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Monat: Oktober 2012

Katzastrophe: Das kühle Verhältnis von Katzen zu Kiwis.

Goldener Oktober. Es ist soweit, wir brauchen keine Neuseeland-Flugware mehr. Sie wachsen direkt in mein Bürofenster hinein: Kiwis für meine Torten.

Katze Moritz mit dem gelangweiltem Blick des Hofregenten. Zurückhaltung in der Begeisterung über Kiwis ist geboten – bis auf die über Tortensahne und anschließend über die Droge Gras im Hofsandkasten.

Katze Moritz beim Gras Fressen

Droge Gras: für den Magen nach schwerer Sahnetorte

Ganz Gans

So trifft man ihn wieder: ganz zufällig an der Isar. Den Gänse-Heinrich.
Diesmal mit Gans Toya.

Zur Zeit kämpft er darum, seine Wohnung behalten zu dürfen. Sein neuer Vermieter soll bekannt sein für ruppige Methoden:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchner-original-gaense-heinrich-vor-die-tuer-gesetzt-1.1493679

In dem Artikel vom 12. Oktober 2012 heißt es: “Thieler hatte immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, etwa im Zusammenhang mit Pleiteimmobilien im Osten, wie sie dem Schauspieler Horst Janson zum Verhängnis wurden, oder weil er in München Mieter aus ihren Wohnungen gedrängt haben soll.”

Unsympathischen Miethaien wünscht man ja alles Mögliche an ihren kurz-geschorenen Kurz-Hals, aber Gänse-Heinrich schritt zur Tat:

“Die Vorwürfe klingen gruselig. So soll der ehemalige Metzger einen blutverschmierten Schriftsatz an die Tür einer Nachbarin geheftet haben. Tatsächlich war es aber Ketchup.”

Vielleicht hätte für den medien-bekannten Gänsemann ein Pressetermin und eine Überreichung der Sauren Himbeere für Miethai-Tum an Thieler gereicht. Zur Zeit lebt er in einer Unterkunft, die Gänse sind in einem Gehege untergebracht.

 

 

Ihre wilde Kameradin gibt sich hier an der Isar ein paar 1000 m später die Ehre:

 

Wie ihr Partner hat sie leider nicht viel übrig für lange Fotosessions, war jedesmal kurz davor zu zischen.

 

Und watschelt mit ihm würdevoll in die Abendsonne.

 

Ich wünsche dem Gänse-Heinrich, dass sein Verfahren für ihn gut ausgeht.

Die Straßen tragen Namen von Toten und ein Toter singt noch einmal ein Lied

In diesem Jahr gibt’s Kirschen, wenn der Sommer kommt,
und wenn du deine Augen offenhältst,
kannst du dir die besten von den Bäumen nehmen,
und lebend gehen wir nicht mehr aus der Welt.

Wer Nils Koppruch ist?

Die einen — die meisten — kennen ihn wirklich nicht: Fink waren nie ein Hit, sonderbar genug. Die anderen tun kennerhaft so, als ob sie sich an die Hamburger Schule erinnern könnten: solche wie die pubertären Tocotronic — die voll okay gehen — die belanglosen Blumfeld — die hauptsächlich nerven — und Fink — die es geschafft haben, aus Americana, Country und Folk einen Ton für die neu zu schaffende deutsche Volksmusik zu finden.

Das hätte funktionieren können. Wenn Fink nicht 2007 aufgehört hätten. Mittendrin. Wahrscheinlich weil es da am schönsten war. Wie Künstler so sind.

Vielleicht muss man dazu in Hamburg geboren sein, als unterkühlter Hanseate mit dem Blick aufs Meer, um darauf zu kommen, dass man die Instrumentierung aus Amerika importieren kann, ja dass eigentlich schon ein dazwischengestreutes Banjo reicht, um etwas zutiefst Deutsches zu schaffen; Hannes Wader, gebürtig bei Bielefeld, hat ja schon mal romantische Volkslieder auf Bob Dylan gezupft, und es funktionierte hinreißend.

Fink gingen es ähnlich an, nur ohne die Nostalgie. Heraus kam deutscher Country. Nein, das kann man nicht auf Deutsch sagen. Das muss man machen.

Einer, der Koppruch persönlich auf seinen Konzerten kennengelernt hat, als Fink noch als Vorband den Element of Crime fast die Schau stahlen, und sein Freund wurde, Tino Hanekamp, erklärt es mit Koppruchs besonderer Aufmerksamkeit und Freundlichkeit bei aller hanseatischen Distanz, einer Zugewandtheit gegenüber der Welt, die erst so eine Sichtweise, ja Lebenshaltung schafft, mit der man das sinnvolle Ausdrucksmittel der Neuen Welt sinnvoll in seine eigene Alte importiert. Wenn’s nicht so schwul wäre, müsste man Zärtlichkeit dazu sagen. Dabei klingt seine Stimme immer noch unterkühlter als hanseatisch und raunzt viel schnauziger, als man zärtlich sein kann.

Der Onkel macht aber nur Spaß. Gut vorzustellen, dass er das umgänglichste Haus der Welt ist. Das Lachen unter Tränen in seinem vielleicht schönsten Lied Fisch im Maul kriegt man nicht hin, wenn man nur ranzig ist. Der Refrain taugt als Lebensmotto, sowas ist eine Gabe.

Und wiedergegeben hat er viel. Das hätte noch lange funktionieren können. Wenn Nils Koppruch nicht aufgehört hätte. Mittendrin. Am Dienstag ist er schlafen gegangen und am Mittwoch nicht mehr aufgewacht — mit 46.

Ab sofort wird er rauf und runter zitiert werden, weil er so viele zitierfähige Zeilen mal eben so hingeschrieben und so entwaffnend beiläufig dahingesungen hat — und weil jetzt schon auffällt, wie prophetisch auf den Tod das alles war. Das gibt noch einen Heidenkult — wenigstens mal um einen, dem man freiwillig länger und tiefer zuhören will. Das Opus ist abgeschlossen, im Buch der coolen Leute steht der Name Nils Koppruch schon lange mit jettschwarzer Tinte, mit Bleistift musste man gar nicht erst anfangen.

Wer Nils Koppruch war? Einer, der bleibt, auch wenn man ihn nicht beim Namen kennt. Wenn einer fragt, antworten Sie das Offensichtliche: Den kennst du net. Es ist ohnedies so viel von ihm in der Welt.

Anspieltipps:

  • Fisch im Maul — sowieso;
  • Herz aus Holz — erstaunlich irisch mit dem schön dilettantischen Akkordeon;
  • Ich kümmere mich darum — wäre auch ohne das Video ein Roadmovie, die Musik ist Tom Waits auf der Rain Dogs;
  • Kirschen — das Lachen unter Tränen hat er immer, hier mit mehr stillvergnügtem Lächeln.

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