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Kategorie: Spruch des Tages (Seite 2 von 3)

Alle, die von Freiheit träumen

War was? – Ach ja, Feiertag war. Tag der deutschen … wie hat das geheißen? Einheit? Was für Einheit? Noch D-Mark oder schon Euro? Kaurimuscheln, Zoll, Inches oder Kilowattstunden? Broteinheiten? — Man verspricht sich immer so leicht auf “Tag der deutschen Freiheit”. Muss am letzten Bundespräsidenten liegen, von dem man ab und zu noch was gehört hat, und dann war’s meistens was mit “Freiheit”.

Darum bietet sich an dieser Stelle an, die Definition von Freiheit auszubreiten, die wir mal gebraucht haben, um – ohne hier ins Geschäftliche zu verfallen – einen Kunden zu jener Ordnung zu rufen, die ihn anhält, sein Core Asset der Freiheit als Aufforderung zu mehr Verantwortung zu begreifen, nicht weniger.

Die Königin der rhetorischen Figuren soll es ja sein, den Argumenten seines Gesprächsgegners zuzustimmen und daraus den gegenteiligen Schluss zu ziehen. Mit dem Spruch von Camus kommt man da schon ziemlich weit, begründet mit dem Kant. Ich bringe mal unsere damalige Diskussionsgrundlage als Zitat:

Freiheit

Was die Deutschen betrifft, so bedürfen sie weder der Freiheit noch der Gleichheit. Sie sind ein spekulatives Volk, Ideologen, Vor- und Nachdenker, Träumer, die nur in der Vergangenheit und in der Zukunft leben, und keine Gegenwart haben. Engländer und Franzosen haben eine Gegenwart, bei ihnen hat jeder Tag seinen Kampf und Gegenkampf und seine Geschichte. Der Deutsche hat nichts, wofür er kämpfen sollte, und da er zu mutmaßen begann, daß es doch Dinge geben könne, deren Besitz wünschenswert wäre, so haben wohlweise seine Philosophen ihn gelehrt, an der Existenz solcher Dinge zu zweifeln. Es läßt sich nicht leugnen, daß auch die Deutschen die Freiheit lieben. Aber anders wie andere Völker. Der Engländer liebt die Freiheit wie sein rechtmäßiges Weib, er besitzt sie, und wenn er sie auch nicht mit absonderlicher Zärtlichkeit behandelt, so weiß er sie doch im Notfall wie ein Mann zu verteidigen, und wehe dem rotgeröckten Burschen, der sich in ihr heiliges Schlafgemach drängt — sei es als Galant oder als Scherge. Der Franzose liebt die Freiheit wie seine erwählte Braut. Er glüht für sie, er flammt, er wirft sich zu ihren Füßen mit den überspanntesten Beteuerungen, er schlägt sich für sie auf Tod und Leben, er begeht für sie tausenderlei Torheiten. Der Deutsche liebt die Freiheit wie seine alte Großmutter.

Heinrich Heine: Englische Fragmente, 1828.

“They’re not scared of you. They’re scared of what you represent to ’em.”

“Hey, man. All we represent to them, man, is somebody who needs a haircut.”

“Oh, no. What you represent to them is freedom.”

“What the hell is wrong with freedom? That’s what it’s all about.”

“Oh, yeah, that’s right. That’s what it’s all about, all right. But talkin’ about it and bein’ it, that’s two different thangs. I mean, it’s real hard to be free when you are bought and sold in the marketplace. Of course, don’t ever tell anybody that they’re not free, ’cause then they’re gonna get real busy killin’ and maimin’ to prove to you that they are. Oh, yeah, they’re gonna talk to you, and talk to you, and talk to you about individual freedom. But they see a free individual, it’s gonna scare ’em.”

“Well, it don’t make ’em runnin’ scared.”

“No, it makes ’em dangerous.”

Jack Nicholson mit Dennis Hopper, in: Easy Rider, 1969.

