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Kategorie: Musik (Seite 1 von 4)

Viel Harmonie an der Isar

Amazing Katzenkraft am 15. Juni

Auch ein Katzenhaushalt muss mal raus

Und die lieben Kater daheim einsperren, damit sie schön brav sind bis wir wieder kommen.

Eating out & getting drunk ist in München sehr teuer geworden. Also entscheidet man sich gleich für ein Ticket, das deutlich drüber liegt: für Cat Power. Alias Charlyn Marie Marshall, eine Folk-Rock-Band aus den Staaten. Auftritt gestern am 15. Juni in der Münchner Isarphilharmonie.

Picture taken from Leah Pritchard – originally posted to Flickr as Cat Power

Die Süddeutsche schreibt:

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/konzerte-juni-juli-2025-guns-n-roses-cat-power-iggy-pop-morrissey-li.3204168

Die Sängerin, erblondet – vor wenigen Jahren war sie noch brünett und langhaarig – ist bekannt für ihre Wahnsinns-Stimme. Von der ich mir als einziges wünschte, sie hätte mehr unharmonische, dreckige Momente vor allem bei ‚Like a Rolling Stone’. Ihre Band hat in der Isarphilharmonie dazu noch eine höllengute Soundtechnik. Es war ein toller Abend.

Ich bedaure trotzdem sehr, dass sie „nur Dylan“ covert. Mit dieser Stimme kann man Papst werden. Punkt.

Eine sehr gute Rezension der Elbphilharmonie:

https://www.elbphilharmonie.de/de/mediathek/cat-power-im-portrait/995

Ein Interview mit ihr:

https://www.gasteig.de/magazin/mrs-tambourine-man-interview-mit-saengerin-cat-power/

 

 

Hey Sugar

Walk on the wild side

Die richtig wilde Isar

Wer die richtig wilde Isar erleben will, muss trotz der gelungenen innerstädtischen Renaturierung des Flusses aus München raus. Und zwar weit nach Süden. Da liefern sich die sich ständig verändernden Sandbänke in wechselndem Licht ein Duell mit dem mäandrierenden Fluss:

Bayrisch Kanada

 

Out To The Real Wild: River Isar

If you want to experience the real wild Isar, you have to get out of Munich, despite the successfully urban renaturation of the river. And far to the south. There, the constantly changing sandbanks in changing light duel with the meandering river:

Bavarian Canada

#wildriver #munichart #paintedlandscape #neoncolors #birdseyeview

Painting in Pink of a wild river in Bavaria

Walk On The Wild Side – Mixed Media, Copyright VERO

VERO

In der Stille

Klang wie eine Glocke in reiner Luft

Sound Of Silence

Plötzlich ein Klang wie eine Glocke in reiner Luft

Kein Frosch quakt mehr, das Surren der Libellen verschwunden. Ein junger Hase tritt scheu aus den Zweigen. Am Rand des stillen Teichs zögert er und schaut. Plötzlich taucht seine kleine rosa Zunge in das glatte Wasser. Ein silberner Wassertropfen hüpft hoch und trifft auf das unberührte Nass. Pling. Wie eine Glocke in reiner Luft.

„Sound Of Silence“ – Wassermusik-Acryl VERO ©

 

Alte junge Lieder

Rosen im Dezember

Der Kater bloggt Waders Lied der Rosen.

Es ist der 1. Dezember.
Unsere diensthabende Dezember-Rose im Schneeregen Nach nur 2 Tagen – tief im Schnee versunken

Ihre schon länger verblühte Schwester

Rosen im Dezember
Ja, auch so manches alte Lied
Gehört zu meinem Leben,
Half mir, wenn ich gefallen war,
Mich wieder zu erheben.
Da fliessen Brunnen, klar und kalt,
Wer daraus trinkt, wird nimmer alt
Und warum soll es solche Brunnen
Nicht auch wirklich geben.

Solch einen Brunnen habe ich
Bis heute nicht gefunden,
Ich wollte manchen kühlen Trunk
Draus trinken und gesunden.
Andere befreit und heilt,
Die Zeit die schnell vorüber eilt
Von allem Schmerz mir aber schlägt
Die Zeit die tiefsten Wunden.

So bitten schon seit alter Zeit,
Die Menschen um die Gabe,
Ewiger Jugend ohne Leid,
Und enden doch im Grabe.
Die alten Lieder selbst sind jung,
Dass ich in der Erinnerung,
An ihnen wenn ich alt bin,
Rosen im Dezember habe

Zur Wertschätzung von Frau Frang

Update zu Fuck Yes
und To all those who have lived and died alone:

Fast wäre Vilde Frang Bassistin geworden. Doch das Auto war zu klein

Das Cover ihres Debütalbums zeigt Vilde Frang in einer grünlich schimmernden Waldszene. Auch in natura wirkt die 24-Jährige ein bisschen wie eine nordische Elfe: der helle Teint, das gewellte Haar, das bis auf die Hüfte fließt, die dunklen Augen. Und ihr Spiel hat ebenfalls einen zarten, zerbrechlichen, transparenten Klang, der an Fabelwesen denken lässt.

Oda Tischewski: Mit der Geige Brücken bauen, concerti, 23. Januar 2012.

