Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: August 2007

Das Fass…

… ist über …xxx

Der Einfachheit den vollen Anreißer hingepastet. (Wird hoffentlich zitatrechtlich noch als Zitat durchgehen). Quelle: www.wuv.de

"Rheinland-Pfalz-Pitch bringt Agenturen in Rage


Eine fehlgeleitete E-Mail eines Mitarbeiters des rheinland-pfälzischen
Wirtschaftsministeriums sorgt für Ärger bei den Agenturen, die sich um
den Etat für den Rheinland-Pfalz-Takt bewerben. Darin macht sich der
Absender über die Agenturen lustig, die 25 Euro Teilnahmebeitrag
bezahlen, ohne eine Chance auf den Etat zu haben. Der Ministerialbeamte
wollte für das eingesammelte Geld eine Edel-Kaffekochanlage im Büro
installieren. Jetzt tobt die Branche. Eine Reihe von Agenturen hat ihre
Bewerbung für den Etat schon zurückgezogen."

Ich bin erstmal platt.
25 Euro Teilnahmebeitrag.

Viel zu wenig!!!!
Es muss deutlich mehr Beitrag werden (= Lernen durch Schmerz, die am häufigsten gewählte Lernform. Nachzuschlagen bei Konfuzius: Die Drei Arten des Lernens), sonst lernt es unsere Branche nie. Nicht jeden Tag gibt es so Offenbarungseide wie eine fehlgeleitete E-Mail.

NB: Soviel ich weiß aus anderer glaubwürdiger Quelle war es kein Pitch, sondern eine Ausschreibung.

Rotkäppchen ist kein Dr. Oetker

Die Medienschau von heute lehrt: Man kann Werber sein, ohne im einzelnen zu durchblicken, welchem Tycoon gerade welche Marke gehört.

Eine Ansicht, die ich erstmals verteidigen musste, als ich vor zwanzig Jahren nicht wusste, dass man in Nürnberg egal ob Patrizier, Tucher, Lederer oder Zirndorfer Bier praktisch aus dem selben Sudkessel schöpft. Wieso, sagte ich, Patrizier ist doch rot, Tucher blau, Lederer krokodilgrün und Zirndorfer auch irgendwas. Da hätten Sie den Saufexperten mal hören sollen, der sich einiges auf sein tagespolitisches Öhrchen zugute hielt. (Sie kennen den Schlag: Aktien-Checker, zur Zeit arbeitslos, will in zwei Jahren oder zehn den Iron Man machen und bestellt sich seit dem frühen Nachmittag das letzte Bier, weil er über dem Austrinken einen Bus nach dem anderen verpasst. Gedeiht in fränkischen Landgasthöfen.)

Finanzpolitik mag bestimmt für etwas gut sein. Auch nach den zwanzig Jahren bleibe ich dabei, dass solches Wissen eher hemmend wirkt, wenn man Marken, nicht aber Elefantenehen bewirbt. Werber sind auch Menschen und deshalb gelegentlich Verbraucher. So weit sollten sie sich also mit all den anderen Verbrauchern identifizieren, denen sie ihre gut durchgeplanten, an einer sinnvollen Strategie entlangdesignten Werbemittel verkaufen: Die Leute wollen was zu naschen haben, keine Nestlé-Produktdiversifikation.

Überrascht hat mich in diesem Sinne das heutige Multiple-Choice-Quiz auf web.de, bei dem man raten wissen muss, wer in letzter Zeit wen aufgekauft hat. Aber ich hab ja nicht mal während der New Economy eine Aktie gekauft.

Weiters (sic) sind uns die Österreicher wieder mal mindestens einen Monat voraus: Im noch rückständiger als das restliche Österreich geltenden Burgenland gibt’s schon die Nikoläuse. Brauchen die ihre Regalmeter denn gar nicht für das Ziergemüse für Halloween? “Kunden sind verwirrt, kaufen aber.” Frohe Weihnachten.

