Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: Mai 2008

Wir schärfen unser Profil – ID Inner Design

Wir sind als Designbüro das missing link zwischen Strategie und Design. Unsere Hauptaussage und Kernleistung ist: Erst Dinge, die man sauber aufsetzt, können auch formal funktionieren.

Diese Aussage war bis jetzt furchtbar abstrakt für bestimmte ungeduldige Kunden ("Wissen Sie, ich bin ergebnisorientiert und nicht prozessorientiert!…"). Obwohl sie genau wissen, dass jemand, der ein schönes und stabiles Haus bauen will, ja auch zuerst einen Plan und ein Grundstück braucht, ist der Transfer in den Bereich Grafikdesign für viele anscheinend ein mühsamer. Stattgegeben.

Wir machen ID Inner Design
Was ist das?

Innerdesign_schnecke

Die inneren Werte…                                     schaffen das berührende Äußere.

Wir entwickeln mit einer Art Tiefendesign Formen und Ausdrucksweisen, die die Seele, die Essenz des Unternehmens oder Institution herausarbeiten und mit gezielter Einfachheit auf den Punkt bringen. ID Inner Design ist ein Ansatz, der alle inneren Wahrnehmungsebenen betrifft und damit ganzheitlich auch jedes äußere Medium.

Das ermöglicht überraschende und gleichzeitig einfache Botschaften auf den Werbemitteln, die… ins Innere wirken. Im Unterschied zur rein dekorativen Auffassung ein geldwertes Plus.

War das jetzt nicht außerordentlich ergebnisorientiert?

Towel Day – Handtuchtag

An diesem Tag, heute dem 25. Mai, haben Douglas Adams’ Fans den Tag über ein Handtuch an. Als Hommage an sein Buch "Per Anhalter durch die Galaxis". Da hatte das Handtuch als überaus nützlicher und tröstlicher Artikel im kalten Universum eine tragende, wärmende Rolle.

Was im Universum des Wide Wild Web derzeit so tragend ist, weiß ich nicht. Mancherlei da, wie wir erfahrene Internet-Indianer wissen, ist nicht tragend, sondern tragisch. Beispielsweise antiquierte Vorstellungen oder auch Vorurteile wie diese von Herrn Remy (dessen Buch ich übrigens seinerzeit gekauft hatte):

Texter sind da beispielsweise gegenüber Grafikern
im Vorteil. Letztere leiden nämlich darunter, dass sie sich seit
Jahrzehnten nur noch vor Monitoren bewegen, und sich von
Grafik-Programmen konsumieren lassen. Aus dem "Gestalter" wurde ein
(Programm)"Verwalter".


Texter sitzen also nicht dauernd vor dem Monitor. Das halte ich für eine interessante Aussage. Für weniger wilde wide web-Erfahrene: Das war jetzt Ironie.

Es ist noch nicht allzu lange her, da konnte Ihnen
ein Grafiker ein Storyboard illustrieren. Sie hatten Zeichnen gelernt.
Das finden Sie heute nicht mehr. Inzwischen können viele Texter
zeichnen und sind deshalb bei der Kundenfrage "Könnten Sie mir eine
Idee für ein Unternehmensvideo vorstellen?" klar im Vorteil.


Sie finden heutzutage jede Menge Grafiker, die zeichnen können. Denn das ist Teil ihrer Ausbildung. Glauben Sie nicht? Sie müssen halt nur einen Diplom-Designer nehmen und keinen Mediengestalter (Lehrberuf) oder einen ganz ohne Ausbildung, der behauptet, ein Grafker zu sein. Das kann er – leider – behaupten, denn "Grafiker" ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Diplom-Designer sehr wohl. Und der kann in der Regel zeichnen und Storyboards anskizzieren.

Weshalb inzwischen viele Texter zeichnen könnten, verrät uns Herr Remy nicht. Hat diese plötzlich die Zeichen-Muse geküsst? (Denn eine standardisierte Ausbildung wie beim Diplom-Designer gibt es beim Texter nicht). Vermutlich sitzen Texter jedoch vor dem Monitor und haben ein kleines Zeichenprogrämmchen, das sie verwalten. So wird es sein. Für weniger wilde wide web-Erfahrene: Das war jetzt Ironie.

