Auf vielfachen Wunsch sei die Rede davon, wie the missing link, mancherleuts Lieblingsagentur für Namensfindung, Namensfindung betreibt.
Offenbar das Thema, das die meisten Kunden selbst übernehmen würden. Es muss ja nur ein Wort dabei rauskommen, das kriegt auch die Oma schnell hin, stimmt’s?
Texter sind auditive Menschen, sie hören besser als sie sehen. Deswegen arbeiten sie am besten in Kneipen, die von Rauch vernebelt, dafür umso lauter sind. Selbstverständlich können sie blind tippen.
Musiker sind im Vorteil: Von deren Produkt, der Musik jeglicher Richtung, wird nichts anderes verlangt, als dass sie gut klingt. Da kann schon mal eine Horde Kumpels frühmorgens aus einem Wiener Beisl wanken, das Gebäude der Ersten Allgemeinen Versicherung im Morgennebel erblicken und sagen: A geh scheißn, samma hoit die Erschte Ollgemäääne Veruuunsicherung.
Die Supermärkte sind randvoll Zeug mit miesen Namen; ich glaube nicht, dass jemand im engeren Sinne des Wortes nachgedacht hat, um zu seinem Klopapier "Happy End" zu sagen, sondern seiner Neigung zu Kalauern nachgab. Dass dieses ansonsten überaus leistungsstarke Produkt schon lange und bis auf weiteres bei Penny lieferbar bleibt, liegt an einem millionenschweren Unterbau.
Sie sind Kunde bei der freundlichen kleinen Agentur the missing link und haben einen Unterbau, der ein paar hundert, allenfalls wenige tausend Euro schwer ist. Da sollten wir hübsch fein unseren geistigen Reichtum zusammenklauben, wir zwei. Und dann geht’s los:
- Genügt Ihr guter Name, der schließlich für Qualität steht? – Ja, kann schon sein, wenn Sie nicht gerade Magnolie Hinterpforzer heißen. (Und innerhalb abgezirkelter Branchen heißt man sehr schnell Magnolie Hinterpforzer: Für einen Werber geht z.B. "Wolf Gräbel" gerade mal so noch durch, da ist "Gute Worte" doch gleich was anderes.)
- Eine Abkürzung? – Nein. Das ist voll seventies.
- Ein Generic Name? – Ja, jederzeit. Und Glückwunsch: Sie waren der erste in Ihrer Branche. Bitte überweisen Sie mir mehrmals wöchentlich erhebliche Summen Geldes.
- Ein witziger Fantasiename? – Nein. Außer Sie handeln mit Klangschalen und Heilsteinen. Über Positionierungen wie "witzig" müssen wir uns trotzdem mal unterhalten.
Sie erinnern sich, auf welche Weise Adam sich die Erde untertan machte? Indem er den Tieren Namen gab! Er setzte sich auf einen Stein, ließ die Tiere des Feldes an sich vorbeiparadieren und sprach sie mit Namen an. Eine hohe Leistung. Allerdings lief Adam im Gegensatz zu Ihnen außer Konkurrenz.
Und im Gegensatz zu the missing link. Die Trottellummen, Nacktmulle und Bilche schweigen bis heute darüber, ob sie mit ihren Namen glücklich sind, von Ihnen werden wir sehr viel schneller Feedback erfahren. Die Gefahr dabei ist, dass Sie sich in einen marktwirtschaftlich sinnvollen, aber leider spröden Firmennamen, den wir für Sie aussuchen, nicht schnell genug verlieben.
Ich durfte mal ein Parfum benennen. Mein Namensvorschlag wurde wohlwollend erwogen und aus verzwickten Gründen dann doch abgelehnt. Was mir im Nachhinein Recht gab: Das fragliche Parfum hat den Markt nur für kurze Zeit bereichert.
Selbstverständlich sollen Sie mit Ihrem Namen glücklich werden: Sie müssen sich mit ihm identifizieren, und der Fisch muss ja dem Angler schmecken, nicht wahr.
Wie das geht? Ach Gott, halten Sie sich einfach fern von Abkürzungen und witzigen Namen, geben Sie besonnene Antworten auf die Nachfragen zu Ihrem Briefing und vertrauen Sie einem auditiven Typen, der seine Lösung schlüssig begründet.
Die treffendste Anleitung zur Herstellung von Wohlklang hat 1850 ein Banjo-Opa aufgestellt, den man sich im Schaukelstuhl auf einer Südstaaten-Veranda, von kleinen Afroamerikanern umringt, über das Leben nachdenkend vorstellen muss, und den Pete Seeger 1962 auf seinem immer noch unübertroffenen Banjo-Lehrbuch mit einem Satz zitierte, der ruhig in mein Vermächtnis darf:
Can I read music? Hell, there are no notes to a banjo. You just play it.
Anmerkung 2007: Natürlich gibt es notes to a banjo. Aber sie nützen nix.
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