Vor nichts soll man sich so hüten als vor dem Aufwachsen jenes Unkrauts, welches Anmaßung heißt und in uns jede gute Ernte verdirbt. Friedrich Wilhelm Nietzsche
Journalisten und ihre anmaßenden Besinnungsaufsätze
SPIEGEL
[…] ” … – dabei bewundern wir sie doch gerade, weil sie sich nicht an Regeln halten.” […]
Lead-in im Artikel “Stars in der Coronakrise”
ZEIT
[…] “Ach, was machen wir nur ohne ihn, in einem Unterhaltungsgeschäft, das glaubt, man sei schon komisch, wenn man nur blöde tut.” […]
Nachruf “Der große Show-Stehler” ( Herbert Feuerstein)
Wer ist “wir”
Es gibt das Angeber-Wir (Pluralis Majestatis) Und es gibt das journalistische Wir
Das erste ist klar. Oberhäupter, Päpste und Könige wähnen sich schon immer in erhabener Mehrzahl: “We in the grace of god.” Wenns schee macht. Entweder ist es Legitimationsgerede, damit man als rhetorische Medusa und körperlicher Medusalem nicht sofort vom Volk geköpft wird sondern “legitimiert” ist. Und damit erst später geköpft wird. Oder, Ferndiagnose: Multiple Persönlichkeit. Alles a bisserl Ding.
Das journalistische Wir hat es noch nicht in den Duden geschafft
Es steht jedoch zu befürchten, dass es sich etabliert. Auch a bisserl Ding. In fast jeder Zeitung gibt es täglich Aufsätze, die es verwenden und damit den Journalisten selbst und seine Leser meinen (“uns”). Ich halte das für übergriffig und damit unzulässig, jemanden, der das nur liest, aufgrund seiner oberflächlichen Eigenschaft des Lesers schon eifrig einzugemeinden. In was auch immer.
Ich will – einfach nur – lesen. Ich will nicht vom Autor sofort in seine Denkschule oder seine Meinung eingemeindet werden. Ich will auch nicht dauernd mit dem subtilen moralischem Druck konfrontiert werden, den das in mir auslöst.
Dieses Gedicht wurde innerhalb dreißig Sekunden geschrieben. — Metateil Ende.
Sobald du aufhörst Gedichte zu schreiben kannst du nur
noch Fehler machen; das kommt, weil Fehler in der
Definition von Dichtung gleich mit drin sind. Nach dem
letzten Versuch hab ich online Günter Grass bestellt: das,
wo sich über zwanzig Dichter in Telgte treffen, um
zu überlegen, was man richtig machen könnte. Das war
1647: gegen Ende des Krieges. Zwei Tage später war
das Buch im Kasten: Irgendwas muss doch irgendwann funktionieren.
Soundtrack:
Noch erstaunter — und Schütz ein wenig erschrocken — waren alle im Hof, als Gelnhausen plötzlich und nachdem er sich schon dienstfertig zwischen das Gepäck des späten Gastes gestellt hatte, mit angenehmem Tenor aus den “Cantiones sacrae”, einem eher überkonfessionellen, deshalb bis in katholische Gegend verbreiteten Werk den Anfang der ersten Motette zu singen begann: “O bone, o dulcis, o benigne Jesu…”
Das unsägliche, um nicht zu sagen: in den postmodernen Versionen brunzdumme Donaulied hatte ich nicht mal in meiner aktiven Lagerfeuerzeit im Repertoire-Ordner stehen, weil das selbst mir zu flach war. Heute kann man eine Online-Petition namens Bierzeltsexismus Aktion gegen das Donaulied unterzeichnen, damit der Unfug nicht mehr öffentlich aufgeführt werden darf. Wenn es einen durchaus dazu drängt, kann man auch eine Online-Petition namens Rettet das Donaulied unterzeichnen, damit der Unfug aus lauter Tradition doch weiterhin öffentlich aufgeführt werden darf, aber den Link können Sie selber suchen.
Angeblich waren seit “vor 1828” Versionen mit bis zu 24 Strophen in Umlauf, gern aus der Sicht eines Mädchens, das ihren Geliebten sucht. Ursprünge sind begründbar aus einer ähnlich lautenden Singspiel-Arie aus dem Donauweibchen von Ferdinand Kauer 1790; mithin wäre es der Definition nach kein Volkslied, allenfalls ein verderbter Gassenhauer. Die volkstümlicher Weise leichtfertig gut geheißene, ja heldenhaft gesehene Vergewaltigung wurde erst nach 1945 in die Texte getragen, ein virulenter Bierzelthit wurde der Liedtypus aus männlicher Perspektive nach 1970. Eine gängige Einspielung von Mickie Krause verschleiert immerhin die die offene Vergewaltigung, die genannte Petition richtet sich gegen die gedankenlosesten, möglicherweise triggernden Versionen und wahrscheinlich aus rechtlicher Durchsetzbarkeit nur gegen die Aufführung “in Passauer Bierzelten und Kneipen”. Befürworter des traditionellen Sexismus machen geltend, der Schmarrn gehöre als Volkslied “einfach zur Bierzelt- und Kneipenstimmung” dazu.
