, sehen auch ganz edel aus, muss ich haben, warum sind nicht alle so? Meine Textaufträge für Bewerbungsschreiben schlossen immer auch die dringende Empfehlung ein, die Bewerbungsunterlagen in den längsgeöffneten weißen A4-Versandtaschen von Karstadt und keinen anderen zu verschicken, und was soll ich sagen: Die Leute wurden einer nach dem anderen genommen. Das sage ich, ohne meinen Anteil an diesen Erfolgen unnötig zu schmälern. Etwas scheint falsch daran oder unrentabel in der Herstellung, denn Deutschlands einzige diskutable Versandtaschen gibt’s jetzt nicht mehr. Weder bei Karstadt noch sonstwo.

Ich war konsumwillig, ich trat auf als informierter, mündiger Verbraucher, der eine klare Vorstellung von seinen Bedürfnissen hat, und machte mich auf zu Karstadt, um seine Konkursmasse durch einen Hamsterkauf zu entlasten. Haushaltsartikel 50 % reduziert, hing überall von der Decke; Schreibwaren halten offenbar zu lange, um sie verbilligt den verstaubten Käuzen zu überlassen, die heute noch Sachen im Umschlag statt im Download verschicken wollen.

In dem Regal, in dem ich zuverlässig seit einem Jahrzehnt die Briefumschläge meines Vertrauens wusste: alles voll kackbrauner A5-Tüten mit schmaler Öffnung, die Laschen herstellerkostenbewusst gummiert und keinen Millimeter zu lang.

Der mündige, konsumbereite Verbraucher in mir fragte die Verkäuferin, übrigens nicht die übliche Alpha-Türkin beim After-Hour-Clubbing, sondern eine respektable Substitutin mit geflügelter Hornbrille. Die erinnerte sich nicht, jemals dergleichen geführt zu haben, hielt jedoch Versandtaschen wie von mir beschrieben für eine wirklich gute Idee. Sollte man sofort erfinden.

So verstärkt sich “die Krise” selbst: Mit den anstehenden 43.000 Arbeitslosen aus der Arcandor-Insolvenz ist es ja nicht getan. Der Schreibwarensubstitutin aus dem Oberpollinger-Haus am Dom wollen wir wünschen, dass sie in ihren 40 Dienstjahren schon mal einen Rentenanspruch wenigstens auf Hartz-IV-Niveau zusammengewirtschaftet hat und beim Baron von Ullmann, Mädi Schickedanz und ihresgleichen vielleicht noch ein bissel putzen gehen kann. Aber was machen die anderen 42.999 aufstrebenden Alpha-Türkinnen, Metzgermeister, Reisekauffrauen und was sich bei Karstadt alles tummeln durfte, die noch was vorhatten im Leben, wenn sie sich jetzt weiterbewerben müssen, damit der vorsortierende Praktikant den Umschlag überhaupt öffnet? Eine witzige Diddlmaus draufkleben?

Es wird gespenstisch, so ohne Karstadt. Da kann man sich ja gleich vorstellen, dass im Straßenbild plötzlich kein Opel mehr mitfährt oder… Moment…

Irrglaube und Religion im Grafikdesign

“Es ist ein Irrglaube, dass es bei Design um Grafik geht.” (HD Schellnack)

Style über alles Aussage/Bedeutung wurschtegal.

Genau das gilt es anzugehen. Stimmt 100%ig als der Kern des Problems der ganzen Diskussionen um diese Branche und um Crowdsourcing.

Auch Designer erliegen nicht zu knapp dieser Religion der Oberfläche.
Daher ist es müßig, nur Kunden (hier die SPD) oder nur die Plattformbetreiber (die Gärtnerböcke)  wegen des missglückten ausgewählten Runen-Logos “missionieren” zu wollen. Der Feind sitzt doch längst in der eigenen Reihe (ich bin schon lange kein Verteidiger der eigenen Zunft mehr, merkt man das nicht?).

