Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Kategorie: Der Geiz, der Bruder von Schwester Habsucht und Neffe von Tante Gier (Seite 3 von 3)

Thank you Jesus, thank you Lord! (And if you’re downright disgusted)

 

Update zu Machst du mir bis Donnerstag ein .mp3 mit allen Münchner Bushaltestellen?Iss deine Frühstückszerealien, Schatz :

Liebe Freunde, gerade habe ich http://j.mp/kuVmov gestartet. Gelobt sei Jesus Christus! Mein Gebet und mein Segen begleiten euch, B. XVI

Vatikan Nachrichten; ea sunt:
Vatikan-TV, Osservatore Romano, Päpstlicher Medienrat, Radio Vatikan, Pressesaal, Vatican.va, V.I.S., vulgo Benedictus PP. XVI per fluminem twitterorum, 28. Juni 2011.

Bewerbungsfoto on Joseph Ratzinger anläßlich seiner Berufung nach Tübingen Mitte der 60-er Jahre.Kaum 2000 Jahre jung und immer auf Augenhöhe mit dem Zeitgeist: DerStellvertreter Gottes auf Erden benutzt die Stiftung seines treuen Dieners Konrad Adenauer als Agentur für Crowdsourcing. Und unsereins ist berufen, am 26. August vielleicht sogar auserwählt, so Gott will,Ghostwriter für den Papst zu werden.

Die Stelle dauert nicht in Ewigkeit, amen, sondern ist befristet bis 26. August 2011. Wir zitieren aus der Ausschreibung:

Wettbewerb: Ghostwriter für den Papst!

 

Ghostwriter gesucht!
Ein Wettbewerb zum Besuch von Papst Benedikt XVI in Deutschland

Wettbewerb bis zum 26. August 2011

Was könnte Papst Benedikt XVI im Deutschen Bundestag im September 2011 sagen? Versuchen Sie sich an einem Redeentwurf und beteiligen Sie sich an unserem Wettbewerb!

Vom 22. bis 25. September 2011 besucht Papst Benedikt XVI. Deutschland. Der erste offizielle Staatsbesuch seiner Heimat steht unter dem Motto „Wo Gott ist, da ist Zukunft“.

Im Rahmen seiner Deutschlandreise wird der Papst auch eine Rede im Deutschen Bundestag halten. Seit Wochen wird heftig über die Inhalte dieser Rede spekuliert. Wir möchten Ihnen die Gelegenheit bieten, sich selbst an einem Redevorschlag für Papst Benedikt XVI zu versuchen. Beteiligen Sie sich an unserem Ghostwriter-Wettbewerb!

Der Gewinnertext wird auf der Webseite der KAS veröffentlicht. Zudem erhält der Gewinner eine der wenigen Karten für die Teilnahme an der Papstrede im Deutschen Bundestag.

Teilnahmebedingungen

Gewertet werden nur Beiträge in Theologie, Form und Inhalt Papst Benedikt XVI entsprechen. Einen Anhalt für die Form kann die Rede des Papstes in Westminster Hall vom 17.09.2010 bieten; Max. Länge: 4-5 DinA4 Seiten, Schriftgröße 12, 1.5 Zeilenabstand;

Die Rede muss auf in deutscher Sprache eingereicht werden. [Sic.] […]

Jury

Die Auswahl wird von einer Jury bestehend aus den Mitarbeitern des KAS Auslandsbüros in Rom, Professoren der katholischen Theologie, Journalisten (Radio Vatikan & Osservatore Romano) sowie geistlichen Würdenträgern. Die Auswahl ist nicht anfechtbar.

Wir freuen uns sehr auf Ihren Beitrag!
Katja Christina Plate, Leiterin Auslandsbüro Rom der Konrad-Adenauer-Stiftung

 

Wie ich das verstehe, ist die Qualifikation: katholisch und deutsch. Und ich müsste meine Mutter fragen (solange sie sich noch an irgendwas erinnert), aber ich erinnere mich verschwommen an eine Ausbildung von vier oder sechs Semestern im katholischen Kindergarten (an mein Deutsch-Studium wollte Mutter sich noch nie erinnern). Bei der Bezahlung sollte das reichen: Die Naturalien, die als Bezahlung dienen, sind nicht im Verkauf, also ein Wert von genau null Euro.

Der ideelle Wert liegt wohl darin, dass die Kreativen das ja nachher für ihr Portfolio verwenden dürfen und deshalb hallelujamäßig dankbar sein müssen. Selber veröffentlichen sie's ja auch. Nutzungsrechte errechnen sich nämlich prozentual, und wie viele Prozent von null ergeben null? Na?

Derlei Briefings ist man als harter Texterknochen auch langsam gewohnt: Schreiben Sie einfach sowas wie letztes Jahr in Westminster Hall und reden wir nicht über den Preis.

Wo Gott ist, da ist Zukunft, genau darum geht's ja, und wo Sein Stellvertreter in seinem Ratzefummel umherwandelt, da hat er keine Zeit, schon vorher zu wissen, was er den Preußen erzählen soll. Der Mann hat Professortitel, oder…? Dann passt das schon: So als Papst ist der Papst ja kein umstrittener Religionsführer wie alle anderen, weil man ihm ja nicht seine Seele verkauft, sondern den Not leidenden öffentlichen Dienst unterstützt.

Karten, um die man sich bewerben muss, gibt's erst wieder für die anschließende Eucharistiefeier, 18.30 Uhr im Olympiastadion. Auch durch dieses Nadelöhr kommt man um Gotteslohn rein. (Ja verreck, in Berlin haben sie jetzt wohl auch schon ein Olympiastadion?)

Bewerbungsfoto:Tübinger Universitäts Nachrichten, 14. Juni 2005.

Soundtrack: The Rolling Stones: Far Away Eyes, aus: Some Girls, 1978:

 

Knacks

Diese Woche hab ich 221,51 Euro versenkt. Wenigstens waren Lieferung und Mehrwertsteuer schon drin. Und weil wir hier in einem dienstlichen Weblog sind, möchte ich betonen: Das war in meiner Freizeit.

