Weil ich das oft gefragt werde, ob ein CMS (Content Management System) für die eigene Kunden-Website nicht gut wäre.
Zuerst und kurz zum technischen Unterschied: Bei statischen Seiten (Nicht-CMS) gibt
der Server sofort das HTML oder XHTML aus und bei CMS (oder über PHP, o.a. serverseitige
Skripte) generiert der Server erst das HTML-File.
CMS-Systeme wie Contenido oder Typo3 sind nur sinnvoll, wenn Sie Ihre Seiten täglich bis wöchentlich aktualisieren. Der ganze Aufwand ist sonst etwas überfrachtet, denn es belastet den Server, immer wieder die gleichen Seiten zu generieren, die zu 99 % gleich
bleiben. Ausnahme: Ihr CMS cached das HTML. Zu fragen ist doch, welcher Kunde editiert seine Seiten wirklich komplett und selbst. Oft sind es nur spärliche News, die anstehen. Dafür brauchen Sie kein CMS.
CMS ist in der Praxis für den Endanwender wider Erwarten nicht so einfach. Keines. Wenn man genau nachdenkt: Wer hier vorwiegend den Vorteil hat, ist der CMS-Anbieter, der meist gleichzeitig auch der Schulungsdienstleister ist. Durch das Honorar für Schulungen
und erforderliche Unterstützung beim Endkunden verdient er sein Geld. Der vielversprechende Kundennutzen des CMS, angeblich kinderleichte Bedienbarkeit ohne Html-Kenntnisse plus Zeit- und Geldersparnis bei hoher Aktualität der Inhalte, kommt so bei einem Großteil der Kunden nicht zum Tragen: Sie schaffen es auch danach einfach nicht, es problemlos anzuwenden. Ich meine damit nicht CMS-basierte Profisites wie die vom ZDF, sondern
typisch mittelständische Firmen-Sites im B2B.
Selbst eine, jungen uninahen Biotech-Startups nicht unbekannte, wirtschafts- und schnittstellenfördernde Website der bayerischen Staatsregierung (mit vielen Aktualisierungen) arbeitet mit einem zwar eigens dafür konzipierten CMS, das nicht billig war. Bei dem die Einträge von der CMS-Firma dann aber selber eingepflegt werden, nachdem ihr die Manuskripte von den zuständigen Mitarbeitern geschickt werden. :-) Soviel dazu.
Glauben Sie also nicht den Versprechungen von Einfachheit der unzähligen CMS-Anbieter von entweder extra zugeschnittenen opensource-CMS oder fertigen CMS-Paketen im Preisbereich von 299,00 € oder 799,00 € bis über 20.000,00 €. Die Praxis aus Sicht von zu CMS-Beiträgen "verurteilten" Mitarbeitern sieht haareraufend anders aus, habe da gewissen Einblick. Unser Blog ist zwar ebenfalls ein CMS, aber ich raufe mir nicht die Haare, da ich es täglich bediene und dazu noch HTML kann.
Das Wichtigste ist immer und immer wieder die
saubere technische Trennung von Design (CSS = Cascading Stylesheets) und Inhalt, egal ob CMS oder statisches XHTML. Nur dieses getrennte Vorgehen erspart im Grunde die Zeit beim Programmieren/Editieren. Genau das macht standardkonformes, W3c-valides XHTML, wie es the missing link anbietet: trennen und Zeit sparen.
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Die Frage, die einen aber noch mehr beschäftigten sollte, als die angebliche Einfachheit und Schnelligkeit von CMS, ist die, wer denn diese Inhalte rein stellt und was er/sie schreiberisch drauf hat. Das soll ja mal irgendwann ein Rezipient gerne lesen, das soll jemanden interessieren oder gar zu einer Tätigkeit auffordern. Zu was ist das Netz sonst da. Und da sehe ich einige Fallstricke und Fehlbesetzungen bei einer Überzahl von Websites: einfach wirr oder langweilig geschrieben, Ziel der Site nicht erreicht (Besucher, Bestellungen, Klicks). Aaaaber CMS!!!
