I never been to the Blue Mountains but I’ve been there in a song. Never have I loved like this one – it just keeps rolling on. And I never been hit by lightning but I know that life is long. I never been to the Blue Mountains but I’ve been there in a song.
And I see the wine and the fire in you, I see the mountains blue.
And I never killed a man and I never robbed a train, Never had a deep thought when I’m walking in the rain. And I never lit a holy candle and wished my life would change, I never wished for anything outside this mountain range.
Die einen können 360°-Videos drehen, die anderen rechnen noch aus, wie viele Versionen man davon anschauen könnte, und unsereins kann noch nicht mal fassen, dass es mal Dinos gegeben haben soll.
Soundtracks: In Extremo: Sternhagelvoll, aus: Quid Pro Quo, 2016:
Leider schon finster. An einem geparkten Auto lehnt ein Kerl, der meinem alten Studienkollegen ähnlich sieht.
“Wer ist ein Hanswurst?” fragt der Kerl. Beim Näherkommen sieht man, dass er eine eine gebückte junge Frau umfasst und ihr von hinten die Haare aus dem Gesicht hält.
“Uuööööörrrghh”, sagt die Frau.
“Ach so”, sag ich, “hab ich Sie wohl mit dem Hans Wurst verwechselt.”
“So, irgendwann ist auch wieder gut”, sag ich. “Wenn wir jetzt also um Himmels willen endlich wieder zum Lockdown übergehen könnten.”
“Gibt’s nicht, Wolf”, sagt Vroni.
“Wiesod’n nicht? Im Supermarkt herrscht alle Tage Rudelkuscheln, die Gastronomie ist von früh bis spät mit Aerosolschleudern besetzt, und das Oktoberfest ist schon genehmigt. Was glaubst du, was das für Neuansteckungen hagelt?”
“Man muss auch mal nach vorne schauen. Und positiv bleiben.”
“Tu ich doch grade. Und bin heilfroh um jeden Test, bei dem ich negativ geblieben bin.”
“Immer nur rückwärtsgewandt denken ist eine ganz schlechte Idee. Führt zu Depression und Burnout.”
“Alles, was momentan organsiert wird, führt zu schweren Verläufen und Triage. Vor zwei Jahren war meine Quarantäne wenigstens noch bezahlt.”
“Gibt’s nicht, Wolf”, sagt Vroni.
“Wir sind tot”, sag ich.
Soundtrack: Camille Hardouin: Le partisan, 1943 ff., bearbeitete Cover-Version von Leonard Cohen, 2019:
Rousseau und andre haben so viel Paradoxien über den Ursprung und das Anrecht des ersten Eigentums gemacht; und hätte der erste nur die Natur seines geliebten Tiermenschen befragt: so hätte der ihm geantwortet. Warum gehört diese Blume der Biene, die auf ihr sauget? Die Biene wird antworten: weil mich die Natur zu diesem Saugen gemacht hat! mein Instinkt, der auf diese und keine andre Blume hinfällt, ist mir Diktator gnug, der mir sie und ihren Garten zum Eigentum anweise! Und wenn wir nun den ersten Menschen fragen: “Wer hat dir das Recht auf diese Kräuter gegeben?”, was kann er antworten als: die Natur, die mir Besinnung gab! Diese Kräuter habe ich mit Mühe kennen gelernt! mit Mühe habe ich sie mein Weib und meinen Sohn kennen gelehrt! Wir alle leben von ihnen! Ich habe mehr Recht daran als die Biene, die darauf summet, und das Vieh, das darauf weidet; denn die haben alle die Mühe des Kennenlernens und Kennenlehrens nicht gehabt! Jeder Gedanke also, den ich darauf gezeichnet, ist ein Siegel meines Eigentums, und wer mich davon vertreibet, der nimmt mir nicht bloß mein Leben, wenn ich diesen Unterhalt nicht wieder finde, sondern würklich auch den Wert meiner verlebten Jahre, meinen Schweiß, meine Mühe, meine Gedanken, meine Sprache – ich habe sie mir erworben! Und sollte für den Erstling der Menschheit eine solche Signatur der Seele auf eine Sache, durch Kennenlernen, durch Merkmal, durch Sprache, nicht mehr Recht des Eigentums sein als ein Stempel in der Münze?