Wann wird endlich Klartext gesprochen?
Die Blogs sind voll, aber ich sehe nur, dass Debatten über Crowdsourcing beiderseits von Eifersucht auf das entweder jeweils “moralisch bessere” oder “cleverere” Geschäftsmodell getrieben sind und nicht darüber, was eigentlich wirklich passiert.

Dieser Irrglaube ist das häufigste Problem, das ich mit manchem Kunden habe. Wobei ich feststelle, dass je kleiner (ungebildeter? werfe ich mal arrogant in den Raum) der Kunde, desto mehr Irrglaube. Welcher nicht einmal durch Geduld, freundliche und gutmütige Aufklärung zu beheben ist, sondern erstaunlicherweise auf geharnischten Widerstand trifft. Mit dem erbitterten Vorwurf, mit “unnützen” inhaltlichen statt Oberflächen-Behandlungen nur künstlich den Preis rauf treiben zu wollen, hatte ich sehr oft zu kämpfen. In 10 % führte das zu Abbruch der Geschäftsbeziehung von meiner Seite aus – es herrscht Vertragsfreiheit, mei – und der Rest war ein Hin- und Hergeziehe, ein immer wieder Päppeln und Anspornen, dass ich vom Gedanken daran bereits erschöpft bin. Daher verdränge ich diese Art unguter “Design-Prozesse” lieber.

Ich mag nicht daran denken, was noch kommt, die Zeiten werden jedenfalls nicht besser. Und mancher liebe Standeskollege nutzt jeden Strohhalm, ins Geschäft zu kommen. Und schon ist man wegen 3 Mark fuffzig draußen, da zu “teuer” und zu “anstrengend”.

Man kann jetzt hergehen und sagen, ist doch prima, gut für den, der wirklich durchdachtes Design (Semiotik, Inhalt, gute Geschichten/Typografie auf dem Punkt und weiß der Geier) statt hübsche Oberflächengrütze abliefert. Diese andere oberflächlichere Klientel, Kunde mitsamt grafischer Mitbewerber, verdient es, gemeinsam miteinander unterzugehen, denn ihre Arbeit ist hübsch aber schlecht. Unternehmen, die ihr Design auf Oberfläche abstellen, werden schlechtere Chancen auf dem Markt haben, bla, Grafiker, die ihre Haut hübsch und billig verkaufen, werden auch immer nur herumkrebsen, bla.

Aber stimmt diese schöne (da tröstliche) Markttheorie auch? Noch sehe ich das nicht. Ich sehe, dass sich Schrottwerbung und Design-Glump (bairisch für Schrott) ganz gut verkauft und kein Unternehmen deswegen pleite gegangen ist.

Man sollte diese Markttheorie überprüfen. Kann sein, dass wenn alle auf der Religion Style sind, dass sich die Markt-Parameter längst verschoben haben.
Ich sage bewusst Religion, da mich das Wort Irrglaube dazu inspiriert hat. Und wer gegen Reilgion ankämpfen will, der tut gut daran zu wissen, dass er Thesen an Kirchtüren nageln muss, dass er exkommuniziert wird und sich auf Kreuzigungen gefasst machen muss. Amen.

Ha! daß wir nicht unmittelbar mit den Augen malen!

Ha! daß wir nicht unmittelbar mit den Augen malen! Auf dem langen Wege, aus dem Auge durch den Arm in den Pinsel, wie viel geht da verloren! – Aber, wie ich sage, daß ich es weiß, was hier verloren gegangen, und wie es verloren gegangen, und warum es hat verloren gehen müssen: darauf bin ich ebenso stolz, und stolzer, als ich auf alles das´bin, was ich nicht habe verloren gehen lassen.
Aus Lessings Emilia Galotti

Auf dem langen Wege, aus dem Auge durch den Arm in den Pinsel, wie viel geht da verloren!  Dieser Satz  ist wunderschön: ich fühle mich verstanden. Wer jemals versucht hat, eine Idee, die er doch glasklar vor Augen hatte, festzuhalten und genau so wiederzugeben, weiß was ich meine.

