Das war zugegeben ein richtig mieser Spruch aus den 80ern zum Muttertag.
Komplett geht er so [wohlgemerkt selbst im Auto sitzend – aber wütend weil am sonnigen Sonntag im Verkehr nichts vorwärtsgeht]: „Etzt sind alle wieder zum Kaffeetrinken im Stau, bloß weils amoll im Johr ihren Stallhasen ausführn müssn!“
Sagt alles, oder?
Die Hausfrau, der Stallhase.
Der zum Muttertag mal ausgeführt wird. Freigang, unter Begleitung.

Beide Bilder generiert by Midjourney
Der Spruch wurde in den 80ern gemacht (um ehrlich zu sein: von einer männlichen Person). Und nicht wie man vermuten könnte in den 50ern.
Im Unterschied dazu schreibt das honorable Blatt DIE ZEIT heute zum Muttertag Folgendes:
Auch der Mutterkult ist ein Problem
Für mehr Gleichberechtigung müssen sich Väter aus der Rolle des Helfers emanzipieren. Gleichzeitig müssen sich Frauen vom Mutterkult befreien.Die “gute Mutter” ist noch wie vor 50 Jahren eine, die nicht klagt, sondern alles geduldig trägt. Ihr wird zugeschrieben, dass sie jegliche Pflege- und Sorgearbeit gerne und instinktiv leistet.
Mit diesem Denken wirkt “Hilfe” fast wie ein Eingriff: Sie suggeriert, dass die Frau alleine nicht zurechtkommt. Dass sie am Ideal der sich aufopfernden Mutter scheitert. Deshalb geben manche Mütter auch nichts von ihrer Last ab – selbst wenn sie könnten.
Warum? Weil ihnen über eine sehr lange Zeit beigebracht worden ist, in dieser Rolle erfolgreich sein zu müssen.
Dabei sah man doch schon vor Jahrzehnten, wie erschöpfend dieses Mutterideal ist – und die Pharmaindustrie reagierte. Insbesondere in den 1960er-Jahren wurden in den USA zunehmend Medikamente wie Valium verschrieben, um Hausfrauen bei Ängsten und Depressionen zu helfen.
Genannt wurden sie: “Mother’s Little Helper”. In Deutschland wurde der Schnaps Frauengold bis 1981 stark vermarktet, um abgekämpfte Mütter wieder fröhlicher zu machen.
Der ganze Text hier mit dieser provokanten Headline: Hört auf, zu helfen!
Nicht nur abgekämpft und erschöpft. Und dem verordneten Schnaps nicht nur nicht abhold.
Sondern vor allem im höchsten Maß frustriert. Ohne Erfolgserlebnisse.
Denn: Erlebt einer, der 1 mal im Jahr einen Syphon reinigt das volle befriedigende Erfolgserlebnis, nämlich dass der Abfluss wieder funktioniert und wird im Bestfall sogar von außen gelobt, gibt es für die klassischen Hausfrau-Arbeiten: Nichts!
Das Reinigen, Putzen, Kochen ist in kürzester Zeit ständig zu wiederholen, denn der Dreck, der Staub kommt flugs wieder und setzt sich ab. Gemeinsames Abendbrot herrichten macht sich nicht von Zauberhand, oder ab mal zu etwas Warmes kocht sich auch nicht von alleine. Lob gibt es keines.
Die Spüle tropft, der Tisch ist dreckig, der Fußboden knirscht, das Kind tropft auch. Es ist eine Fußfessel. Erfolgserlebnis: null. Man wird zum eingesperrten frustrierten Stallhasen, denn diese Arbeit fällt täglich an und geht nie aus.
Wer hingegen 1 mal im Jahr den Syphon macht oder 1 mal im Jahr den Rasenmäher repariert, der kann zwischendurch locker zigmal aus dem Haus. Und ist auch noch ein toller Hecht, was der alles kann!
Daher habe ich beschlossen, zuhause nur noch zu klempnern. 1 mal im Jahr den Wasserhahn zu reparieren und 1 mal im Jahr die Steuererklärung, das krieg ich hin.
Kein Stallhase ich bin.
Stallhasen-News, alt:
Etwa 61% der heterosexuellen Männer geben zu, Haushaltsaufgaben absichtlich schlecht zu erledigen (Universität Gießen, Sozialpsychologische Forschungsgruppe 2020)
Männer, die aktiv Haushaltsaufgaben übernehmen, führen signifikant zufriedenere Beziehungen (Universität Cambridge, Abteilung für Familiensoziologie 2019)
Aktiv heißt: von alleine, selbst, alleine in Gang kommend; heißt nicht: auf „Anweisungen“ wartend oder „Anweisungen“ abfragend. Und nicht hinterher: „Aber du hast aber gesagt, dass …“ die „Anweisung“ als inkompetente Anweisung externalisierend zerreden, wenn was nicht geklappt hat.
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