Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Kategorie: In eigener Sache (Seite 1 von 3)

Tierdrama 2 - Unser kleines Hinterhof-Paradies hat dunkle Seiten

1 Jungamsel tot – 1 Jungamsel verletzt

Tatort:

auch wieder in unserem städtischen begrünten Innenhof in München.

Jungamsel 1, ein Weibchen, lag – noch warm – tot mitten auf dem Innenhof-Gehweg, keine äußere Verletzungen sichtbar, auch kein Blut am Schnabel (als Zeichen für Schädelbruch):

Jungamsel 2, ein Männchen, zwei Tage später. Schrilles Vogelgeschrei früh unter meinem Fenster, bin noch im Pyjama rausgestürzt und fand eine Jungamsel mit verletztem Flügel. War noch sehr lebendig, zappelte sehr, die Elternvögel schrieen aufgeregt. Später stellte sich heraus, dass am Schädel Spuren eines Angriffs waren – entweder von Marder oder von Krähe:

 

Im Fall 2 schnell die Tierrettung München e.V. angerufen. Bin Mitglied. Sie sind auch gekommen, aber das Tier im Kistchen hatte kurz zuvor sein Leben ausgehaucht. Scheiß Münchner Berufsverkehr: Die Zeit war einfach zu lang.

– – –

Als Tipp habe ich von der Rettungs-Tierärztin bekommen, etwas Wärmendes unterzulegen, ein Wärmepad, es geht auch ein dichter Spülhandschuh mit gut handwarmem Wasser gefüllt, denn verletzte Tiere kühlen schnell aus (wegen Kreislaufschock, ist beim Menschen auch so). Nicht Flüssigkeit direkt in den Schnabel, da verschlucken sie sich oft und können eine lebensgefährliche Aspirations-Lungenentzündung kriegen. Ja, das bissle Wasser … Aber Wasser in einem nicht zu hohen Näpfchen dazustellen geht, darauf achten, dass es mit dem Köpfchen nicht darin ersäuft und gut dabei beobachten.

Und: – wenn es zu lange dauert, bis jemand kommt – dass man auch mit so einem dringenden Notfall zum Tierarzt in der Nähe gehen kann. Der ist bei einem Tier-Notfall verpflichtet zu helfen, notfalls sofort zu erlösen.

Ich würde persönlich sagen, nicht brav im Wartezimmer warten, nicht abwimmeln lassen, sondern gleich darauf hinweisen, bei seinem Notfall sofort an anderen vorbei dranzukommen.

Keine Ausreden akzeptieren, man sei gar nicht auf Vogel, Siebenschläfer etc, spezialisiert … Nein, sie sind sogar gesetzlich dazu verpflichtet, Erste Hilfe bei jedweder Tierart zu leisten oder gegebenenfalls zu erlösen. Wenn gar nix geht, mit dem Scheinchen wedeln.

– – –

Die richtige Adresse bei akutem Notfall ‚Amsel‘ = Wild-Vogel

Tierrettung München:

https://www.tierrettungmuenchen.de/

Notrufnummer 01805 84 3773

Wenn man bereits Mitglied ist wie ich (60 EUR pro Jahr, verkraftbare Kosten wie ich finde) kommen sie mit ihrem Wagen, machen erste Hilfe und erste Versorgung, dann kommen solche Tiere in Not in die Vogelklinik München, Oberschleißheim.

Mitglied in der Tierrettung München werden:

https://www.tierrettungmuenchen.de/mitgliedschaft/mitglied-werden

– – –

Falls man näher wohnt an Oberschleißheim als ich im Süden Münchens, kann man so ein Tier besser selbst direkt gleich in dieser Vogelklinik da unten abgeben, dann geht es deutlich schneller. Im Zweifel kann es dem verletzten oder schreiendem Tier helfen, wenn es um Minuten geht. Achtung, die Vogelklinik Oberschleißheim nimmt vorgeblich solche akuten Fälle nur bis 11 Uhr an. Keine Bange: Auf deren Website habe ich deutlich längere Öffnungszeiten gelesen. Link:

Vogelklinik München Oberschleißheim:

https://www.vogelklinik.vetmed.uni-muenchen.de/index.html

Das Tätigkeitsfeld dieser Einrichtung umfasst alle Bereiche der Vogel-, Kleinsäuger-, Reptilien-, Amphibien- und Zierfischmedizin und –Chirurgie

– – –

Wer ein verletztes oder verwaistes Eichhörnchen findet, soll – auch gemäß der Tierrettung München, die immer darauf verweist – besser direkt den

Eichhörnchen-Schutz

https://eichhoernchen-schutz.de/

anrufen, sie haben eigene Ärzte und eigene Ehrenamtliche. Das ist im Eichhörnchen-Fall das Richtige ohne Umwege und geht regional vernetzt in München, München Umland aber auch in ganz Bayern/Oberbayern am schnellsten.