Ihr ungebändigtes Haar und das perfekte Oval ihres Gesichts verleihen Vilde Frang eine gewisse Feenhaftigkeit, das ist bis heute so.

Verena Fischer-Zernin: Vilde Frang ist halb Wunderkind, halb Weltstar,
Hamburger Abendblatt, 14. Juni 2016.

Mal was Schönes: In letzter Zeit fällt, wenn man ihr genug hinterherspürt, die junge Frau Vilde Frang aus dem Norwegischen auf.

Ihr Opus entsteht seit 2009, bislang neun CDs stark, und ähnelt in Auswahl und Qualität dem der bekannten, in jeder Hinsicht vergleichbaren Hilary Hahn, aber machen wir uns nix vor: Kein Mensch hat jemals der einen oder der anderen verstärkt zugehört, bloß weil sie so viel toller geigt als jemand anders. Wenn man dann noch Epiphanien wie Patricia Kopatchinskaja, Lisa Batiashvili, Janine Jansen, Julia Fischer, Isabelle Faust und wie sie alle heißen dazuvergleicht, wird es allerhand mit Optik zu tun haben.

Bei allem Sympathievorschuss für den Menschenschlag des herausgewachsenen Nordmannmädchens Frang finde ich aber schon, dass deren CD-Mixe anständig kuratiert sind: nicht irgendwas zusammengepappt, bloß weil es (nicht) zusammenpasst, sondern wenigstens mit dem Versuch einer Dramaturgie. Genauer und selbsterschlossener wird’s unsereiner ohne Musikstudium nie haben können; man muss die Leute vielleicht doch erst gesehen haben, bevor man ihnen zuhören will. Und das sagt noch einer, der sehenden Auges (sic) Sviatoslav Richter und Wanda Landowska (beide am Tastenmöbel) ganz ordentlich findet. Die Frangsche hat immerhin in bisherigen Karriere meine alten Lieblinge des Tschaikowskischen Violinkonzerts D-dur opus 35 und die Sinfonia Concertante von Mozart an neues Licht gehoben, mich für Paganini interessiert und kann den alten Geigenmuckel vom Erlkönig von Ernst, vulgo Grand Caprice für Violine allein opus 26, “Der Erlkönig”, so vernehmlich schneller und sauberer als die Hahn, dass es auch unsereins hört.

Wie Frau Frangs Line-ups auf ihren neun CDs beschaffen sind, kann man mit einer gewissen bürgerlichen Bildung gerade noch einordnen; ein Werturteil über die eine oder andere Interpretation traue ich mir weit weniger zu, ich kann ja nicht mal die Goldberg-Variationen mitpfeifen. Mit der Frang kann man sich immerhin bildlich vorstellen, ein Bier an der Theke einzuschnaufen, welche Qualität bei Hahn oder Batiashvili schon langsam ihre Grenze findet.

Und dann das: Wer bitteschön bezahlt mir – oder auch bloß sich selber – Vilde Frang am 29. März 2023 in der Isarphilharmonie, mutmaßlicher Stehplatz hinterm Pfosten mit mit Meet and Greet bei der Garderobiere ab 44,50, wünschbare Tickets 95 bis 110 Öcken? Ach, ist ja wurscht, die wissen eh heut schon, was die Frontlady in einem halben Jahr vorzufiedeln hat, und dann sind es Elgar und Prokofjew mit einem gewissen City of Birmingham Symphony Orchestra, das man vielleicht gehört haben muss oder vielleicht nicht, und für die zweimal Eintritt krieg ich das Gesamtwerk von Elgar und dem Protokopf gleich mehrmals raus. Oder alle neun CDs von Vilde Frang, falls heute noch jemand dergleichen gegen Geld erwirbt.

Frau Frang selbst ist ein grundlegend mädchenhafter borealer Jeanstyp junonischer Statur, was in diesem Fall endlich mal kein Euphemismus für “zu fett” ist. So begünstigt muss man von der Schöpfung nämlich erst mal sein, um grüne Schlauchkleider ohne Verlust der Menschenwürde vorzuführen:

Vilde Frang live mit Michail Lifits:
Gabriel Fauré: Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 A-Dur, opus 13:

Bonus Track: der alte Geigenmuckel vom Erlkönig von Ernst,
vulgo Grand Caprice für Violine allein opus 26, “Der Erlkönig”:

Hält auch so

Spaten am Flaucher

Buidln: Selbergemacht am Flaucher, 31. März 2022, schenk ich Ihnen.

Spaten am Flaucher

Mehr schräge Einbrüche der Kunst in die Natur:

Paul Barton spielt Bach: Fuge 16 g-Moll, Wohltemperiertes Clavier, Buch 2,
für den Elefanterich Chaichana (was er offenbar lieber bleiben lassen sollte:

Andy Thorn spielt Banjo für den Fuchs:

Morwenna Rose “Hands on Harps” Louttit-Vermaat harft für die Kuhherde:

und Naomi SV harft aus Versehen für die Rehgeiß Sounds of Silence:

So, und jetzt überleg ich seit einer Stunde einen Kalauer samt Video mit “für die Katz”. Am besten, ich red mich damit raus, dass es zu sehr auf der Hand liegt.