Bild: Murr lässt sich von seinem Instinkt zum Eigentum des Gartens anweisen, 4. Mai 2022. Selber gemacht, schenk ich Ihnen.
Soundtrack: Michelle Gurevich & Cyranó: Goodbye My Dictator, April 2022:
We were having too much fun Drinking coffees in the sun Someone wanted to be king Came and fucked up everything
[…] It’s hard for most to understand That good intentions not all have Why must we always stand on guard When there is love and there is art
Buidln: Selbergemacht am Flaucher, 31. März 2022, schenk ich Ihnen.
Mehr schräge Einbrüche der Kunst in die Natur:
Paul Barton spielt Bach: Fuge 16 g-Moll, Wohltemperiertes Clavier, Buch 2, für den Elefanterich Chaichana (was er offenbar lieber bleiben lassen sollte:
Morwenna Rose “Hands on Harps” Louttit-Vermaat harft für die Kuhherde:
und Naomi SV harft aus Versehen für die Rehgeiß Sounds of Silence:
So, und jetzt überleg ich seit einer Stunde einen Kalauer samt Video mit “für die Katz”. Am besten, ich red mich damit raus, dass es zu sehr auf der Hand liegt.
1.: I want you to take me to your forest clearing where you have taken all your girlfriends It helps me to get to know you and make you mine
Chorus: Man I want you I’m your girl
2.: I want you to tell me to dress in my flowery summer skirt with strappy sandals so to carry them for me and adore my toes when they follow you beside you
Chorus: Man I want you I’m your woman
3.: I want you to bed me in the grass below the tree where you had your first kiss and your last fuck with a girl I will not know and I want your hunger for the flesh of my rosy thighs
Chorus: Man I want you I’m your vixen
4.: I want you to play with your tongue in my mouth one hand on my breasts two fingers on my clit the thing you play one minute later one level deeper oh deeper come deeper
Chorus: Man I want you I’m your mare
Bridge: I want you to uh uh uh I want you too
Chorus: Man I want you I’m your bitch
5.: I want you too big too hard too sturdy with relish and moaning too loud along with me then come too soppy inside me See it’s so simple when you want me
Chorus: Man I want you I’m your girl
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Vroni meint: “Und wer soll dir das glauben?”
“Glauben?” sag ich, “einen Liedertext?”
“Die Leute suchen immer nach autobiographischen Bezügen. Da kannst du nix machen und wahrscheinlich nicht mal die Leute, die nach sowas suchen, selber.”
“Dann sollen die halt mal aufs Veröffentlichungsdatum schauen.”
Ich sehe, dass die westliche Linke auch angesichts des «Unvorstellbaren» tut, was sie seit jeher am besten kann: sie untersucht den amerikanischen Neo-Imperialismus und die Expansion der NATO. Doch das reicht nicht mehr, weil es die Welt nicht erklären kann, die aus den Ruinen des Donbas und des Hauptplatzes von Charkiv entsteht. Diese Welt lässt sich durch den Verweis auf Handlungen der USA und entsprechende Gegenreaktionen nicht erschöpfend erfassen. Sie hat ein Eigenleben gewonnen, Europa und die USA sind vielerorts nicht mehr in der Initiative. Ihr forscht den entferntesten Ursachen nach, anstatt die gegenwärtig aufkommenden Tendenzen zur Kenntnis zu nehmen.
Daher frappiert mich die verkürzte Weise, in der ihr das dramatische Geschehen in unserem Erdteil öffentlich darstellt, das ihr lediglich als Antwort auf die Umtriebe eurer eigenen Regierungen und Wirtschaftseliten begreift.