Notfall-Rufnummer:

0176 55376864

 

Eichhörnchen-Kritik (4)

Was ist gut, was ist falsch gelaufen

Was bisher geschah

Teil 4 Kritik

 

Es wurde mit ungesicherten Vorannahmen eine vorher vollständige und funktionierende Eichhörnchenfamilie zerrissen, aus dem Baum gejagt, verstört und womöglich verjagt


Man muss sich überlegen, was ist das Ergebnis. Das Ergebnis ist suboptimal.

Zuerst war alles nachvollziehbar: Ein verletztes Eichhörnchen wurde gerettet, das gestürzt ist. Das ‚Eintüten’ ging auch flott und professionell. Der Kleine ist jetzt erfolgreich in der Auffangstation und wird mit Medikamenten wegen der lebensgefährlichen Aspirationspneumonie professionell versorgt, mit Milch und Futter eh, und nach 4 Monaten ausgewildert.

Das ist toll, alles richtig gemacht.

 

Dann wurde es von Außen her gesehen leicht schräg

Was danach kam, war subtil aber zunehmend schräg, von Außenstehenden und Laien her gesehen verrückt und schädlich:

Es wurde ein gesundes zweites Hörnchen gejagt, der Familie entnommen und das dritte trotz Aufregung und lautem Vorgehen extrem verängstigt, traumatisiert und nicht einmal erfolgreich erwischt.

Alle drei Hörnchen waren noch nicht in dem Alter, in dem sie unabhängig von der Mutter überleben können. Und von daher ist es richtig, sie ebenfalls mitnehmen zu wollen. Denn:

 

Die Eichhörnchen-Mutter ward seit Tagen nicht mehr gesehen

Da muss man leider eingreifen. Vorausgesetzt die Grundannahme stimmt. Aber:

 

Diese Grundannahme wurde von Menschen gemacht, die nicht den ganzen Tag da und die berufstätig sind

Also sind das Annahmen, die nicht hundertprozentig belegbar sind.

Man sah die Eichhörnchenfamilie und vor allem deren rote Mutter vielleicht mal beim Frühstück, vielleicht mal abends. Mal ist man selbst an Wochenenden nicht da oder-oder.

Mit einer ziemlichen Wahrscheinlichkeit war die Einhörnchenmutter vielleicht nur länger auf Futtersuche als sonst: Die Kleinen wurden größer, brauchten deutlich mehr Nahrung und gleichzeitig gab es schlechte Witterung, in der Eichhörnchen einfach weniger Futter finden. Duplizität der Ereignisse.

Und es gab aber auch noch den Habicht, der kurz vor ihrem  ‚Verschwinden‘ gesichtet wurde.

Aber nix gwies waas mer net.

Trotzdem gab es großen Handlungsbedarf, denn noch zu säugende Eichhörnchen darf man bereits nach einem, 1(!)  Tag ohne ihre Mama als dehydriert betrachten. Ein lebensgefährlicher Zustand.

Man muss deswegen auch bei einer ungesicherten Grundannahme Sicherheit vorgehen lassen. Nichts zu unternehmen wäre nicht richtig gewesen.

Ich hätte es mir aber weniger rabiat und cleverer gewünscht.

 

Bin daher eine große Befürworterin von smarten Wildtier-Cams, die der nächst wohnende Nachbar anbringen darf

Wenn keine Menschen damit abgebildet werden und keine sensiblen Daten an externe Server geliefert werden (Datenschutz). Also keine China-Scheiße. Check: Jägerbedarf.

Damit kann man wesentlich gesichertere Annahmen treffen und gezielter, auch geräuschloser helfen.

