Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: Juni 2008

Europa rückt zusammen

Update zu Das singen die anderen und Birlik, adalet ve özgürlük:

Wir haben aufgepumpten Plastiksäcken zugeschaut, wie sie umherkullern, und uns demonstrativ gefreut, wenn sie sich auf der einen oder anderen Seite in einem Netz verfingen. Wir haben außerhalb der üblichen Bürozeiten den größten Tumult veranstaltet und uns darauf verlassen, dass schon irgendwer aufräumen wird. Wir haben über Abwesende gelästert. Fast wie die Angestellten, gell?

Wie man hört, war das Fußballspiel, in dem „wir“ hätten Europameister werden können, eine Vorstellung, die nicht ihren Eintritt, geschweige denn einen Stundenlohn von mehreren tausend Euro pro Spieler wert war. Expertenvergleichen zufolge war das beste Spiel Deutschland gegen Türkei. Finde ich gut, denn die Türken, die ich persönlich kenne, sind ganz okay.

1. Die bekannte Melodie mit neuem Text

2. Der bekannte Text mit neuer Melodie

Birlik, adalet ve özgürlük
Alman anavatanı için
Hepbirlikte çalışalım
Kardeşçe kalben ve el ele
Birlik adalet ve özgürlük
Mutluluğun teminatı
|: Bu mutluluğun ihtişamında yeşer
Yeşer Alman anavatanı :|

Westaflex und ihr Aidsband-Logo

Der Westaflex-Konzern
wird in Kürze eine neue Unternehmensmarke präsentieren, die ab Herbst
2007 auch deutlich auf den einzelnen Produktmarken wie Westerflex,
Westerform oder WAC abgebildet wird. Die Markenberatungsagentur NIESYTO design in Stuttgart hat ein Imagekonzept entwickelt, das die bisher triste Anmutung der Westaflex-Firmenmarke beleben soll.

So stand es, mit folgendem Logo untermalt:  Westaflexlogo1

und geschrieben in http://www.referenzforum.de

Das war am 12. Juni 2007, also ein ganzes Jahr her. Das Komische ist: Es ist gar nix passiert. Das Westaflex-Logo auf der Website des Unternehmens sieht immer noch so aus wie das Aidslogo:

Aids_logo

Das einzig Neue am jetzigen Logo auf der Website von Westaflex ist doch nur, dass der Claim gänzlich entfallen ist und die Buchstaben des Schriftzugs Spationierungen gekriegt haben (die aber zur Art des Schriftfonts nicht passen, das war vorher besser):

Westaflexlogowebsite

Auch das – mit dem alten Claim – wird im Netz immer noch problemlos gefunden:

Westaflexlogo2

Und diese exotisch anmutende Variante ebenfalls:

Westaflexlogo4   

Oder diese:      Westaflex_logo3

Frage: Was ist passiert mit dem Corporate Design der Stuttgarter Markenberatungsagentur NIESYTO design. Und warum hat man als Ziel formuliert, "das triste Design beheben zu wollen", wenn einem halbwegs engagierten Designer eigentlich sofort auffällt, dass das Branding-Problem woanders liegt, nämlich zum einen grob an der misleading Optik (Aids) der Bildmarke und zum anderen an der immer noch nicht geglückten Durchgängigkeit. Und immer noch diese miserable Typografie des Westaflex-Schriftzugs, da wäre ordentlich noch etwas gegangen. Und wo war da die Markenberatung? Einfach nur den Claim weghauen, da deutsche Claims auf internationaler Ebene erfahrungsgemäß immer ein wenig stolpern? War es das mit der Einheitlichkeit? Was haben sie geraucht und wieviel haben sie dafür gekriegt?
?

Ahnungsvoller Mittelstand

Es heißt nicht, dass man der Schnellste sein muss, sondern der Beste. Die Buchhandlung texxt in der Sendlinger Straße hat auch erst kurz vor Sommeranfang das kat’exochene Frühlingsgedicht ausgepackt und wird trotzdem unumschränkt empfohlen — nicht weil’s da die Bücher zum halben Preis geramscht gibt, sondern weil’s da alle lieferbaren Bücher gibt und man den schlaksigen Jungliteraten mit der Lucky-Luke-Tolle wirklich was fragen kann.