Bedeutend wirksamer als Aufführungsvorschriften egal von welcher Seite empfinde ich die Version der Frauen-Formation die 7, die den Text nach Jahrhunderten wieder in eine weibliche Sichtweise rückt. Dass sie ausgerechnet am 4. Juni 2020 auf YouTube hochgeladen wurde, deutet auf ihre ideologische Stoßrichtung hin, was in Ordnung geht; dass dabei in der Überschrift flüchtiger Weise das “ich” ausgelassen wurde, deutet auf eine gewisse “weibliche” Verhuschtheit, was noch viel mehr in Ordnung kommen muss. Der Anfang dazu ist durch die Umdeutung und den neuen Text gemacht.
Erschütternd genug war der “Das Lied aus Sicht des Mädchens” online nicht aufzufinden, deshalb erscheint der Text unten, dem Video abgelauscht. Er kommt einem Volkslied erfreulich nahe und klingt glaubwürdig genug wie etwas, das so in Des Knaben Wunderhorn oder dem Deutschen Liederhort stehen könnte. Dabei wurde der Text für diese feministisch gedachte Gegenversion wesentlich komplexer als das vorgefundene Original gebaut: Die Strophen haben vier statt nur zwei Verse, die handlungstragenden Inhalt — also mehr als das berüchtigte “Ohoho-ho lalala” — vermitteln; dazu wurde ein Refrain eingeschaltet, der aus der Strophenmelodie ausbricht und inhaltlich auf einer übergeordneten Ebene spielt. Das hat objektiv sehr viel mehr Substanz als der Bierzeltkracher.
Beim Nachspielen behält die Melodie auch auf Moll heruntertransponiert die üblichen drei Gitarrengriffe, also nur unverzagt zugeklampft; das obligate Solo bietet sich auf Mundharmonika an, gern vom selben Aufführenden mit Bob-Dylan-Ständer. Das offizielle Cello-Solo aus dem Video, vermutlich erfunden und vorgetragen von Lena Kranjc, wird voraussichtlich wieder nicht zur Mutter aller Cello-Soli ausgerufen, sollte es aber.
Auf gegenwärtigem Stand hat die Petition von Corinna Schütz schon gewonnen. Das ist schön, aber für die Praxis gar nicht so erheblich: Keine Bierzeltunterhaltung, die eine gewisse Reststimmung aufrechtzuerhalten strebt, wird das Zeug je wieder spielen können. Das haben, hoch sollen sie leben, Corinna Schütz, Maria Voss und Lena Kranjc geschafft.
——— die 7:
Einst ging ich am Ufer der Donau entlang
Text: Maria Voss; Musik: Lena Kranjc, Maria Voss, 2020:
1.: Einst ging ich am Ufer der Donau entlang, ohoho-ho lalala. Der Fluss und sein Rauschen ein kraftvoller Klang, ohoho-ho lalala. Die Sonne so freundlich, das Gras satt und dicht, ||: ich legte mich hin, eilig, hatt’ ich es nicht. :||
2.: Ich schloss meine Augen und sanft schlief ich ein, ohoho-ho lalala. Versäumend und träumend, so muss Urlaub sein, ohoho-ho lalala. Ein Schatten jeoch störte kalt meinen Schlaf, ||: ich regte mich nicht, weil mich sein Blick traf. :||
Refrain: Lass die Gläser klingen, die Burschen singen, aus voller Brust klingt ein Lied. Lass die Mädchen sich wiegen, im Takt sich verbiegen, feuchtfröhlich tönet das Lied.
[Cello-Solo.]
3.: Er lächelte zynisch, erstarrt lag ich dort, ohoho-ho lalala. Er strich sich durchs Haar und dann war er fort, ohoho-ho lalala. Der Fluss rauscht vorbei, doch ich höre ihn nicht, es kreischt in mir, meine Seele zerbricht.
Refrain: Lass die Gläser klingen, die Burschen singen, aus voller Brust klingt ein Lied. Lass die Mädchen sich wiegen, im Takt sich verbiegen, feuchtfröhlich tönet das Lied.
