Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: November 2005

Aus der Reihe KOMISCHE MÜNCHNER PLAKATE

Heute auf dem Weg von der Post zur Bücherei erblickt.

Niessen

 

Ich weiß nicht, was seltsamer ist: das recht gesuchte Wortspiel oder warum die Herren so gucken. Irgendwas muss die Frau vorn gesagt haben. “Genießt doch die Hitzn!” oder so. Und das finden die dann ein bisschen komisch und deswegen gucken die so belustigt.

Oder hat sie grade genossen, wie der Bayer konjugiert, und die schönen Herren in der Sauna sagen, aber das macht doch nichts, bitteschön, oder. So eine neblige Ungewissheit scheint eine Spezialität Münchner Großplakate zu sein, da muss man durch – oder besser vorbei. Oder man ist kein ordentlicher Münchner mit Dackel nicht.

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Auch eine seltsame Headline:

Kampagne_babyflasche

Der endgültige Beweis, dass vor allem der Münchner Werber an ebensolcher hängt und deshalb keine gscheiten Texte zusammenbringt. Gomorrha.

Hoffnung: Dass das M-Wasser aus der Gegend um Murnau stammt und vom Koksen und vom Hineinhupfn in die Isar abhält, welche man ebenfalls bald als Linie ziehen kann:
“Besonders hoch waren die Werte für die Isar in München, wo
hochgerechnet 17,2 Lines* pro 1000 Einwohner
ermittelt wurden.” Sauber! Quelle: http://www.rp-online.de

*Kokain, d.S.

Advertising Space

No one learned from your mistakes
We let our prophets go to waste
All that’s left in any case
Is advertising space

Wie von einer beängstigend gut durchgeölten Industrie nicht anders geplant, wird seit letzter Woche die neue CD von Robbie Williams durchs Radio genudelt.

Von 0 auf 1 in den (nicht nur) deutschen Charts, die Live-Konzerte innerhalb keiner Stunde ausverkauft – es ist schon klasse für einen Depressiven, der mal in einer abgehalfterten Boygroup der frühen Neunziger mitgehüpft ist und seitdem die meiste Zeit von seiner Krankheit singt. Allein Intensive Care bedeutet nicht nur sorgfältige Pflege, sondern vor allem Intensivstation.

Mir ist vor allem das Lied Advertising Space aufgefallen, natürlich rein berufsbedingt. Bayern 3 sagt mir, dass es „in den einschlägigen Internetforen“ eins der beiden beliebtesten Lieder der neuen CD ist; mein Gehör sagt mir: Hm! Gar nicht mal so schlecht.

Mit der nötigen Häme lässt sich trefflich lästern, dass Robbie Williams jetzt schon Werbeflächen feilbietet, haha, lustig. Wenn man diese elitäre Pose mal kurz beiseite legt, hört man eine musikalisch nicht unraffinierte Rockhymne: Nicht alle Schnulzen sind von vornherein bösartig. Mögen sie selten mehr als Unterhaltungsmusik sein, die besten davon sind jedenfalls nicht weniger. – Kaugummi fürs Hirn? Na und. Ich kenne Werber, Bauarbeiter, kleine und große Kinder, die sind ganz wild nach dem Zeug.

Die Kritiken sind geschrieben; ich ermuntere dazu, sie woanders zu lesen und dann hier die CD zu kaufen. Das ist sehr wohl on topic, denn jede Intensive Care mag ohne Advertising Space auskommen, aber Advertising Space nie ohne Intensive Care.

Das Fraunhofer rechnet dem Bäcker den besten Standort aus.