1. Man sieht in den Aufzeichnungen, ob die Mutter nicht vielleicht abends nach langer Futtersuche doch wieder in den Familienkobel zurückkehrt.

2. Man sieht rechtzeitig, ob ein Kleines fehlt.

3. Die Geldausgabe ist überschaubar.

Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass man sie für spätere Fälle auch wiederholt gut einsetzen kann, die man einfach hat – in einem paradiesisch anmutendem Garten mit Baum und Hecken.

Wir leben in Zeiten von smarter IT und Green Deal. Da wird doch was für unsere Tiere rausspringen.

 

Bin in diesem Zusammenhang auch eine große Befürworterin von professionellen Lebendfallen

Eine Tierschutz-Organisation hat die.

Große für Waschbären, mittlere für verwilderte Katzen (zur Kastration/Sterilisation) und kleinere für Marder, Bilche und Eichhörnchen.

Ob man sie hier in einem solchen Fall erfolgreich, da geräuschloser, sanfter und mit raschem Ergebnis einsetzen kann, kann ich nicht beurteilen.

Ich glaube aber stark daran, dass man die Kleinen mit einer solchen Falle samt Lockstoff (Pheromone, Erdnussbutter) am Fenstersims rechtzeitig genug einfangen hätte können.

Auf dass es noch reicht, sie rechtzeitig vor der Austrocknung zu bewahren.

Die Tiere so hemdsärmelig zu jagen, so nachhaltig zu verschrecken, dass es wie Tierquälerei aussieht oder es auch ist – und einen Radau am Kiwi-Baum veranstalten, wäre damit obsolet.

– – –

Bis jetzt sind es dezente und kooperative Lösungsvorschläge, um ein Vorgehen überschaubarer, eleganter, milder und vor allen Dingen für die Tiere weniger rabiat zu gestalten.

Problem:

Eichhörnchen-Kobel zu entfernen ist laut Tierschutzgesetz bei Strafe verboten

Mit der Begründung wurde er aus dem Baum genommen, weil vielleicht noch mehr Kleine drin sind, die Hilfe brauchen. Leider hat man den großen Familien-Kobel aus dem Geäst gerupft, aber nach der – ergebnislosen – Untersuchung nicht wieder zurückgebaut.

Das hätte man nach meiner Ansicht aber tun sollen und wäre auch gegangen. Man sagte, dass es noch weitere Nebenkobel gäbe, was ausreichend sei.

Ich sah leider keinen einzigen. Auch wenn es Nebenkobel gibt, erlaubt das Gesetz kein Entfernen des Hauptkobels.

Die Vorstellung, dass die Restfamilie bei den kommenden Starkregenfällen keinen vernünftigen warmen Kobel mehr hat, ist verstörend.

Dieser für mich unverantwortliche Vorgang war der Punkt, der mich an der Aktion nachhaltig stört, ja traumatisiert. Wie traumatisiert sind erst die betroffenen Tiere …

Habe den Familien-Kobel aufgehoben. Selbst zurückbauen konnte ich nicht, da ich nicht weiß wo er war und weil ich nicht von oben in den Baum hineinkann.

Er ist groß, trocken und weich mit Futter darin.

 

 

Intentionally left blanc

 

 

KI/AI

Hier wird noch von echten Menschen geschrieben – nicht vom KI-Bot

„Elon Musk teilte Mitte April auf seiner Plattform X einen Beitrag, der empfiehlt, sich bei Google-Suchen nur Ergebnisse von vor 2023 anzeigen zu lassen.

Nur so könne man sich KI-generierten Müll vom Leibe halten. “The web has died”, endet der Tweet, das Netz sei gestorben.“ (Zeit.de)

Kann sein, dass das Internet wirklich grade stirbt.

Unser Blog existiert seit 2003, zuerst auf TypePad gehostet. Nach 1-2 Jahren selbst gehostet mit einer WordPress-Engine. Und lebt nach 21 Jahren immer noch.

Still alife!

 

Kreatives Verwünschen an Silvester

Boah ey, eure Böllerei

Der Kater bloggt.

Die Zeit verrinnt. Die Spinne spinnt
In heimlichen Geweben.
Wenn heute nacht ein Jahr beginnt,
Beginnt ein neues Leben.