Emilia Galotti war zwar ein politisches Stück, es prangerte damals die Unfähigkeit des Bürgertums an, sich gegen den Adel zu emanzipieren und beschrieb die Käuflichkeit der Macht.

Aber dieser emotionale Ausbruch Ha! mit dem dran hängenden Satz ist ganz modern: Werden doch schon “Gedankenhelme” gebaut (z. B. bei den Australiern von Emotiv ), mit denen man durch reines Denken, Fühlen oder durch Mimik PCs oder Geräte steuern kann.

Warum nicht auch ein Graphic Tablet ganz ohne Pen?

Augenmalen1

Augenmalen2

Ein Logo wird wohl mit dieser reinen Kraft der Gedanken vorerst nicht entstehen.

Das Cottbus Marketing- und Touristenverband Logo: Der schillernde Darmdurchbruch ist weg.

Mein Beitrag im Fontblog zu “Das Cottbus-Logo ist vom Tisch”:

Man kann das http://www.fontblog.de/das-cottbus-logo-ist-vom-tisch#comment-104006 auf http://www.fontblog.de/das-cottbus-logo-ist-vom-tisch gerne als Entertainment sehen.

Für Designer ist das http://the-missinglink.blogs.com/logisches/2009/01/stadtmarketing-und-tourismusverband-cottbus-ev-und-sein-neues-logo.html auch ein wenig traurig.

Die Tendenz zu Ramsch-Design und Überladenheit in den Logos und
Auftritten gibt es ja nicht nur bei Cottbus, Den Haag oder Posemuckel.

Ich sehe sie überall. Typisch für diese Tendenz auch die Web 2.0
Logos mit ihren Farborgien und ihren Spiegelungen und Schättelchen.
(Ja, ich sehe letztere ebenfalls als entfernte Verwandte von
schillernden Cottbus-Aliens und -Darmdurchbrüchen, möge man mich
steinigen…)

Ich denke auch an eine Aussage, vom Cottbusser Marketingverband
selber kommend, wenn ich mich nicht irre (memoriert): “Wir wollten mal
etwas anderes, nicht so etwas Langweiliges, Steifes, das alle haben.”

Dann passiert so etwas…

Zu solchen Aussagen sollten Designer etwas zu sagen haben. Brüll und
LOL ist mir da zu wenig.

Ist das so? Logos, die auf einer single-minded
(sorry für das Englisch, auf Deutsch klingt es bescheuert) Grundidee
bestehen und planvoll durchstilisiert sind, sind steif? Langweilig? Was
meinen Logodesigner dazu? Wie geht Ihr als Designer mit Kunden oder
Auftraggebern um, die so argumentieren?

Ist die Reduktion ausgereizt? Will man keine Regeln – und implizit
– keine Bevormundung mehr? Auffallen ist alles? Wird nicht mehr
erkannt, dass sich nur Einfachheit gut merken lässt? Sind die
Designerzünfte zu wenig in der Öffentlichkeit an solchen Themen dran?

Oder ist das nicht eher ein gordischer Knoten von Schule und
ungenügender kultureller Ausbildung (Achtsamkeit, Wahrnehmung, Schule
des Sehens), die Designer in öffentlicher Diskussion und mit Appellen
gar nicht lösen können.

Ich denke, das ist ein wichtiges Thema. Auch für den Fontblog, der Positionen für gute Typografie und klares Design vertritt.

Fröhliche Weihnacht

Keine Frage, es geht nah.

Und solche Partybilder kennt man auch.

Richard Sennet behauptet, es läge am schlechten Handwerk, dass die Jungs den Erdball so reingeritten hätten. "The Craftsman names a basic human impulse: the desire to do a job well for its own sake."