Nennt sich Geo-Marketing und Netzbetreiber kaufen das längst ein. Pech für einen hoffnungsvollen Netzkunden, der in einem "unrentablen" Gebiet wohnt. OK, nicht mehr so ganz neu (19. Oktober), aber für mich als Hybrid von Forschungsfreak und Werber interessant, für andere hoffentlich auch. Gefunden auf der Fraunhofer AIS:

Formeln
für die Werbung – Um die besten Standorte für Plakate und Schaufenster
zu ermitteln, müssen Mathematiker gewaltige Datenberge bearbeiten

"… oft sind weit mehr Informationen zu berücksichtigen und
gegeneinander abzuwägen, als es mit bloßer Intuition möglich ist. In
dieser Situation versuchen die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts
für Autonome Intelligente Systeme (AIS) in St. Augustin Unternehmern zu
helfen. Die Forscher entwickeln Software, komplexe Daten auszuwerten
und so eine rationale Grundlage für Entscheidungen zu liefern." mehr…
Obacht, jetzt kommt ein PDF, d.S.

Jetzt wende ich mich wieder der Erkundungsrobotik zu, ebendort. Nix fur euch.

Trüffeljäger. Heute neue Nummer 3 und vorgejagt:


Wie versprochen:
Trüffelpicking für den Mittelstand*. Im Visier Trüffeljäger Nummer 3, ab 7.11. draußen
(*Die, die ich in meiner blinden Subjektivität für den Mittel_stand – ab 30-100 Mitarbeitern halte, denn der Begriff ist weit. Ich gehöre zum Beispiel zum Klein_stand Biggrin_9
: 2-4 Mitarbeiter inklusive Betriebskatze)

Interessant für Media:
Studie: neue Nielsen Direct Mail Studie Automarkt. Faszinierend: Knapp über die Hälfte aller Haushalte liest Auto Direct Mails, 1,2% wollen positiv auf die "directen" Autos reagieren. S. 44
Ambient Media: Auch das noch, auf U-Bahnsteige (die Wartetrennlinie) Werbung drucken. S. 47

Interessant für TV-Fritzen:
Die TV-Rechte für die Fussball-WM werden vom DFL bis 1. Dezember vergeben. Ran an den Speck bis 12:00 MEZ. S. 76

Interessant für Windows-Nutzer:
Bill will die Benutzung von Windows und Office mit Internetwerbung verknüpfen. Schauder. S. 51

Interessant für die Journaille:
FHM (eigentlich ATTIC) wurde verkauft und segelt jetzt unter dänischen Mickymouse-Ohren (Egmont Holding) Sexy. S. 82

Dauerbrenner Berliner Zeitung: 3i kurz vor Vertrag ausgestiegen, Montgomery gibt jetzt brav Pfötchen und den Berliner. Richard Stott nennt ihn Wortbrecher. Dumont säuert. S. 83.

Schweriner Volkszeitung entlässt 100 Mitarbeiter. S. 87

Interessant für Werbefritzen:
Den Japanern nachmachen? Kundenfang mit QRC (Quick Response Codes), braucht der Konsument im Handy einen Reader für.
Wie es geht: Es werden auf Printanzeigen oder Plakate quadratische Bar-/Zeichencodes gedruckt, die man mit einem lesefähigen Handy abscannen und dann abrufen und beantworten kann. Seite 48.

Auch das noch: Aus dem Cola-Automaten kommen Klingeltöne, füdelüt. S. 107

Interessant für den technischen Mittelstand:
Wenn er in QRC eine Zukunft sieht: Reader bauen. S. 48

Oracle hat Alternative zu MySQL. S. 129

Stuttgarter e-Business-Tage. Das Fraunhofer lädt ein, vom 14.-17. November. S. 130

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Sonstiges:
O2 goes DSL, nach lahmem UMTS. S. 109
Der Trüffeljäger nennt seine Top3 UMTS-Handies. S. 123

Trends:
Social Software wie flickr, openbc, amazon, bloglines im Kommen; und warum. S. 117

Jobwechsel: Immer noch harte Zeiten. Angeblich darf man jetzt nur um die 10% Gehalt mehr verlangen (aus ungekündigter Stellung). S. 131

Aktuelle Online-Studie: Preis schlägt Qualität


Der Einkauf von KMU
per Business-Suchmaschinen
Spontan genannte größte Herausforderung im Einkauf an das eigene Unternehmen.