Headlines statt Deadlines

Warum findet Google innerhalb 0,14 Sekunden “ungefähr” 1.460.000 Ergebnisse für “karl may” im großen weiten Internet (wobei man nebenher noch erfährt, dass Hans Wollschläger am 19. Mai gestorben ist), und der Windows Explorer (das ist der gelbe für die Festplatte, nicht der blaue für die ganze Welt) lässt mich zwei Zigaretten lang Kaffee kochen, bis er in meinen paar Verzeichnissen einen Pieps über den Altmeister der erstunkenen Reiseliteratur gefunden hat?

Will man da eigentlich noch auf Vista upgraden

OK-Gangster?

Damit mal was klar ist, lieber SPIEGEL:

Wenn du als Pseudo-Wirtschaftsmagazin, das seit Schröder merkwürdig geldgeil argumentiert und Phänomene wie Merkel hast ermöglicht, wenn du schon in

"Organisierte Kriminalität verdoppelt Gewinne"

dunkel im reißerischen Titel über die ungeahnten gestiegenen Gewinne krimineller Vereinigungen bramarbasierst (ohne Flachs, vom Titel her vermutet man den Quartalsbericht einer "supererfolgreichen" börsennotierten Gesellschaft…) und im Fließtext die Kerle als OK-Gangster bezeichnest, stellen sich mir die Gänsehauthärchen hoch.
Gangster sind alles mögliche, aber nicht OK.

(Auch wenn das lediglich die Abkürzung für Organisierte Kriminalität ist,
das mag die Polizei und die BKA gern intern so verwenden, wie SOKO.)
Aber in der Presse?

Habe ich schon erwähnt, dass ich die Flut von unsinnigen und misleading Abkürzungen in Texten jeder Art "liebe"?

Nicht? Jetzt aber!

Deine
ML
(Neeeeein, nicht Meta-Language, auch nicht der Mercedes-Benz M-Klasse-Club,
sondern the missing link. Zugegeben, da kommt man ebenfalls nicht drauf. QED.)

Nur wer Schmerzen hat, geht zum Doktor.

Oder auch nicht.

Bildquelle: hostel sadomaso

Ich hab noch mal drüber nachgedacht, was es sein könnte, was viele Firmen so nichtsehend macht, was eine funktionierende übergreifende Strategie betrifft.

Ist es "Das gute Beispiel fehlt":
1. Dass sie nicht vorexerziert krieg(t)en, dass es nur Erfolg bringt, wenn man sich eindeutig aufstellt? Man deutlicher wirbt, mit frechem Ambient, z. B. (Das Unternehmen keine positiven, ertragreichen Beispiele von guter Strategie und frecher Werbung kennt oder erzählt kriegt?)

Oder ist es "Der Schmerz fehlt":
2. Die bisherige Methode des Unternehmens ist noch nicht erfolglos genug, sie geht noch eine Weile "gut".

Wenn es 2. ist, muss die Kundenansprache ausgehend von Leuten wie uns generell nicht nur höflich, sanft und nett über den an sich begreifbaren Benefit = "Nur mit Planung des roten Kommunikationsfadens stimmt deine Kommunikation und nur mit Planung wirst du dein Budget richtig und gewinnbringend einsetzen, ROI, blabla" erfolgen. Das ist dann zu dezente Kinderkacke.

Sondern über das krasse Inszenieren eines Schmerzgefühls. Dem Gefühl, es geht so nicht weiter.
Nur wer Schmerz hat, handelt. Wie Ärzte wissen. Ergreift Maßnahmen, die er vorher liegen gelassen hat.

Bei uns damals in der guten alten Tante McCann waren – von mir "gefühlte" – Schmerzkunden ca. 70% der Kunden, und zwar gut situierte Kunden, keine Krauterer. Sie waren "Schmerz"-Kunden, denn sie kamen, weil es aktuell "gebrannt" hat. Umsatz ging zurück oder so etwas. Der Rest der Kunden kam, weil er die Führung kannte (Vertrauen von Boss zu Boss) oder weil es zum guten Ton gehört, bei McCann zu sein (Image).