Joachim Ringelnatz

 

Möge der ohrenbetäubende Krach um Mitternacht möglichst kurz sein – und am besten genauso, schrill und explosiv in eure Earpods hineinfahren.  …  Jawohl. Denn so fühlt es sich für empfindliche Tierohren an.

Kater Murr (vorne) und Kater Merlin (hinten) wollen schlafen

Katzen und Hunde, wie viele andere Tiere, hören Silvesterlärm fünfmal lauter als der Mensch. Sie haben ein viel größeres Hörspektrum. Sie hören sogar Ultraschall, den die meisten von uns gar nicht wahrnehmen. 

Allen anderen, die nicht böllern und keine Raketen steigen lassen, wünscht der lärmempfindliche Kater ein wunderschönes Neues!

Und morgen versuchen wir dann, drei vollständige Staffeln durchzubingen

Rest des Nachmittags : faul und bösartig. (Wie Gott vor der Schöpfung).

Arno Schmidt: Brand’s Haide, 1951; BA I,1,136.

Na bitte: den ganzen Tag
          kein Spaß und keine
                    neuen Katastrophen.

Geht doch —
          für einen Tag, an dem
                    man aufgestanden ist.

Soundtrack: The Secret Sisters: He’s Fine,
aus: You Don’t Own Me Anymore, 2017:

Lifehack: Torte für noch einen Tag früher bestellen, dafür mehr Schnaps anschaffen

Wir haben ja, falls uns jemand schon immer mal was schenken wollte, im Abstand von zwei Tagen — und ich sag jetzt nicht, wie vielen Jahren — Geburtstag. Zwei dickschädelige, genusssüchtige Stiere im selben Haushalt, das kann ja nicht gutgehen, dafür können Sie uns einmal was Großes stiften, statt sich zweimal was Mickriges zu überlegen.

Vroni ist auch heuer wieder Erste, ich muss also mit dem Geschenk vorlegen. Torte. Torte ist immer gut, vor allem für genusssüchtige Stiere. Buttercreme, Schwarzwälder Kirsch mit dem nötigen Schuss Kirschwasser. Natürlich online bestellt, weil wir wegen drohendem Verwandtschaftsbefall die Wohnung nach allen bekannten Himmelsrichtungen putzen müssen und unsere Geburtstage auf mehrere Tage verteilt stundenweise feiern müssen. Gut so, da hat man länger was davon, die Katzen werden vom Staubsauger mal wieder zur ihnen anstehenden Demut angehalten, und eigentlich haben wir, falls sie mitliest, unsere Verwandtschaft ja recht lieb.

Die Torte wird am angeklickten Wunsch-Liefertermin mit unschlagbarer Zuverlässigkeit natürlich nicht geliefert. Der Puffertag vorher war blind und nicht anklickbar, vielleicht haben ja am 3. Mai ja besonders viele Leute Geburtstag oder einen vorausplanbaren Schmacht auf Buttercremetorten. Macht nix, wir überblicken vor lauter Staubsaugen und nebelfeuchtem Nachwischen an den gesaugten Stellen sowieso kein Datum mehr, außerdem soll das Ding voll Schnaps sein, damit werden einem eh viel mehr Sachen wurschtegal, da nehmen wir am Puffertag zwischen unser beider Gruftigedächtnisterminen kleine Gaben Alkohols dankbar entgegen.

Bei Redaktionsschluss hielten die Reinigungsarbeiten noch an, nicht anders als die Alkoholzufuhr nach den allzu geringen Dosen, die in einer mehr oder weniger anklickbaren Schwarzwälder Kirschtorte enthalten sind. There is no such thing as too much schnaps in the house, sagen die Chinesen, was aber ein Übersetzungsfehler sein kann.

Was würdet ihr uns schenken? Würdet ihr es unkompliziert überweisen können oder würde jemand es mühsam basteln müssen? Wie viel Schnaps gehört in eine Torte und wie viel in einen genusssüchtigen Stier? Schreibt’s uns in die Kommentare, lasst uns’n Like und’n Abo da und folgt uns für mehr Lifehacks!