       

       

       

       

       

       

Angaben in Prozent
Einkaufspreise47%
Qualität21%
Zuverlässigkeit und Flexibilität der Lieferanten15%
Preisschwankungen7%
Neue Lieferquellen finden6%

Quelle: FAZ Institut

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Mit einer derartigen Schere zwischen Einkaufspreis und Qualität hatte ich trotz Vorahnung nicht gerechnet

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Google tschüß!

Weiter:
"In diesem Zusammenhang kritisieren zwei Drittel der Befragten
allgemeine Suchmaschinen als ineffizient und zeitintensiv. Das trägt
dazu bei, dass mittlerweile jeder zweite Einkaufsentscheider mit
Business-Suchmaschinen recherchiert. Die Leistungen solcher
spezialisierter Suchmaschinen bewerten dabei rund 80 Prozent mit ‘gut’
bis ‘sehr gut’. Vor allem die Aktualität und Qualität der Treffer
werden positiv bewertet. Bei der Anbieterrecherche legen die Befragten
insbesondere Wert auf einen möglichst kurzen Suchprozess (87 Prozent)
und eine komfortable Suche (73 Prozent).

Für die Studie befragte Forsa 130 Mitarbeiter mit Einkaufsverantwortung
aus unterschiedlichen Abteilungen von kleinen bis mittleren Unternehmen
in Deutschland, Österreich und der Schweiz."

(gefunden auf http://www.wuv.de/daten/studien/102005/972/summary.html)

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Dazu auch folgender interessanter Link, der das noch ausführlicher behandelt als die W&V und kommentiert:
http://www.at-web.de/blog/20051014/business-suchmaschinen-und-suchmaschinen-marketing.htm

Ein Weblog. Was sonst. Die Studie selbst gibts für 75 Euronen.

Das von-innen-nach-außen-Denken

("Inside-Out Thinking"). Oder das "Wir-wollen-Nummer-1-werden"-Syndrom.

Kluge Sätze gefunden auf der Change Management Site von Winfried Berner & Kollegen BDU:
http://www.umsetzungsberatung.de/veraenderungsstrategie/

Die ganze Site www.umsetzungsberatung.de (hier gleich eine kritische Unterseite über den Mulitmediaeinsatz bei Präsentationen) von Berner ist Wiki-ähnlich aufgebaut; ich habe noch nirgends eine so informative Site von Unternehmensberatern gesehen. Normalerweise sind deren Netzauftritte mehr oder weniger werblich mit mehr oder weniger sparsamen Verheißungen. Hier sehr offen und fast schon Geheimnisse verratend. Auszüge darf ich trotzdem nicht hier zitieren, außer ich zahle Honorar, aber verlinken darf ich.

Entdeckt habe ich das, als ich nach "Nicht-Kommunikation" und "paradoxer Kommunikation" im Netz suchte,
hier: Was man kommuniziert, wenn man nichts kommuniziert 

DIESEN HINWEIS NICHT BEACHTEN! Biggrin_8

Der kleine Service zwischendurch

Sonycaptain55

1.

Wenn einer keinen Fernseher hat, darf sein Radio ruhig ein Weltempfänger sein.

Meiner war unlängst irreparabel kapeister gegangen, weswegen zügig ein neuer her musste. Auch wenn ich in meiner Eigenschaft als Texter gern den Abverkauf steigere, muss ich gelegentlich leider auch Endverbraucher sein. Was ich in der Folge erlebte, war ein Musterbeispiel an Kundenfreundlichkeit – wie sie nicht sein soll. Was erwartet man auch von eBay.

Den detaillierten Hergang erspare ich allen Beteiligten. An dieser Stelle möchte ich nur Auszüge meiner Abschlussmail wiedergeben.

Sehr geehrte Frau Grundübel [der Klarname ist der Redaktion bekannt],

leider war Ihnen nicht begreiflich zu machen, dass ein Artikel, den Sie verkaufen, unter Umständen aus mehreren Teilen bestehen kann. Zu einem Topf gehört ein Deckel, zu einem Kugelschreiber eine Mine, zu einem Fernseher eine Fernbedienung, zu einem Drucker Toner – und zu einem Weltempfänger eben ein Netzteil. In deren Beschreibung sollte erwähnt werden, wenn sie fehlen, und nicht, wenn sie zufällig vorhanden sind.