Ich behaupte, es liegt an deren Unreife und miesen Einstellung. Die miese unverantwortliche Einstellung und bodenloser Narzissmus ist die Ursache dafür, dass sie sich mit sauberem, kenntnisreichem Handwerk gar nicht erst lange aufhalten. Das ist bei ihnen was für Doofe. Schmerzlich: auffällige Parallelen zu Medienberufen/PR oder Werbung.

Zur Weihnachtslektüre empfohlen: The Bonfire of the Vanities von Tom Wolfe

"Börsenmakler Sherman McCoy hat den amerikanischen Traum von Erfolg und
Reichtum verwirklicht – ein Millionen-Dollar-Jahresgehalt, eine
Luxuswohnung in der schicksten Gegend New Yorks, ein nettes
Töchterchen, eine Dame der Gesellschaft als Ehefrau und eine
sexhungrige Freundin. Doch eines Tages begeht Sherman einen fatalen
Fehler."

Aus einer Leserrezension:

Wolfe entfaltet die Dekonstruktion des Wall Street Brokers und
Yale-Mannes Sherman McCoy als New Yorker Intrigenstadl. Es gibt
niemanden hier, nicht bis ins kleinste Detail, der unschuldig ist. Vom
Staatsanwalt und seinen Assistenten über einen schwarzen
«Bürgerrechtler» Reverend Bacon, Sherman, seine Frau Judy, seine
Geliebte Maria, seinen Anwalt Killian, Yellow-Press-Schreiberlin
Fallow, bis hin zu kleinsten Nebenfiguren,  ausnahmslos jede Figur in
diesem Buch ist eitel, hat den Blick auf den eigenen Vorteil, ist
manipulativ, gierig und dabei bemitleidenswert und verzweifelt. Sherman
wird auf diesem «Freudenfeuer» (nicht Fegefeuer, wie der deutsche
Buchtitel fälschlicherweise nahelegt) der Eitelkeiten fröhlich geopfert
und ist doch keine tragische Figur, sondern selbst ein hohler Fatzke,
bei dem selbst dessen Wendung zum professionellen Angeklagten am Ende
des Buches keine echte Katharsis zu sein scheint, sondern nur eine
weitere eitle Facette seiner Persönlichkeit. McCoy ist auf fast
hilflos-kindische Art gefallsüchtig, so daß er selbst befürchtet, seine
Zellennachbarn nicht ausreichend zu beeindrucken und aus seiner
Fahrerflucht kurzerhand Totschlag macht, um genau aus dieser Episode
später auf einer Party wieder Kapital zu schlagen, als er plötzlich
genießt was er vorher noch so verabscheut: Im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit zu stehen. Der Master of the Universe, wie er sich als
Broker selbst definiert, verliert im Grunde nie seine Hybris, seine
Großmannssucht, letztlich seine überkompensierten
Minderwertigkeitskomplexe. Auch als Opfer inszeniert er sich noch. Wie
ein Papierschiff driftet McCoy durch die Machenschaften seiner Umwelt,
die Wolfe kühl zynisch entblättert. Fast ohne realen Spannungsbogen,
journalistisch, geht es dem Buch eher um die Betrachtung von NY als
Mikrokosmos der Oberflächlichkeiten, des Grellen, der Moderne im
Niedergang. Es gibt keine einzige Figur, die in diesem System, in dem
Oberschicht wie Unterschicht, Park Avenue wie Bronx, gleichermaßen
abstoßend serviert werden, die wiedergutmachenden Charakter hätte, die
Hoffnung zuläßt. Sie alle sind kaputt, sie alle sind gierig und genau
deshalb vielleicht bemitleidens- oder sogar liebenswert. Aus diesem
seltsamen Misachung zwischen Tragödie und Gegenwartssatire schöpft das
Buch seine Kraft, ohne dabei jemals aufdringlich oder unentspannt zu
werden, im Gegenteil, nur einmal durchbricht Wolfe die Pose des
lässigen Raconteurs, wenn auf einer Dinnerparty der AIDS-Kranke
Schriftsteller Aubrey die versammelte Gesellschaft der Schönen und
Gelangweilten mit den Figuren in Poes The Masque of the Red Death
vergleicht und damit für einen kurzen Moment den summenden Bienenstock
der High Society zum Schweigen bringt.