Eduard Mörike, texxt München, Frühling lässt sein blaues Band

Der kreative Mittelstand. Bedient sich der klassischen Werbemittel, die in die Public Domain eingegangen sind. Kann man machen. Nur wenn sie als kreative Eigenleistung “Mädchen” einbringen, trauen sie sich nicht mehr, mit “Wollen balde kommen” weiterzumachen. Die Konsequenz in der Durchführung hakt noch.

Bild: Selber gemacht, bei texxt in der Sendlinger Straße 24.

Durchgefallen

Warentestlogo

Logobezug/Quelle: Website Stiftung Warentest

Am "t" scheiden sich angeblich nach einer Studie die Geister des Verbrauchers. Nach dem Logo-/Corporate Design Relaunch von KMS-Team München seien die erforschten Aussagen der Verbraucher ernüchternd:

"Das schlichte "t" auf grünem oder orangefarbenem Hintergrund, das enthüllte eine Marktstudie, finden nur 15 Prozent "vertrauenswürdiger", "seriöser" und "überzeugender". Weit über die Hälfte der Befragten wünscht sich den alten rot-weißen "test"- Schriftzug zurück.

Ein "grober Fehler" sei der neue Markenauftritt der Stiftung, urteilt Markenexperte Andreas Pogoda von der Brandmeyer Markenberatung, die die Studie bei der Gesellschaft für Konsumforschung in Auftrag gegeben hatte. "Der hohe Wiedererkennungswert der Marke Stiftung Warentest ist pures Kapital", mit dem leichtfertig umgegangen werde."

Quelle: Süddeutsche.
Weiterlesen: http://www.sueddeutsche.de/,tt4m1/wirtschaft/artikel/606/180054/

Ich kenne die Firma Brandmeyer Markenberatung nicht und weiß auch nicht, ob sie sich als Konkurrenz zu KMS-Team sehen, das nicht nur designt, sondern ebenfalls Branding-Beratung anbietet. Bin jedenfalls neulich in der öffentlichen Bücherei, in der einige relaunchte Hefte der Stiftung Warentest auslagen, negativ über das neue Logo gestolpert. Nämlich dass das "t" nicht nur reduziert wurde, sondern nicht allein rot war: Je nach Sparte bekam es unterschiedliche Hintergrundfarben.

180pxtest_logosvg
180pxfinanztestsvg

Siehe auch Bildquelle Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Stiftung_Warentest

Spätestens ab da habe ich das neue Warentestlogo auf den Heften (neben Ökotest liegend) nicht spontan erkannt und nicht der Stiftung Warentest zugeordnet. Da war eine Änderung zuviel: nicht nur das "t" zu verschlanken, sondern auch das mir gewohnte Rot nur noch für das Hauptheft zu nehmen. Was meint der geneigte Leser zur Logoänderung? Egal? Reissack-Umfall? Nur PR-Geflacker und Studien-Wichtiggetue der Konkurrenz von KMS-Team? Echter Durchfall?

Budget-Gamblin’

"

Und nun noch ein Tipp aus (leidvoller) Praxis: Sie ersparen sich und Ihrem zukünftigen Dienstleister sehr viel Zeit und Aufwand, wenn Sie von vornherein Ihren groben Budgetrahmen mitteilen. Im unerfreulichen "Budget-Gambling" des ersten Kostenvoranschlags ist schon manche gut passende Konstellation im Keim erstickt worden. Gerade im Design geht es darum, in welchem Grad ein Designteam a) ein Verständnis für Auftraggeber und Auftragstellung entwickeln kann und b) in der Lage ist, die Erkenntnisse auch sensibel und professionell zu vermitteln und umzusetzen. Nicht selten ist dies eine Frage der Chemie zwischen Designteam und Auftraggeber und nicht des Preises. Haben Sie "Ihr" Designteam gefunden, überlegen Sie gemeinsam mit ihm, wie Ihre Vorstellungen mit Ihrem Budget zu vereinbaren sind.