Vermutlich haben Sie Recht: Korrektheit im Geschäftsgebaren bedeutet noch lange keine Kulanz. Hätte ich erfolgreich zwei Pfund Elektroschrott für 90 Euro losgeschlagen, hegte ich vielleicht, was Gott verhüte, den gleichen Servicegedanken wie Sie: gar keinen.

Herrschaften, war ich stolz. Ihre User-Bewertung will ich gar nicht wissen.

2.

57_1_bEs erhellte, dass Frau Grundübel ihren Weltempfänger verkauft hatte, weil er bei ihr nur im Weg rumsteht. Dabei war das erste, was ich auf Radio Kanada hörte, dass der Prinz von Dänemark schon zum zweiten Mal die Hafenanlagen von Murmansk besichtigen kam. Ein Ereignis von nicht zu unterschätzender Tragweite, auch und gerade für die russischen Beziehungen zu Kanada – liegt doch Dänemarks größte Insel Grönland praktisch vor Kanadas Haustür; auf der anderen Seite sind Russland und Kanada nur durch Alaska getrennt!

Mir bedeutet das was. So ein Verkäufer steckt nie drin, was er mit einem Minimum an Service hätte gut machen können.

Frau Grundübel hat CNN. Aber wissen tut sie nix.

Knoblauchwodka

Anlässlich des X-Mas Kickoff, vulgo erster Advent, möchte ich ein universell einsetzbares Rezept mit meinen Mitmenschen teilen. Es heißt: Knoblauchwodka, und hinein geört:

1. Knoblauch,
2. Wodka.

Der Knoblauch darf sich ruhig auf vier Knollen belaufen, und zwar die großen, ansehnlichen vom Türken – nicht die Kümmerknöllchen vom Aldi, die dreierweise in einem löchrigen Socken verkauft werden. Und weil’s so schön war: eine fünfte Knolle auch noch.

Den Knoblauch kleinhacken. In die volle Wodkaflasche hineinbröseln. Das ist sehr langwierig, vor allem weil man während der Tätigkeit den Wodka sukzessive abtrinken muss. Kochen soll ja Spaß machen.

Das macht man so lange, bis die Flasche knapp zur Hälfte mit Knoblauch gefüllt ist oder sich dem Hantieren mit scharfen Messern von selbst eine natürliche Grenze setzt.

Knoblauchschälen ähnelt keiner Verzweiflungstat, wenn man mit dem breiten Messerrücken draufdrückt, bis sich die Schale löst, und das Zehlein mit dem Messerlein entkleidet. Knoblauchpressen sind was für schwule Kaltmamsellen, die nicht abspülen müssen.

Die Schnipsel in die Flasche zu praktizieren ist jedes Mal ein bisschen schwieriger, als man’s vom letzten Mal in Erinnerung hat. Da hilft auch kein Trichter. Die käuflichen sind zu eng, als dass außen ein Wodkaflaschenhals und innen ein größerer Posten Knoblauchschnipsel dranpasste, an den improvisierten aus Papier bleibt alles hängen. Geduld üben und Wodka trinken.

Die Flasche wieder zuschrauben und im Schnapsregal vier Wochen ziehen lassen. Wer also diese Woche noch anfängt, hat was Feines für Weihnachten.

So reift eine sehr aromatische Würzflüssigkeit heran, die einzusetzen ist wie Maggi und Brühwürfel. Sie gehört an Braten, Suppen und herzhafte Salate. Keine Angst vor der Farbe umgekippten Absinths, das gehört so. Geübte Hypochonder schlürfen das Zeug regelmäßig vom Teelöffel. Das bringt den Kreislauf ins Lot und schützt vor Arterienverkalkung, Impotenz und ungebetenen Gästen.