Trotzdem eine Summe, die ich lieber in ein Gebirgswochenende mit der Grafik investiert hätte. Mein Fehler; was muss ich auch Bilder von 1,40 Meter Länge auf 1 Meter Breite aufhängen und bestelle für den Wechselrahmen, um zu sparen, nicht mal anständiges Museumsglas (Aufschlag: 350 Euro)? Knacks – Ende von Wochenende.

Auf meine Anfrage, ob sie eine gleichartige Glasplatte nachliefern können, bedankt sich die freundliche Dame für die Kunden-Mails für meine Nachsicht. Bedeutet “Nachsicht”, ich hätte auch behaupten können, sie hätten das Ding schon zerbrochen angeliefert?

Für das Gegenteil gäbe es keine Beweise. In der Servicewüste Deutschland erkennen die Kunden die Oasen nicht, und die Handelskarawane hätte meiner Fata Morgana nicht so nahe kommen müssen, bis sie merkt, dass mein Sandsturm vorgespiegelt war.

Ob als Lieferant oder als Kunde: Wer mit mir Kamel Geschäfte macht, darf sich freuen. Überhaupt wäre Acrylglas weniger zerbrechlich und sogar billiger gewesen. Umgekehrt kann ich das Unternehmen nur empfehlen, das seinerseits einen Glaser in meiner Umgebung empfiehlt, weil eine Glasplatte ohne Rahmenunterlage auf jeden Fall auf dem Transportweg zerschölle.

Die o.a. Grafik meint, ich hätte mir von ihr helfen lassen sollen – wobei sie auch die Gelegenheit ergreift, meinen mangelhaften Umgang mit meinen Fehlern sowie meinen Männlichkeitswahn zu verwünschen und mich eine Memme zu heißen –, dann wäre das nicht passiert. Die Grafik darf das, denn sie ist meine Frau und somit ein unverzichtbares Korrektiv, das mir hilft, aus meinen Fehlern zu lernen. Überdies ist das Nachtlager auf dem knochenharten Sofa der Wirbelsäule zuträglich. Deshalb hat sie natürlich Recht wie immer.

Als andere Lösung hätte sich nach Eintritt der Katastrophe noch angeboten, die bestehenden Fakten den wünschenswerten anzupassen – oder wie sonst soll die Welt die beste aller möglichen sein? Dann wäre es eine Realitätsebene höher nicht passiert, denn die Welt ist mein Wille und meine Vorstellung. Oder jedenfalls die von Herrn Schopenhauer.

Nach meinen Berechnungen hilft jetzt nur noch, wenn ich zum Ausgleich einfach Museumsglas nachbestelle und meine Frau ins Gebirge einlade. Genial, oder? Ich bin so gut, dass es mir schon selber weh tut.

Wer darin den Logikfehler findet, gewinnt eine auf dem Postweg transportable Version des Bildes, das ich aufhängen will. Begründungen und Belege bitte in den Kommentar oder per E-Mail mit Betreff “Knacks”. Und bitte bis Ablauf des 28. Februar 2011, nicht dass wieder einer in drei Jahren über die Suchanfrage “Männlichkeitswahn Memme” daherkommt.

Über die Vergangenheit weiß man wenig, über die Zukunft nichts, und die Gegenwart gibt’s praktisch gar nicht, weil sie nämlich soeben vorbei ist. Das einzige, was sich sagen lässt: Die Realität ist das Schlimmste, was einem passieren kann.

Safe as Milk

Warum der Saft aus der Verpackung spritzt, hat selbst die Maus jahrzehntelang verschwiegen.

Ich erinnere mich an einen Vertreter der Milchtütenindustrie in der Zeit, als man die Dinger noch in einen zusätzlich anzuschaffenden Plastikbehälter stellen musste, um ihnen dann mit der Schere zu Leibe zu rücken. Das, liebe Kinder und mündige Verbraucher, wäre heute mit euch nicht mehr zu machen. Das Problem der Inkontinenz von Milchtüten bestand schon damals. Und diesem Experten haben sie dann live im Schwarzweißfernsehen eine Milchtüte, so einen Ständer und eine Schere in die Hand gedrückt, er solle doch mal vormachen, wie das geht mit dem Milchöffnen, verlustfrei, sauber und familienfreundlich. Der Mann hat den Studiotisch, seine Krawatte und die des Moderators eingesaut. Warum veryoutubt das niemand? Als “Vintage Cumshot Kitchen Table” oder so?

Heute, wo der Spiegel seine Schwerpunkte endlich von langweiliger Politik aufs Wesentliche umgelenkt hat (Naziromantik, Oktoberfest), erfahren wir endlich: Der Verbraucher — das sind Sie — wünscht immer die jeweils teuerste Verschlussart für seine Saft- und Milchkartons. Kurzzeitig waren das die Alulaschen, der Trend geht zu Schraubverschlüssen.

Das eruieren die lästigen Marketingexperten, die Menschen aus der Fußgängerzone gabeln und sie mit einer Tafel Milka Vollmilch in ihre Befragungsräume locken. Klar, dass sie da immer nur Low Potentials zwischen zwei Anstellungen mit ausreichend Tagesfreizeit erwischen — oder hätten Sie “fünf” Minuten Zeit, die eine Dreiviertelstunde dauern und Ihnen eine gut abgelagerte Tafel Schokolade einträgt? Bei Ihrem Stundensatz? “Ja”, erklären die Hartz-IV-Opfer da oben dann gelangweilt, “so’n sauberer Verschluss an der Milchtüte, der wär schon ganz praktisch, wa. Was, das gibt’s heute auch mit Schraubverschluss? Jaja, immer dran mit dem Zeug.” Dann haben sie sich als kritischer Milchtütenkunde gezeigt und denen da oben mal wieder so richtig die Meinung gegeigt, wa.

“Was, das kostet, so’n Schraubverschluss? Nee, dann will ich keinen.” Wenn das genug kritische Kunden so sagen, wird eben der Schraubverschluss genommen, der am wenigsten kostet: “Leider sind die meisten Verbraucher nicht bereit, wegen des Verschlusses einen höheren Preis zu bezahlen. Daher gilt es, die Balance zwischen Preis und Funktionalität zu finden”, formuliert es Karton-Verbandssprecher (“ein guter Job, wenn man ihn kriegen kann”…) Michael Kleene. Und Norbert Sauermann, der Chefredakteur des Fachmagazins Verpackungs-Rundschau: “Das ist das Dilemma moderner Verpackungstechnik — es gibt für alles eine Lösung, nur muss sie bezahlbar sein. Die Hard-Discounter sind auch deswegen so erfolgreich, weil sie mit ihrer Nachfragemacht eben nicht die beste Verschlussmöglichkeit bezahlen wollen.”