Soundtrack: Ярослав Сумишевский featuring die фолк-группа “Клевер” mit dem funkelnden Kristall unter den russischen Volksliedern: Ой, то не вечер ab ca. 1880, vermutlich Ende 2017 live aufgenommen unter erschwerten Bedingungen des Verwandtschaftsbefalls (jedenfalls tut die фолк-группа erfolgreich so, als ob sie verwandt wäre), daher mit ihrem unverschämten Schmalz- und Schnulzfaktor die schönste Version, die ich mit meinen leider gar zu porösen Russischkenntnissen finden konnte. Und unsereins zahlt für Spotify und lässt die Quetsche im Keller verrosten. Und jetz’ alle:

Metablogging

Tausendundein Artikel

Isarfräulein

“Weißt du, was du letzte Woche gemacht hast?”

“Mich jedenfalls nicht am Isartalbahnweg rumgetrieben und heimlich fremde Isarfräulein fotografiert.”

“Die tragen doch heut alle ihren Zensurbalken von Natur aus im Gesicht.”

“Aber im Gegensatz zu dir Design-Kundschaft herbeigeschafft?”

“Und den tausendsten Blog-Artikel veröffentlicht.”

“Tausend? Echt? Schon?”

“Schon ist gut. Da arbeiten wir seit 17. Oktober 2005 drauf zu.”

“Tausend Einträge in nicht ganz fünfzehn Jahren. Wow, wir sind sowas von die Textmaschine.”

“Fünfzehn Jahre sind so mittelfleißig. Tausendundeine Nacht …”

“Nächte, du Hilfsgermanist.”

“1001 Nächte dauern nicht mal drei Jahre.”

“Du meinst hinereinander am Stück.”

“Wenn man’s mal so sagt, war’s wieder langsam.”

“Dann sag’s halt anders.”

“Okay: Der versprochene eine Artikel pro Woche hätte nach über neunzehn Jahren seine Nummer 1000 erreichen müssen.”

“Wenn man’s mal so sagt, war’s wieder schnell.”

“Könnte aber schneller gehen.”

“Wir waren immer die Besten, nicht die Schnellsten.”

“Und Quantität und Qualität müssen sich ausschließen?”

“So kennen wir uns. Wolfwolfwolf.”

Isarfräulein Aborte

Buidln: Sejwagmacht, 23. Juli 2020.

Soundtrack: The Proclaimers: I’m Gonna Be (500 Miles),
aus: Sunshine on Leith, 1988.

SPD? Bei der habe ich als junger Mensch schon die Reißleine gezogen.

Alles was heute diskutiert wird, gab es in den späten Siebzigern in Bayern in meinem kleinen beschaulichen Ortsverein schon:

 

–  Seeheimerei

–  engagierte Frauen mit Kaffetrinken und Basteln abspeisen.

–  auf Konferenzen außer Haus verheiratete Genossinnen angraben zwecks fröhlicher Nächte. Motto: Hab dich nicht so, deswegen bist du doch mitgekommen.

–  dafür jemanden, der die SPD aus dem schlichten Grunde mag, weil man mit den Genossen so schöne billige Reisen machen kann, als Delegierten zur Abstimmung wg. des Natodoppelbeschlusses in den Norden schicken. Ja genau, den kleinen Spesenritter. Der blind macht, was der Ortsvereinsvorsitzende sagt.

–  Mit Wahlversprechen an die Bürger der Stadt CSU-liger als die CSU sein wollen, nur um auch endlich mal einen Bürgermeister zu stellen.

–  Grüne Themen: achwas!

–  Dafür ein Brunnen von Ideen, wie man in der Innenstadt die Inhaber-Bäcker und -Metzger verjagen und statt dessen die kleine Kreisstadt mit Einkaufszentrum und Neubauten verschandeln könnte.

 

Nur eines war anders:

Den Ortvereinsvorsitzenden stellte niemand jemals in Frage. Niemals.

Der kam gleich nach dem Herrn Lehrer, dem Herrn Pfarrer, dem Herrn Bürgermeister (CSU) und dem Kolpingvorstand.

So war das bei der SPD im Bayern der Siebziger Jahre.

Da hatte sie 31,4 %. ! In Bayern. ! Das war 1978.

 

Jetzt ist die SPD bei 9,7 % (Stand Landtagswahlen 2018).  Die AfD (keine Angst, die wähl ich nicht einmal als Kompost), in Bayern ist bei 10,2 %.

Wie konnte das passieren.

