Moritz, der vernünftigste, produktivste und allgemein wertvollste Mitarbeiter Ihrer Lieblingsagentur the missing link, bewohnt standesgemäß ein Tipi innerhalb der Bürofluchten.
"Mir fällt nix ein", kommt er herausgegähnt und dehnt alle Pfoten. Er arbeitet seit Jahren am letzten Schliff des Teppichs.
"Woran schreibst du denn grade?" Ich kriege mal wieder den Blick nicht vom Computer los.
"Ach – mein Blog, mein Blog…" Er tigert zum offenen Kamin, sondiert die Flammen und macht sich fertig zum Einringeln.
"Was solltest du wohl zu bloggen haben?"
Mit solchen Reden kann man sich mit Moritz anlegen. Auch ohne hochzuschauen spüre ich seinen verächtlichen Blick.
"Was schon. Katzencontent natürlich."
"Soso. Und ich dachte die ganze Zeit, der Content von Katzen bestünde aus Mäusen, Whiskas Forelle und Fellknäueln."
"Selber Fellknäuel. Woran sitzt du da? Jahresrückblick, wetten?"
"Kluger Miez."
"Euch deutschen Werbern fällt doch schon seit 1933 nix Neues mehr ein."
"Uhui! Soll ich das bloggen?"
"Kommt drauf an, ob du mehr Wert auf Zugriffszahlen oder gute Gesellschaft legst."
"Puh, seid ihr konservativ, ihr Katzenvolk."
"Wieso denn? Meiner unmaßgeblichen Meinung nach waren die 90er Jahre…"
"… nämlich die des 20. Jahrhunderts…"
"Kluges Herrchen. Also die 90er waren jedenfalls damit beschäftigt, unerhebliche Jahrzehnte wiederzubeleben, die beim ersten Durchgang schon genervt haben. Sag Bescheid, wenn das anstehende 90er-Revival ausbricht, damit ich nicht so viel rausgehe. Wie soll das aussehen? Wie das 20. Jahrhundert als Schnelldurchlauf?"
"Hoffentlich wenigstens erst ab 1945."
"O je, hab ich dich jetzt auf einen progressiven Trip gestellt?"
"Keine Ursache. Ich will dich auch gar nicht länger aufhalten, offene Briefe über deine Forderung nach einem Anrecht auf kätzische Computerausbildung zu formulieren."
"Danke für die Idee", schnurrt Moritz und schiebt ab in sein Tipi, bei einem Bier weiterschreiben.
Das Problem ist nicht, dass Katzen bloggen. Das Problem ist, dass sie besser sind.
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