Geiz, lernen wir daraus, kleckert und spritzt. Herrschaften, muss der geil sein.

Soundtrack: Captain Beefheart: Autumn’s Child aus: Safe as Milk, 1967.

Auftraggeber, die keine Ahnung haben, was für ein Aufwand das ist

 

Aus gegebenem Anlass.

Die 49 Kommentare von buenalog sind schon von 2006 und dieser eines Illustrators und Designers von 2007, aber so aktuell, als wäre es gestern: Es hat sich nichts geändert.

Gemeint ist my-hammer.de

Zitat eines auf buenalog Kommentierenden, gute Warnung an alle Dienstleister: “Auf Plattformen wie My Hammer & Co. fokussiert sich aber die ganze unverschämte Erwartungshaltung sehr vieler Auftraggeber[…] Ein Auftraggeber, der Bitten zur Kontaktaufnahme ignoriert, nachdem man einen qualifizierten Beitrag im Forum seiner Auktion hinterließ, halte ich ohnehin nicht für seriös und ernsthaft. Auf diese Auftragsvergaben kann man getrost verzichten; denn wenn er bereits VOR Zusammenarbeit unwillig für Kommunikation ist, wird er sich vermutlich kaum kooperativer verhalten, wenn man nach 4 Wochen anfragt, wo das Geld bleibt.[…]”

Dem kann ich nichts mehr hinzufügen, so ist es. Dienstleister, die mir persönlich bekannt sind, die extrem viel zahlungsunwillige Kunden haben, haben tatsächlich im Vorfeld jeden Billig-Kunden genommen (oft noch zu jedem Preis, das war dann noch die Quittung: Denn wer den Schaden hat, braucht für den Sport nicht zu sorgen.)

Ach ja, und Kostprobe aus dem my-hammer-AGB:

8.3

Untersagt ist die Einstellung von Aufträgen, die geltendes Recht (einschließlich der Rechte Dritter), die Bestimmungen des Nutzungsvertrages oder die guten Sitten verletzen. Dies gilt insbesondere für Aufträge,

–   
deren Inhalt gegen die gesetzlichen Bestimmungen zur Verhinderung von Schwarzarbeit verstößt,
[…]

 

Mein Kommentar:

Schwarzarbeits-Stundenlöhne wie 2 € (da drin gesehen) werden jedoch von my-hammer nicht geahndet. Man sollte my-hammer.de an seinen eigenen AGB aufhängen, es traut sich nur niemand.

 

Was der Mittelstand, KMUs über das Web 2.0 wirklich wissen sollten

Hessen-IT hat ein wirklich hilfreiches Werk über Web 2.0 für den Mittelstand verfasst, ein kostenloses PDF, zum runterladen.

Nicht alles, was kostenlos ist, ist schlecht. Dieses hier ist in seiner Zusammenfassung eine gute, saubere Arbeit (kein PR-Gesülze) und absolut lesenswert. Wissenswertes und How To über Podcasts, Social Bookmarking, Long Tail, kollektive Intelligenz, neue Vermarktungsmöglichkeiten. Am besten ausdrucken, denn das sind keine Info-Häppchen, die man mal schnell am Computer überfliegt.

Kleiner inhaltlicher Kritikpunkt von mir über den Artikel 3.4 “Nutzung durch KMU, Corporate Blogging” (Seite 24):

 

“kostengünstiger Betrieb”

 

Das stimmt nicht. Warum?

Corporate Blogging ist alles andere als nicht aufwändig, rechnet man die Zeit, die man damit verbringen wird und die Tatsache, dass man fundiert, überlegt und dennoch “sexy” und gut schreiben muss, sonst bleiben ganz brutal die Leser aus. Und: Time is Money, tempus fugit.

Nein, rechnen Sie Ihren ganz persönlichen Stundensatz aus, den Sie nach draußen verrechnen (wenn Sie ihn nicht schon wissen, das setze ich eigentlich voraus), den müssen Sie dafür ansetzen. Nicht weniger oder Null, das ist betriebswirtschaftlicher Dummfug.

Corporate Blogging ist nicht: Verlautbarungsjournalismus top down, ist nicht: Hineinstellen von technischen Features, die mal ein Werbetexter geschrieben hat, kein Abkopieren von PR-Artikeln, die schmissig verzapft wurden, nie, das ist kein Blogging. Auch die rasche Idee, einen günstigen Praktikanten (“er schreibt doch recht nett”) da hinzusetzen, macht die Idee nicht besser. Corporate Blogging braucht ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit und Ausdauer, am besten vom Boss und gut kommitteten Angestellten. Das sind mich derzeit beispielweise Kirstin Walther (Saftblog) hat und herwig danzer (der schreibt sich wirklich absichtlich klein, so isser) vom Möbelmacherblog “Nachhaltig”. Reinlesen!

Es ist grundfalsch und typisch technologisch-merkantil angehauchter Typus (Tschakkaaa!), als Betriebskosten nur die Serverkosten zu sehen, die sicher weniger kosten als eine 3stufige Dialog-Mailingkampagne – stattgegeben. Man muss die Arbeits-, liebevolle Recherche- und Schreibzeit sehen und auch die Zeit für die Pflege der Kommentare (id est: ihnen auch mal antworten, das ist ein ganz heißes Thema im feedbackfaulen Deutschland…). Dass muss alles, sonst halbherzig und wird nichts. Ich will Sie nicht abhalten, nur sollten Sie wissen: Es wird brutal unterschätzt im Aufwand. The missing link bloggt am 29. September 2007 genau seit 2 Jahren und weiß das. Oft gehen locker 2 Stunden pro Tag allein nur für Recherche und Verlinken drauf. Dann am Diskurs teilnehmen, in anderen Blogs ab und an präsent sein (nein, nicht Links spammen, sondern fundiert kommentieren), und neue Artikel ausdenken: nochmal 2 Stunden. Das ist die Realität.