Malermuschel, 0,0012 km/h schnell. Schneller als die SPD.

 

The little isle is all inrailed / With a rose-fence, and overtrailed / With roses

Die englische Strauchrose Lady of Shalott ist “sehr winterhart“. Ist das ein Fortschritt oder Zynismus?

She left the web, she left the loom,
She made three paces thro’ the room,
She saw the water-lily bloom,
She saw the helmet and the plume,
       She look’d down to Camelot.
Out flew the web and floated wide;
The mirror crack’d from side to side;
“The curse is come upon me,” cried
       The Lady of Shalott.

Alfred Tennyson, 1832.

Soeben die Einkaufsliste aktualisiert.

Soundtrack: Loreena McKennitt: The Lady of Shalott,
aus: The Visit, 1991.

Mein harmlos Haiküchen von der Bescheidenheit

Wie bescheiden man
wird, wenn man immer bloß nimmt,
was einer hergibt.

Vroni meint: “Bist du sicher, dass du’s in diesem Leben noch zu einem bescheidenen Menschen bringen wirst?”

“Nö”, sag ich, “genau das mein ich.”

“Wolfwolfwolf.”

Soundtrack: Mac Davis: It’s Hard to Be Humble,
aus: Hard to Be Humble, 1980,
in: The Muppet Show 514, 22. November 1980:

Bitte helfen Sie mir auf die Bierbank

Solche Schulkumpane muss man auch erst mal finden, solang man noch jung ist: Wird der Bub 50 und lässt sich im ausgehenden Winter erst mal auf dem Moritzberg unter dem selbergemachten Motto “Der Lack ist ab” von seinen in einem halben Jahrhundert aufgesammelten Lieblingsmenschen feiern, und weil das nicht reicht, im tiefen Sommer gleich nochmal bei allgemeinem Kanupaddeln durch “Bayerisch Kanada” den Schwarzen Regen einschließlich Bärenloch hinunter, und zahlt alles.

Glaubt mir wieder kein Mensch, dass ich außer einer Wanderklampfe, weil die bildlich belegt ist, auch ein Kanupaddel am richtigen Ende festhalten kann, aber das restliche Bildmaterial soll angeblich noch kommen, und dann zahlt er den USB-Stick auch noch. Zu unserer Schulzeit war alles davon Science-Fiction.

Ist schon mal ein Mensch so gründlich 50 geworden?

Camping Schwarzer Regen

Camping Schwarzer Regen

Camping Schwarzer Regen

Camping Schwarzer Regen

Ach ja, die Soundtracks endlich nachgeliefert: John Denver: Country Roads, aus: Poems, Prayers & Promises, 1971, und S.T.S.: Irgendwann bleib i dann dort, aus: Grenzenlos, 1985, für die kein Mensch trotz mehrfach wiederholtem Durchblättern weder Text noch Griffe im Klampfenordner gefunden hat, weil eine neue Gleitsichtbrille, Lagerfeuerbeleuchtung (auf den Bildern ohne Photoshop-Einflüsse!) und Freibier, bis der Arzt entnervt wieder heimgeht, halt eine saudumme Mischung sind. Ich hätt’s auch nicht besser gekonnt als die Originale, soviel versprech ich:

Buidln: Privat, aber mit Quellenangabe
und/oder freundlichem Fragen bestimmt lizenzfrei vewendbar,
30. Juni 2018.

Nicht zu unterschätzen: Aegopodium podagraria

Vorher:

Gierschbeet vorher

——— Jan Wagner:

giersch

aus: Regentonnenvariationen, Hanser Berlin 2014:

nicht zu unterschätzen: der giersch
mit dem begehren schon im namen – darum
die blüten, die so schwebend weiß sind, keusch
wie ein tyrannentraum.

kehrt stets zurück wie eine alte schuld,
schickt seine kassiber
durchs dunkel unterm rasen, unterm feld,
bis irgendwo erneut ein weißes wider-

standsnest emporschießt. hinter der garage,
beim knirschenden kies, der kirsche: giersch
als schäumen, als gischt, der ohne ein geräusch

geschieht, bis hoch zum giebel kriecht, bis giersch
schier überall sprießt, im ganzen garten giersch
sich über giersch schiebt, ihn verschlingt mit nichts als giersch.