Noch ein Wort an die Traditionalisten, die kein traditionelles Volkslied von einer weitertradierten Unsitte unterscheiden können: Bei den rüden, sexistischen Versionen der unbesonnenen 1980er Jahre konnte ich öfters einen kumpelhaften Anerkennungserfolg mit der letzten Strophe einheimsen:
Da hast du fünf Mark und nun scher dich hier raus, ohoho-ho lalala, und wasch dir die Klitsche mit Schmierseife aus, ohoho-ho lalala.
Zu unserer Kultur zählt der Grobianismus. Das bisschen Höflichkeit, das wir an den Tag legen, haben vermutlich die Ausländer mitgebracht. Wir brauchen dringend mehr davon. Ferda Atamann (Spiegel)
Das bisschen Höflichkeit, das die Ausländer nach Meinung von Frau Ataman nach Grobian-Deutschland mitgebracht haben, nivelliert sich zur Zeit gerade. Dank des Internets? Möglich.
Schimpfen sie sich Marketing Manager und wenden sie sich an Kreative (eh nur Loser-Spacken eh …?) , dann scheint es zumindest völlig aus zu sein damit.
Diesen Brief kriegte der Kater, der so anfing und so aufhörte:
Hallo, [Anrede, Name fehlt] wir möchten ein Webrelaunch starten suchen für die Konzeption einen xxx …
….
[Grußformel fehlt]
Aleyna Yildiz*
Marketing Manager
* Name erfunden, um den Absender zu schützen.
Der Schreiber oder die Schreiberin war ansonsten des Deutschen fließend mächtig.
Erschwerend zu dem Umstand, dass der Kater bis dato derartig befremdlich Deutsches noch nie von türkischen Mitbürgern weder erwartete noch bekam: Das Briefing war ebenfalls in hervorragendem Deutsch aber inhaltlich löchrig wie ein Schweizer Käse. Also sehr deutsch.
Mit löchrigen Angaben kann der Kater fachlich einfach nichts anfangen. Zu Hülf.
Ein Budget gibt es auch nicht, aber zur Definierung desselben soll der Kater soll schon mal seine Einschätzung in Form eines Preises abliefern. Dringend, denn man beginne bereits in den nächsten Wochen.
Der Kater streicht sich die Schnurrhaare. Er gibt nach derartigen Anschreiben samt ihren dünnen Angaben nie einen Gesamtpreis ab und nicht noch für fremde Maus-Gewerke, für die er möglicherweise nicht vorgesehen ist. Auf keinen Fall beim ersten Kontakt.
Er bekam nach dem Schlürfen eines Napfs Milch seinen Blutdruck runter. Und bot – noch Milch an den Schnurren – dem Stoffelschreiber mit erlesener kätzischer Höflichkeit an, ihn beim Erstellen des Lasten-/Pflichtenhefts zu unterstützen, das es mit hoher Wahrscheinlichkeit noch brauche. Denn so könne er in dieser Phase so gern er auch wolle noch keinen Preis bilden. Die Unterstützung beim Lasten-/Pflichtenheft gegen ein gewisses Honorar – bei solchen Posten üblich – und eiligst (da man ja bald anfangen wolle), versteht sich.
Erwartbar meldete sich daraufhin niemand mehr beim reflexhaft hilfsbereiten Kater.
Weil man mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Kampfangebot will. Nehme von 10 Dienstleistern den Durchschnittspreis ihrer leichtfertigen Angebote, bäng! fertig ist die Budgethöhe.
Eine telefonische Bitte um Klärung hätte sich auf meiner Seite angeboten, ja. Macht der Kater eigentlich immer bei netten Leuten.
Seine enorme Lustlosigkeit und spontane Narkolepsie angesichts der ganzen Sache ging diesmal weit über den Fakt hinaus, dass einschläfernder Winter ist und der Kamin schön bullert. Die Lustlosigkeit ging direkt kongruent mit der ihn jäh anspringenden groben Unhöflichkeit des Briefs.
Der Kater kennt Stoffel-Verhalten bis jetzt nur von Deutschen.
Kein Gruß, keine Anrede; nur Forderungen, keinerlei Beantwortung mehr (wer bekommt heutzutage noch Antwort auf Mails …? Sie etwa? ) oder eine pampige; immer muss alles schnell, keine einzige höfliche Frage wird gestellt nach der werten zeitlichen Verfügbarkeit des Kreativen – und es gibt kein Budget. Das sind die goldenen red flags. Richtig schön auch Anrufe früh um 7 in gebelltem Tonfall. Darunter echte Grobiane, die den höflichen Kater beschimpfen, s. o. wenn er doch ein paar Fragen oder eine Idee hat.