Eine Idee für ein Unternehmensvideo können beide haben: Designer oder Texter.
Wobei mittelständische Unternehmensfilmchen dazu neigen, von einer mittelständischen Filmfirma direkt und ganz ohne Idee gemacht zu werden. Für weniger wide wild web-Erfahrene: Das war jetzt eine böse Attacke gegen die meisten Unternehmensfilmchen wie beispielsweise der Westaflex-Film, da sie in der Regel vollkommen ideenbefreit sind. Ganz ohne Designer und Texter.
Da ein Handtuch drum.

Gegen das Ego

Jeder sagt von sich gern im Job, dass er Wertschätzung liebe und "soziale Kompetenz" hätte. In Ordnung, ein breites Feld aber auch.

Wie ist es aber eigentlich, wenn man den Eindruck hat, man sitze in einer Art Abstellkammer  – einer ansonsten honorigen Firma –  jemandem aus 3,5 m Entfernung gegenüber, der sich kaum über einen informiert hat (die Website und den Art-Direktoren-Werdegang sowieso nicht, das habe ich gemerkt) und einen dann darüber belehrt, wie Bild und Text sich zueinander verhalten solle. Nämlich relevant. Auja, das hätte ich als vehementer inhaltsorientierter dauerpredigender Nichtblümchendesign-Propagierer* fast vergessen^^.

Für mich ist es eine wichtige Form der Wertschätzung, Menschen nicht in die Abstellkammer zum Interview zu führen und mich vorher kundig zu machen, mit wem ich es in der Nicht-Abstellkammer zu tun habe. Nämlich mit einer Art Direktorin, die nur so* arbeitet.

Irgendwie ist es kalt. Und es liegt nicht am Wetter (das ist auch kalt, stattgegeben).

Das kommt dabei raus, wenn man sich den Grafiker und den Fotografen…

… und Beratung spart:

40.000,00 EUR Schulden.

Und mindestens 4 unterschiedliche Versionen der Geschichte aus der lieben Qualitätspresse. Kleine Presseschau mit dem SPIEGEL obenauf. Unklar ist nur, welche Version von wem nun stimmt :-)

Die Geschichte – zumindest so, wie sie heute am 10. Mai, der SPIEGEL erzählt:
7 tapfere Damen aus dem spanischen Hochland wollten einen Anbau für eine Einrichtung ihres Dorfes finanzieren und hatten dazu die Idee, etwas Verrücktes zu tun: Einen witzigen Kalender zu machen, auf dem sie nackt abgebildet waren. (Die ganze Spiegel-Story hier.)

Die Version des BLICK (und zwar bereits vom 16. April – ähm SPIEGEL, wie aktuell bist du eigentlich sonst so?) geht ganz anders:
Angeblich lag es nur an ihrem zu späten Versand, dass sie einen bösen Gewinneinbruch hatten. Wie man aber an den hoffentlich autorisierten Kalenderfotos des BLICK sieht, waren sie schon sehr peinlich und sehr schlecht. Reif für die Hall of Shame.

Noch ein wenig anders sieht es die Badische Zeitung und zwar immerhin am 19. April (!) 2008: Die Druckerei sei schuld für die Lieferschwierigkeiten. Und außerdem sei die wahre Begebenheit aus England von 1999 gewesen.

Die Süddeutsche Zeitung wusste das grad noch einen Tag eher als die Badische, genau am 18. April 2008, und dazu noch, dass die Druckerei die spanischen Ladies verklagen wolle:
http://www.sueddeutsche.de/,ra8m1/panorama/artikel/502/170007/

Es hätte so oder so besser klappen können, denn es gab bereits vor einigen Jahren eine wahre Begebenheit aus den 50ern (?) und Erfolgsgeschichte von ähnlich couragierten Damen aus der prüden englischen Provinz für eine ähnlich gute Sache. Wurde sogar verfilmt: Kalender Girls. Nur: Die englischen Damen hatten  – mit viel gutem Zureden – dafür einen professionellen Fotografen gechartert. Der es auch ordentlich und begabt konnte.