Der Boss von Westaflex, der mich kürzlich anrief, hat sofort kapiert, als er hörte, wir seien McCanner gewesen (Pling im Kopf!! McCann kannte er, fand er gut). Den Rest meiner Antworten hat er wohl nicht so recht verstanden (da verwette ich meinen Hintern), da konnte ich reden, was ich wollte. Und ich kann reden, an dem liegt’s doch hoffentlich nicht :-)

Was fehlt also:
1. Das gute Beispiel? (Fehlt tatsächlich oft…, der Kommunikationsfachmensch redet nur über seine tolle Strategie, erzählt aber nicht, was sie pekuniär eingebracht hat, aber nur das zählt. Ich suche gerade erfolgreiche Beispiele.)
2. Oder der Schmerz?

Feedback erwünscht,
(Telefon-Joker gibt es keinen…, hier nix call-in-Fernsäh:-)

Aufwachen: Das Ende des rein technischen Webdesigns.

Dieser Markt ist endgültig kaputt.

Es wird immer wilder mit dem wilden Osten und den Niedrigpreisen. Seit Jahren gibt es billige Programmierer, Webdesigner aus RU und Rumänien. Das ist bekannt.

Neu hingegen ist das:

 

[…]

Als Agentur brauchen Sie sich auch keine Sorgen darüber machen, dass Ihr
Kunde etwas von Ihrem Outsourcing mitbekommt. Wir werden Ihre Kunden
niemals kontaktieren oder als Referenz benutzen. Niemand außer Ihnen
wird wissen, wer den Auftrag ausführt.”

[…]

Problem war oft nur noch die Sprache, weil die englisch kommunizieren (mussten). Das hat der hier erkannt. Englisch, das läuft nur bei Auftrag gebenden Betrieben, die größer sind, logisch. Der Handwerker, Automeister oder E-Shopanbieter  von Weihnachtskerzen kriegt das nicht alleine hin: Sein eigenes Englisch ist meist schlecht und schon gar nicht Business- und verhandlungssicher. Das Englisch ist schlecht und unsicher, Russisch und rumänisch verstehen Auftraggeber aus Resteuropa eher nicht, außer sie waren Bürger der Ex-DDR (da dort Russisch ein Schulfach gewesen, bei Rumänisch weiß ich das nicht so genau.)

Man probiert jetzt mit solchen Angeboten den Dammbruch auf Deutsch für KMUs gen Osten und Asien als Vermittler/Händler/Einkäufer. Wohl um die kleineren Firmen in D zu kriegen, die es mit Englisch als Auftrags- und Pflichtenheftsprache nicht so haben, sprich die kleinen und mittleren KMUs und kleinen Krauterer. Und Agenturen, die vorsichtig gesagt, sehr “preisbewusste” Kunden haben.

Daher bin ich immer mehr der Meinung, man kann nur dann auf dem deutschen Markt als originärer Web- und Design-Anbieter überleben, wenn man ein eigenständiges, europäisch nicht austauschbares Angebot hat. Und will das auf dem Blog so mitgeben, ohne dass man mir als negative Kassandra den Kopf abreißt :-)

In 5 Jahren sind die rein technischen Preise so am Boden, dass KEINER hier mehr davon leben kann, der rein technisch orientiertes Webdesign betreibt.

Die Zukunft, in der man als Dienstleister leben und überleben kann, wird immer mehr in Richtung Planung und Konzeption sein, denn in Richtung reine technische Ausführung. Denn geistige Planungsarbeit kann keine Maschine ausführen und keine billigen (sicher oft echt gute, keine Frage, zumindest nicht wesentlich schlechtere) technischen Freelancer aus dem Ausland.  Die reine technische Ausführung ist preislich in D tot. Nicht neu.