Während:

Giersch nah

Nachher:

Weiterlesen

Wolf sucht Rolf

Kein Wort stimmt doch mit dem überein, was tatsächlich passiert.

R. D. B.

Brigitte Friedrich, Rolf Dieter Brinkmann und die Beine seiner Frau Maleen, ca. 1969Es ergeht eine antiquarische Suchanfrage: Hat jemand Bücher vom heillos vernachlässigten Rolf Dieter Brinkmann sinnlos herumgilben und will sie loswerden? Geliehen geht auch. Gesucht werden in der Reihenfolge nach Wichtigkeit:

Ja, ich weiß, die sind alle spätestens antiquarisch erhältlich, wenn ich sie schon auf Amazon.de verlinken kann. Wir reden hier aber über abgewanzte, annähernd zwei Generationen alte rororo für irgendwas um 19 Euro, das kann ja wohl nicht wahr sein. Die Stadtbibliothek hat münchenweit je genau 1 Exemplar von Westwärts 1 & 2 und Rom, Blicke, beide im Gasteig, und die sind chronisch ausgeliehen, weil auf dem einen ein Baum drauf und das andere so schön rosa ist.

Ich zahl einen Fünfer pro Stück, oder wenn Sie mir’s leihen mögen, geb ich’s garantiert schöner zurück, als ich’s gekriegt hab. Sind die fünf Euro okay, plus Porto natürlich, oder ist das zu mickymaus oder wollen wir was tauschen? — Die Kommentarfunktion ist offen.

Die Beine von Maleen: Brigitte Friedrich: Rolf Dieter Brinkmann und die Beine seiner künftigen Witwe Maleen, ca. 1969.

Küchenregeln

3. Wenn ich schon kochen muss, dann was zu essen. Wenn einer ein “Rezept” kochen muss, bitte nicht in meiner Küche.

2. Zum Kochen braucht man: 1 Messer (scharf), 1 Löffel (groß) und 1 Gabel, ferner 1 Schüssel (groß), 1 Topf (groß genug) und noch einen Topf für die Nudeln. Für jedes zusätzliche Trumm ist ein Antrag zu stellen, bitte mit guter Begründung — oder eine Spülmaschine anzuschaffen, die unter obgenannten Regeln kein Mensch gebraucht hätte. Wer sich ein Brot schmiert, muss deswegen nicht den Besteckkasten alle machen.

1. Wer im Ernst das Wort “lecker” benutzt, hat noch 1 Chance und darf, während er draußen eine raucht, ein Wort überlegen, das eine Aussage über Essen trifft. Wahlweise kann er gern in andächtigem Schweigen die Gaben Gottes verzehren. Wer danach immer noch auf nichts anderes als “total lecker” kommt, fliegt.

Dem glänzt noch das Abendrot, der am Morgen wollt’ verzagen

Man konnte es seit über 17 Jahren ahnen und hat es seit etwas weniger befürchtet: Irgendwann müssen wir Moritz, den besten Miez der Welt und den Sonnenschein unserer Tage, begraben. Das Loch dafür auszuheben war vermutlich die schwerste Arbeit, die ich je verrichten musste — nicht so sehr wegen des widerspenstigen Lehmbodens unter der Hecke meiner Schwiegermutter, eher wegen der Aussicht, dass, wenn ich damit fertig bin, nichts Schönes und nichts Sinnhaltiges in der Welt übrigbleibt.

Von solchen Aussichten werden ganz die freudigen verstellt: In den frühen Morgenstunden des 1. Mai ist die Tochter des Hauses nach bewegter Walpurgisnacht zusätzlich zu ihren Titeln als Doktor und Professor auch noch Mutter geworden. Wie die Doktorarbeit und Habilitationsschrift heißen, hab ich vergessen, aber der Bub heißt Daniel.

Damit wäre nicht nur geregelt, wer mal unsere Wohnung, die wir einst um drei Katzen herumgekauft haben und die immer noch nicht abgezahlt ist, und — zum Beispiel — meine Bibliothek, die niemals vollständig sein wird, erbt, sondern sogar, an wen die ihrerseits sie weitervererben werden. Mithin lässt sich ab sofort absehen, wann die Wohnung von den Überlebenden als Schutthaufen in der falschen Gegend und die Bibliothek als ein paar Zentner Altpapier angesehen werden. Kreise schließen sich nicht, wenn sie Abwärtsspiralen sind.