Haben Sie gut hergefunden?

Aus aktuellem Anlass diese lustige Geschichte nochmal. Denn der öffentliche Nahverkehr hat sich immer noch nicht geändert. Er ist eher noch schlechter geworden: Man kommt jetzt garantiert nimmer am gleichen Tag heim …

Ein Beitrag zur aktuellen Diskussion “Öffentlicher Nahverkehr im ländlichen Raum” im verstörenden Lichte des Klimawandels.

 

Ein Grafikdesigner und das Zahlen mit richtigem Geld.
Du hältst deinen Platz an der Bar wie ein richtiger Held.
Die ganze Welt gegen einen, das ist nicht fair.
Die rettende Kavallerie, die kommt heut nicht mehr.

Element of Crime, 1999.

“Haben Sie gut hergefunden?” fragt mich der Kunde als Ice-Breaker, wie er es aus “Smalltalk für Manager” gelernt hat.

“Aber ja, sofort! Der einzige Taxifahrer am Bahnhof hat sich geweigert, aber hinterm Sägewerk kommt ja nicht mehr viel”, verkneife ich mir. Laut antworte ich ein klares, uneingeschränktes: “Ja”, wie ich es aus “Leitfaden für Beziehungsgespräche” gelernt habe.

In der ersten Stunde verfehle ich mein Gesprächsziel, dem Kunden von seinem angedachten Firmennamen “Wurstberaterei” abzuraten. Nach zwei weiteren Stunden, die ich nicht mehr berechnen kann, ist deshalb schon Sense; über den Rest senkt sich der Mantel der Diskretion über einige unerfreuliche Betriebsgeheimnisse. Die des Kunden.

Mein Exkunde in spe arbeitet, wo andere Urlaub machen: in einem Handy-Funkloch. Ein Telefongespräch wollte ich ihm nicht mehr aufhalsen. Die Bushaltestelle belehrt mich, dass wir uns hier in der Rufbus-Region Mangfalltal oder Leitzachtal oder Murnau-Land oder irgend sowas befinden. Das heißt, dass man den Bus persönlich anrufen muss, mit dem man fahren will.

Die für den Landkreis zuständige Gaststätte hab ich schon mal gesehen: in einer frühen Kurzgeschichte von Heinrich Böll. Am Stammtisch schweigt sich eine Runde glasäugiger Austragsbauern an, weil man so früh am Tag noch nicht schafkopfen kann und bis dahin saufen muss. Wenn sie geredet hätten, wären sie bei meinem Eintritt verstummt. Beim Hinsetzen versuche ich die Stille so wenig wie möglich zu stören. Sollte ich hier jemals lebendig wieder rauskommen, werde ich das Thema des Abends sein: “Wos wor denn des heint fir oana?” Die Bedienung mistet hinten den Kuhstall aus und kommt hoffentlich zur vollen Stunde den Bauern Bier und Birngeist nachfüllen.

Praktischerweise war es gerade kurz nach halb. Die Bedienung stutzt, hat aber in ihrer Weltläufigkeit schon mal jemanden gesehen, der ein Vorstellungsgespräch bei meinem Kunden hatte. Und sie war so ziemlich die einzige, die ihn je gesehen hat.

“A Hoibe und telefoniern?” fragt sie.

Ich nicke beeindruckt.

“Telefon is do hint”, sagt sie, hat schon mit Bierzapfen angefangen und zeigt mit dem Kinn in den Flur hinaus, wo ein handgeschnitzter und -gemalter Wegweiser “Pissoir/Scheißhäusl” grüßt.

Es gibt tatsächlich noch Telefone mit Wählscheibe. Und sie funktionieren! Die Nummer vom Rufbus klebt am Telefontischchen, seit der mit dem Vorstellungsgespräch hier eingekehrt ist. Muss doch schon länger her sein.