Das Novum aber: Jetzt auch für rein deutschsprachige KMU-Auftraggeber. Fazit: Wer sich als technisch orientierter Programmierer, Coder, Design-Anbieter eh schon mit Wünschen nach der 50 € Website und nach der 500 € Datenbank  herumschlagen muss, muss wissen, dass das immer noch nicht das Ende des Bodens wird. Es geht noch tiefer: Die eh schon sparsamen, für Technik gut ansprechbaren, aber für richtige Kommunikation häufig schlecht ansprechbaren deutschen KMUs (diese überlasse ich schon länger dem Wettbewerb ) werden – technisch genauso gut – aber von Mittlern noch billiger bedient. Ein deutscher Webdesigner, der jetzt schon kämpft, halbwegs bezahlt zu werden, kann einpacken.

Cave: Demnächst wird es Epigonen dieser oben verlinkten “Geschäftsidee” geben, oder gibt es schon, die eine trotz der Billigpreise eine für sie lukrative Geschäftsidee/Provision darin sehen, indische, pakistanische und indonesische Programmierer, Coder, Webdesigner (die sind genauso gut wie unsere, Obacht) an deutsche KMUs zu vermitteln. Und diesen KMUs den Pflichtenheftkram, von dem kleine KMUs technisch wenig und sprachlich gar nichts verstehen, hin und her zu übersetzen. Das geht nur, indem man Inder und Indonesier im Preis noch mehr drückt, damit etwas für den Vermittler rausspringt, logisch. So weit so nicht gut.

Gute Planung und guter Kontent wird dann bei solchen Angeboten wohl endgültig auf der Strecke bleiben, es zählt nur der Preis, weil es austauschbare Angebote sind. Dabei ist Planung, Kommunikationsstrategie und Kontent für den wahren Erfolg einer Website oder einer Broschüre oder Anzeige wichtiger als Technik, Coding und geschmäcklerisches Design zusammen. Eat it. Und sogar wichtiger als SEO. (Pageranking ist eh überschätzt.).

Ich habe meinem Nachwuchs immer gepredigt: “Mach etwas Berufliches, was keine Maschine je ersetzen kann.” Maschinen können keine Kommunikationsstrategie, sie können keine witzigen Ideen bauen, sie können keine Innovationen, und sie sind vollkommen unfähig, selbstständig zu denken.

Meine Tochter ist mittlerweile in der Forschung tätig. Sie hat verstanden.

Wir selber sind im Bereich Kommunikation tätig. Webseiten oder Datenbankgeschichten oder Broschüren oder Hefte werden erst, nachdem ein vernünftiger Kommunikationsfaden von uns entwickelt wurde, ausgeführt. Nicht unbedingt von uns (nur das, was wir mögen und können), aber immer nach unserer erfahrenen Regie.

Wer uns einkauft, kauft Denker ein, keine Maschinen. Das klingt verdammt überheblich, ist aber so.

Und Klartext zu dem oben verlinkten Angebot: Wir als kleine Agentur am Rande der Isar werden nicht mit so etwas arbeiten.

Wir selber sind schon die Mittler (für rein technische Ausführungen haben wir Coder, natürlich auch Illustratoren etc.) und bedienen uns nicht zweiter Hand durch Billigpreis-Mittlermittler. Selbst wenn dieser Anbieter es technisch halbwegs ordentlich hinkriegt: es ist uns einfach zu kompliziert, über 3 Ecken zu arbeiten. Wir lieben den direkten Austausch mit den technischen Menschen – das hat seinen Grund über die Problematik der stillen Post hinaus und direkter Austausch ist der wahre Garant für stimmige Ausführung – und dabei bleibt es.

Oder bin ich scharf auf einen Herzklabaster.