Und was unternimmt Stiefopa? Spart seit 1985 auf nichts Bedeutenderes als die große durchkommentierte Ausgabe “Phantasus” von Ludwig Tieck, die für 102 Euro im Deutschen Klassiker Verlag, 1-, 2- und 5-centweise in drei Kaffeetassen, als ob er damit den Wohnwert steigern könnte. Vroni meint: “Na, wenn’s texten hilft.”

Erwachsensein ist kein Gewinn; Erwachsensein heißt dreißig Jahre lang auf ein Buch zu sparen und dann nach einer Entscheidung von drei Sekunden den Betrag knapp zu verdoppeln, um davon seinen besten Freund einschläfern zu lassen. Wahrscheinlich hatte Moritz auch damit recht, vor seinem Achtzehnten abzutreten — was allerdings nicht mehr für die neue Hoffnung namens Daniel gelten kann, der gar nicht mehr zu vermitteln sein wird, wer oder was mal ein “Ludwig Tieck” war.

Moritz hätte gesagt: “Ihr Dosenöffner habt manchmal echt nicht alle Haare an der Schnurrn.”

Soundtrack: Reinhard Mey: Menschenjunges aus: Menschenjunges, 1977.

Jeder wie er kann

Wenn es so ist, wie ich’s in der Kirche gelernt hab: dass jeder Mensch seinen Platz und seine Bestimmung auf der Welt hat, dann ist mein Platz: im Weg rum, und meine Bestimmung: warten, bis mir auch der noch der letzte Hanswurst in die Tasche gelangt und nachgeschaut hat, ob nicht doch eine Handvoll Geld drin ist, und wenn er eine gefunden hat, darf er sie behalten und mir eine schallern, weil so eine provokante Verweigerungshaltung natürlich bestraft gehört.

Wenn es so ist, wie ich’s in der Kirche gelernt hab, ist am 8. Dezember eine Jungfrau mit einem Kind schwanger geworden, das sie am 24., das heißt entweder nach 16 Tagen oder nach 13 Monaten, entbunden hat, das später pflanzliche in tierische Materie umwandeln konnte und drei Tage nach seiner Beerdigung allein deswegen nicht mehr gestorben war, weil es nämlich in den Himmel geflogen ist.

Was man glauben will, kann man sich aussuchen. Seinen Platz und seine Bestimmung auf der Welt nicht.

Wer kennt sich aus bei uns zu Haus?

Weil sich die Natur grad so schön ansteckend in den Astgabeln räkelt. die sich bloß ums Verrecken nicht belauben wollen, machen wir jetzt eine motivierende Gaudi und ein Gewinnspiel:

Vervollständigen Sie den Satz, der auf dem Rondell um die Steinerne Bank im Englischen Garten steht — und den man von keiner Stelle aus vollständig lesen kann:

Hier wo ihr wallet da war sonst Wald nur und […]

Ja, und was? Googeln gilt nicht, hingehen und nachschauen schon. Ich werde das genau abfragen, wenn Sie mit der richtigen Lösung kommen.

Ich verlose einmal das Buch von Ulrike Sterblich: Tüte oder so was: Wie man als Kunde nervt, ohne es zu merken, Goldmann 2010, ein gebrauchtes, fast überhaupt nicht gelesenes Exemplar, jedenfalls noch ziemlich gut in Schuss — an jemanden, der den richtigen Satz in den Kommentar schreibt. Das Gewinnspiel läuft bis nächsten Freitag, den 21. März 2014, um 23.59 Uhr.

Die Verlosung erfolgt unter Ausschluss der Öffentlichkeit sowie jeglicher Vernunft durch ein pausbäckiges Waisenmädchen mit blonden Zöpfen. Der Rechtsweg ist daher ausgeschlossen, denn wer sich bei einem derart holdherzigen Geschöpfchen über kleinliche Ziehungsmodalitäten echauffieren wollte, soll sich was schämen. Die versteht das doch noch gar nicht.

Und jetzt Sie.

Buidl: Sejwergmacht, gmoafrei.

« Ältere Beiträge

© 2024 Freitag! Logbuch

Theme von Anders NorénHoch ↑