Gleich zuoberst als erstes scrollfrei in Wikipedia: Freiheit ist die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können. Das sine qua non an Freiheit ist also: Auswahl + Entscheidung – woraus in moderner Philosophie – und: wichtig: sogar im Recht – folgt: Autonomie eines handelnden Subjekts.

Weiter: Die Freiheit, sich für oder gegen eine Handlung entscheiden zu können, und ihre Beschränkung durch Regeln sowie durch Entscheidungen, Ansprüche, Interessen oder Handlungen anderer sind eng mit der Frage der Legitimität des eigenen Handelns und des Beschränkens fremden Handelns verbunden. Auf Deutsch:

Your Liberty To Swing Your Fist Ends Just Where My Nose Begins. – Oliver Wendell Holmes, Jr., John B. Finch, John Stuart Mill, Abraham Lincoln, Zechariah Chafee, Jr. oder sonst jemand.

Seriöser:

Freiheit endet da, wo eines anderen Recht anfängt – unsichere Zuschreibung.

Gesichert scheint allein Matthias Claudius:

Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was einem anderen nicht schadet.

– und damit kollidiert. Begründbar mit:

Freiheit ist immer Freiheit des Andersdenkenden. – Rosa Luxemburg.

Leicht erweitert Kant: Die Metaphysik der Sitten, 1797:

Wenn also meine Handlung, oder überhaupt mein Zustand, mit der Freiheit von jedermann nach einem allgemeinen Gesetze zusammen bestehen kann, so tut der mir Unrecht, der mich daran hindert; denn dieses Hindernis (dieser Widerstand) kann mit der Freiheit nach allgemeinen Gesetzen nicht bestehen. […]

Das Rechthandeln mir zur Maxime zu machen, ist eine Forderung, die die Ethik an mich tut. Also ist das allgemeine Rechtsgesetz: handle äußerlich so, daß der freie Gebrauch deiner Willkür mit der Freiheit von jedermann nach einem allgemeinen Gesetze zusammen bestehen könne, zwar ein Gesetz, welches mir eine Verbindlichkeit auferlegt, aber ganz und gar nicht erwartet, noch weniger fordert, daß ich, ganz um dieser Verbindlichkeit willen, meine Freiheit auf jene Bedingungen selbst einschränken solle, sondern die Vernunft sagt nur, daß sie in ihrer Idee darauf eingeschränkt sei und von andern auch tätlich eingeschränkt werden dürfe; und dieses sagt sie als ein Postulat, welches gar keines Beweises weiter fähig ist.

Siehe den Unterschied zwischen Handlungsfreiheit und Willensfreiheit, innerhalb des letzteren wiederum zwischen freiem Willen und natürlichem Willen.

Für die tägliche Anwendung scheint relevant: die wieder von Kant (in der Kritik der reinen Vernunft, 1781) geprägte praktische Freiheit: das Selbstverständnis eines vernünftigen Wesens, nach selbsterhobenen (!) Prinzipien zu entscheiden und sich somit selbst als frei zu begreifen. Weiter Kant:

Freiheit ist nur durch Vernunft möglich.

Ohne dieselbe folgt der Mensch seinen Trieben wie ein Tier; mit derselben kann er das Gute erkennen und sein Verhalten an der Pflicht ausrichten, siehe Kategorischer Imperativ – der mithin der Freiheit nicht widerspricht, worauf der Hedonist allzugern verfällt. Vielmehr ist nur der sich bewusst pflichtgemäß, also moralisch verhaltende Mensch frei: Freiheit zu tun, was man will, ist genau das Gegenteil davon, zu tun, wozu man Lust verspürt, weil genau die Lust den Menschen von der eigenen Freiheitsentfaltung abhält. – Siehe die nach langen Handlungsverschlingungen gefundene Interpretation der Anweisung

Tu, was du willst

bei Michael Ende: Die unendliche Geschichte, 1979.