Nach Motiven aus: Platt/Keune/Brösel: Kochbuch für Stümper, Band 1. Die Amazon-Besprechung ist von mir und ernst gemeint. Das einzige wirklich nützliche Kochbuch, das ich kenne. Und ich kenn nicht viele.

Die besten Sachen im Leben

Was es auch in diesem Jahr nicht so recht in die Nachrichten geschafft hat: Heute wäre Buy Nothing Day gewesen, zu Deutsch: Nixkauftag.

Das wird immerhin nicht von Word unterringelt, muss also eine ziemlich feste Institution sein. Die Welt retten durch Unterlassung – welch gefundenes Fressen für die Sozialphobiker, Vermeidungskünstler und anderen introvertierten Nerds unter uns.

Wie man hört, geht das, wie alle kulturellen Errungenschaften, von Nordamerika aus, weil der Nordamerikaner unmittelbar nach Thanksgiving seine Weihnachtsschnäppchen zu schlagen pflegt. Wobei mich immer gewundert hat, wer denn in den Zeiten von Amazon noch „Einkaufsstress“ haben soll. Ebenfalls ein gefundenes Fressen für die Sozialphobiker, Vermeidungskünstler und anderen introvertierten Nerds unter uns. Die besten Sachen im Leben – und das verrate ich ausnahmsweise nicht als Werber – kosten sowieso nichts. Meistens sind sie sogar umsonst.

Nächstes Jahr protestier ich dann gegen die Gewässerverschmutzung, indem ich mich nicht wasche. Und übernächstes Jahr gegen AIDS.

Trüffeljäger Magazin Nr. 5

Interessant für Media:
– Verlags-Lobhudelung: Was Buddha, äh Burda in Asien treibt. Wer hätte das gedacht. S. 73

Interessant für TV-Fritzen:
– Man pirscht sich laut Trüffelschwein energischer an die Alten ran: Münchner Silberrücken müssen Silver Fernsehn gucken. S. 86

Interessant für IT, Internet:
– Internet-Telefonie nicht nur für Geeks, es gibt jetzt auch kommerziellen Netzplapper mit Skype. S. 133

Biotech-Artikel (aus adventischen Gründen rein verirrt?)
– Standort Deutschland: Deutsche ganz vorn in der zukunftsweisenden Erforschung der Zuckerstrukturen (Glycomics). Toppt Genforschung und Genomics. S. 116. O Weihnacht mit deinem Zuckerwerk und deinen Buttertrüffeln…;-)

Interessant für Werbefritzen:
– Man entkommt ihr nirgendwo mehr: Die deutsche TV-Spot-Soße goes cinema, weil man zuhause aufs Klo ausweichen kann, im Kino müsste man sich durch Mäntel und Beine wurschteln. S. 46

Auch das noch!
iPod-Rädchen irreparabel schädlich für Daumen. S. 137 Wenn das die Mami wüsste.

Zuhören können

Lieber Vertrieb von KMU o.a.: Wenn ich als Kunde angesprochen werde, möchte ich nicht gleich mit den Produktvorteilen überfallen werden, eh klar. Wie die meisten Angesprochenen kann ich mir nur die Hälfte merken – die Forschung behauptet: noch deutlich weniger als die Hälfte – und schau statt dessen wie gebannt auf eure Krawatte oder lausche dem Klang eurer samttönenden Stimme am Telefon. Und zwar nicht, weil ich blond bin. Meist stört ihr aber am Telefon nur; könnt ihr dann wenigstens fragen, ob ihr stört, wenn ihr einen nach Script am Telefon überfallt? Wie wär’s stattdessen auch, wenn ihr eitlen Kerle in Ruhe zuhören würdet, statt mit "zielführenden" schnellen Fragen zu "führen"? Ich führ euch nämlich meist unkonzentriert und aus Versehen mit meinen Antworten in die Irre (bin mit eurer honigsüßen Stimme beschäftigt, you know…)

So also nicht:

Wie man (Neu) Kunden gewinnt

Der
erste Kontakt zu neuen Kunden oder zu neuen Gesprächspartnern bei
bestehenden Kunden ist häufig auch der letzte. Warum? Die meisten
Akquisitionsstrategien beruhen auf der produkt- oder lösungsbezogenen
Kundenansprache. Entscheidend ist aber der Kundennutzen.