“???!” meldet sich der Rufbus.

“Grüß Gott”, versuche ich, “fahren Sie heut noch?”

“Freilich!!” bellt jemand (ich versuche hier eine grobe Simultanübersetzung), “wann wollen Sie denn fahren!!”

“Wär’s Ihnen recht um…” – ein Blick zu dem Bierfassdeckel mit Uhrzeigern über der Pissoir/Scheißhäusltür – “um sechse?”

“Wird schon wie gehen”, mault der andere und legt auf. Woher ich anrufe, schien ihm keine Frage zu sein, woher soll man in Funklöchern schon anrufen, gell.

Vor lauter Empathie in die Bedürfnisse eines Rufbusunternehmers habe ich dessen Zeitfenster zur Anreise spontan etwas großzügig berechnet, denn als die Bedienung ihre Fünf-Uhr-Runde macht, kassiert sie nacheinander ihre Bauern ab.

“Jaaaaaaa…”, will einer von ihnen zahnlos widersprechen.

“Nix ja, Wiggerl!” streichelt sie ihm über die Steppe seines Gelöcks, “woaßt eh, dass heint Samstag is. I wui aa no ind’Stoodt eine nachant!”

“Nacha brauch ma nimma hockableim bis aufs Kartn?”

Offenbar ist das eine Gehirnregion, die bei Wiggerl noch anspricht. “Nein neinzge kriagidi na von dir”, nutzt die Bedienung seinen lichten Moment aus. Nachdem er quälende Minuten lang in seinem Ledergeldbeutel herumgekratscht hat, lässt er’s auf zehn Euro aufgehen. Zu mir kommt sie zuletzt. Auch bei mir kommt sie auf neun Euro neunzig, das ortsübliche Trinkgeldgebaren habe ich schon verinnerlicht.

Das gibt mir eine Stunde Zeit, mich ohne Verzehrzwang dort umzutun, wo andere Urlaub machen. Ganz hinten auf der Wiese gegenüber dem Gasthaus, schon fast im dichten Tann, scheißt eine alleinstehende Kuh einen neuen Fladen für ihre Sammlung. Damit sind die Freizeitmöglichkeiten erschöpft. So wie ich.

Fast pünktlich höre ich an der Rufbushaltestelle ein fernes Röcheln. Ein gut erhaltener VW-Bus keucht um den Hügel. Gerade als die Bedienung geschminkt und aufgedirndlt aus der Gasthaustür stöckelt, ohne ihren fremden Gast (mich) noch einmal zu grüßen, die Haustür mit einem gusseisernen Schlüssel zusperrt, in einen rostigen Ascona steigt und davonröhrt, hält der VW-Bus vor meinen Schuhkappen.

“Was ist jetzt?” kläfft der Fahrer duch die geöffnete Tür, ich steige ein. “Zum Bahnhof”, sage ich. “Bitte.”

“Ja, eh.”

Das Dorf, das hinter den schlammverspritzten Scheiben vorbeizuckelt, hat es schon lange nicht mehr nötig, sich an “Unser Dorf hat Zukunft” zu beteiligen. Eine Kirche mit Zwiebelturm, modernisierte Bauernhöfe, zu Eigenheimen ausgebaute Bauernhöfe, stillgelegte Bauernhöfe, der maßgebliche Arbeitgeber: das Sägewerk. Die Volkshochschule versucht seit Jahren, Bert Hellinger für einen Vortrag zu gewinnen, doch nicht einmal er nutzt die Chance für eine Familienaufstellung. Zum ersten Mal verstehe ich ihn, denn wir hatten einen Grund, die Agentur innerhalb einer Postleitzahl zu eröffnen, die mit 80 anfängt.