Daraus die Konsequenz für die deutsche Romantik, die sich nach dem Idealismus richtet, also im Gegensatz zu so vielen Kunsttheorien wirklich eine vorgefundene Theorie in Praxis und Kunst überführt statt umgekehrt: Johann Gottlieb Fichte:

Vernunftwille macht das aus, was wir sind – nämlich unser Ich.

Auch da wieder: Freiheit ist

nur dadurch möglich, daß jedes freie Wesen es sich zum Gesetz mache, seine Freiheit durch den Begriff der Freiheit aller übrigen einzuschränken.

Fichtes Idealismus ist daher eine Konsequenz aus dem Primat von Kants praktischer Vernunft.

Freiheit zu etwas heißt positive Freiheit, Freiheit von etwas negative Freiheit; beides nach Rousseau: Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen, 1755:

Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.

Daher Camus:

Die Freiheit besteht in erster Linie nicht aus Privilegien, sondern aus Pflichten

und Sartre:

Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt.

Die Liberté der Französischen Revolution 1789 ist mithin ein direkter Vorläufer, aber etwas anderes als die Freiheit hinter Einigkeit und Recht – Fallersleben 1841.

Brauchen wir Definition genauer?

Brause, du Freiheitssang.

Populärer siehe Marius Müller-Westernhagen: Freiheit, zuerst live seit 1990; darin noch am kantischsten:

Der Mensch ist leider nicht naiv, der Mensch ist leider primitiv. Freiheit, Freiheit wurde wieder abbestellt.

Ansonsten eher atmosphärische Allegorie auf den 1989er Anschluss der Ostprovinzen.

Egal wer das dem “land of the free and the home of the brave” jetzt beibringen darf: Freiheit wäre damit das glatte Gegenteil von entfesseltem Hedonismus.

Die Kapelle rumtata: The Byrds: I Wasn’t Born to Follow,
aus: The Notorious Byrd Brothers, 1968:

Doofer Witz

Treffen sich ein Mexikaner, ein Däne, ein Ungar, ein Engländer, ein Araber, ein Inder, ein Franzose, ein Österreicher, ein Chinese, ein Bulgare, ein Finne und ein Deutscher.

Sagt der Mexikaner: “Die Deutschen sind voll die Altersrassisten.”

Sagt der Däne: “Schmarrn, die Deutschen sind ganz allgemein Rassisten.”

Sagt der Ungar: “Schmarrn, die Deutschen sind voll die linken Bazillen.”

Sagt der Engländer: “Schmarrn, die Deutschen machen bloß den Amis alles nach.”

Sagt der Araber: “Schmarrn, die Deutschen sind halt ungläubige Schweinefresser.”

Sagt der Inder: “Schmarrn, die Deutschen fressen Kühe.”

Sagt der Franzose: “Schmarrn, die Deutschen fressen praktisch gar nix mehr.”

Sagt der Österreicher: “Schmarrn, die Deutschen trauen sich bloß nicht mehr rauchen.”

Sagt der Chinese: “Schmarrn, die Deutschen schreiben das bloß dauernd ins Internet.”

Sagt der Bulgare: “Schmarrn, die Deutschen haben doch noch gar kein Internet.”

Sagt der Finne: “Schmarrn, die Deutschen lernen bloß in der Schule nicht lesen.”

Sagt der Deutsche: “Schmarrn, wir sind voll das Volk der Dichter und Denker.”

Alternatives Ende: Sagt Vroni: “Keine Umstände bitte. Sag einfach, was der Russe sagt.”