 

 

Sinn und Sinnlichkeit

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Eine Antwort an Christof Hintze zu Chancen Optionen Stärken Möglichkeiten
(manueller Trackback…)

Eine reine Welt der guten, angenehmen Emotionen…

Gerade hat hier im Hinterhof jemand einen uralten italienischen Schlager aufgedreht. Hach war das herrlich.
______________________
Ich habe mich ein bisschen mit der Whitelist beschäftigt und dem
Kerngedanken daraus, dass die Menschen sich sowieso nie rein rational
entscheiden, weder zu einem neuen Tafel-Service noch zu einem neuen
Dienstleister. D*accord, schonschon.

Der gedankliche Fehler, der sich da eingeschlichen haben könnte, ist,
dass das Gegenteil von "rational" eben genau nicht nicht "emotional"
ist, sondern "irrational". Ich würde "emotional" also nicht so als
Gegensatz aufbauen (damit wird es entwertet und in Richtung irrational
getrieben), sondern als wunderbaren zweiten Verstand, der immer dazu
gehört.

Rational und emotional gehen perfekt zusammen, sie sind keine anderen Welten.
Hirnforscher wissen das.

Und wenn man das auf ein Empfehlungssystem überträgt, muss man wissen,
dass die reine Ratio (auch sie eine Fiktion, gibt es die reine Ratio?)
immer die sozial-psychologische Komponente sucht, ja dringend braucht.

Und ab da haben alle Systeme, die auf virtuellem Gebiet installiert
sind, einen horrenden Nachteil: Man kann sich nicht riechen (merken Sie
was?), man kann sich nicht spüren, man kann keine unsichtbaren, aber
genau die wichtigen Signale aussenden.

Daher ist für mich ein Netzwerkgedanke, der umfassender ist als ein
reines Brauggsdu-Kriggsdu- Abchecken, immer besser im real life
angesiedelt. Im Internet ist eben genau die wunderbare
Gefühlsverstand-Komponente ausgeknipst = alle wunderbaren weiteren
Kanäle, um sich zu verständigen, fehlen. Der Rechner bietet einem
umfassend gepolten Verstand, der viele Antennen hat und viel wahrnimmt
(einem Gefühlsverständigen), überhaupt nichts. Nur Bilder (die nicht
echt sein müssen und oft genug auch falsch sind), nur Texte, bei denen
es oft schwer ist, die ganzen Inhaltsebenen einzuordnen, die sie
anbieten. Der Gebrauch von emoticons ist im Netz nicht spießig, sondern
weise, weil man sich auf nur rein textlicher Ebene extrem missverstehen
kann, wie wir alle sicher schon erfahren durften. Es fehlen Betonungen,
Akzente, ein Lippenkräuseln, ein Blick von der Seite. Da fehlt alles.

Daher ist für mich das Internet nur ein rudimentäres und sehr fehlerhaftes Mittel zur Akquise. Um die geht es doch. Im Internet findet nur da erfolgreich Akquise statt, wo die Leistungen
klar und einfach beschreibbar sind. Ergo sind sie dann auch
vergleichbar. Und wo vergleichbare Leistungen angeboten werden,
herrscht ein reiner Preismarkt und der Untergang der Idee.

Das, worauf Sie raus wollen, dem Kunden die Qualität der Idee
herauszustellen, wichtiger als stupide technische Umsetzung, und sie
als wichtigen Grundstein Ihrer eigene Arbeit anzubieten (was ich gut
finde), geht im Netz daher… schlecht.

Nutzen Sie für Ihre eigene Sache mehr Wahrnehmungskanäle als das dröge
Internet und machen Sie… Seminare, Events. Denn Sie sind keine
Schraubenfabrik und verkaufen keine Schrauben.

Und zwar keine dieser trockenen Powerpointvorlesungen oder dieser
unglaublichen IHK-Seminare (I know), sondern mit Schmackes und
Aha-Effekt. Ich bin sicher, Sie haben es drauf. Mit den Leuten, die
jetzt schon von Ihnen begeistert sind, ein Netzwerk halten und weiter
ausbauen.