Truth is the perfect disguise

“What kind of music do you usually have here?”

“We got both kinds, we got country and western.”

Blues Brothers in Bob’s Country Bunker, 1980.

All she could pay was attention
So all they could take was her time
Proving an ounce of possession
Ain’t worth a piece of your mind.

‘Cause nightmares are somebody’s daydreams
Daydreams are somebody’s lies
Lies ain’t no harder than telling the truth
Truth is the perfect disguise

Kris Kristofferson: Sandy, aus: Spooky Lady’s Sideshow, 1974.

Diese Woche aufgefallen und mit eilig neu angeschafften Kamerabatterien dokumentiert:

Fällt ja sofort ins Auge, nein: sogar ins Ohr, dass es nur ein Liedertext sein kann. In diesem Fall von The Legendary Band aus: Pirates, 2014. Und es erinnert doch stark an eins der frühen Funny Forwards, für das die — oft aus Gründen — anonym gebliebenen Content Provider mehr überlegen mussten, als wie man einen Text nicht über 30 Anschläge Impact bold versal in ein ohnehin überstrapaziertes Filmbildchen photoshoppt.

Wirklich beeindruckt war ich erst diese Woche — nach der Entdeckung eines Aufklebers von 2021 zur Werbung für eine CD (sic) von 2014 — bei der Erkenntnis, dass die Liste gar nicht so frei erfunden ist, wie sie aussieht. Die Lieder gibt’s wirklich, die liebevoll gesammelten Zeilen nicht immer als Überschrift, sondern umso schwerer auffindbar als Zitat — und die meisten lohnen sich sogar aufzurufen. Yeehaw, folks.

The Best of the Worst Country-Western Song Titles

  • Drop Kick Me, Jesus, Through The Goalposts Of Life
  • Get Your Biscuits In The Oven And Your Buns In The Bed
  • Get Your Tongue Outta My Mouth ‘Cause I’m Kissing You Goodbye
  • Her Teeth Were Stained, But Her Heart Was Pure
  • How Can I Miss You If You Won’t Go Away?
  • How Can You Believe Me When I Say I Love You When You Know I’ve Been A Liar All My Life?
  • I Been Roped And Thrown By Jesus In The Holy Ghost Corral
  • I Changed Her Oil, She Changed My Life
  • I Don’t Know Whether To Kill Myself Or Go Bowling
  • I Fell In A Pile Of You And Got Love All Over Me
  • I Flushed You From The Toilets Of My Heart
  • I Keep Forgettin’ I Forgot About You
  • I Wanna Whip Your Cow
  • I Would Have Wrote You A Letter, But I Couldn’t Spell Yuck
  • I Wouldn’t Take Her To A Dawg Fight, Cause I’m Afraid She’d Win
  • I’d Rather Have A Bottle In Front Of Me Than A Frontal Lobotomy
  • I’m Just A Bug On The Windshield Of Life
  • I’m The Only Hell Mama Ever Raised
  • I’ve Been Flushed From The Bathroom Of Your Heart
  • I’ve Got The Hungries For Your Love And I’m Waiting In Your Welfare Line
  • If I Can’t Be Number One In Your Life, Then Number Two On You
  • If Love Were Oil, I’d Be A Quart Low
  • If My Nose Were Full of Nickels, I’d Blow It All On You
  • If You Don’t Leave Me Alone, I’ll Go And Find Someone Else Who Will
  • If You Leave Me, Can I Come Too?
  • Mama Get The Hammer (There’s A Fly On Papa’s Head)
  • My Every Day Silver Is Plastic
  • My Head Hurts, My Feet Stink, And I Don’t Love Jesus
  • My John Deere Was Breaking Your Field, While Your Dear John Was Breaking My Heart
  • My Wife Ran Off With My Best Friend, And I Sure Do Miss Him
  • Oh, I’ve Got Hair Oil On My Ears And My Glasses Are Slipping Down, But Baby I Can See Through You
  • Pardon Me, I’ve Got Someone To Kill
  • She Got The Gold Mine And I Got The Shaft
  • She Got The Ring And I Got The Finger
  • She Made Toothpicks Out Of The Timber Of My Heart
  • She’s Got Freckles On Her, But She’s Pretty
  • Thank God And Greyhound She’s Gone
  • They May Put Me In Prison, But They Can’t Stop My Face From Breakin’ Out
  • Velcro Arms, Teflon Heart
  • When You Leave Walk Out Backwards, So I’ll Think You’re Walking In
  • You Can’t Have Your Kate And Edith Too
  • You Can’t Roller Skate In A Buffalo Herd
  • You Done Tore Out My Heart And Stomped That Sucker Flat
  • You Were Only A Splinter As I Slid Down The Bannister Of Life
  • You’re The Reason Our Kids Are So Ugly

Soundtrack ist das aus der Liste, das einem wieder kein Mensch glaubt:
Jimmy Buffett mit den Oak Ridge Boys als Background-Schubiduapdap-Truppe: My Head Hurts, My Feet Stink, And I Don’t Love Jesus, aus: Havana Daydreamin’, 1976:

I drink and I smoke, I play music with friends

Diese Woche gelernt: Aldi lässt jetzt bei Oettinger brauen, wovon man sich auch nicht weniger Schädelweh zuzieht, und meine ganzen Helden passen auf ein Bild DIN A4, und da passt noch großflächig Efeu dazwischen.