Soundtrack: Los Colorados: Du Hast (Official Rammstein Cover),
aus: Move It!, 2012:

The only thing that looks good on me

Seit vorgestern muss ich mich an die frisch angebrochene Ära der Gleitsichtbrille gewöhnen. Dass es gleich zwei solche Geräte geworden sind, um einen Ersatz in der neuen Technologie zu schaffen, macht nichts leichter. Das eine Modell geht in die Richtung Buddy Holly und Heiner Müller, das andere ist dermaßen dem 19. Jahrhundert verhaftet, dass es noch einen Windsorring hat — das, was sich E. T. A. Hoffmann hinter die Ohren geschnallt hätte, um den Kater Murr zu schreiben; nicht das um Mitleid flehende Blumendrahtgestellchen von Franz Schubert, aber schon etwas, mit dem man sich bei Unschlittkerzenlicht Eisengallustintenfinger zuzieht. Ich brauche dringend einen Bratenrock.

Damit lernt man dergestalt das Gucken neu, dass man sich fürs erste stark der Musik zuwendet, weil man zuerst einen Blick wie E. T. A. Hoffmann kurz vor dem täglichen Verlassen des Lutter & Wegner hat. Darum vorsichtshalber heute keine Bilder.

Und sonst? Ist uns der Harry Rowohlt auch schon wieder drei Jahre gestorben:

Ich hab’s geschafft: Ich bin Coverboy im Hamburger Abendblatt, in Farbe, und das mir, dem letzten freilebenden Springer-Boykotteur. […] Orthographie und Interpunktion waren immer das einzige, was ich einigermaßen beherrschte. Wenn diese beiden Tugenden plötzlich nichts mehr gelten, stehe ich vor dem Nichts. Ich kann ja nicht mal ordentlich skilaufen. […] Das ist so gut gesagt, da beschlägt einem doch die Berylle.

Harry Rowohlt: Pooh’s Corner.
Meinungen eines Bären von sehr geringem Verstand
,
in: Die Zeit, 8. August 1997.

Soundtrack: Die Ärzte: Buddy Holly’s Brille,
aus: Im Schatten der Ärzte, 1985:

Das erste Frühlingsgedicht 2018

Wie, wenn über diese Wiese
eine sachte Brise bliese?

Macbeth's Hillock, Wikimedia Commons

“Erster!” sag ich.

“Wieso eigentlich nicht: ‘fiese Brise bliese’?” sagt Vroni.

“Weil’s dann das erste Herbstgedicht 2018 wäre.”

“Das damit ich geschrieben hätte.”

“D’oh.”

Bild: Macbeth’s Hillock (2.5 km from Brodie Castle) (49 m), traditionally identified as the “blasted heath” where Macbeth and Banquo first met the “weird sisters”, lies between an area known as the Hardmuir and the A96 (Inverness to Aberdeen trunk road), about 2.5 km south-west of Brodie Castle and 250 m east of the Nairn(shire)-Moray(shire) boundary, 23. September 2006.

Kalenderspruch

“Auftakt” ist ja gut, in der dritten Kalenderwoche, wo man schon wieder von den heurigen Dissonanzen gelangweilt ist. Das Imposante ist aber immer wieder, dass so ein literarischer Katzenkalender schon Mitte 2016 fertig sein muss, wenn das Titelbild von 2018 drinstehen soll. Das Gedicht verbreitet dagegen eine angenehme Ruhe. Schönes Wochenend.

Katz im Kalender

——— Walle Sayer:

Auftakt

aus: Cool Pains, 20. November 2013,
in: Julia Bachstein (Hrsg.): Der literarische Katzenkalender 2017,
Schöffling, Frankfurt am Main 2016, Kalenderwoche 03/2017:

Ohne Lehrerlaubnis
fällt draußen Schnee.

Dass du stehst neben dir
am Fenster deiner Dachkammer.

Hinausschaust als wie jemand,
der auf nichts wartet.

Bis schwarz eine Katze
den Garten durchquert.

Schnee fällt draußen
und bedeckt das Weiß.

Katz im Kalender: Schöffling in der Küche.

Lalala

Guerilla heißt ja, dass alle dürfen, ob sie können oder nicht.