Muss er wohl umlernen.
Gruß der Kater
Werte AfD-ler, kommentiert bitte hier erst gar nicht, weil ihr zwengs Thema Ausländer vielleicht eine Steilvorlage wittert. Es ist keine, ich schätze Türken und Türkischstämmige sehr. Es geht hier um den Einfluss der groben deutschen Sitten auf unsere normalerweise wertschätzend kommunizierenden und ausgewiesen höflichen ausländischen Mitbürger im Geschäftsleben, ganz anders herum also. Fasst euch also an den eigenen Kopf, dann wirds rund. Eure Fremdenfeindlichkeit und sprachlichen Grobheiten haben hier keinen Platz
Was Sie grundsätzlich vermeiden sollten, sind Hallo-Anreden ohne Namen oder mit Vor- und Nachnamen. „Hallo“ ohne Namen wirkt respektlos. „Hallo Barbara Kettl-Römer“ ist sehr unpersönlich. Im Zweifelsfall bleiben Sie lieber dabei, den Geschäftspartner mit „Sehr geehrte/r“ anzusprechen. Quelle: https://www.business-wissen.de/artikel/e-mails-immer-die-richtige-anrede-formulieren/
Nix gegen Klampfenelfen. Den meisten kann man unbesehen zuhorchen, so richtig scheiße ist keine von denen. Aber, liebe Kinder, glaubt keinem Marketing-Text. Nicht mal, wenn er von einer Firma namens Schädelbonbon in Auftrag gegeben wurde:
Soccer Mommy, unsere Künstlerin zum Thema “RAD”, spielt für uns ‘Still Clean’, einen “gechillten aber irgendwie traurigen” Gitarrentrack im 90er-Jahre-Stil, in einem extra für sie nachgebauten 90er-Jahre-Schlafzimmer.
Setzen wir voraus, dass mit “RAD” nicht der Reichsarbeitsdienst gemeint ist, lässt sich zur Not ergoogeln, dass die Soccer Mommy entweder zum Thema Rapid Application Development, fürchterlich awesome oder in Diensten der Royal Academy of Dance singt; der Herkunft des Zitats nach aber vermutlich über drahtlose Kopfhörer (ausverkauft). — “Für uns”? Für wen genau? Für mich? Ach, hätt’s doch nicht gebraucht, das Mütterchen soll sich wegen mir bloß keinen Umstand machen — schon gar nicht, solange sie in ihrer musikalischen Auffassung einen wesentlichen Unterschied zwischen “gechillt” und “irgendwie traurig” macht.
Wenn eine etwas ratlos herumklampfende Nashvillerin des Jahrgangs 1997 Musik “im 90er-Jahre-Stil, in einem extra für sie nachgebauten 90er-Jahre-Schlafzimmer” macht — woran könnte ich wohl den 90er-Jahre-Stil erkennen, wenn er nicht im Teaser erwähnt stünde, sofern ich mich noch erinnern kann, dass die Musik der 90er (des 20. Jahrhunderts, mein ich) mit nicht viel anderem als Revivals der Jahrzehnte vorher beschäftigt war?
Und aus welchen Elementen baut man denn ein “90er-Jahre-Schlafzimmer” nach? In meiner Küche finde ich keine Prilblumen mehr, einen vom Vormieter übernommenen Hanuta-Aufkleber schon noch. Weder vor, in noch nach den 90ern hat mein Schlafzimmer ausgesehen wie der Parkplatz vom Schafhofer “Why Not”.
Und würde das jemandem auffallen, der sich nicht an Silvester 1999 auf 2000 erinnern kann? Ich zwar — nicht aus Altersgründen — auch nicht, aber solang ich mich für solche Fragen interessiere, kann ich nicht alt sein.
PS: Dem Material nach, das ich bis jetzt von der “Soccer Mommy” kenne, halte ich sie für von vornherein überschätzt, Nashville hin oder her.
Ich erfinde nichts. Nicht dass es wieder heißt, ich erfinde was. Kommen doch grad im Abstand von zwei Stunden zwei Mails rein:
Die erste von meiner inzwischen gekündigten Halsabschneiderei, auf Rechnungsanfrage:
Der Datenschutz untersagt eine Antwort per E-Mail, die vertrags- oder personenbezogene Daten enthält. Sollte dies bei Ihnen der Fall sein, erhalten Sie unsere Antwort in wenigen Tagen per Post.