Wenn ich endlich Herder von Wieland auf weniger als zwei Zentimeter unterscheiden kann, sprech ich nochmal auf einer idyllischen Uni vor, Literatur muss ganz lustig zu studieren sein (entgegen einem verbreiteten Vorurteil hab ich Linguistik studiert); dafür hab ich jetzt das wahrscheinlich einzige Bild von Günter Stössel südlich der Altmühl an der Wand.

Merke: Schädelweh rentiert sich immer für irgendwas.

Soundtrack: Krista Shows: Full of Sin, aus: Prone to Wander, 2020:

I am a girl that’s full of sin
I’ve done some harm, less outward than in
I drink and I smoke, I play music with friends
I have no regard, my mercy runs thin

Meinetwegen lasst’s halt steh

Wenn man seine ganzen steinalten Langspielplatten — in diesem Fall die Globetrottel Rag von Günter Stössel — nicht bis zur selbsttätigen Entrümpelung aufhebt: Das wirklich anrührend schöne Lied Goldbach City existiert nur in dieser einen Live-Aufnahme von 1976 aus einem nicht überlieferten Wirtshaus, in sämtlichen Restaurierungen und Neuanordnungen ist der gesprochene Vorspann abgeschnitten. Das heißt, es kommt nicht mehr zur Geltung, dass die beschriebene Unternehmung das historische Pilotprojekt avant la lettre für den Abenteuerspielplatz Goldbachwiese am Zabo, nein: in Nürnberg-Zerzabelshof war. Den gezupften Turnaround hab ich dereinst jahrelang immer mal wieder auf der Klampfe geübt, bin mir aber bis heute nicht sicher, ob das nicht ein Banjo ist:

Wie ich darauf komme? Nun ja, weil wir diese Woche unter Aufbietung unseres gesamten Repertoires an fränkischen, bairischen und internationalen Flüchen eine neue Tastatur und, schlimmer: eine neue Festplatte in den Laptop eingebaut — besonderer Dank an die IT-Vroni — und im Gefolge Windows 10 neuinstalliert und jedes Fitzelchen wieder draufgespielt haben, denn man sieht ja, was passiert, wenn man nicht seine ganzen steinalten Langspielplatten und Word-98-.rtfs aufhebt.

Und plötzlich sehnt man sich zurück in die Zeit nicht etwa vor dem Internet, sondern vor der Gutenbergischen Wende in der technischen Reproduzierbarkeit von Kunstwerken. Da haben die Leute nämlich ein für alle Male ein Jahresgehalt für ihr persönliches Stundenbuch angespart, und da stand dann alles drin, was man wissen musste. Jedenfalls alles, was einen was angeht. Wenn’s gebrannt hat, war das die o. a. selbsttätige Entrümpelung, und man hatte andere Sorgen als ob in einen Blues ein Barré oder gar keiner hineingehört:

Bonus Track: Günter Stössel. One Barré Only, aus: Schdrohwitwer Blues, 1975, das Pilotprojekt zur späteren Ballade vom Leberschrumpf, weil ich das auch selber halbwegs kann:

Der Stunt mit dem Becher:

You’re gonna miss me when I’m gone

Uschi, die mir seinerzeit die ersten vier Griffe auf einer Gitarre beigebracht hat, hat grundsätzlich nie Platten gekauft oder auf Kassetten überspielt, die sie nicht nachspielen konnte. Mit so einer musikalischen Auffassung sind ihr freilich Pink Floyd und Bach mit größerer als Kammerbesetzung fremd geblieben, aber solange ich sie kannte, wirkte sie eher ausgeglichener und aufgeräumter als andere Leute, die nicht vor Accept und Jennifer Rush zurückschreckten. Außerdem glaube ich Uschi bis heute jedes Wort, auch wenn sie keins mehr an mich richtet, aber ihre vier Gitarrengriffe funktionieren ja auch noch.

Wie ich darauf komme? — Als erstes sind Lulu and the Lampshades aufgefallen, die seit 2012 als Landshapes praktizieren:

Diese Gruppe wurde dadurch international bekannt, dass sie einen alten Folksong, der erstmals von der Carter Family im Jahr 1931 unter dem Titel When I’m Gone eingespielt worden war, um neue Strophen und Melodielinien erweiterte. Die Lampshades unterlegten ihre Neukomposition mit dem Rhythmus eines Klatsch- und Becher-Spiels für Kinder und veröffentlichten dies unter dem Titel You’re Gonna Miss Me 2009 auf der Internet-Plattform YouTube. Die Veröffentlichung wurde zum Internet-Phänomen und zur Vorlage der Adaption durch Anna Kendrick im Film Pitch Perfect unter dem Titel Cups.

Schon 2009, das “Klatsch- und Becher-Spiel” soll eher traditionell als bahnbrechend neu und außerdem “für Kinder” sein, und Anna Kendrick will Pitch Perfect auf eigenen Vorschlag mit ihrem Cup Rhythm bereichert und zum eigenständigen Draufschaffen gerade mal einen einzigen Nachmittag gebraucht haben.

