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Monat: Januar 2012

Steckrüben – in München mission impossible

Bei meiner Oma gabs die immer zum Schweinebraten, später raspelte ich sie als junge (Haus-) Frau zum Gemüse. Immer lecker. Meine Tochter müsste sich an sie erinnern können, befürchte aber, dass nicht mehr.

Was in Oberfranken noch möglich war, ist im luxuriösen München schwierig bis nicht möglich. Eher bekommt man handgekneteten Ziegenkäse aus der Auvergne. Einmal bekam ich auf dem Viktualienmarkt etwas Steckrübenähnliches. Das war bereit fertig geraspelt. Und furchtbar salzig – nie wieder, brr.

Heuer probierte ich es beim Biomarkt als Bestellung. Warte immer noch auf den Telefonanruf, dass jetzt da. Müssen wir erst wieder Kriegswinter kriegen, damit ich im Süden problemlos Steckrüben bekomme? Dann ist halt auch wieder Käse mit dem Ziegenkäse aus der Auvergne. Ich weiß.

 

Tigercontent: Die größte Katze der Welt

“Kleine Jungen müssen immer etwas werden. Ein Tiger ist immer ein Tiger”, sagt Hobbes (nicht verwandt). Kleine Jungen müssen in der Kälte wohnen oder mühsam hinfahren und dem Sikahirschen die Nahrungsgrundlage entziehen, der seinerseits die Nahrungsgrundlage des Amur-Tigers Panthera tigris altaica ist. Das macht keinem der Beteiligten so richtig Spaß, die kleinen Jungen könnten also am liebsten sofort damit aufhören.

Amurtiger, Derek Ramsey, 18. Februar 2007Wenn sie nur auf die Vorträge in der Zoologischen Staatssammlung München hören wollten. Vielleicht braucht es ein gewisses Lebensalter, um sich auf Einladungen zu Vorträgen einzulassen, die nicht mal eine Multimedia-Show, sondern allen Ernstes Dias versprechen; wobei ich zugeben muss: Bei einer Androhung von PowerPoint hätten selbst wir gekniffen. Einer der zuständigen Freunde ist jedoch jung genug von Herzen, einen fleißig und kompetent bestückten Weblog zu führen.

Der Eintritt war frei. Und dann erzählt der Herr Claus M. Schmidt eine Dreiviertelstunde an seinen Urlaubsdias entlang, wie er eine Woche am Rande von Sibirien einmal keinen Tiger gesehen hat. Was auch gut so ist, sonst könnte er nicht länger vor uns stehen. Es trägt durchaus ein paar Tage lang, sich zu merken: Der Amur-Leopard Panthera pardus orientalis ist flauschiger als alle anderen. Wer das nicht interessant findet, kann ja gern PowerPoint-Präsentationen über die Optimierung von irgendwelchem wichtigen Zeug beiwohnen.

Sie haben es nicht nötig, ihr Merchandising hinter Glas zu halten oder auch nur eine sichtbare Kasse aufzustellen: Wer ein Kinder-T-Shirt mit einem Hirschkäfer drauf oder einen Satz Kunstkarten mit altertümlich penibel gezeichneten Eulenarten klaut, nur weil sie da wahrscheinlich keine Videoüberwachung haben, nimmt auch kleinen Mädchen das Eis weg (gut, bei Geliebtes Schwarzhölzl: Schicksal einer Landschaft im Münchner Nordwesten und Durch Streuwiese und Auenwald: Erlebniswandern in oberbayrischen Naturschutzgebieten von Josef Koller aus Karlsfeld könnte ich ein Eigentumsdelikt kurz erwogen, aber sehr schnell wieder verworfen haben).

Sie tun nicht so, als ob sie etwas anderes wären als eine idyllische, einnehmend verschnarchte wissenschaftliche Forschungssammlung in Obermenzing. Allein das ist die 30 Euro Jahresbeitrag wert.

Süßes Katzenbild: Derek Ramsey: A photograph of a cub of an Amur Tiger, taken at the Pittsburgh Zoo, February 18, 2007.

München ist das neue Berlin

Sofas wie Müll auf die Straße werfen, liegen und verrotten lassen und eine dreiste Schnauze, das kennt man bislang nur von Berlin. Dass Berlin auch in München möglich ist, muss der erleben, in dessen Garten Leute nachts um 1 vor seinem Fenster palavern, um anschließend im Hof das Wasser abzuschlagen.

Die Krönung ist, dass dann von denen gesagt wird, wer bist denn du, gleich hole Polizei, weißt du. Und ihr iPhone zücken. Ich denke Apple-Nazi ist hier ausnahmsweise der richtige Begriff.

 

 

Nicht mal ganz zwei Mark

Es kann sein, dass ich wieder zu tief in mehrere hundert Jahre alte Erlebnisberichte verbuddelt war, in denen die Leute noch mit Klappmützentalern und Hirschgulden zahlen, aber hat jemand etwelche Feierlichkeiten bemerkt, in denen sich darüber gefreut wird, dass wir jetzt seit zehn Jahren diese “Euros” haben?

Um mal positiv zu denken, könnte man sich ja eventuell darüber freuen, dass sich seit zehn Jahren nicht immer alles nur ums Geld dreht, oder wann haben Sie zuletzt mit etwas anderem als einer skurrilen belgischen Krisenvaluta eingekauft? Und es hält das Gehirn fit, wenn man ein paarmal täglich das Einmaleins mit 1,95583 trainiert.

Lange kann’s nicht mehr dauern, bis wieder Geld ausgezahlt werden muss. Dass der Euro nach einem unerwarteten vollen Jahrzehnt doch noch kapeister geht, wird doch wohl nicht bedeuten, dass dann wieder Isarkiesel und Katzenfelle gelten. Oder? Oder??

Bild: Die Sage vom Hirschgulden
in: Hauffs Märchen. Eine Auswahl für die Jugend mit 8 Buntbildern und 70 Zeichnungen von Eva von Paszthory-Molineus,
Hoch-Verlag GmbH, Düsseldorf/Deutschland 1952,
via Micky the Pixel, 26. Oktober 2010.

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