Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Kategorie: Bei uns unterm Sofa (Seite 1 von 7)

Nix mit Corona

Ach Gottchen, Corona, das ist doch sooowas von 2020, wer will denn jetzt noch mit dem breitgetretenen Quark anfangen, und dann womöglich noch zwei Monate nach der vierten Impfung, wo selbst der Drosten seit bald einem Jahr damit abgeschlossen hat, und was heißt da überhaupt Corona, das ist doch heute kein Corona mehr, zwischen zweihundert anderen armen Triagierten im Rinnstein vor der Notaufnahme verrecken, und auf dem Balkonkonzert haben die Überlebenden dazu applaudiert, das war noch ein Corona, nicht in den heimischen Seidenkissen räkeln, Lohnfortzahlung kassieren und als einzigen Ehrgeiz verfolgen, als Letzter auf der Welt die zwei Romane von Eichendorff gelesen zu haben, was soll denn daran Corona sein.

Slainte Saint Patrick.

Soundtrack: Steph Green: If Nothing Else Comes Along,
aus: Spooky Love, 2019:

Gar nix mehr

Mit der Künstlichen
Intelligenz
denk ich ab
sofort nachhaltig.

Vroni meint: ausnahmsweise gar nix; guckt bloß wissend.

Soundtrack: Ruby Throat, id est KatieJane Garside: Barebaiting,
aus: Out of a Black Cloud Came a Bird, 2009:

So when you going to learn?
When will you tend to these burns?
When will you wake from this hell?
You can put it in a song,
But that won’t change what′s wrong,
No, it won’t give you the key to the cell.

Vom Manul

Der gute Rat der Woche: Wenn alles andere versagt: nach “Manul” googeln, vorzugsweise nach den Bildern. Dankt mir halt irgendwann später mal.

“Eine steinalte, also überaus haltbare und kaum mehr zu verbessernde Lebensform”, sagt Vroni.

“Und putzig dazu”, sag ich.

“Pelzbacksteine”, sagt Vroni, “mit Pfote an jedem Eck und Bart außenrum.”

“Sehr treffend”, sag ich, “und bloß nicht anfassen.”

“Was dir im Fall von Backsteinen besonders leicht fallen sollte.”

“Das ist jetzt schnell gegangen, bis es gegen mich losgeht.”

“Tja, Wolf. Hätt ich was mit Kasachen, Tadschiken, Kirgisen und Mongolen sagen sollen?”

“Auch wieder wahr”, sag ich.

Soundtrack: Bugotak: Nothing Else Matters, aus: Coverlar, 2006:

Bonus Track: vom Manul:

AppLass

Zweite Woche krank:
Vermutlich existiert mein
Sterbebildchen schon.

“Müssen die heute nicht biometrisch sein?”

“Wozu sollten sie?”

“Weiß nicht. Weil Petrus auf kontaktlosen Self-Check-in umgestellt hat vielleicht?”

“Das könnte dir so passen. Keine App, kein Ableben, gell?”

“Heißt das, ich muss dich noch so lange aushalten, bis du dich zu einem Smartphone bequemst?”

“Hauptsache, du verwendest nicht mein Passbild.”

“Dass ich so durchschaubar bin.”

Soundtrack: Fury in the Slaughterhouse:
aus: When I’m Dead and Gone, aus: Mono, 1993:

Version 2:

Herzkartoffel auf Schlauchzwiebelquarkspiegel

Herzkartoffel, 28. September 2022

“Es gibt Essen”, sagt Vroni.

“O ja, kein Zweifel”, sag ich, “grad gestern hab ich mal eins gesehen, war gar nicht so schlecht.”

“Wolfwolfwolf.”

Buidl: Vroni, 22. September 2022.

Kartoffel: festkochend, Lidl, 2,5 kg 1,89 €.

Soundtrack: Janis Joplin Big Brother and the Holding Company:
Piece of My heart, aus: Big Brother & the Holding Company, 1967,
live in der Jahrhunderthalle, Frankfurt am Main, 12. April 1969:

Trinke 3, zahle 4

Wozu lebst du – Bier, Geyerwally, Geyerstraße München

“Ja”, sag ich, “weise Worte. Wofür lebt man denn schon?”

“Vor allem in einer Siedlung am nördlichen Rand eines unwegsamen Gebirges”, sagt Vroni, “wo nur noch ein paar gedrungene Bauernstämme hausen.”

“Da bleibt einem ja bloß noch Bier.”