Guerillapoesie Instagram

Ich bin nichts und doch soviel denn ich kann sein was immer ich will!

16. April 2016, keine Ahnung mehr, wo, riecht aber nach Schwabing. Hohenzollernstraße, wetten?

Graffiti Unterführung

Eine Seele ohne Licht. Wie ein Tag ohne Nacht. Macht, keine Kraft. Der Funke entfacht. Der Schatten daneben. (Traurig, gell.)

17. März 2014, verspinnwebte Unterführung im strukturschwachen Niemandsland zwischen Leutstettener Moos und der A 95, wahrscheinlich sogar unter der letzteren.

Raiffeisenbank Isar-Loisachtal für den Prälatengarten Kloster Schäftlarn

Da wo das Geld zuhause ist,
man auch das Schenken nicht vergißt!

1. September 2015 von der Raiffeisenbank Isar-Loisachtal für den Prälatengarten Kloster Schäftlarn. Wenigstens die kennt man.

Achtung an alle! Bitte beachten! Es gilt: und zwar folgendes. Was ist zum Beachten. Bei uns wird der Böhmermann groß geschrieben. Das ist das A und das O.

Update zum Langenscheidt Deutsch—Mutter/Mutter—Deutsch:

Um wieder mal meta zu werden: Wer bloggt überhaupt noch? Nachdem klar geworden war, dass ein Blog-Eintrag doch einen gewissen Aufwand erfordert, war alsbald Sense mit der Blogosphäre, und Twitter kam gerade recht, um sich herauszureden, dass man da gar nicht mehr als 140 Zeichen reinschreiben kann. Zum Vergleich: Ich brauche für einen üblichen Eintrag zwei bis drei Stunden, mit Nachdenken wird’s ein Tageswerk, wenn ich Bilder, Bildlizenzen, belegende Links, ausschmückende Links, zurechnungsfähiges Deutsch, handgeschriebenes HTML, einen Soundtrack, ein Layout und womöglich auch noch eine Idee haben soll, geht die ganze Woche drauf. Meine literaturtheoretischen Auslassungen über die aufregenden Abenteuer von Doctor Faustus und seinen komischen Freunden sind eigentlich zwei Vollzeitjobs. Selbstverständlich sind wir nur die Besten, nicht die Schnellsten. Wenn mir wieder einer seine wertvollen Tipps mitteilen will, wie ich schneller sein könnte — kein Problem: Dann verschieb ich den Eintrag halt einen bis zwei Monate.

Darum gibt’s bei uns kaum jemals was Aktuelles wie den Böhmermann (gestern war sein Pipikackaficki-Video noch da). Es bloggen mithin nur noch die Unerschrockensten und die Schmerzbefreitesten. Bloggen sollten aber solche, die mehr zu sagen haben als 140 Zeichen. Viel zu selten vernommen und gelesen wird der gewinnend markige, allzeit eindeutige Tonfall des deutschen Mittelstands. Noch zu erstellende Weblogs hätten sich Themen zu widmen wie (alphabetisch):

  • Achtung an alle!!!
  • Augen auf und flexibel sein!
  • Bei uns ist der Fortschritt Tradition.
  • Bei uns wird der Kunde groß geschrieben.
  • !!!!!Bitte beachten!!!!!
  • Das ist das A und das O.
  • Da muss man da das Gespräch, das muss man da suchen und in einen Dialog, da muss man da treten.
  • Es gilt: auf Zack sein!
  • Und zwar folgendes.
  • Was ist zum Beachten.

So passiv-aggressiv mein ich das gar nicht: Auch wenn ich mich nicht vor der IHK mit den Kollegen messen lassen muss, wird man wohl noch neidisch sein dürfen.

Soundtrack: Das Handwerk: Die Wirtschaftsmacht von nebenan, 2010.