Es ist 2021, wir sind keine Kinder mehr und können den Cup Rhythm nicht. Kein Grund, das auf sich sitzen zu lassen.

Als erstes folgt der Text des Liedes der Carter Family, 1931, nach der für deren Begriffe erheblich veränderten Version 1935 bearbeitet von den Lampshades Luisa Gerstein und Heloise Tunstall-Behrens:

I learnt the cup rhythm at a family run music class in North London called Sumics. The chorus comes from the Carter Family song “When I’m Gone — 1935”, and we wrote the verses. Also, we were credited in the Pitch Perfect film.

You can purchase the recorded version of this song (with an extra verse) at our bandcamp[.]

— und natürlich mit dem extra verse:

——— Lulu and the Lampshades:

You’re Gonna Miss Me

1.: I’ve got my ticket for the long way ’round
Two bottles of whisky for the way
And I sure would like
some sweet company
And I’m leaving tomorrow, what d’you say?

Refrain 1: When I’m gone, when I’m gone
You’re gonna miss me when I’m gone
You’re gonna miss me by my hair
You’re gonna miss me everywhere — oh
You’re sure gonna miss me when I’m gone

2.: I’ve got my ticket for the long way ’round
The one with the prettiest of views
It’s got mountains, it’s got rivers
It’s got sights to give you shivers
But it sure would be prettier with you

Refrain 2: When I’m gone, when I’m gone
You’re gonna miss me when I’m gone
You’re gonna miss me by my walk
You’ll miss me by my talk,
You’re gonna miss me when I’m gone.

3.: I’ve got my ticket for the long way ’round
These feet weren’t built to stay too long
And I’d go there on my own
But you’ll miss me when you’re home
It’s for you dear that I sing this song

Refrain 1: When I’m gone, when I’m gone
You’re gonna miss me when I’m gone
You’re gonna miss me by my hair
You’re gonna miss me everywhere — oh
You’re sure gonna miss me when I’m gone

Refrain 2: When I’m gone, when I’m gone
You’re gonna miss me when I’m gone
You’re gonna miss me by my walk
You’ll miss me by my talk,
You’re gonna miss me when I’m gone.

Als zweites gilt es den Becher-Stunt zu lernen. Anna Kendrick überliefert nicht, wie sie das innerhalb weniger Stunden unter dem Zeitdruck einer Filmproduktion mit einem Budget von 17 Millionen Dollar geschafft haben will, aber wir, die wir unter dem Privileg der selbstbestimmten Freizeiteinteilung stehen, können seit 2009 (Lulu and the Lampshades), spätestens aber 2012 (Pitch Perfect) auf haufenweise YouTube-Tutorials zum Cup Rhythm zugreifen. Nach einem verdaddelten Tag der Direktvergleiche darf ich verraten: Am hilfreichsten erklärt’s einem der Schweizer in einer deutschsprachigen Version:

Und ich hab seinen Merkvers sogar mitgeschrieben, damit Sie es nicht müssen:

1.:Klatsch klatsch
schlag da-rauf
klatsch nimm
Cup —

2.:Klatsch nimm
Cup in
an-dre
Hand.

Als drittes darf ich als Praxistipps weitergeben:

1.: Es heißt “Cup Song”. Das bedeutet: keine Gläser. Plastik ist vollständig okay, Keramik knallt zu scharf auf die Tischplatte. Gute Erfahrungen hab ich mit zwei ineinandergestellten großen Jogurtbechern (500 Gramm) gemacht: nicht zu labbrig, aber untergrundfreundlich, schön satter Sound. Für kleinere Patschehändchen eignen sich unschlagbar die Becher von Grafschafter Goldsaft (450 Gramm). Wohl dem, der noch einen von vor ein paar Jahren aufgehoben hat, da waren die aus Pappdeckel;

2.: es hat sehr wohl einen Sinn, mit einem umgedrehten Becher anzufangen (und aufzuhören); richtig herum funktioniert der Abschlag an der Handfläche nicht;

3.: und vor allem mit einem leeren, ihr Schlauberger;

4.: in YouTube haben auffallend viele Einspielungen die Kommentarfunktionen deaktiviert, vermutlich wegen der sich allzu leicht aufdrängenden Kalauer mit “Cups” und großen Angriffsflächen für kleinliches Gemäkel an der Taktfestigkeit. Sollten Sie zu so etwas neigen, teilen Sie Ihre eigenen Live-Mitschnitte nicht zu voreilig mit einer hämischen YouTube-Gemeinde;

5.: beim gleichzeitigen Singen des Liedtextes ist es die halbe Miete zu wissen, dass auf die Stelle “You’re gonna miss me when I’m” sieben Taktschläge verteilt sind und allein auf das “gone” noch einmal sieben. Leider hab ich nicht viel Ahnung von Notation, nehme aber an, dass es etwas mit Triolen zu tun hat. Deswegen gucken auch die fröhlichsten Musikanten während ihrer Performance so verkniffen konzentriert: Die haben alle ein bis zwei Minuten Dauerfeuer in sämtlichen Gehirnregionen auf einmal.