Bei einem fiktiven Stundensatz von 150 € und bis jetzt 269 Beiträgen haben wir gemeinsam an Zeitaufwand fürs Bloggen bis jetzt eine Summe zwischen 80 700 € und 161 400 € ausgegeben. Kommen dazu noch die läppischen Sixapart’schen Server-/Hostingkosten von 14,95 € im Monat: nochmal insgesamt 358,80 € (Peanuts!!). Hab ich was vergessen?

Und wir sind zwei, immerhin, und teilen uns das. Seien Sie keine dieser Eintagsfliegen, die sinn- und hirnlos eine Blogpräsenz eröffnen und dann nach wenigen Wochen die Lust verlieren, weil nicht sofort Kunden heranstürmen. Das erst wird das Image beschädigen.

Apropos Kunden heranstürmen:

Ein Corporate Blog ist keine Hard-Selling-Kundengenerierungsmaschine, ein Corporate Blog ist ein Gesprächsangebot auf Augenhöhe. Wer da in seiner Web 2.0 Euphorie den raschen merkantilen ROI glaubt zu kriegen, weil er top down billig was verkünden will, wird keinen Erfolg haben. Nicht, weil die restliche Bloggergemeinde (“rumprollende Rüpel”) zu kritisch ist und als Dauerhaltung rummeckert, nein, weil der stinknormale Internetnutzer nichts langweiliger finden wird als top down und lustlose, oder von Billigkräften (willig, aber billig)  hingerotzte Texte. Er merkt das schnell – auch wenn er “nur Hauptschulausbildung” hat :-( und wird stante pede Fersengeld geben.

Oh, war ich jetzt zu sehr top down? Ich werde mich bessern.

 

Never be clever for the sake of showing off

Pay no heed, pay no mind.
Pay no heed to what we tell you,
Pay no mind to what we tell you.
Cast away all that you were told
And the theory that you read.

Glenn Gould, 1963

Wie mir vor der anstehenden Welle viraler Marketingfilmchen graut. Es müsste jeden Moment losgehen: Die kreativen Querdenker sind schon aus dem Urlaub zurück und bauen zur Stunde aus den bekifften Kritzeleien in ihren strandsandknirschenden Moleskines Storyboards in Powerpoint. Deren Umsetzung wollen sie dann wieder umsonst, weil bezahlte Werbung voll nineties ist, das Seeden macht der Prakti, der sowieso den ganzen Tag lustige Videos saugt, das Spreaden besorgt ja hoffentlich die Zielgruppe, und dann können die Purchase Decisions prasseln. Die richtigen Guerillas lassen sich ja auch kaum bezahlen, dafür können sie um so besser networken. — Kann man den Spamfilter in seinem Youtube-Account irgendwie enhancen?

Wenn jemand Budweiser nachmachen will, halten Millionen von Nordamerikanern es für Bier. Wenn jemand die "Titanic" nachmachen will, sollen arbeitende Menschen etwas wie die "Vanity Fair" kaufen. Wenn jemand Wir sind Helden nachmachen will, haben wir Silbermond im Radio. Selbst wenn Glenn Gould mit seinem geradezu sprichwörtlichen Qualitätsanspruch Johann Sebastian Bach höchstselbst nachmachen wollte, blieb ihm nur die Flucht in die Parodie.

Aufwachen: Das Ende des rein technischen Webdesigns.

Dieser Markt ist endgültig kaputt.

Es wird immer wilder mit dem wilden Osten und den Niedrigpreisen. Seit Jahren gibt es billige Programmierer, Webdesigner aus RU und Rumänien. Das ist bekannt.

Neu hingegen ist das:

 

[…]

Als Agentur brauchen Sie sich auch keine Sorgen darüber machen, dass Ihr
Kunde etwas von Ihrem Outsourcing mitbekommt. Wir werden Ihre Kunden
niemals kontaktieren oder als Referenz benutzen. Niemand außer Ihnen
wird wissen, wer den Auftrag ausführt.”

[…]

Problem war oft nur noch die Sprache, weil die englisch kommunizieren (mussten). Das hat der hier erkannt. Englisch, das läuft nur bei Auftrag gebenden Betrieben, die größer sind, logisch. Der Handwerker, Automeister oder E-Shopanbieter  von Weihnachtskerzen kriegt das nicht alleine hin: Sein eigenes Englisch ist meist schlecht und schon gar nicht Business- und verhandlungssicher. Das Englisch ist schlecht und unsicher, Russisch und rumänisch verstehen Auftraggeber aus Resteuropa eher nicht, außer sie waren Bürger der Ex-DDR (da dort Russisch ein Schulfach gewesen, bei Rumänisch weiß ich das nicht so genau.)

Man probiert jetzt mit solchen Angeboten den Dammbruch auf Deutsch für KMUs gen Osten und Asien als Vermittler/Händler/Einkäufer. Wohl um die kleineren Firmen in D zu kriegen, die es mit Englisch als Auftrags- und Pflichtenheftsprache nicht so haben, sprich die kleinen und mittleren KMUs und kleinen Krauterer. Und Agenturen, die vorsichtig gesagt, sehr “preisbewusste” Kunden haben.

Daher bin ich immer mehr der Meinung, man kann nur dann auf dem deutschen Markt als originärer Web- und Design-Anbieter überleben, wenn man ein eigenständiges, europäisch nicht austauschbares Angebot hat. Und will das auf dem Blog so mitgeben, ohne dass man mir als negative Kassandra den Kopf abreißt :-)

In 5 Jahren sind die rein technischen Preise so am Boden, dass KEINER hier mehr davon leben kann, der rein technisch orientiertes Webdesign betreibt.

Die Zukunft, in der man als Dienstleister leben und überleben kann, wird immer mehr in Richtung Planung und Konzeption sein, denn in Richtung reine technische Ausführung. Denn geistige Planungsarbeit kann keine Maschine ausführen und keine billigen (sicher oft echt gute, keine Frage, zumindest nicht wesentlich schlechtere) technischen Freelancer aus dem Ausland.  Die reine technische Ausführung ist preislich in D tot. Nicht neu.

