Der Kater bloggt

 

Reaktanz

Zahlreiche Studien in unterschiedlichen Kontexten zeigen, dass Reaktanz vor allem dann auftritt, wenn versucht wird, gewisse Einstellungen zu ändern oder zu kontrollieren, wenn Menschen sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen.

Sie sich an der Erreichung ihrer Ziele gehindert, sie zur Auswahl zwischen verschiedenen Alternativen gezwungen werden.

 

COVID-19 

Wenn Menschen, die sich durch die Empfehlungen des RKI oder expertisereicher Virologen in ihrer Entscheidungs- und Bewegungsfreiheit eingeschränkt sehen, sie dann wie Teufel erst recht dagegen argumentieren, den Coronavirus ernst nehmen zu müssen.

Die Energie dazu ist deutlich: dicht machen, fies werden, zum Gegenangriff starten, die menschliche Tür zuhauen, die goldene Brücke sprengen, wütend behaupten, sie würden ihr Leben leben wollen und sich durch so einen Scheiß nicht einschränken lassen wollen. Pahh! Es käme eh so wie es käme. Bis zu Dreiviertel der Bevölkerung nimmt den Coronavisrus vorgeblich locker, vorgeblich entspannt. Ist das wirklich so?

 

“Das ist wie die Grippe, ich sehe da kein Problem!”

Sagt man als Wissenteilender, schau es ist so: Die echte Grippe trifft auf inzwischen Immunkompetente plus mehrmals Geimpfte, während Sars-2 auf eine völlig immun-naive Bevölkerung trifft mit uneinschätzbaren Risiken. Dann zündet das bei diesen Menschen oft immer noch nicht. Oder erst recht, leider anders als beabsichtigt in die falsche Richtung: in die Reaktanz.

Wie zeigt die sich: Sie machen sofort einen auf aggressiv-cool oder betont-lässig.

 

Reaktanz ist die Feinmechnik des Widerstands. Egal ob es sich um Gebildete oder Ungebildete handelt.

Weitere kluge kognitive Inhalte vorzubringen – nach dem Prinzip noch mehr desselben – kann eine Reaktanzneigung verstärken. Der Zug ist quasi abgefahren.

 

Wortreich beschrieben und analysiert wird Reaktanz und die Vergeblichkeit der Bemühungen in den Lehrbüchern. Beschreibung und Analyse findet man überall, Lösungen selten.

Ein “Rezept” gegen Reaktanz fand ich nur hier:

“Die Beeinflussungsintensität wird insbesondere durch die Art der Vermittlung der Botschaft bestimmt. Dies betrifft zunächst die Formulierung der Botschaft. Hier zeigt sich, dass harte, explizite, direkte, eindringliche, dogmatische, fordernde Formulierungen (Rains, 2013) und Imperative (Aufforderungen, Anweisungen, Ermahnungen) eine höhere Beeinflussungsintensität im Vergleich zu Vorschlägen oder indirekten Suggestionen haben.”

Quelle: https://de.in-mind.org/article/der-reaktanzeffekt-oder-warum-gesundheitskampagnen-scheitern-koennen

 

Auf Klardeutsch: Vorsichtig-Sprech fördert Reaktanz.

Man muss sehr klar werden. Man darf keine vorsichtigen freundlichen Vorschläge bringen, man darf sich kein indirektes Nudge-Nudge kreativ überlegen, sondern schmerzhaft deutliche Aufforderungen in aller Ruhe langsam und bedächtig formulieren. Das wird 1 A verstanden und angenommen, der Manipulationsverdacht ist weg, die Reaktanz damit weg.

Wieder was gelernt. Kann mit dem Preußentum in den Genen zu tun haben. Aber ich halte mich da raus, bin kein Ethnologe.

 

In der Kommunikation mit Kleinkindern, Pubertierenden, gar älteren Nachfahren oder Rezipienten, Auditorium oder Kundschaft – egal –, bedeutet das, wenn man ein Verstandenwerden erreichen und verbalen Widerstand vermeiden will: Sehr klar werden. Schmerzhaft klar werden. Nicht zu subtil, zu vorsichtig sein. Keine Formulierungskünste wortreich anwenden – die sind kontraproduktiv.

 

Bei Kunden heißt das, wenn man was erreichen will, superklar werden. So: “Ihre bestellte Datenbank muss genau diese ARCHITEKTUR haben, sonst werden ihre Anforderungen nicht erfüllt.” – “Das Logo ist so wie es ist begründet richtig in seiner From, Größe und Funktion.”

 

Unmissverständlich Führung übernehmen.

Der Wissende ist der, der mehr weiß. Der Anbieter ist der Fachkompetente, der mehr weiß, deswegen wird er ja angeheuert.

Kinder müssen klare Ziele bekommen. Eine Bevölkerung muss klar und unmissverständlich informiert werden. Prof Dr. Drosten und Prof Kekulé sind gute Beispiele.

 

Kunden müssen geführt werden. Nicht sanft und unklar und dadurch missverständlich.

Das Ideal der gleichwertigen Kommunikatiion mit Kunden auf Augenhöhe ist ein grobes Missverständnis sanfter Zeitgenossen, was Projektführung betrifft. Projektführung ist nicht nett. Sondern klar und kompetent.

 

Gruß
Der Kater