Respekt: Ab 20. März (2022, nehm ich an) muss man “fast überall” keine Schutzmaske mehr tragen. Durchtriebener kann man quengelige “Querdenker” nicht verleiten, endlich ihr Gesicht einzutüten, ohne sich sofort unter Gefahr von Folgeschäden von ihnen anhusten zu lassen. Gestorben wird ja seit Wochen an der Ostfront, und wie man hört, gehen sie sogar freiwillig “rüber in’ Osten“. Meine letzte Maske leg ich erst zu den Akten, wenn ich verstanden hab, wie man den Graphen für die Inzidenzen selber so zurechtstaucht, dass er eine äußere Wirklichkleit abbildet. In den Corona-Statistiken, mein ich, nicht im ukrainischen Bodycount. Außer Vermummung wird auf einmal wieder illegal. So frei ist das Land allemal, dass man sich wenigstens theoretisch aussuchen darf, woran man sterben will. Bis dahin kann man weiter seine letzten Kröten für “Mehl, aber auch Reis, erneut Toilettenpapier, Küchenrollen und kurioserweise Sonnenblumenöl” an die NATO paypallen und sich großmächtig links dabei vorkommen. Man sollte.
Das lässt ja auch tief blicken, was der deutsche Kriegskonsument von Künstlervolk hält, zumal von ausgebildeten Schauspielern. Bei Wolodymyr Selenskyj, den man sich unglückseligerweise fortan merken muss, hat man sich erst gewundert, wieso ein fertiger Jurist sich ans Schauspielern, Synchronisieren und Moderieren von Kasperlkram wegschmeißen kann, und dann, dass er’s nicht nur zum Regisseur und Produzenten – das sind doch die mit der Kohle, oder? – gebracht hat, sondern zum f***ing Präsidenten von Kleinrussland.
Und wenn er’s gesagt hat, glaubt’s ihm bis heute keiner: weil er das so will.
Oder wie darf ich die Bilder von dem überaus schätzbaren Manne, die ausnahmsweise nicht von aktuellem Kriegsgeschehen handeln, sonst auffassen, wenn nicht als Misstrauen gegen und Entsetzen über jemanden, der sich mal in einer rosa Ganzkörperkluft hat filmen lassen? Erst den Hanswurst machen, weil er sich als Anwalt zu fein ist, und dann die Welt retten – so wörtlich verstanden wie nie?
Und wenn ich’s sag, glaubt’s wieder keiner: Gerade deswegen.
Gerade einem herumgetingelten Künstler ist bedeutend eher zuzutrauen, seinen Charakter gebildet zu haben, als einem, sagen wir klischeehalber, BWL-Abbrecher, der “in der Politik” gerade mal seine “Chancen nutzen und Risiken minimieren” gelernt hat. Der musste sich schon mal selber was einfallen lassen, siehe auch unter: selbstständiges Denken, und weil er schon mal am eigenen Leib und Leben seiner Lieben gemerkt hat, wie sich eine Krise anfühlt, und aus welcher man unter Umständen wieder rauskommt und aus welcher nicht.
Wider die defamatorische Darstellung von Berufsständen, vor allem von Künstlern. Oder haben Sie sich in finsterer Stunde – in jüngstem Fall vor kurzem, als noch Ausgangssperre “wegen Corona” war – an Anwälte und Büchsenmacher gewandt? Oder an Künstler?
Und bevor einer davon anfängt: Nein, weder bin ich ein ausgebildeter Künstler noch will ich mit Herrn Selenskyj tauschen. Der scheint das einzige Glück zu sein, das sich die Ukraine seit langem eingehandelt hat. Falls ich genug Krieg konsumiert hab. Und falls er zum Zeitpunkt der Niederschrift noch lebt.