Als viertes die Profiversion in verschiedenen Zeitlupen zum Mitklopfen:

Am schönsten finde ich fünftens und letztens bis auf weiteres die Studioversion der komplett versammelten Lampshades mit allen drei Strophen aus: Cold Water, 2013. Die wurde vermutlich spurweise eingespielt und ist in dieser Souveränität und Brillanz live praktisch nicht durchzuhalten:

Ich melde mich wieder, wenn ich das wie so beeindruckend viele — ja, auch Kinder — auf YouTube vorzeigbar zu zweit geschafft hab. Nein, nicht mit Uschi.

Ohoho-ho lalala

Das unsägliche, um nicht zu sagen: in den postmodernen Versionen brunzdumme Donaulied hatte ich nicht mal in meiner aktiven Lagerfeuerzeit im Repertoire-Ordner stehen, weil das selbst mir zu flach war. Heute kann man eine Online-Petition namens Bierzeltsexismus Aktion gegen das Donaulied unterzeichnen, damit der Unfug nicht mehr öffentlich aufgeführt werden darf. Wenn es einen durchaus dazu drängt, kann man auch eine Online-Petition namens Rettet das Donaulied unterzeichnen, damit der Unfug aus lauter Tradition doch weiterhin öffentlich aufgeführt werden darf, aber den Link können Sie selber suchen.

Angeblich waren seit “vor 1828” Versionen mit bis zu 24 Strophen in Umlauf, gern aus der Sicht eines Mädchens, das ihren Geliebten sucht. Ursprünge sind begründbar aus einer ähnlich lautenden Singspiel-Arie aus dem Donauweibchen von Ferdinand Kauer 1790; mithin wäre es der Definition nach kein Volkslied, allenfalls ein verderbter Gassenhauer. Die volkstümlicher Weise leichtfertig gut geheißene, ja heldenhaft gesehene Vergewaltigung wurde erst nach 1945 in die Texte getragen, ein virulenter Bierzelthit wurde der Liedtypus aus männlicher Perspektive nach 1970. Eine gängige Einspielung von Mickie Krause verschleiert immerhin die die offene Vergewaltigung, die genannte Petition richtet sich gegen die gedankenlosesten, möglicherweise triggernden Versionen und wahrscheinlich aus rechtlicher Durchsetzbarkeit nur gegen die Aufführung “in Passauer Bierzelten und Kneipen”. Befürworter des traditionellen Sexismus machen geltend, der Schmarrn gehöre als Volkslied “einfach zur Bierzelt- und Kneipenstimmung” dazu.

Bedeutend wirksamer als Aufführungsvorschriften egal von welcher Seite empfinde ich die Version der Frauen-Formation die 7, die den Text nach Jahrhunderten wieder in eine weibliche Sichtweise rückt. Dass sie ausgerechnet am 4. Juni 2020 auf YouTube hochgeladen wurde, deutet auf ihre ideologische Stoßrichtung hin, was in Ordnung geht; dass dabei in der Überschrift flüchtiger Weise das “ich” ausgelassen wurde, deutet auf eine gewisse “weibliche” Verhuschtheit, was noch viel mehr in Ordnung kommen muss. Der Anfang dazu ist durch die Umdeutung und den neuen Text gemacht.

Erschütternd genug war der “Das Lied aus Sicht des Mädchens” online nicht aufzufinden, deshalb erscheint der Text unten, dem Video abgelauscht. Er kommt einem Volkslied erfreulich nahe und klingt glaubwürdig genug wie etwas, das so in Des Knaben Wunderhorn oder dem Deutschen Liederhort stehen könnte. Dabei wurde der Text für diese feministisch gedachte Gegenversion wesentlich komplexer als das vorgefundene Original gebaut: Die Strophen haben vier statt nur zwei Verse, die handlungstragenden Inhalt — also mehr als das berüchtigte “Ohoho-ho lalala” — vermitteln; dazu wurde ein Refrain eingeschaltet, der aus der Strophenmelodie ausbricht und inhaltlich auf einer übergeordneten Ebene spielt. Das hat objektiv sehr viel mehr Substanz als der Bierzeltkracher.

Beim Nachspielen behält die Melodie auch auf Moll heruntertransponiert die üblichen drei Gitarrengriffe, also nur unverzagt zugeklampft; das obligate Solo bietet sich auf Mundharmonika an, gern vom selben Aufführenden mit Bob-Dylan-Ständer. Das offizielle Cello-Solo aus dem Video, vermutlich erfunden und vorgetragen von Lena Kranjc, wird voraussichtlich wieder nicht zur Mutter aller Cello-Soli ausgerufen, sollte es aber.

Auf gegenwärtigem Stand hat die Petition von Corinna Schütz schon gewonnen. Das ist schön, aber für die Praxis gar nicht so erheblich: Keine Bierzeltunterhaltung, die eine gewisse Reststimmung aufrechtzuerhalten strebt, wird das Zeug je wieder spielen können. Das haben, hoch sollen sie leben, Corinna Schütz, Maria Voss und Lena Kranjc geschafft.