Das Novum aber: Jetzt auch für rein deutschsprachige KMU-Auftraggeber. Fazit: Wer sich als technisch orientierter Programmierer, Coder, Design-Anbieter eh schon mit Wünschen nach der 50 € Website und nach der 500 € Datenbank  herumschlagen muss, muss wissen, dass das immer noch nicht das Ende des Bodens wird. Es geht noch tiefer: Die eh schon sparsamen, für Technik gut ansprechbaren, aber für richtige Kommunikation häufig schlecht ansprechbaren deutschen KMUs (diese überlasse ich schon länger dem Wettbewerb ) werden – technisch genauso gut – aber von Mittlern noch billiger bedient. Ein deutscher Webdesigner, der jetzt schon kämpft, halbwegs bezahlt zu werden, kann einpacken.

Cave: Demnächst wird es Epigonen dieser oben verlinkten “Geschäftsidee” geben, oder gibt es schon, die eine trotz der Billigpreise eine für sie lukrative Geschäftsidee/Provision darin sehen, indische, pakistanische und indonesische Programmierer, Coder, Webdesigner (die sind genauso gut wie unsere, Obacht) an deutsche KMUs zu vermitteln. Und diesen KMUs den Pflichtenheftkram, von dem kleine KMUs technisch wenig und sprachlich gar nichts verstehen, hin und her zu übersetzen. Das geht nur, indem man Inder und Indonesier im Preis noch mehr drückt, damit etwas für den Vermittler rausspringt, logisch. So weit so nicht gut.

Gute Planung und guter Kontent wird dann bei solchen Angeboten wohl endgültig auf der Strecke bleiben, es zählt nur der Preis, weil es austauschbare Angebote sind. Dabei ist Planung, Kommunikationsstrategie und Kontent für den wahren Erfolg einer Website oder einer Broschüre oder Anzeige wichtiger als Technik, Coding und geschmäcklerisches Design zusammen. Eat it. Und sogar wichtiger als SEO. (Pageranking ist eh überschätzt.).

Ich habe meinem Nachwuchs immer gepredigt: “Mach etwas Berufliches, was keine Maschine je ersetzen kann.” Maschinen können keine Kommunikationsstrategie, sie können keine witzigen Ideen bauen, sie können keine Innovationen, und sie sind vollkommen unfähig, selbstständig zu denken.

Meine Tochter ist mittlerweile in der Forschung tätig. Sie hat verstanden.

Wir selber sind im Bereich Kommunikation tätig. Webseiten oder Datenbankgeschichten oder Broschüren oder Hefte werden erst, nachdem ein vernünftiger Kommunikationsfaden von uns entwickelt wurde, ausgeführt. Nicht unbedingt von uns (nur das, was wir mögen und können), aber immer nach unserer erfahrenen Regie.

Wer uns einkauft, kauft Denker ein, keine Maschinen. Das klingt verdammt überheblich, ist aber so.

Und Klartext zu dem oben verlinkten Angebot: Wir als kleine Agentur am Rande der Isar werden nicht mit so etwas arbeiten.

Wir selber sind schon die Mittler (für rein technische Ausführungen haben wir Coder, natürlich auch Illustratoren etc.) und bedienen uns nicht zweiter Hand durch Billigpreis-Mittlermittler. Selbst wenn dieser Anbieter es technisch halbwegs ordentlich hinkriegt: es ist uns einfach zu kompliziert, über 3 Ecken zu arbeiten. Wir lieben den direkten Austausch mit den technischen Menschen – das hat seinen Grund über die Problematik der stillen Post hinaus und direkter Austausch ist der wahre Garant für stimmige Ausführung – und dabei bleibt es.

Oder bin ich scharf auf einen Herzklabaster.

 

 

Der große Knall

Er wird gefürchtet. Er steht wieder vor der Tür.

Der Dax rutscht. Asien wird einbrechen.

Dennoch stehen wir gelangweilten Wohlstandsbürger und Büroslacker anscheinend drauf, denn wir tun es immer wieder, das Zocken. Und stehen masochistisch auf den Untergang, das Greinen (part of the same game) zur Bestrafung unserer Sünden auf Erden. Denn an den Himmel und an die Hölle glauben wir nicht mehr, wir haben unser Bedürfnis nach Zittern und Bestrafungsreligiosität erfolgreich und dauerhaft in der Finanzwirtschaft untergebracht. 2000, oder 2007. Es ist wieder soweit: Murmeltierjahr. Go short, Sir Quickly.

Auch ein Kreativer, ein g’lernter Heftlesmacher und Designer wie ich, macht sich ab und an Gedanken um’s Geld. Doch doch. Es heißt ja gerne, Grafiker verstünden nichts von Geschäften und vom Geld. Von der Luft und von der Liebe lebt er jedoch nicht, wiewohl manche prospektiven Kunden, die als forsche Einkäufer auftreten, denen jedoch die minimalsten Grundkalkulationen für ein Geschäft einfach nicht geläufig sind und glauben, ihr eigenes Netto-Stundengehalt nehmen zu dürfen, um damit den Handwerker und den Grafiker drunter zu drücken. “Des konn doch net sei, dass su aaner merra verdient in der Stund’ als wie iech…” Verdienstausfälle, kein Honorar während Krankheitszeiten, ständige Weiterbildung, Reisen zu den Kunden werden zwar 100%ig erwartet, aber man glaubt, es wäre ein kostenloser Spass für uns. Für diese irrationalen Möchtegernzocker und strukturellen Analphabeten, die ziemlich sicher dennoch Aktieneinlagen haben und auf Parties bräsig Geld-Kennerschaft verbreiten, habe ich ein schnuckeliges Schild vor die Tür gemalt “Wir müssen draußen bleiben!”.

Hochinteressant dagegen ist für mich die islamische Kredit- und Bankenwirtschaft, die das sich in immer gierigeren Spiralen drehende und ein unberechenbares Diveneigenleben bekommende westliche Zinseszinssystem mit seinen Exzessen ablehnt und vereinfacht gesagt, eine andere Wirtschaftsmoral hat und ein für unsere Beut-Beut-Verhältnisse sehr partnerschaftliches Geschäftsgebaren mittels Teilung von Gewinn und Verlust bevorzugt. Dies interessiert mich nicht erst, seit es diese Woche knirscht und kracht bei unserem Zinseszinssystem (das Geld verdient da paradoxerweise das Geld und macht Wertschöpfung, anstatt die Hersteller und Dienstleister, die eigentlich für Wertschöpfung zuständig sind), sondern schon länger. Ich bin bei einer deutsch-türkischen Bank.