Eine, die nicht mehr im XING ist…

Die meisten KMU-Websites sind grauslich

"Akquisefeld KMUs: Websites auf Amateur-Niveau

(17.08.07) Für einen Großteil klein- und mittelständischer Unternehmen
ist die eigene Homepage inzwischen so selbstverständlich wie der
Eintrag im Telefonbuch. Allerdings mit durchaus ausbaubarem Ergebnis: "Wir mussten feststellen, dass der überwiegende Teil der begutachteten Seiten nicht über unterstes Amateurniveau hinauskommt" ermittelt eine Studie über deutsche KMU-Websites – und deren Internet-Agenturen."

Quelle: Meldung aus ibusiness.de

Unterstes Amateurniveau.
Will unbedingt diese Studie haben.
Die wird Kunden unter die Nase gehalten, mit Schirm, Scharm und Melone natürlich, aber sie wird.

Übrigens: Mit nettem Design und SEO alleine reißt man heutzutage nichts mehr, Studie hin oder her. Viel wichtiger ist ein mitreißender Inhalt, der zum Weiterlesen fasziniert. Man muss wirklich was zu bieten haben (Unternehmeraufgabe), darf nicht austauschbar wirken und muss das sexy rüberbringen (ist unser Aufgabe und wir können das).

Das ist nicht mit dem langweilig-biederen (und überflüssigen) "Willkommen auf unserer Homepage" zu machen und dann gleich lustig weiter mit drögen Produktinformationen. Es geht ganz ganz anders: Nennt sich kommunikative Strategie, die sehr wohl Ahnung von der Psychologie des Internetnutzers und Ahnung vom psychologischen Prozess haben muss, der dabei passiert.

Ihre Psychologen von the missing link

NB: Die Zukunft ist sowieso das semantische Web und nicht das, was Google
derzeit ist: Die Google-Fehlsuchen werden immer häufiger. Das kommt, weil viele
Begriffe in den Kontents leider mehreren Bedeutungsebenen gleichzeitig
zuzuordnen sind, und das schafft nur klarer das semantische Web.

 

BTW: Es geht montag hier weiter mit der Life-Casestudy des Firmenlogos "Konferenzzentrum". Es ist ausgewählt und vom Kunden freigegeben worden, heureka!

Der große Knall

Er wird gefürchtet. Er steht wieder vor der Tür.

Der Dax rutscht. Asien wird einbrechen.

Dennoch stehen wir gelangweilten Wohlstandsbürger und Büroslacker anscheinend drauf, denn wir tun es immer wieder, das Zocken. Und stehen masochistisch auf den Untergang, das Greinen (part of the same game) zur Bestrafung unserer Sünden auf Erden. Denn an den Himmel und an die Hölle glauben wir nicht mehr, wir haben unser Bedürfnis nach Zittern und Bestrafungsreligiosität erfolgreich und dauerhaft in der Finanzwirtschaft untergebracht. 2000, oder 2007. Es ist wieder soweit: Murmeltierjahr. Go short, Sir Quickly.

Auch ein Kreativer, ein g’lernter Heftlesmacher und Designer wie ich, macht sich ab und an Gedanken um’s Geld. Doch doch. Es heißt ja gerne, Grafiker verstünden nichts von Geschäften und vom Geld. Von der Luft und von der Liebe lebt er jedoch nicht, wiewohl manche prospektiven Kunden, die als forsche Einkäufer auftreten, denen jedoch die minimalsten Grundkalkulationen für ein Geschäft einfach nicht geläufig sind und glauben, ihr eigenes Netto-Stundengehalt nehmen zu dürfen, um damit den Handwerker und den Grafiker drunter zu drücken. “Des konn doch net sei, dass su aaner merra verdient in der Stund’ als wie iech…” Verdienstausfälle, kein Honorar während Krankheitszeiten, ständige Weiterbildung, Reisen zu den Kunden werden zwar 100%ig erwartet, aber man glaubt, es wäre ein kostenloser Spass für uns. Für diese irrationalen Möchtegernzocker und strukturellen Analphabeten, die ziemlich sicher dennoch Aktieneinlagen haben und auf Parties bräsig Geld-Kennerschaft verbreiten, habe ich ein schnuckeliges Schild vor die Tür gemalt “Wir müssen draußen bleiben!”.

