Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: Dezember 2014

Sinnvoll feiern

Meine Kamera ist nicht nagelneu. Sie ist für meine Verhältnisse neu. Eine neuere hat Vroni, die darf das, die ist Grafikerin und steht viel lieber hinter als vor Kameras.

Vroni klagt bei ihrer halbwegs neuen Kamera über die Funktion “Antischock”. Man stellt sich so leichtfertig vor, das sei ein Bildstabilisator, und benutzt sie, um sein Bild nicht zu verwackeln. Und verwackelt es dann leichtfertig erst recht. Geisteswissenschaftler und Technik.

Die jetzt aber wirklich neue Citylight-Werbung des Weihnachtsgeschäfts hat mir nahegelegt, jetzt aber wirklich nagelneue Kameras zu verschenken, die vorausberechnen, wie sich ein Fotomotiv weiterbewegen wird. Die “Technik der Zukunft” erringt ganze neue Bedeutungsebenen.

Wenn die Kameras so beschaffen sind, ist es am besten, man lernt ein bissel zeichnen. Mein Geschenktipp der Woche ist deshalb: ein Bleistift, am besten Faber Castell, die sind traditionsreiche Nürnberger Wertarbeit, neu nur wenige Millimeter kürzer als vor fünfzehn Jahren, und machen richtig Spaß. Im Schreibwarenbedarf Ihres Vertrauens unter 1 Euro. Wenn’s ein bissel mehr sein darf: Anständige Skizzenbücher aus Papier, dem weder Radiergummi, der eine oder andere Tintenklecks noch gemäßigtes Aquarell viel anhaben können, hat der Kaut-Bullinger. Hemdentaschenformat, das reicht vollkommen, für keine 5 Euro, weil man den überschätzten Namen “Moleskine” nicht mitzahlt.

Fröhliche Bescherung am Mittwoch! Und um 22.30 Uhr nicht die Christmette in Sankt Maximilian vergessen — zum Thema “Gott existiert — aber du bist es nicht, also entspann dich” mit anschließender Birthday Party.

Jeder wie er kann

Wenn es so ist, wie ich’s in der Kirche gelernt hab: dass jeder Mensch seinen Platz und seine Bestimmung auf der Welt hat, dann ist mein Platz: im Weg rum, und meine Bestimmung: warten, bis mir auch der noch der letzte Hanswurst in die Tasche gelangt und nachgeschaut hat, ob nicht doch eine Handvoll Geld drin ist, und wenn er eine gefunden hat, darf er sie behalten und mir eine schallern, weil so eine provokante Verweigerungshaltung natürlich bestraft gehört.

Wenn es so ist, wie ich’s in der Kirche gelernt hab, ist am 8. Dezember eine Jungfrau mit einem Kind schwanger geworden, das sie am 24., das heißt entweder nach 16 Tagen oder nach 13 Monaten, entbunden hat, das später pflanzliche in tierische Materie umwandeln konnte und drei Tage nach seiner Beerdigung allein deswegen nicht mehr gestorben war, weil es nämlich in den Himmel geflogen ist.

Was man glauben will, kann man sich aussuchen. Seinen Platz und seine Bestimmung auf der Welt nicht.

Besetzt

Als Kind, da hab ich noch das Prinzip eines Adventskalenders verstanden: 1. aufessen, 2. fertig.

Wahrscheinlich liegt’s wieder an mir, aber was mir der namhafte Büroartikelanbieter Viking saisonbedingt außerhalb seiner unangezweifelten Büroartikel anbietet, überfordert mich: Krieg ich jetzt ein Tablet, wenn ich genug “Office Depot Toilettenpapier” kaufe, oder krieg ich ein Bürovorratsgebinde Klopapier extra, wenn ich ein Tablet kaufe?

Wahrscheinlich ist es wieder so wie sonst auch: Egal wird’s sein. Die Benutzung bleibt sich gleich, ob man sein Tablet aufs Klo mitnimmt oder default dort aufbewahrt. Ist Hackfleischsoße eine Beilage zu Nudeln, oder sind die Nudeln ein Trägermedium für die Soße? Wurscht, auf dem Teller sieht’s gleich aus und im Magen kommt alles zusammen, und warum sollte sich das auf dem weiteren Weg groß ändern.

Vielleicht eignet sich so ein Büroklopapier sogar als Endloswalze für den Drucker. Gewisse Inhalte, die mich aus der Bürowelt erreichen, lassen deutlich derlei Zusammenhänge erahnen. Hauptsache, man hat genug Work in der Life-Balance, gell?

Adventsbildchen: Viking, 2. Dezembertürchen 2014.

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