 

Eine unwahrscheinliche Erfolgsgeschichte der islamischen Banken

Hier der hochinteressante Artikel “Eine unwahrscheinliche Erfolgsgeschichte” von IBRAHIM WARDE
* Forschungsbeauftragter an der Harvard University. Von ihm erschien zuletzt: “Islamic Finance in the Global Economy”, Edinburgh (Edinburgh University Press) 2000. Übernommen aus der französischen Le Monde, gepixelt in der haGalil.com

Cave: Der Artikel ist aus 2001.

Und wird 2007 wieder aktuell. Ich sage doch: Und wieder grüßt das Murmeltier. Wer den Film kennt, weiß, dass das so lange geht, bis wir kapiert haben. Bei manchem dauert es halt etwas länger. Mei.

Kenner wissen; ich sitze am Wochenende über der Steuererklärung. Gerüchte, dass ich demnächst zum Islam übertrete, entbehren jeder Grundlage. Ich finde die Burka ein extrem unpraktisches und hässliches Gewand, mag die Welt nicht durch ein Nasengitter betrachten und ordne mich Männern nicht unter.

 

Wie der Teufel das Weihwasser…

… so fürchten manche Unternehmen die Offenheit.

Oder wie ist es zu erklären, dass ich zwar immer öfter gebeten werde, zu höchstkomplexen Projekten individuelle detaillierte Preise (Leute, das kostet mich immer einige heftige Arbeits- und meist Nachtstunden plus Recherche, das geht nicht in 10 Minuten) abzugeben, aber auf meine E-Mail-Nachfragen nicht reagiert wird. Nein, die Mails werden sogar gelöscht, sauber.

Es ist nicht zu erklären. Es ist, was es ist:

Schofel. Unverschämt

Ich weiß noch nicht, ob ich so einen Vorgang mal mit Namen blogge, nächste Woche werde ich mehr wissen. Im Grunde ist einiges darüber hinaus nicht koscher. Was mich vermuten lässt, dass es konkret in dem einen Einzelfall, wo man mich gebeten hat, eine große Site mit über 30 Unterseiten und diversen Tools nachzupreisen id est dann auch später nachzubauen (!) falls Preis gutt, darum geht, einfach die Nutzungsrechte des anderen Webdesigners einzusparen, der die "Vorbild"-Site gebaut hat.

Wenn meine Vermutung stimmt, dann kotze ich schon mal jetzt vorsorglich.

Verbindliche Kostenvoranschläge über größere Projektseiten machen richtig Arbeit (ohne Pflichtenheft auch gar nicht ordentlich zu machen) und dafür ist eine Gebühr zu veranschlagen. Nur grobe Kosten gehen rascher, dafür sind sie aber auch nicht verbindlich. So ist das und bleibt es im goldenen Handwerk. Und Nutzungsrechte eines anderen umgehen, das geht gar nicht.

Ich glaube, wir haben uns verstanden.

.

Hokus Pokus Viribus

Viral ist die Zauberidee ( und sprichst du nur das Zauberwort…), wenn das Budget schmal ist und man trotzdem Bekanntheit möchte. Denn es verkörpert auf geniale Weise, wie Internet funktioniert: Der gelangweilte Lebens- und Büroslacker hüpft freiwillig drauf und amüsiert sich prächtigst zu Tode und erzählt das auch noch von selber weiter (der Depp als Viruswirt…).

Leider erzählen irgendwelche komischen Web 2.0 Unternehmensb(e)rater-Gurus, die sich als Freud-Epigonen wähnen, in Wirklichkeit aber aus der Ecke Informatik kommen, absoluten Kommunikations-Blödsinn: Witzig sei nur, was als Tabubruch daher käme. Und KMU fallen darauf herein. Nur weil Papa Freud mal erzählt hat, dass ein wirklich guter Witz nur dann ein echter Knaller ist, wenn er ein Tabu berührt.

Logisch: Wir lachen am meisten über das, was uns weh tut. Witze über Schwiegermütter und über Chefs lehren uns das.

Die sogenannte logische Umkehrung aber, dass alles, was ein Tabu bricht, automatisch dann auch witzig sei *zurücklehn*, ist ein Fehlschluss. Der nur aus der Mathematiker- und Informatik-Ecke kommen kann. Rührt euch, wenn ihr Mumm habt, ihr lebensfremden Kommunikationsversager! *french kiss aber auch*.

In Wirklichkeit ist Humor aber immer ein zweischneidiges Schwert. Man muss sich fragen: Funktioniert auch der Witz sozial? Passt er fürs social web? Oder halte nur ich ihn für witzig, weil ich gern primitive und unkorrekte Witze höre? Und das ist viel komplexer als eine mathematische Gleichung, die in ihrer Welt der emotionslosen Zahlen immer und komplikationslos als simple Umkehrung funktoniert: a = b, also ist b = a. True = true;  false = false.  Oder für die Fans des Pythagoras:

a² + b² = c². Also ist  

Wunderbar.

Nur: Wenn ich Tabus wie Porn, Sex, Inzest, Betrug oder den Furz zum Inhalt meiner viralen Spots nehme, ist der dann auch wie die Umkehrung der mathematischen Gleichung auch gleichzeitig immer witzig? Eine Witzischkeitsgarantie?

Nä. Auf dieses Idee, diese schmale logic fuzzi Brett, können echt nur Mathematiker und Ingenieure kommen, oddr? Falls Werber (Berufskommunikatoren, hach) drauf kommen, dann sind sie entweder windelweiche Ja-Sager oder blöd in der Birne und haben ihren Beruf verfehlt. Weil sie Ihre Kohle wollen und kaum fragen: “Zahlt das auch auf Ihre Marke ein?”

http://www.werbeblogger.de/2007/06/19/pariser-duft/
http://www.werbeblogger.de/2007/05/16/happy-fathers-day/
http://the-missinglink.blogs.com/logisches/2007/06/westaflex-is-ov.html
http://www.werbeblogger.de/2007/03/18/jvm-weis-genau-was-hinten-raus-kommt/

OK, jetzt habe ich es mir mit Ingenieuren und Mathematikern komplett verdorben. Dabei war ich sehr gut in Mathe und eine meiner besten Freundinnen im Gym ist Mathematikerin geworden. Ich liebe Mathematiker! Und Bach. Manchmal, wenn von Glenn Gould gespielt. Aber das war auch nur so ein furzender Verrückter… Und wenn der Web 2.0 Käse vorüber ist, wird es darüber ein fettes Buch von T. C. Boyle geben wie damals das “Grün ist die Hoffnung” (World’s End.  New York: Viking, 1987.) und “Willkommen in Melville” (The Road to Wellville.  New York: Viking, 1993). Eine Glosse über inkompetente Ernährungsgurus und windige Geschäftemacher.

