Zur Einstimmung, was uns die Zukunft bringen kann, wenn wir nicht aufpassen.
Das hochgelobte und vielstrapazierte Wörtchen "Networking" im Internet – die verschiedenen Ansätze und was sie bringen, oder auch nicht (Quelle: Zitatsprengsel aus brand eins) http://www.sixtus.net/article/452_0_2_0_C/ :
"Lars Hinrichs glaubt nicht an Netzclubs mit derart strikten Regeln. Das
darf er auch nicht, denn seine Konkurrenz-Plattform Open Business Club
(OpenBC) verfolgt die entgegengesetzte Philosophie. „Wir sind
überzeugt, dass die Zukunft in offenen Netzwerken liegt“, sagt der
Hamburger. Tatsächlich gleicht OpenBC eher einer Party, auf der jeder
Gast seinen Lebenslauf und seine Arbeitszeugnisse mit sich herumträgt,
als einem elitären Business-Zirkel, zu dem nur Geladene Zutritt haben.
In den Standardeinstellungen gibt es bei OpenBC keinerlei
Kommunikationsbeschränkungen. Innerhalb des Systems wuchern obendrein
etliche Diskussionsforen und Clubs. OpenBC erinnert somit manchmal ein
wenig an die Online-Communities der späten Neunziger."
[…]
"Wenn Konstantin Guericke [LinkedIn] über offene Netze spricht, dann nimmt er gern
das Wort „Qualitätsflucht“ in den Mund. „Gerade Leute aus dem gehobenen
Management verlassen fluchtartig eine Plattform, wenn sie dort zu sehr
genervt werden“, sagt er."
[…]
"„Es stellt sich die Frage, ob Wissen zu teilen – und Kontakte sind ja
Wissen – eher einen Verlust oder einen Gewinn darstellt“, sagt Thomas
Burg. „Heute tendieren viele Menschen dazu, darin eine Chance zu sehen.
Es findet gerade ein Paradigmenwechsel, ein Kulturwechsel statt, der
auf dieser breiten Ebene vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen wäre.“
Der französische Internet-Unternehmer Loïc Le Meur pflichtet ihm bei:
„Früher wollten die Geschäftsleute alles geheim halten. Das Adressbuch
war angeblich das Unternehmenskapital und ähnlichen Quatsch hatten sie
im Kopf. Es geht um eine Gegenbewegung dazu: Offenheit, Transparenz,
Klarheit. Es geht darum, die Open-Source-Idee auf die Geschäftswelt
auszudehnen.“
Konstantin Guericke klingt da weit weniger revolutionär: „LinkedIn
zeigt, dass die Geschäftswelt ein viel kleinerer Ort ist, als die
Menschen allgemein glauben. Ich hoffe, die Leute ziehen daraus den
Schluss, dass es das Beste ist, sich wie in einem Dorf zu verhalten, wo
man sich nicht verstecken kann und ständig mit den Konsequenzen seiner
Handlungen konfrontiert wird.“ —
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Dieser Artikel aus brand eins ist jetzt genau ein Jahr alt. Wie wahr.
Meine derzeitige Erfahrung als openBC-Mitglied ist die von Guericke. Und ich gehe, undiplomatisch wie ich bin, noch einen Schritt weiter: "Wer überall ganz offen ist, ist irgendwo nicht ganz dicht."
Und zwar sowohl privat als auch gerade im Business. Man kann sich mit nichts mehr schaden als alle Geschäftskontakte offenlegend, vollkommen transparent und vollkommen naiv diskutierend durchs Internet zu wandern, das betrifft die Datensicherheit, die bei interaktiven System wie der social software noch arg in den Kinderschuhen steckt oder gänzlich – bewusst? – ignoriert wird (wem gehören die Daten, die Informationen, die ich interaktiv liefere, dem Hostserver oder mir, darf der Host sie und mein Profil einsehen, darf er sie gar weitergeben – ich denke nicht), und das betrifft auch wertvolle Informationen, die ich durch meine Vorlieben, Sprachfarben und Wortverwendung unfreiwillig, unwissentlich gebe. Indem ich mich zum Beispiel offen (wie es sich angeblich für einen modernen Menschen gehöre) zu Themen "Was ist für mich nachhaltiger Erfolg" oder gar zu Grenzwertigem wie "Was bringt Frauen ins Rotlichtviertel" äußern würde. I don’t. Was wäre, wenn man ein Psycho-Profil von mir aufgrund meiner Sprachmuster macht und mir plötzlich reihenweise Berater jedweder Kulör aus meinem Netzwerk ungefragt ihr Ohr leihen, freundliche PNs schicken – weil ich als Einzelunternehmer vielleicht software-erkanntermaßen verzweifelt und allein mich fühle – meine mögliche Hilflosigkeit und Drang nach "endlich finanzieller Erfolg" ausnützen und anschließend ihre überteuerten Psychokurse andrehen? Die Software dazu gibt es längst. Dazu auch folgender Zeitartikel über die wachsende Grauzone zwischen Wirtschaft und Psychologie/Spiritualtät/Sekten http://www.zeit.de/archiv/2001/16/200116_glauben_psychofi.xml?page=all
Auszug aus der ZEIT: »Dieses Institut« ist nur ein Beispiel eines neuen Phänomens. Nach der großen
Zeit von Hippie-Sekten (Siebziger) und Scientology (Achtziger) wächst eine neue
Generation von so genannten Psychokulten heran. Die New Economy ist der perfekte
Ort, um leichtgläubige Opfer zu finden: Sie tarnen ihre Mission als
Persönlichkeitstraining. Die Ausbildung reicht nicht mehr aus, proklamieren sie,
lebenslanges Lernen auch nicht, es gehe um den vollen persönlichen Einsatz in
der Arbeit, um emotionale Intelligenz, Kreativität, Teamgeist. Der Markt boomt
für persönliches Coaching. Hier hat sich eine Tür geöffnet für Gruppen, die
irgendwo zwischen Esoterik und Psychotherapie operieren, denen es aber gar nicht
um die Weiterentwicklung der Persönlichkeit geht. Sie wollen eine langfristige
Beeinflussung, es geht um Geld und Macht."
Fazit: Mein derzeitiger Status bei openBC: noch Premium-Mitglied, aber "pending" (von meiner Seite aus]. Oder wie Uralt-Schlitzohr Beckenbauer sagte. "Schaun mer mal und gucken dann."
Das Imperium Vroni beobachtet jedenfalls zurück. Was alle Aktivitäten und Hypes des sogenannten Web 2.0 betrifft. Es gibt in meinen Augen keine Schwarmintelligenz durch grenzenloses Weitergeben von Wissen, das ist ein Hype und zwar ein dummer, um uns zu verführen uns zu offen preiszugeben. Es gibt nur menschliche Schwarmdummheit. Denn sogar im Schwarm sind uns die Viecher über.
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