                                                                      "

Auszug aus: "Management von Webprojekten" Herausgeber Robert Stoyan
Sehr lesenwertes Buch für Kunden, die erfolgreich ohne die üblichen Denkfehler ein Web- und/oder Designprojekt planen möchten.

Genauso wie im Zitat verfahren wir als Ihr Designteam. Da sich Anfragen häufen und wir daher gezwungen sind mit unserer Beantwortungszeit zugunsten Kunden, die wirklich Kunden werden wollen, hauszuhalten.

Das nächste große Ding: Pumuckl-Marketing!

Update zu Große Marketingsprünge:

Was lernen die jungen Leute eigentlich in BWL? Meinen wiederholten Einblicken nach lauter Sachen, die ich sowieso von selbst noch nebenher können muss. Und dabei stört mich keineswegs, dass die wahrscheinlich dasselbe umgekehrt behaupten.

Nachdem sich schon gar keiner mehr erinnert, was dieses "Web 2.0" mal gewesen sein soll, wendet sich eine überforderte Masse wieder den schlichten Dingen zu. Retour à la nature, Back to the roots, Downsizing, Downshifting, Simplify your life, Lean Management, Just the basics, Vita contemplativa — man kommt ja nicht hinterher.

Alles aus der revolutionären Erkenntnis heraus, dass man kein Geld einnimmt, wenn man seine Zeit mit Networking verplempert, statt eben: Geld einzunehmen. Von der tiefsten Weisheit geprägt sind da einmal mehr die Dialoge aus dem Hörspielzyklus um Pumuckl.

Wollen wir nach dreißigvierzig Jahren mal wieder reinhören? Meister Eder — damals noch gesprochen vom Original Alfred Pongratz, nicht der walking talking Kukidentwerbung Gustl Bayrhammer — in: Pumuckl und die Katze, ohne Jahresangabe, aber ungefähr 1969:

Am gefährlichsten sind die, die sich einbilden, sie könnten denken.

Mehr steht im Gesamtwerk von Dale Carnegie auch nicht drin. Ebenda, womöglich noch universeller und anwendbarer:

Was druntliegt, kann net runterfalln.

Das ist Zen.

Was uns aber am meisten interessiert: Wie funktioniert die Wirtschaft? Lässt sie sich auf eine Formel bringen, die gleichermaßen für Betriebs-, Volks-, Haushalts- und Weltwirtschaft funktioniert?

Sie ahnen die Antwort. Pumuckl gibt sie in Pumuckl und das Geld, ca. 1965, nachdem Meister Eder ihm erklärt hat, wie man einkauft:

Geld hinlegen, Sachen dafür kriegen.

Das kann man studieren? Das kann ja sogar der Pumuckl, jawohl, jawohl! — Ich fürchte wirklich, viel komplexer wird's nicht.

Barbara von Johnsen, LP-Cover Pumuckl und das Geld

Das nennen wir ab sofort Pumuckl-Marketing. Schade allein, dass sich das Konzept immanent seine eigene Vermarktung verbietet.

Bild: Barbara von Johnsen: LP-Cover Pumuckl und das Geld/Die geheimnisvollen Briefe bei Science Fiction Television.

Schöner kotzen

Für Vielflieger und andere Gepeinigte.

Wer’s nicht glaubt:

Es gibt ein Kotztüten-Museum, da sind alle Kotztüten-Schönheiten versammelt.

Zum Beispiel die FDP-Kotztüte:

Kotztuete_der_fdp

Wem das immer noch nicht schön hingekotzt genug ist, der darf selber eine designen. Diese hier müsste archäologisch aus der Frühsteinzeit sein unter der Herrschaft von Genscher und dem Grafen, es fehlt die typische 18.

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