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Fetter Rat an Kosten sparen wollende KMU: Holt euch Leute, die wirklich was vom Witz verstehen, Informatik-Professoren und Web 2.0 Gurus sind es jedenfalls nicht, die den Tabubruch wie Porn, Splatter, Vergasung zur heiligen Kuh erheben wollen. Informatiker haben null Humor und begreifen als soziale Autisten absolut nicht und nie mehr in diesem Leben, warum nur Harald Schmidt und Polen Polenwitze machen dürfen. Und Web 2.0 Gurus haben nur ihr eigenes Beratergeld im Kopf. Ihnen ist es wurscht, ob Sie sich blamiert haben. Logisch mal  wieder: Es ist nicht ihr Geld, sie stehen nicht in der Verantwortung.

Zweiter fetter Rat an KMU:

Bester Humor ist: Selfirony. State of the Art, wie Engländer und englisch schnackende Länder wissen. Nichts ist dumpfer und peinlicher als deutscher schenkelklopfender Anal-Humor. Nichts ist sympathischer als souveräne Selbstironie wie in einer Anzeige der Hilfsgemeinschaft für Blinde und Sehbehinderte:

Was sagt ein Blinder wenn man ihm Schleifpapier gibt?

“Verflucht, ist das aber klein geschrieben!”

.° .; : .: °: .; .; :: ;.. ‘

 

Wie man garantiert nicht pitcht

Eine vorbildhafte Eseley. Moritat mit 30 Beteiligten.

Es war einmal: Ein Auftraggeber aus dem öffentlich-touristischen Bereich, dessen Name ich jetzt nicht nenne (vielleicht später mal) lud im Juli/August dieses Jahres ein zum Pitch.

Das Briefing: nicht vorhanden bis kläglich unprofessionell.

Das erste Anschreiben: herb unklar (es wurde dann ein zweites verfasst)

Die Aufgabe: Marketing UND Corporate-Design (id est: man brauchte ein Lögelchen)

Der Pitchtermin: Von Anfang an zu knapp (in 14 Tagen, aber hallo!), das veränderte Anschreiben, das 4 Tage später eintrudelte, blieb bei dem anfänglichen Schlusstermin. Wie sinnvoll.

Terminsituation: es wirkte alles sehr sehr eilig.

Bezahlung/Pitchhonorar: keine. Agenturen flogen raus, die das erwähnten. Stronzi!

Wie ich zu dieser Info kam:
Eine befreundete Webdesignerin wurde dazu eingeladen und bat mich um Marketingunterstützung. Bekam sie.

Ich warnte sie aber dennoch freundlichst, da mitzumachen und von diesen 0 Cent-Summen-Spielen die Pfoten zu lassen, zudem halte ich nicht viel von vielköpfigen Gremien (Ogilvy rang the bell): Der Auftraggeber war ein vielköpfiges Gremium. Mit KMU (Marketing-Ausschuss, mit Leuten, die “Marketing” kaum buchstabieren konnten) und Politikern aus der Region bestückt. Bis zum Stotter-Stoiber rauf net, aber bis auf Landratsebene.

Präsentation:
1 Agentur (Event-Agentur, notabene; oder besser: unverständlicherweise) lieferte gar nicht, stellte sich nur stotternd hin und vor (2 männliche Jung-Pappnasen)
1 mittelgroße Agentur aus der Region lieferte über 60 Minuten lang PR-Strategie (war nicht angefragt), und sagte aber auch nicht klar, warum (Das wär’s gewesen: einen Ausreißer liefern und sauber begründen: gewonnen! Denn die zu bewerbende Region hat(te) gute PR bitter nötig statt der derzeit stümperhaften Öffentlichkeitsarbeit).

Keine der vorgeladenen Agenturen (außer der befreundeten) sagte, warum der vom Auftraggeber gewünschte Claim sinnlos ist, da schon bei der Konkurrenz vorhanden.

Allerdings auch kein Wunder, liebe Freunde von der Werbefront: Für einen Pitch, der nix kosten darf, sollte man sich bei der Markt- und Umfeldrecherche auch nicht zu sehr anstrengen, da unwirtschaftlich :)

Oder andersrum gesagt: Wat nix kost, dat is auch nix.
(Bis auf meine befreundete Agentur, die hat sich echt angestrengt.)

Das Ding ging weiter: Man beschied freundlich, dass die befreundete Agentur in die 2. Runde käme.

Hä, 2. Runde? Nochmal? Und warum?

Es war nie die Rede davon, dass man das Gleiche nochmal vor einem komplett anderen Gremium präsentieren soll (mangelnde Transparenz = grober Fehler Nr. 2 des Auftraggebers, wo ich heute noch nicht weiß, war das jetzt eine superlinke Frechheit, oder platte Unprofessionalität, aber grübeln half nix.)

Reaktion: Ooookeeey, man hat schon so viel Schweiß reingesteckt, da schmeißt jeder  – auch die befreundete Agentur am Rande des Städteles doch gern schlechtem noch gutes Geld hinterher. Konnte ich zu 70% sogar verstehen… wer bis hierher kam… der gab nicht mehr auf…

Der Knaller:
Die vortragende befreundete Agentur wurde mitten im Vortrag von Leads des 2. Gremiums übelst angegriffen, weil sie aus einem stellenweise kritischen Vermarktungskonzept der Region zitierte, welches mit Steuergeldern finanziert (Uni Bayreuth) und mit dem Namen des in dem Präsentionsvortrag sich in der Versammlung merkwürdig hochnotaggressiv aufführenden Landrat bestückt war. (Vermutlich wurden die Handouts aus der ersten Präsentation dem 2. Gremium, bestehend aus Landräten und Bürgermeistern) ausgehändigt, da konnten sie sich sauber darauf einschießen. Über das Logo sprach…  keiner.