Dahinter Wiesen, dahinter Wald. Da, wo andere Urlaub machen, weil hier noch keine Stadt und keine Alpen mehr sind. Die Züge fahren hoffentlich bis nach 20 Uhr – die in Richtung München. Der Fahrer versieht seinen Job nur unter Protest und erkennt deshalb keine Not, Fahrgeld von mir zu verlangen. Auf einer Lichtung, aber ich kann mich täuschen in der Dämmerung, äst ein Hase. Wäre nicht das Geweih, ich hätte geschworen, er hat Reißzähne.

Soundtrack: Element of Crime: Kavallerie, aus: Psycho, 1999.

Neue Kunden mit exzellentem Service gewinnen?

Ein Beitrag von mir in einem Business-Forum

Excellentservice-Versprechen als Kundengewinnungsinstrument? Eine Denkfalle.

Funktioniert nicht. Es ist höchstens ein Aufmerksamkeitsgewinnungsinstrument.
Welches in der leider oft verwaschenen Sprache des Marketing pour le
marketing gerne fälschlich und undurchdachterweise als echtes und
schnelles Kundengewinnungsinstrument deklariert wird.

Konkreter: Ich kann mit diesem Soft-USP (der eigentlich kein echter
ist) vielleicht Interesse, tamtam, Traffic und Aufmerksamkeit auslösen
– ob wirklich gleich gekauft wird (conversion), also ob das in die
rasche Tat umgewandelt wird, hängt von allerlei sichtbareren Vorteilen
ab.

 

                                          
Das Ding ist so

Es muss erst bewiesen sein. Dann wird gekauft.

Kann man den versprochenen Topservice beweisen? Doch erst hinterher. Logisch. Topservice ist ein Punkt, den man erst erfahren haben muss, um ihn zu glauben. Bis dahin bleibt er: Behauptung.

Taugt also nicht. Warum? Der Beweis (und die Tat, das
wirklich in Anspruch zu nehmen) und damit das Vertrauen darin ist ja
erst erfolgt, wenn ich als Kunde diesen excellenten Service, der mir
versprochen wird bereits in Anspruch genommen habe

                                            Circulus vitiosus

Prospects sofort zum Kauf bringen und als Kunde zu gewinnen geht nur mit knallharten und einklagbaren Facts, die bereits vor dem Kauf klar und beweisbar da
sind und ansehbar, tastbar sind. Daher funktiort der Verkauf von echten
Produkten auch zigmal besser als der Verkauf von Dienstleistungen, die
erst in der Zukunft erfolgen können.

Was also in die Zukunft hinein versprochen wird als soft fact, der dann
eintreten soll, wenn man gekauft hat, ist ein nicht hinreichendes
Versprechen, das vom Prospect misstrauisch (und mit Grund misstrauisch)
geprüft und hin- und her gewendet wird. Von dem ich als Kunde nie weiß,
ob es nur ein hohles Versprechen und damit Marketingblabla ist oder ob
es wirklich und zuverlässig eintreten wird.

Daher taugt es als echtes Kundengewinnungsinstrument, das sofort in
Kauf wandelt, nicht. Besonders nicht bei Dienstleistungen, die sowieso
in sich, also von ihrer Natur her, bereits und sowieso servicelastig
sind.

Daher haben in die Zukunft gerichtete Grafik- und
Strategiedienstleistungen, aber auch Coachings es hochschwer, sich
gleich zu verkaufen. Ein neues Yamaha-Motorad hat es wesentlich
leichter, denn seine Features (höher PS-/Hubraumzahl, Umdrehungen,
etc.) kann man abfragen, seine Tests kann man in Userberichten lesen,
TÜV-Berichten oder ADAC-Heft entnehmen.

Das Problem also, im Vorfeld nie hinreichend beweisen zu können, ob Sie und ihr Topservice wirklich gut sind.

                               Der Käufer weiß es erst hinterher.

Daher
habe ich mir beispielsweise angewöhnt, vor allem im Internetauftritt
keine Top-Serviceversprechen oder "Wir sind die Besten"-Versprechen zu
verkünden, was erst hinterher erfahrbar sein wird. Es bringt einfach
nichts, außer – wenn man Pech hat – das Misstrauen noch eher zu
schüren, weil zuviel marketinggeblablaht.