Die 7 tapferen spanischen Damen nicht. Sie knipsten nach den Angaben von SPIEGEL leider selber. Besser einen Profi suchen und finden (natürlich nicht den schmierigen am Schluss des Clips):

Das Zauberwort, mit dem man einen guten und dann auch teueren Grafiker/Fotografen und PR-Spezialisten für eine gute, unkommerzielle Sache auf Trab bringt, heißt pro bono. Und evtl. auch die Druckerei. Hätten die feurigen Spanierinnen wissen können. Und wäre ein märchenhaft erfolgreiche Kalenderaktion geworden.

Unser deutscher Mittelstand ist leider allzu häufig ähnlich unterwegs wie die spanischen Ladies und sagt, wenn seine halbgaren und selbergemachten Hauruckaktionen nicht erfolgreich waren: Werbung sei zu teuer und bringe eh nix.:-)

So oder so – es werden die 7 tapferen spanischen Ladies mit ihren Weihnachtsgirlanden um den Leib dank des verspäteten Medienzuspruchs seitens des SPIEGEL bis in den Sommer hinein jetzt noch einige Kalender verkaufen können. Ich vermute, die Telefone in den Redaktionen von SPIEGEL laufen gerade heiß mit Nachfragen nach den Kalenderblättern. Die Referals auf diesen Blogeintrag – kaum ist er seit einigen Minuten im Netz  – sprechen ebenfalls bereits Bände…

(Disclosure: Nein, das war nicht beabsichtigt, Traffic mittels des SPIEGEL zu erzeugen. Meine Absicht ist, dass man kapiert: Endlich Profis ordentliche Bilder machen lassen, statt auf die never ending story von absichtlichen oder unbeabsichtigten Peinlichkeiten zu setzen: Die Fotos sind definitiv… schlecht, wertlos und nix anderes. :-) Und nicht immer kommen der SPIEGEL, El País oder der Corriere della Sera helfen.

Die Codes in den Köpfen

Das "Design", die gestromte Optik unserer Katze und die spitzen Batman-Ohren, ist nicht "hübsch" oder "niedlich", sondern gnadenlose Inhaltsangabe und Information. Glauben Sie nicht?

Blotched

Dann kommen Sie in unseren Garten. Da randaliert seit eineinhalb Wochen
ein Amselmann vor unserem Fenster und fliegt Scheinangriffe aufs Glas,
weil dahinter unsere Miez sitzt. Er weiß aus seiner Amselerfahrung
heraus, wie das Design einer Katze aussieht und es sagt ihm: Obacht,
die will an deine Kleinen im Nest.

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Kurt Weidemann: Design ist keine Oberflächengestaltung, sondern eine Inhaltsangabe.

Ich sehe das auch so und arbeite entsprechend. Viele Verbraucher, aber auch mancher Designkunde eines Grafikdesigners, verstehen Grafikdesign aber ausschließlich als ein oberflächliches “Styling” und beurteilen es auf geschmäcklerischer Basis. Auf dieser persönlichen Geschmacksebene zu bleiben ist schön einfach, führt aber nicht weit, wenn ich Relevantes für Kommunikations -oder Werbemittel erarbeiten will. Ich merke es rasch daran, dass sie es partout – trotz vorhandenen guten Willens – nicht annähernd begründen können, warum sie beispielsweise das schwarzweiße Foto eines Hamburgers auf einer großen quietschzyankaliblauen Fläche toll oder schlecht finden.

Grafikdesign ist immer objektivierbar.

Ein Schwarzweißfoto einer Foodaufnahme taugt eher zur Satire, jedoch nicht für eine positive Einstimmung der Geschmacksnerven, da verbrannt aussehend. Krachendes Zyankaliblau ist ein so aggressives, giftiges Farbspektrum, dass es sich ebenfalls kaum fürs Schmecken eignet. Unser Reptiliengehirn hat genau das seit Jahrtausenden abgespeichert: Vorsicht, giftig!

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Die Optik unserer Blotched Tabby-Miez à la Whiskas-Katze ist nicht: putzig, cute, hübsch. Sondern gnadenlose Inhaltsangabe: gestreiftes Fell für "Tarnung" und spitze Ohren für "Achtung, Jäger".

Immer noch der Meinung, Design ist: Hauptsache sieht irgendwie gut aus? Das sieht der besorgte Amselmann (und mit ihm verwunderte Zielgruppen bei giftigen Essfarben) leider ganz anders.

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Wir lassen die Mieze während der Brutpflege und der Flugschule der Kleinen nicht in den Garten.

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