Hochinteressant dagegen ist für mich die islamische Kredit- und Bankenwirtschaft, die das sich in immer gierigeren Spiralen drehende und ein unberechenbares Diveneigenleben bekommende westliche Zinseszinssystem mit seinen Exzessen ablehnt und vereinfacht gesagt, eine andere Wirtschaftsmoral hat und ein für unsere Beut-Beut-Verhältnisse sehr partnerschaftliches Geschäftsgebaren mittels Teilung von Gewinn und Verlust bevorzugt. Dies interessiert mich nicht erst, seit es diese Woche knirscht und kracht bei unserem Zinseszinssystem (das Geld verdient da paradoxerweise das Geld und macht Wertschöpfung, anstatt die Hersteller und Dienstleister, die eigentlich für Wertschöpfung zuständig sind), sondern schon länger. Ich bin bei einer deutsch-türkischen Bank.

 

Eine unwahrscheinliche Erfolgsgeschichte der islamischen Banken

Hier der hochinteressante Artikel “Eine unwahrscheinliche Erfolgsgeschichte” von IBRAHIM WARDE
* Forschungsbeauftragter an der Harvard University. Von ihm erschien zuletzt: “Islamic Finance in the Global Economy”, Edinburgh (Edinburgh University Press) 2000. Übernommen aus der französischen Le Monde, gepixelt in der haGalil.com

Cave: Der Artikel ist aus 2001.

Und wird 2007 wieder aktuell. Ich sage doch: Und wieder grüßt das Murmeltier. Wer den Film kennt, weiß, dass das so lange geht, bis wir kapiert haben. Bei manchem dauert es halt etwas länger. Mei.

Kenner wissen; ich sitze am Wochenende über der Steuererklärung. Gerüchte, dass ich demnächst zum Islam übertrete, entbehren jeder Grundlage. Ich finde die Burka ein extrem unpraktisches und hässliches Gewand, mag die Welt nicht durch ein Nasengitter betrachten und ordne mich Männern nicht unter.

 

Absage.doc (Oder wie man Zeitverschwendung vermeidet)

Auch eine kleine Beratungs- und Designagentur wie the-missinglink.de bekommt Bewerbungen. Wie diese hier heute früh, die so beginnt:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

im Juni 2007 habe ich mein
Kommunikationsdesign Studium an der
Hochschule für Angewandte Wissenschaften
in xxx mit der Note
xxx“ abgeschlossen und möchte mich bei Ihnen
als xxx bewerben.

Im Grundstudium studierte ich an der
Fachhochschule xxx,…

[…]
"

Undsoweiterundsoweiter.

Kein Wort darüber im restlichen Brief, was den Kandidaten denn bewegt, ausgerechnet bei the missing link arbeiten zu wollen und wo er gemeinsame Schnittmengen sieht. Nichts. Meinem Mann und mir gab man: Noten, Geschichte, wo der Kandidat sich herumgetrieben hat, und ein Riesen-PDF über 3,8 MB mit Arbeiten über Zeitschriften-und Editorial-Design, aber ohne Rücksicht und Gedanken darauf, was davon uns wirklich interessieren könnte. Ein typisches Copy & Paste Bewerbungsschreiben, das niemanden meint und mit niemandem kommuniziert. Daher werden wir auch nicht darauf antworten. Was normalerweise der Anstand gebietet, soviel Zeit muss eigentlich sein.