“Eine so genannte Kultur, die auf wenig anderem errichtet ist als auf der Gewinnung von Betäubungsmitteln aus verdorbenem Getreide? Stimmt, viel bleibt da nicht.”

Wir kehren ein.

Buidl: Die Geyerwally in der Geyerstraße, ca. 13. Mai 2022. Schenkl i Eahna.

Soundtrack: Elliott Smith & Mary Lou Lord: I Figured You Out,
aus: She’d Be A Diamond, “2022”:

Beiträge zum Konstruktivismus

I never been to the Blue Mountains but I’ve been there in a song.
Never have I loved like this one – it just keeps rolling on.
And I never been hit by lightning but I know that life is long.
I never been to the Blue Mountains but I’ve been there in a song.

And I see the wine and the fire in you,
I see the mountains blue.

And I never killed a man and I never robbed a train,
Never had a deep thought when I’m walking in the rain.
And I never lit a holy candle and wished my life would change,
I never wished for anything outside this mountain range.

Peter Doran & Haley Heynderickx: Blue Mountains, aus: Voices, 2021.

“Die Hoffnung stirbt ja zuletzt”, meint Vroni.

“Ja”, sag ich, “das ist ja das Perfide dran.”

Soundtrack: a. a. O., 2021:

Mein Hobby. Beten hilft

Buidl: Sejwa gmacht, schenk i Eahna, bassd scho.

Positiv bleiben

“So, irgendwann ist auch wieder gut”, sag ich. “Wenn wir jetzt also um Himmels willen endlich wieder zum Lockdown übergehen könnten.”

“Gibt’s nicht, Wolf”, sagt Vroni.

“Wiesod’n nicht? Im Supermarkt herrscht alle Tage Rudelkuscheln, die Gastronomie ist von früh bis spät mit Aerosolschleudern besetzt, und das Oktoberfest ist schon genehmigt. Was glaubst du, was das für Neuansteckungen hagelt?”

“Man muss auch mal nach vorne schauen. Und positiv bleiben.”

“Tu ich doch grade. Und bin heilfroh um jeden Test, bei dem ich negativ geblieben bin.”

“Immer nur rückwärtsgewandt denken ist eine ganz schlechte Idee. Führt zu Depression und Burnout.”

“Alles, was momentan organsiert wird, führt zu schweren Verläufen und Triage. Vor zwei Jahren war meine Quarantäne wenigstens noch bezahlt.”

“Gibt’s nicht, Wolf”, sagt Vroni.

“Wir sind tot”, sag ich.

Soundtrack: Camille Hardouin: Le partisan, 1943 ff.,
bearbeitete Cover-Version von Leonard Cohen, 2019:

Woman Wanting

Song lyrics from days of yore.

~~~\~~~~~~~/~~~

1.: I want you to take me to your forest clearing
where you have taken all your girlfriends
It helps me to get to know you
and make you mine

Chorus: Man I want you I’m your girl

2.: I want you to tell me to dress in my
flowery summer skirt with strappy sandals
so to carry them for me and adore
my toes when they follow you beside you

Chorus: Man I want you I’m your woman

3.: I want you to bed me in the grass below the tree
where you had your first kiss and your last fuck
with a girl I will not know and I want
your hunger for the flesh of my rosy thighs

Chorus: Man I want you I’m your vixen

4.: I want you to play with your tongue in my mouth
one hand on my breasts two fingers on my clit
the thing you play one minute later
one level deeper oh deeper come deeper

Chorus: Man I want you I’m your mare

Bridge: I want you to uh
uh
uh
I want you too

Chorus: Man I want you I’m your bitch

5.: I want you too big too hard too sturdy
with relish and moaning too loud along
with me then come too soppy inside me
See it’s so simple when you want me

Chorus: Man I want you I’m your girl

~~~\~~~~~~~/~~~

Vroni meint: “Und wer soll dir das glauben?”

“Glauben?” sag ich, “einen Liedertext?”

“Die Leute suchen immer nach autobiographischen Bezügen. Da kannst du nix machen und wahrscheinlich nicht mal die Leute, die nach sowas suchen, selber.”

“Dann sollen die halt mal aufs Veröffentlichungsdatum schauen.”

Days of yore?”

“1. April.”

“Wolfwolfwolf. Wie soll sich das überhaupt anhören? Wie die drei Holländerinnen auf dem Sybian?”