Die zweite von der altgedienten, noch nicht gekündigten Telefoneintreiberei:
Ab jetzt bekommen Sie Ihre Rechnung ganz bequem digital in [MeinTelefoneintreiber] unter [www.Telefoneintreiber.de/meinTelefoneintreiber]. So haben Sie sie in Zukunft immer und überall digital zur Hand.
Kann sich ja kein Mensch ausdenken, sowas.
If anyone should ask you who composed this song If anyone should ask you who composed this song, Tell ’em ’twas I, and I sing it all day long.
It takes a worried man to sing a worried song It takes a worried man to sing a worried song, I’m worried now, but I won’t be worried long.
Worried Man Blues, Roud Folk Song Index No. 4753, as recorded by Carter Family, 1930.
Schon seltsam, wie leicht man vergisst, dass alles, was man tut, für immer ist. Wiglaf Droste, † 15. Mai 2019
Für immer ist er jetzt. Viel zu früh mit seinen 57 Jahren. Zahlreich die Morde an den jetzt ungegessenen Knödeln.
“Gegen die Artikel von Droste sind die meisten aktuellen Kommentare in gedruckter und gesprochener Form so schrecklich bieder, dass man heulen könnte.”
Diese Woche gelernt: Die Bargfelder Ausgabe von Arno Schmidt ist seit seinem 105. Geburtstag um 14.00 Uhr endlich im Volltext durchsuchbar, und wenn man Krebs hat, soll man sorgfältig auf seine Eisen- und Kaliumwerte achten — nach aufsteigender Wichtigkeit oder absteigendem Gaudifaktor, je nach verbleibender Lebenszeit.
Also, ich erfinde nix, nicht dass es wieder heißt, ich erfinde was, und sag gar nix dazu, nicht dass es wieder heißt, ich hätt was gesagt.
DREH’ DEN SWAG AUF!
NACH 70 JAHREN BLEIBT ALLES NEU.
Das neue Buchstaben-YOLO bietet jetzt noch mehr Spaß — für die Fam, für die Gang und für alle Fans von lässiger Jugendsprache! Einfach mal wieder anlegen: Crossed die vorhanden Wörter der anderen, packt neue Buchstaben auf’s Board und zeigt, wer rasiert! Sammelt Props und Punkte durch smartes Ausnutzen von Powerfeldern!
Wer die besten Wörter fetzt, bekommt den Fame im Game!
Cool, darf ich die Turnierregeln angleichen, ich hab einen Myspace-Account? Das Deppenleerzeichen im Corporate Naming ist inkonsequent eingehalten. Außerdem heißt das Abiturensohn-Battle, ihr Opfah.
Und Trivial Pursuit heißt dann bis Weihnachten LMGTFY und die Siedler von Catan die Hasenjagd vong Chemnitz her? Wow, heißt das, beim Scrabble zählen jetzt auch Akronyme? Englische Akronyme? YOLO mit dreifachem Wortwert kann ja kein Mensch im Kopf ausrechnen.
Das sind die Sachen, die einen ins Antiquariat treiben. Aber ich wollt ja nix sagen.
Treffen sich ein Mexikaner, ein Däne, ein Ungar, ein Engländer, ein Araber, ein Inder, ein Franzose, ein Österreicher, ein Chinese, ein Bulgare, ein Finne und ein Deutscher.
Immer noch nicht raus ist ja, ob Dialektlyrik jetzt wirklich ausdrucksvoller als Lyrik in “hochdeutscher” Standardsprache ist. Ich versuch mal einen Vergleich, vorsichtshalber angefangen mit der hochdeutschen Version, zum Wohle unserer Leser nördlich der Pegnitzlinie. Und südlich davon eigentlich auch.
Tattoo
Die zwei Buchstaben am dritten Halswirbel werd ich noch vermissen.
Inhalt erfasst? Dann nochmal den gleichen Silbenfall mit so vielen Informationseinheiten, wie reinpassen:
Fassen wir also endlich zusammen: Das Gedicht von Eugen Gomringer geht:
avenidas avenidas y flores flores flores y mujeres avenidas avenidas y mujeres avenidas y flores y mujeres y un admirador
Alleen Alleen und Blumen Blumen Blumen und Frauen Alleen Alleen und Frauen Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer
Auch wenn man für das absichtsvoll schlichte Spanisch mit dem kleinen Latinum auskommt, gibt die deutsche Übersetzung anzuführen besonders viel Sinn, weil Gomringer als bolivianisch-schweizerischer Dichter geführt wird, aber ab 1954 die Konkrete Poesie mitbegründet hat, die sich wesentlich im deutschen Sprachraum – ja, auch in anderssprachigen – äußerte. Avenidas fällt formal und historisch unter die Vorformen der Konkreten Poesie und vermittelt als solche
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