                                                   Lösung

Kundenrezensionen von wirklich zufriedenen Kunden über diesen
Topservice reinsetzen in die Marketingbemühungen. Denn dann ist es
bereits erfahren
worden und damit halbwegs glaubhaft. Allerdings, wenn da steht: Frau H.
aus Z. habe das und das lobend gesagt, klingt das leider wie vom
Anbieter erfundene Wundertüte und wenig glaubhaft. Die Menschen, die
etwas sagen über einen, über eine Dienstleistung, müssen nachprüfbar
echte Menschen/Firmen mit echtem Namen und echter Adresse sein. Pech,
wenn man eine Dienstleistung hat, die stark von Diskretion lebt, dann
kann man das nicht machen. Dann besser ganz weglassen und auf
begeisterte Empfehlungen unter der Hand setzen.

                        Immer aus der Sicht des Kunden denken.

Da wir immer auch selber anderswo Kunde sind, müsste uns das ja
leichtfallen. Tut es aber nicht, weil wir, was das eigene Geschäft
betrifft, schnell in der Ichfalle sind. Daher ist das over the
shoulder, und die Sicht von außen so wichtig. Wenn es nur öfter
eingesehen würde… (das war jetzt ein allgemeiner und dezenter
Eigenkunden-Seufzer, den ich mir an dieser Stelle mal erlaube…)

Der Kunde ist König

"Worin Sie sich aber von anderen unterscheiden können,
ist der persönliche, menschliche Umgang mit Ihren Kunden:
60% der im Rahmen der Spiegel-Studie befragten Verbraucher haben
schon einmal aus Ärger über schlechte Bedienung einen
Laden verlassen, ohne etwas gekauft zu haben. 52% verneinen ausdrücklich
den Satz "Der Kunde ist König"! Sie können
sich als Unternehmer oder Dienstleister vor allem über drei
Dinge profilieren: erstens Service, zweitens Service und drittens
Service." (Prof. Dr. Lothar J. Seiwert)

Wenn der hochverehrte Professor die Telekom meint oder das berühmte, dem Gast hingedonnerte "Draußen nur Kännchen!", oder den Grafiker, der tagelang nicht erreichbar ist, dann mag er Recht haben.

Ganz und gar nicht stimmt es für den Designkunden, der ein hochanspruchsvolles Design will für seinen Auftritt, dafür lediglich 300,00- 400,00 EUR zu zahlen bereit ist und dazu nicht einsieht, Handlingskosten zu honorieren. Und dem Grafiker für Tipps & Tricks bereits seit Stunden das Ohr abkaut. Dieses "Ohr abkauen" ist nicht das Service, Service, Service,  von dem der Professor redet. Ganrantiert nicht. Es ist Zeit- und Beratungsdiebstahl. Bei manchen Kunden als "Service" missverstanden.

Das kommt, weil es Professoren gibt, die sich branchenübergreifend und zu pauschal ausdrücken. Denn es gibt Branchen, die sind dermaßen service-orientiert, so dass man schon – ohne Abmahnungen befürchten zu müssen – von einem Overservice sprechen kann. Aber genau deren Kunden werden immer fordernder und wollen partout immer mehr Service!, der gar keiner ist, sondern echte, aber unhonorierte Dienstleistung.

Die Telekom hingegen kratzen Professorchens Sprüche gar nicht. Außer mit ein paar Werbesprüchen und Dienstleistungs-Offerten mit "Kundennnähe" auf dem Papier. Solange sie immer mehr Personal abbaut, nimmt ihnen Lieschen Müller auch gar nicht mehr ab, dass der Service auf irgendeine Art besser werden wird. Wie denn.

Für Grafikdesigner hingegen gilt:
Der Kunde ist König.
Nachsatz: Wenn er sich königlich benimmt.

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