So ungefähr: Beth Gibbons & Rustin Man: Mysteries,
aus: Out of Season, 2002:

Alles kommt zum Quell

Bärenbrunnen, Elisabethplatz München

“Wieso kommt alles zum Quell?” rätselt Vroni, “ich dachte immer, da kommt alles her?”

“Weil’s draufsteht”, sag ich.

“Und du glaubst wieder alles, bloß weil’s in Stein gemeißelt steht.”

“Der Brunnen stammt von 1936. Da haben die Leut noch ganz andere Sachen geglaubt.”

“Jaja, genau so fängt alles an.”

“Steht ja drauf.”

“Wolfwolfwolf.”

Buidln: Georg Müller: Bärenbrunnen, 1936,
Elisabethplatz 4, München-Schwabing.

Bärenbrunnen, Elisabethplatz München

Soundtrack: Led Zeppelin: Bron-Yr-Aur,
aus: Physical Grafffiti, 1975:

Neulich in Thalkirchen

Ich bin so emotionslos ich könnte heulen

Ich bin so emotionslos ich könnte heulen

“Der Wolf”, meint Vroni, “lebt wieder seine Liebe für Paradoxa aus.”

“Kann ich nix dafür. Das hat sich aufgedrängt.”

“Mir kommen die Tränen. Wo denn?”

“Thalkirchen. Zwischen dem Wertstoffhof und dem jüdischen Friedhof.”

“Au weh. Ein Quadratparadox.”

“Siehst du? Man entkommt ihnen nicht mal beim Entsorgen von ausgeklapperten Tastaturen.”

“Auf dem Wertstoffhof nämlich.”

“Logisch. Oder seh ich aus wie ein Judenfriedhofsschänder?”

“Nein, nicht mit der Brille.”

“.מזל־טוב”

“Wolfwolfwolf.”

Buidl: Selber gemacht 1. Februar 2022, schenk ich Ihnen.

Soundtrack: Добраночь: Дойна Вяца, 2016:

Wie oft (xunz Neis)

“Wenn wir heuer irgendwas gelernt haben …”, fange ich an.

“Haben wir nicht”, meint Vroni.

“Hätte aber sein können”, wende ich ein.

“Was hast du zuletzt gelernt?”

“Na, dass die Österreicher irgendwas richtig machen.”

“Und die Katzen!”

“Das lernt man nicht”, sag ich, “das liegt seit dem Holozän auf der Hand.”

“Auf der Pfote”, verbessert Vroni.

“Vor allem auf der Pfote der österreichischen Katzen.”

“Und das mit den Österreichern willst du heuer gelernt haben? Bei den Inzidenzen?”

“Muss gegen Ende der Siebziger gewesen sein”, sag ich. “Schon länger vor heuer gelernt.”

“Sag ich doch”, meint Vroni.

Dann halten wir uns gefälligst dran. Gesundes Neues mitsammen.

A Gschicht zum verzähln: Anti Cornettos: Korsakov Syndrom,
aus: Dohuggandedeoiweidohuggan, 2014:

Endlich enthüllt: Warum aus mir nichts geworden ist

Aus einer Kleinstadt zu stammen muss ein verbreitetes Schicksal sein; besteht Deutschland ja zur Hauptsache nicht aus seinen paar Metropolen, sondern aus der endlosen Steppe dazwischen, die im unbeholfenen Jargon der Eingeborenen (“Deutsch“) Provinz heißt.

Wenn man schon zwischen Stadtkindern und Landeiern unterscheiden muss, ist man als gebürtiger Kleinstädter in urbanen Umgebungen immer der einzige, der die Leute fragt, ob sie bei den Schützen oder bei der Freiwilligen Feuerwehr sind, und auf dem Land der einzige, der seit Jahrzehnten mit keinem Luftgewehr mehr geschossen hat, nicht am Motorengeräusch erkennt, dass in sieben Minuten der Metzen-Willi seinen Birngeist vorfinden will, und in der Stube rückwärts über den schlafenden Hund stolpert.

“Kann man”, fragt Vroni, “kann man das nicht auch so sehen, dass man auf dem goldenen Mittelweg geboren ist und sein Leben lang aus the best of two worlds besteht?”

“Kann man schon”, sag ich.

“Wolfwolfwolf.”

Soundtrack: Lael Neale: For No One For Now,
aus: Acquainted with Night, 2021.
Das ist die mit dem Omnichord; siehe
ihre Würdigungen im Zündfunk und im Tagesspiegel:

Beiträge zur allgemeinen Wertschätzung von Textarbeiten

“Mein Verleser der Woche”, erzähle ich Vroni, “war: Bruchlandung statt Buchhandlung.”