——— die 7:

Einst ging ich am Ufer der Donau entlang

Text: Maria Voss; Musik: Lena Kranjc, Maria Voss, 2020:

1.: Einst ging ich am Ufer der Donau entlang,
ohoho-ho lalala.
Der Fluss und sein Rauschen ein kraftvoller Klang,
ohoho-ho lalala.
Die Sonne so freundlich, das Gras satt und dicht,
||: ich legte mich hin, eilig, hatt’ ich es nicht. :||

2.: Ich schloss meine Augen und sanft schlief ich ein,
ohoho-ho lalala.
Versäumend und träumend, so muss Urlaub sein,
ohoho-ho lalala.
Ein Schatten jeoch störte kalt meinen Schlaf,
||: ich regte mich nicht, weil mich sein Blick traf. :||

Refrain: Lass die Gläser klingen, die Burschen singen,
aus voller Brust klingt ein Lied.
Lass die Mädchen sich wiegen, im Takt sich verbiegen,
feuchtfröhlich tönet das Lied.

[Cello-Solo.]

3.: Er lächelte zynisch, erstarrt lag ich dort,
ohoho-ho lalala.
Er strich sich durchs Haar und dann war er fort,
ohoho-ho lalala.
Der Fluss rauscht vorbei, doch ich höre ihn nicht,
es kreischt in mir, meine Seele zerbricht.

Refrain: Lass die Gläser klingen, die Burschen singen,
aus voller Brust klingt ein Lied.
Lass die Mädchen sich wiegen, im Takt sich verbiegen,
feuchtfröhlich tönet das Lied.

Noch ein Wort an die Traditionalisten, die kein traditionelles Volkslied von einer weitertradierten Unsitte unterscheiden können: Bei den rüden, sexistischen Versionen der unbesonnenen 1980er Jahre konnte ich öfters einen kumpelhaften Anerkennungserfolg mit der letzten Strophe einheimsen:

Da hast du fünf Mark und nun scher dich hier raus,
ohoho-ho lalala,
und wasch dir die Klitsche mit Schmierseife aus,
ohoho-ho lalala.

Aber von mir habt ihr das nicht, ihr Anfänger.

Musikalische Merkhilfe

Normalerweise ist Musik selber eine Merkhilfe, bloß wie merkt man sich die Musik? Jetzt kann man sich natürlich jahrzehntelang in so genannte klassische Musik einhören und aus den Wikipedia-Artikeln das herauslesen, was einem zur Einordnung der Unterschiede weiterhilft. Man kann sich’s aber auch so merken:

 

Bach ist das, was er ist: Bach. Händel ist so wie Bach, bloß christlicher. Haydn ist so wie Händel, bloß jünger. Mozart ist so wie Haydn, sieht bloß besser aus. Beethoven ist so wie Mozart, bloß verspannter. Chopin ist so wie Beethoven, bloß nicht so verspannt. Tschaikowski ist so wie Chopin, bloß mit Orchester. Satie ist so wie Tschaikowski, bloß alberner. Ravel ist so wie Satie, bloß mit mehr Jazz. Gershwin ist wie Ravel, bloß mit noch mehr Jazz. Scott Joplin ist so wie Gershwin, bloß noch amerikanischer. Strawinsky ist so wie Scott Joplin, bloß atonal. Charles Ives ist wie Strawinsky, bloß derangierter. John Cage ist wie Charles Ives, bloß abzüglich der Musik.

 

Weil Bach nicht der Anfang aller Dinge ist, nicht mal der musikalischen, merkt man sich die Alte Musik parallel, bloß mit anderen Namen.

 

Soundtrack von dem Österreicher, der überhaupt gar nirgends reinpasst: Heinrich Ignaz Franz von Biber: die Rosenkranzsonaten von zwischen 1678 und 1687 — auf einer sechzehnmal verschieden verstimmten (“skordierten”) Geige und in sparsamer Instrumentierung, bloß noch mit zusätzlichem Continuo — nicht wie in dem Manga-Video angegeben auf Cembalo, sondern eher einer Truhenorgel oder was immer das sein soll, 1991:

 

Internet macht einsam

Nichts Neues — außer dass es oft nicht einsam genug macht. Es gibt auch gute Nachrichten: Facebook geht schon ein paar Internet-Generationen lang den Weg von Myspace, und Spotify hat sich nie darauf eingelassen, eine “Community” zu bilden, die Musikverbraucher dazu verleitet, ansonsten gutartigen Speicherplatz mit Bewertungen oder gar Kommentaren zu verunreinigen.

Spotify ist ein Segen — nicht allein wegen der ersten drei Platten der Herren Zupfgeigenhansel von 1976, 1977 und 1978, die allesamt Volkslieder heißen und deren Erwerb vor zwei Generationen in den meisten Fällen zugunsten solcher Künstler zurückstehen musste, die mein Vater bis heute “Eintagsfliegen” nennt: Bob Dylan, Rolling Stones, Neil Young und so. Ein Segen ist Spotify natürlich auch wegen denen, und weil man seine vollständigen LPs von Pink Floyd nicht mehr wertmindernd aus den Hüllen schütteln und mit einem im Lauf der Jahrzehnte fragwürdig gewordenen Saphir abwetzen muss.