Es kam, wie es kommen musste:
Selbstverständlich wurde das Konzept der befreundeten Agentur abgelehnt. Eine andere Agentur, die null Marketing-Analyse anbot, dafür ein grob unverständliches Logo mit einem schwarzen Steinhaufen plus dem unbrauchbaren Claim, wurde genommen.

Die Lehre daraus:
Mache kein fundiertes Marketing.
Schlage auch keine bitter-nötige PR-Strategie vor.

Der Kunde will das alles nicht wissen. Er will bunte Bildchen.
Und wenn er die nicht schmerzlos kriegt, weil mit unbequemen Marketing-Analysen verbunden (die er zwar anforderte, weil… Marketing, des schicke Butzwort, socht mer heutzutoch halt so), nimmt er zur Not und als Ausweg auch unbunte Bildchen. Hauptsach’ verschwommene Bildchen, Hauptsach’ harmlos, Hauptsach’ es fällt nicht auf. Wo wir beim wichtigsten Wunsch von KMU über Werbung wären:

Lieber einen schwarzen Steinhaufen (plus unglaublichem Claim, den es bei der Konkurrenz schon gibt.)

Designer, lass dir das gesagt sein und krieche weiter im Staub: Erfolg hat nur der, der so unklar bleibt wie sein Kunde (Regel Nr. 1: birds if the same feather!). Vor allem, wenn er gar nix dafür gekriegt hat, die Lusche.

Der Auftraggeber in Form einer hilflos agierenden Geschäftsführerin, vor deren Professionalität ich mich verneige Biggrin_13 und alle anderen üblichen Verdächtigen: wenn sie nicht vor Scham gestorben oder gefeuert sind, so leben sie noch heute…

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Heute, 3 Monate später:
Das neue Logo gibt es immer noch nicht im Auftritt, weder auf der immer noch unglaublich schlecht gemachten Website, noch anderswo in Print. Das Event, auf dem es Mitte September hätte vorgestellt werden müssen, gab es auch nicht.

Dafür war aber die Präsentation sauknapp und verdammt dringend, wie?
Danke, lieber Auftraggeber, aber verarschen können sich Werbeagenturen in Zukunft besser alleine mit sich selbst – und viel lustiger.
Da professionell gelernt.

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Besser ist das: Pitch-Guide.
Wie man pitchen lässt, Handlungsempfehlungen für Werbetreibende und Agenturen.
Eat it.

Stimmt auch wieder.

Mediamarkt und Saturn in der Kritik. Alle? Nein, Nico (Lummaland vom 21.9.2006) will den Service nicht ganz verdammen.

"Ausserdem wird immer der Service bemängelt. Auch das kann ich nicht
nachvollziehen. Das Servicepersonal ist gut zu finden, man erkennt es
immer an der Menschentraube, die schnell größer werdend langsam durch
den Markt wandert."

Jau :-)

Muss mir das Lachwasser aus den Augen wischen.

Spirale

Abb.: MM Logo, an rotierende Menschentrauben gemahnend.

Design jetzt 0 Euro.

Jetzt hammers alle endgültig g’schafft:
CMS und Onlineshop kosten nur noch soviel wie eine Bluse made in Hongkong, und Design gar nix (man beachte aber das “ab 0 €”) bei diesem vordergründig lokalen Webdesign der “Netzsonne”. Nicht dass ich Webdesign anbieten tät – tu ich nicht.

Diese Firma sitzt ganz woanners und täuscht regionale Weißwurschtigkeit vor. Und Sitz und die technische Hotline ist in Rostock, demnächst in Shenzhen. Noch Flagen?

Ihr
Webauftritt
sollte professionell geplant und konzipiert
sein, damit sich schon bald sichtbarer Erfolg einstellt. Es gibt
viele Möglichkeiten, wie Sie das Internet für Ihre Werbung und
damit persönlichen Erfolg einsetzen können. Wie die
Visitenkarte oder der Firmenprospekt, repräsentiert Ihre
Webseite Ihr Unternehmen und trägt zur Neugewinnung von Kunden
in und um München
entscheidend bei.

Backend-Webentwickeln machen wir ja nicht, wie bereits oben erwähnt. Eher kümmere ich mich aber um das Corporate im Netz, was wiederum vielen Webdesignern wurscht ist, oder sie es nicht können, Front-Design, und vernünftige Flusspläne. Wenn das nix kostet oder kosten darf, dann gut Nacht, will ich gar nicht hinsehen.

Was darf Qualität kosten?

Was sind das nur für Zeiten. Forderten mich vor ein paar Jahren die Filme noch auf: „Verschwende deine Jugend“, ficht mich das in meinem fortgeschrittenen Alter nicht mehr so unmittelbar an. Inzwischen sind wir angekommen bei „Schändet eure neoliberalen Biographien“.

Als ob ich mich unter die Neoliberalen zu zählen hätte, macht mir das mehr aus, als ich mir erlaubt hab. Muss ja, soll ja provozieren. Die Headline hat also funktioniert. Glückwunsch, Herr Kollege.

Psychologie, erstes Semester: Wenn mich etwas so trifft, gilt es nachzuforschen. Und ich finde: Leider bin ich auch ich einer von den Sparschweinen und Schnäppchenjägern. Geiz ist nicht geil, sondern bitter notwendig. Das glaubt man immer.

Und dann trifft man beim Tieferbohren auf John Ruskin, der verbreitet:

Es gibt kaum etwas auf der Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und ein wenig billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.

Es ist unklug, zuviel zu bezahlen, aber es ist auch unklug, zuwenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zuwenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.

Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Wenn Sie dies tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres mehr zu bezahlen.

Na? Klingelt’s? John Ruskin spielt in einer Liga mit Adam Smith. Hundert Jahre später, was immer noch vor hundert Jahren ist – aber Herrn Smith glauben die BWLer ja auch alles.

Es geschieht nichts Neues unter Sonne, hat ein ebenfalls sehr kluger Mann gesagt. Und das war vor dreitausend Jahren.

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