Soundtrack: Joachim Witt & Peter Heppner: Die Flut, aus: bayreuth eins, 1998:
Im Garten brechen die Schneeglöckchen aus dem Boden und die Palmkätzchen aus den Weidenästen. Im Februar. Wie schnell man sich an den Klimawandel gewöhnt hat.
Ohne korrekt verankertes FFP2 unter Virenmutterschiffen und geldwerter Arbeit in einem Büro nachzugehen, das nicht das eigene Home-Office ist, fühlt sich befremdlich an. Wie gründlich man sich an eine Seuche gewöhnt hat, die niemand mehr ausrotten will.
Am ersten Tag des dritten Weltkriegs scheint die Sonne. Man wird sich an den Galopp der Inflation gewöhnen.
Soundtrack:: Владимир Владимирович Путин: Blueberry Hill, 1940, in: The Singing Hill, 1941, Aufnahme ca. 11. Dezember 2010:
History, Stephen said, is a nightmare from which I am trying to awake.
Zwoter Zwoter Zwanzigzwozwo: 100 Jahre Ulysses von James Joyce. Das sind die historischen Ereignisse, die wir brauchen. Wer mal bis zur Puffszene durchgehalten hat, weiß, dass sowas schon verstörend genug ist.
“Mr. Joyce, was haben Sie während des Ersten Weltkriegs gemacht?”
“Ich habe ‹Ulysses› geschrieben. Und was haben Sie gemacht?”
Als Soundtrack beliebt einem Spotify mit der Musik, die in Ulysees vorkommt, der Musik, die während dessen Lektüre zuträglich sei, und der Musik, die sich auf Werk und/oder Autor bezieht, auch ohne meine laienhaften Vorschläge den Bildschirm einzubranden; Frank T. Zumbach fürs Jahrbuch der Zürcher James-Joyce-Stiftung 2022 (Veröffentlichung anstehend) kommt auf etwas zwischen 350 und 400 Lieder, auf die über die 1014 Seiten (Wollschläger-Übertragung als Suhrkamp-Taschenbuch 1981) zumindest Bezug genommen wird. Wenn einem das avantgardistische Lesen zu blöd wird, kann man also tagelang Spotify vor sich hin leiern lassen und immer noch sagen, man habe sich eingehend mit Ulysses beschäftigt. Das Sozialprestige für solchen Ehrgeiz sollte seit 1922 stark nachgelassen haben – aber immer noch besser als Kriege anzetteln.
Drama film loosely based on James Joyce’s 1922 novel: Fred Haines & Joseph Strick: Ulysses, 1967, Dubliner Originalschauplätze, Oscar-Nominierung für adaptiertes Drehbuch:
Und jetzt, während dieser Eindruck in mir wuchs, kam schließlich das Grauen – Grauen in einem Maße, wie keine Worte es vemitteln können. Trotzdem behielt ich meinen Stolz, wenn nicht sogar Mut, und in Gedanken sprach ich zu mir: “Dies ist wohl Grauen, aber es ist nicht Furcht; solange ich mich nicht fürchte, kann mir nichts geschehen; meine Vernunft bestreitet die Existenz dieser Erscheinung, es ist eine Illusion – ich fürchte mich nicht.”
Als Multiple choice chronologisch zum Ausdrucken und Ankreuzen:
□ E. A. Poe, 1842
□ E. G. Bulwer-Lytton, 1856
□ H. P. Lovecraft, 1926
Googeln müsste nach meiner Stichprobe zwecklos sein, ich hab den Klotz noch papierförmig.
Wer richtig liegt, darf sich in der Konditorei seines*ihres Vertrauens eine Torte seiner*ihrer Wahl kaufen. Buttercreme! Marzipan optional, wenn dabei steht, wo es her ist! Der Einsendeschluss ist nach hinten offen.
Soundtrack des Grauens: Bridge City Sinners – Devil Like You, aus: Unholy Hymns, 2021:
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