Und dann buddelt man in den spotifyischen Tiefen ein obskures Divertimento von Mozart in c-Moll in einer Mono-Einspielung von anno 1963 aus, und die Werbung nach dem zweiten Satz fragt mich, ob ich die heißen und Hits und coolen Beats “will”. So was schimpft sich Datenkrake.

Doch, ich hab durchaus was verbergen; da können Sie jederzeit meine Mutter fragen, deren kompletten Datensatz man ja heutzutage von jedem Jeansladen mit Onlineshop erfahren müsste — zum Beispiel hab ich eine Jalousie vor dem Fenster und veröffentliche keine Gedichte, die als Akrostichon meiner Passwörter gebaut sind. Trotzdem ist Spotify nicht zuletzt deswegen ein Segen, weil es mich erfolgreich darüber zu beruhigen versteht, dass es einen irgend einen Papp über mich weiß.

Dann noch als Anregung, die Playlisten auf Spotify in gedeihlicher Weise zu nutzen — Tipp für Fortgeschrittene: Die besten Sachen findet man im “Künstler*in-Radio” — das erste Lied von Iris DeMent: Our Town, 1986, aus: Infamous Angel, 1992, live 2007 im Strathgarry House zu Perthshire für die Transatlantic Sessions 3, mit Emmylou Harris als zweite Stimme, Jerry Douglas an der quergelegten Dobro, Molly Mason am bockwurstbespannten Schrank, vulgo Kontrabass, und Aly Bain an der Fiedel. Oder was haben Sie von mir erwartet? Hippe Neuentdckungen mit heißen und Hits und coolen Beats? Jetzt bitte mal.

Fußballmuddi

Nix gegen Klampfenelfen. Den meisten kann man unbesehen zuhorchen, so richtig scheiße ist keine von denen. Aber, liebe Kinder, glaubt keinem Marketing-Text. Nicht mal, wenn er von einer Firma namens Schädelbonbon in Auftrag gegeben wurde:

Soccer Mommy, unsere Künstlerin zum Thema “RAD”, spielt für uns ‘Still Clean’, einen “gechillten aber irgendwie traurigen” Gitarrentrack im 90er-Jahre-Stil, in einem extra für sie nachgebauten 90er-Jahre-Schlafzimmer.

Skullcandy, 2019.

Setzen wir voraus, dass mit “RAD” nicht der Reichsarbeitsdienst gemeint ist, lässt sich zur Not ergoogeln, dass die Soccer Mommy entweder zum Thema Rapid Application Development, fürchterlich awesome oder in Diensten der Royal Academy of Dance singt; der Herkunft des Zitats nach aber vermutlich über drahtlose Kopfhörer (ausverkauft). — “Für uns”? Für wen genau? Für mich? Ach, hätt’s doch nicht gebraucht, das Mütterchen soll sich wegen mir bloß keinen Umstand machen — schon gar nicht, solange sie in ihrer musikalischen Auffassung einen wesentlichen Unterschied zwischen “gechillt” und “irgendwie traurig” macht.

Wenn eine etwas ratlos herumklampfende Nashvillerin des Jahrgangs 1997 Musik “im 90er-Jahre-Stil, in einem extra für sie nachgebauten 90er-Jahre-Schlafzimmer” macht — woran könnte ich wohl den 90er-Jahre-Stil erkennen, wenn er nicht im Teaser erwähnt stünde, sofern ich mich noch erinnern kann, dass die Musik der 90er (des 20. Jahrhunderts, mein ich) mit nicht viel anderem als Revivals der Jahrzehnte vorher beschäftigt war?

Und aus welchen Elementen baut man denn ein “90er-Jahre-Schlafzimmer” nach? In meiner Küche finde ich keine Prilblumen mehr, einen vom Vormieter übernommenen Hanuta-Aufkleber schon noch. Weder vor, in noch nach den 90ern hat mein Schlafzimmer ausgesehen wie der Parkplatz vom Schafhofer “Why Not”.

Und würde das jemandem auffallen, der sich nicht an Silvester 1999 auf 2000 erinnern kann? Ich zwar — nicht aus Altersgründen — auch nicht, aber solang ich mich für solche Fragen interessiere, kann ich nicht alt sein.

PS: Dem Material nach, das ich bis jetzt von der “Soccer Mommy” kenne, halte ich sie für von vornherein überschätzt, Nashville hin oder her.

D–A–d–f#–a–d; D–G–d–g–h–d

Nach ungefähr 25 Jahren wieder eine Mundharmonika in Betrieb genommen: Hohner Blues Harp, zum ersten Mal im Leben eine in A-Dur.

Nach einem halben Jahr wieder die Gitarre gestimmt: zum ersten Mal im Leben auf Open D. Angenehm simpel mit 3 von 6 Saiten als D, leider als Begleitung zum A-Hobel erst bei Kapo im 5. Bund verwendbar.

Memo to myself: Open G — noch primitiver, und der Kapo reicht im 2. Bund. Auch mit 3 Saiten als D. Die Physik ist ein schwieriges Fach.

Offene G-Stimmungen im Vergleich:
Beweisstück A: Joni Mitchell
auf Hunter, live 1970:

Beweisstück B: Keith Richards
auf Brown Sugar, live 1972:

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