Ein Beispiel (ob CMS oder statisch, egal):
Taste a difference
visit us at anuga
(Die Interpunktion ist übrigens genauso wie hier zitiert…)
Und geht gleich weiter unter dem sexy Menuetext "Industry Profile" :-( :
Overview
The South African agricultural sector
provides a host of investment and export opportunities in a number of
different sectors. As a country with different climatic regions, from
semi-arid to sub-tropical, a wide variety of crops, livestock and game
are to be found. A sound transport infrastructure, deep-water ports,
international airports, long-established cold-chain facilities, a
well-developed financial services sector, and a commitment on the part
of government to promoting and developing an efficient and innovative
industry complement these.
[…] und so geht es in einem fort, wobei ich mich frage, ob die Belehrungen über Südafrika einen Einkäufer, der einfach nur ein tolles südafrikanisches Produkt auf der Messe entdecken will, wirklich interessieren. Ihn interessiert doch eher, was es kann, was es von der Wertigkeit, dem Geschmack und dem Image für den Endverbraucher/Hotel/-Restaurantgast bedeutet. Und vielleicht noch die Liefermengen des Landes. Leider ist der ganze restliche Text so: Websitebetreibertypische Sicht-von-Innen und Erklärbär-Haltung, statt an den Benefit des Interessierten zu denken: Welche Informationen er wirklich braucht. Sowas destilliert ein Texter mühelos raus, schreibenden Kunden gelingt das erfahrungsgemäß weniger, wie wir hier auch sehen.
Quelle: http://www.suedafrika-wirtschaft.org/anuga/industry.profile.html
Bei dieser Textwüste muss man den Leser an einen Stuhl fesseln, knebeln und drunter schreiben: "Zur unbedingten Sicherung der Aufnahme längerer Texte". Die abgeschriebene Geografiestunde endet so (letzter Satz – Sie merken, ich will Sie schonen und es kurz machen…, liebe Südafrikaner, diesen sanddünenlangen, gepardfurztrockenen Text liest kein Mensch!):
South Africa is the world’s largest supplier of ostrich meat and leather, slaughtering more than 240000 birds per year.
… slaughtering more than 240000 birds per year.
Mit so einem merkwürdigen Infoknaller (vorher wenig Zahlen… dann diese) beendet man keine Textseite, weder im Print noch im Web. Außer man will einen Cliffhänger zu einer noch schrecklicheren Nachricht, die der unschuldige Leser auf der Folgeseite wähnt (SPIEGEL-Taktik?).
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Fazit:
CMS ist ein Tool für Leute, die keinen Bock auf Programmieren haben, aber Bock auf Training und laufende Übung mit dem Editor und diversen Funktionen haben müssen. Und wenn es geht täglich. Denn wer das Tool nur alle acht Wochen anfasst, muss leider wieder von Neuem überlegen: Sakra, wie ging das eigentlich? Das kostet nur Zeit und Nerven. Und schreiben müssen sie können und Inhalte so rüberbringen können, dass sie faszinieren. Können Sie es? Viele Leute glauben, sie können gut schreiben, aber sie tun es nicht.
Wenn Sie jetzt sagen, der monierte Text sei doch nur für die Einkäufer/Messe-Pressefritzen/Fachleute, die sich grob informieren wollen. Der müsse doch keinen Pulitzerpreis kriegen. Es reiche, wenn der Websitebetreiber so etwas selber schreibe, dann entgegne ich: Schlechte Texte sind auch im Internet schlechte Texte und schaden der Site und ihren Zielen. 1. Denken Sie an den Leser und treten Sie in einen Dialog statt einen Monolog. 2. Surfende Einkäufer sind auch nur Menschen. Sie haben wie Endkonsumenten ein Recht auf ansprechende Kommunikation, die interessant auf den Punkt kommt. Zweitens sind sie Menschen mit beruflich wenig Zeit, man sollte sie ihnen deshalb nicht stehlen.
Sind Sie jetzt immer noch der Meinung, dass CMS ganz toll ist, weil man sich damit den Gang zur Agentur spare? Ich zitiere hier mal einen Unternehmer (30 MA), der sich in einem Fachforum an zwei Fachkollegen so geäußert hat:
"… hat Ihnen schon mal jemand gesagt dass CMS nix weiter als "Shit in –
Shit out" ist…. und dass man es mit diesem wunderbaren Tool ganz
einfach hat…. man kann jede Menge Mist ganz schnell und einfach ins
Netz setzen… :-)"
Ich hoffe aber, das war kein Mist, was ich Ihnen hier erzähle. Bleiben Sie mir gewogen, beim nächsten Mal wird es auch nicht mehr so lang. (Manche Themen scheinen es leider zu brauchen.)
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