Daher lieber mal eine öffentliche Antwort:

Kinners, wir sind klein und kein Jung v. Matt, aber auch wir möchten konkret und persönlich angesprochen werden. Da wir aufgrund der angeschriebenen E-Mailadresse annehmen dürfen, dass man uns über unsere Geschäftswebsite immerhin auch gefunden hat, möchten wir höflich darauf hinweisen, dass da auch darauf steht, wer wir sind und was wir schwerpunktmäßig treiben. Ja, wir haben uns richtig Gedanken gemacht, was zur Hölle schrieben wir denn auf unser Indexlein, jajaja duzzi duzzi.

Und da steht, dass wir strategisch unterwegs sind und Kommunikationskonzepte bauen, erst dann rumhübschen und das geschickteste Werbemittel dazu anvisieren. Ach, wenn das nur mal einer lesen würde. Es ist doch gar nicht so viel Text.

Kunden, Prospects übrigens auch: Wir werden meist telefonisch kontaktiert, ich verstehe oft gar nicht gleich, wer sich da meldet (nuschl, nuschl) und gleich geht es in medias res:

Kunde: Machen Sie auch Webdesign?

Ich: Ähm, hust… (Komme gar nicht zum Antworten –  freilich verdammt, steht doch alles da drin).

Kunde: Ich hab da so Texte und ein paar Bilder, die müsste man zusammenbauen und als Portal aufziehen mit so 5 Reitern, verstehen Sie?

Nein, ich verstehe nicht. Die apokalyptischen Reiter…?

Auf die Frage, warum man uns gekommen ist, kommt stolz: INTERNET!!

Warum!!!!!!! Und nicht: auf welchem Medium!!
Ich gebe es auf.

Verstehen Sie, warum es heute langsam schwer wird, Menschen klarzumachen, wie wichtig gelungene, lebendige und verständliche Kommunikation ist? Ein sterbender Markt, wie es scheint.
Wenn der Typ – wie so einige in der letzten Zeit, die bei uns anriefen und eine detaillierte Kostenaufstellung* wollten – unsere Website etwas genauer angeschaut hätte (was man sollte, bevor man jemanden beauftragt, ich mein’ ja nur), dann hätte er gesehen, dass wir niemals Kundenverhau technisch zusammenstöpseln, sondern dass wir den Verhau erstmal ordnen und ihn in Kommunikation bringen.
Immer. Grundsätzlich. Wir übernehmen keine Fremdtexte und hübschen sie. Wir denken nach, hinterfragen und bauen ein Haus daraus und keinen Bretterverschlag. Das ist unser Kern und nur so arbeiten wir. Steht alles auf unsere ersten Seite.

Er hätte uns beiden viel Zeitverschwendung erspart.

Diesen Artikel "Absage.doc" verlinke ich jetzt immer in meinen kurzen Antwort-Mails, er ist mir ein probates Textmodul, damit ich mir nicht immer neu Gedanken machen muss: "Wie sag ich es Ihnen jetzt verdammt". Mehr Zeit für richtiges Kreatives, Mann, Kind und Katze. Und ein nettes Leben nach der Werbung zum Auftanken.

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* Detaillierte Kostenaufstellungen sind eine Heiden-Arbeit, da sitze ich Stunden darüber. Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir sie erst nach einem vernünftigen Briefing erstellen können, und wir müssen dafür leider eine kleine Schutz-Gebühr verrechnen. Das verhindert ungeniert-freche Kostenanfragen von der Konkurrenz (auch schon ein paar Mal passiert).

Lassen Sie es mich so sagen

Update zu Jennicam unplugged (2004):

In unserer Serie über historisch bedeutsame Seiten des Web 0.1 bis Web 1.0 gedenken wir des Achimowitz.

Im letzten Jahrtausend noch als Satire missverstanden, lieferte Achimowitz schon die Argumente zur ersten New Economy.

Das Design und die Bedeutsamkeit sind heute ungleich moderner; die Argumente und die blasierte Sprechstimme sind geblieben. Danke, Meister.

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