Die Hölle, das sind immer die gleichen

In der Gegend, wo Münchens letzte paar ernstzunehmenden Antiquariate die letzten Erbmassen Altpapiers verhökern, macht eine unschlagbar treffende Wandverzierung auch noch ein Drittel Göttliche Komödie überflüssig:

München, Maxvorstadt, Türkenstraße, Die Hölle macht keinen Spaß

Das ist natürlich der Teil Inferno auf den Punkt gebracht. Bei der Location und der Typographie hätte sich sogar noch Gustave Doré seinen großmächtigen Zyklus von Illustrationen sparen können.

Wenn der Meister seinen 750. Geburtstag hinter sich hat, sucht man endlich nach einer anständigen Dante-Ausgabe, und dann das. Kein Wunder, dass es die Antiquariate so dahinrafft.

Bild: Hauseinfahrt Türkenstraße, selbergemacht und gemeinfrei gegeben, 25. Juni 2015.

Das Lied vom Kastanienbaum

[Melodie: Nina Hagen: Erfurt & Gera, aus: Street, 1991.]

Da steht im Blumentopf statt Geranien, kaum
gepflanzt, gegossen, schon gesprossen, ein Kastanienbaum
auf dem Fensterbrett in der Küche
und absorbiert Gerüche.

       Und meine Frau Veronika
       spielt leise auf der Mundharmonika
       nach der Leberknödelsuppe lugend
       ihre Lieblingslieder aus der Jugend.

Der Vater von dem Bäumchen stand am Gartenzaun
und dann haben sie ihn letzten Winter umgehaun,
weil die Wurzeln in die Wasserleitung gehn,
und wir wollten nicht deswegen in der Zeitung stehn.

       Und meine Frau Veronika
       spielt rauf und runter ihre Chronika,
       dass wir die Suppe von Pink Floyd bis Nina Hagen schlürfen
       (das wird man heutzutage wohl noch sagen dürfen).

Dass der Papa nicht so einfach für die Katz vergammelt,
hat sie sorgsam die Kastanienkinder aufgesammelt,
eins in den großen Blumentopf, und erst verlor sich’s drin,
daneben kümmern meine Sukkulenten vor sich hin.

       Und meine Frau Veronika
       wechselt von der Dominante auf die Tonika,
       sucht noch für die Brühe Blumenkohl — oh,
       und was für ein brillantes Solo!

[Solo: ungefähr Sonny Terry auf Harmonica and Washboard Breakdown]

Wenn der Blumentopf bald nicht mehr reicht, seh ich,
sind die Kinder und die Enkel überlebensfähig.
Das Problem ist dann der Oma mit dem Haus zu schildern,
um bei ihr im Garten unser Bäumchen auszuwildern.

       Und meine Frau Veronika
       kauft online ein Pfund Antiparkinsonika
       und ich kauf ein paar Schnitzel für den Grill, ja,
       und dann gärtnern wir bei Großmuttern guerilla.

Alle Bilder vom Kastanienbaum sind leider
untersagt, weil I’m a lover, not a fighter.
Photoshop schafft nicht alles, was Schmutz schafft,
aber I’m a poet, not a Putzkraft.

       Und meine Frau Veronika
       spielt leise auf der Mundharmonika
       nach der Leberknödelsuppe lugend
       ihre Lieblingslieder aus der Jugend.

       Und meine Frau Veronika
       spielt Arnold Schönberg auf der Mundharmonika,
       auf die Leberknödelsuppe fluchend
       und neue Lieblingslieder suchend.

Self-deinstalling beta version with a lousy RAM, and the image resolution is a joke

An Robinson’s Bar steht außen weiß auf Schwarz:

Alcohol is the liquid version of Photoshop.

Das sieht man durchs Busfenster, Linien 52 und 62. Seitdem rätsle ich, warum da niemand drunterschreibt:

Only without a memory function.

Weil ich, der ich niemanden zu Straftaten wie Gewalt gegen Sachen anstiften würde, den einzigen weißen Edding der Stadt rumtrocknen hab?

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