“Angeber”, sagt sie, “was soll denn da der Unterschied sein?”

“Pf. Was war denn deiner?”

Sinnlose Unmöglichkeiten statt kontaktlose Impfmöglichkeiten.”

“Aber ich bin der Angeber, gell.”

Soundtrack: Riddy Arman: Spirits, Angels, or Lies,
aus: Riddy Arman, 2021:

Die Blätter

Update zu Das erste Frühlingsgedicht 2018:

Lenz

Der erste Vogel kam geflogen,
Bevor die Blumen blühten.
Und ich streife über Wiesen,
Weil sich’s weich verweilt auf diesen —
Lauer Wind streicht durch die Blätter
Ringsumher.

Herbst

Alle Vögel sind verzogen
Wohl in den heißen Süden.
Unaufhörlich muss ich niesen,
Weil die Fenster nicht mehr schließen —
Rauher Wind treibt braune Blätter
Vor sich her.

Vroni meint: “Wieso ‘Die Blätter’? Wieso nicht ‘Der Wind’ als handelndes Subjekt?

“Ich hab sogar ‘Perpetuum’ erwogen”, sag ich.

“Okay, Blätter.”

Soundtrack: Mariee Sioux: Swimming Through Stone,
aus: Gift for the End, 2012:

Und Pimentkörner

Update zu Nix diese
und Goethes Kindergartenfutter:

Petersil und Suppenkraut
gerebelt von Hela, Mautner, Ostmann
im Regal neben den frischen
Koriander, Blätterknoblauch, Portulak
in Plastiktöpfen auf einem Tablett,
in dem das Gießwasser unter
den Klarsichtfolien schwimmt,
und die türkischen Verkäufer
haben keine Ahnung, wer
oder was ein Liebstöckel ist,
haben aber gelernt, dass
“Wollen verarschen?”
nicht im Repertoire
der Kundenberatung vorkommt,
Frau Aja hätte aber
gelten lassen, was da ist,
und mich meine Laubfrösche kochen lassen,
wie es geht,
und aus ihrem
Buben ist damit auch noch was geworden.

Fachliteratur: Renate Hücking: Mit Goethe im Garten: Inspiration und grünes Wissen aus den Gärten der Goethezeit, Verlag Georg D. W. Callwey GmbH & Co. KR, München 2013, vor allem Seite 22:

Laubfrösche — ein Gericht aus Kindertagen

Zutaten
12 Mangoldblätter,
2 (altbackene) Brötchen,
1 Zwiebel,
2 Knoblauchzehen,
2 EL Butter,
1 Bund Petersilie,
2 Eier,
2 Zweige Liebstöckel,
300 g Hackfleisch,
Salz,
Pfeffer,
Pimentkörner,
½ l Gemüsebrühe

Die Mangoldblätter werden entstielt, gewaschen und mit kochendem Wasser überbrüht. Danach solten sie in eiskaltem Wasser abgeschreckt werden und gut abtropfen.

Für die Füllung wird die fein gewürfelte Zwiebel mit dem Knoblauch in Butter weich gedünstet — ohne sie zu bräunen. Die Brötchen in Wasser oder Milch einweichen und ausdrücken. Dazu gibt man die Eier, die gehackten Kräuter und das Fleisch. Alles sollte gut gewürzt und gründlich miteinander vermengt werden. Etwa ein Löffel dieser Masse wird auf ein Mangoldblatt gegeben und darin eingewickelt. Jetzt werden die “Laubfrösche” mit Mehl bestäubt, in der Pfanne kurz angebraten und dabei vorsichtig gewendet. Zum Schluss mit Brühe auffüllen und die Wickel etwa 20 Minuten darin garen lassen.

Eine Variante: Die Blätter mit einer Masse aus 2 Eiern, Semmelmehl und frischen Gartenkräutern füllen, mit Mehl bestäuben und anbraten. Dazu werden Bratwürste gereicht.

Soundtrack: Theodor Shitstorm im Garten von Pogel und Marion:
Ratgeberlied aus: Sie werden dich lieben, 2018,
mit der einzig richtigen Anweisung für Kochrezepte:

So weit meine Ratschläge, merk sie dir gut:
Es ist wichtig, dass man das exakte Gegenteil tut.

Der Text ist raffiniert genug für die volle Lautstärke und das Video für den Vollbildmodus:

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