Aus www.business-wissen.de (Gastbeitrag)

Was darf Qualität kosten?

Was sind das nur für Zeiten. Forderten mich vor ein paar Jahren die Filme noch auf: „Verschwende deine Jugend“, ficht mich das in meinem fortgeschrittenen Alter nicht mehr so unmittelbar an. Inzwischen sind wir angekommen bei „Schändet eure neoliberalen Biographien“.

Als ob ich mich unter die Neoliberalen zu zählen hätte, macht mir das mehr aus, als ich mir erlaubt hab. Muss ja, soll ja provozieren. Die Headline hat also funktioniert. Glückwunsch, Herr Kollege.

Psychologie, erstes Semester: Wenn mich etwas so trifft, gilt es nachzuforschen. Und ich finde: Leider bin ich auch ich einer von den Sparschweinen und Schnäppchenjägern. Geiz ist nicht geil, sondern bitter notwendig. Das glaubt man immer.

Und dann trifft man beim Tieferbohren auf John Ruskin, der verbreitet:

Es gibt kaum etwas auf der Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und ein wenig billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.

Es ist unklug, zuviel zu bezahlen, aber es ist auch unklug, zuwenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zuwenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.

Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Wenn Sie dies tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres mehr zu bezahlen.

Na? Klingelt’s? John Ruskin spielt in einer Liga mit Adam Smith. Hundert Jahre später, was immer noch vor hundert Jahren ist – aber Herrn Smith glauben die BWLer ja auch alles.

Es geschieht nichts Neues unter Sonne, hat ein ebenfalls sehr kluger Mann gesagt. Und das war vor dreitausend Jahren.

Trüffeljäger. Heute neue Nummer 4 und vorgejagt:


Wer soll das alles lesen *Selbstironie*.

Jetzt wollt ichs euch leicht machen und die wichtigsten Trüffel aus’m Trüffeljäger vorjagen, damit man nicht mehr so viel lesen muss. Und was passiert? Etzt kommen ab Trüffeljäger 4 Newsletter zweidreimal die Woche. Also diese les ich jetzt nicht aus. Punktum.

Trüffeljäger 4, ganz kurz:

Interessant für Media:
– Noch so ne Art "Bunte": die Zeitschrift PARK AVENUE. Ob das was wird mit Gloria v. T%T auf dem Titel? S. 62
– Neues Modemagazin: "Hekmag" (und nicht "Heckmeck"). S. 69
– Privatsender in der Publikumsgunst angeblich jetzt vorn. S. 87

Interessant für TV-Fritzen:
– Die EU will bezahlte Schleichwerbung ermöglichen. S. 58

Interessant für die Journaille:
– Klatsch über die SPIEGEL-Gesellschafterversammlung. Wie geht’s mit Aust weiter? S. 74

Interessant für IT-  und Net-Leute:
– Online-Reisebüros boomen. S. 101
– Nieder mit den vielen Passwörtern. Man kann den Benutzer jetzt am Eintipp-Verhalten erkenn. S. 116

Interessant für Werbefritzen:
– Deutsche Agenturen sind angeblich arrogant und lassen Talente wie Kelcec abbröseln. S. 4
– Nochmal Spitzhacke gegen die blöden (?) Werber: Sie kapieren angeblich nicht, dass Ältere ein großer Markt sind. S. 25
– Klatsch über S&J. S. 35
– Es wird gerätselt, warum immer weniger Bier getrunken wird. Ob da ein anderes Image hilft. S. 40

Interessant für den Mittelstand:
– Wirtschaftlich: T-Systems lässt einen an SAP-Lösungen on demand teilhaben. S. 123
– Haue für Arbeitgeber: Sie präsentieren sich und ihre Karriereangebote schlecht im Netz. S. 124


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