Ein Paket mit den Ausmaßen von 120 cm x 60 cm x 60 cm bis 31,5 kg kostet auf dem Stand von Weihnachten 2021 gerade mal 16,49 Euro Porto. Das ist die Hälfte von einem Bayernticket, mit dem Sie Ihre eigene werte Person zu einer Familienweihnachtsfeier verfrachten müssten. Und dafür kriegen Sie 63 Kilo Altpapier los, wenn Sie’s als Weiterreichen Ihrer Bücherschätze ausgeben.
Wiegen Sie mehr als 63 Kilo? Dann wissen Sie ja, was Sie Weihnachten anfangen.
Soundtrack: George Harrison: My Sweet Lord, aus: All Things Must Pass, 1970, restauriert und mit taufrischem Video, 2021. Keine Ahnung, für wen das spricht, dass ich an den darin auftretenden Prominenzen gerade mal Weird Al Yankovic und Kate Micucci ungestützt erkannt hab:
Beim Versuch, mal wieder einer Performance der schätzbaren Marina “The Artist is Present” Abramović beizuwohnen, bei der schätzbaren Christine “Birte Schneider” Prayon gelandet; noch während der Präambel weggedöst. Beim Aufwachen hat sie immer noch gelesen.
Man hat immer die Auswahl: Entweder früh beizeiten losgehen, wo noch der Vollmond über Thalkirchen thront, damit man den Mandarinenten auf dem Tümpel Richtung Schloss Schwaneck beim Aufwachen zuschauen — und zuhören! — kann, oder so spät, dass in Schäftlarn schon der Klosterladen offen hat (Mittwoch bis Samstag 14 bis 17, Sonn- und Feiertage 11 bis 17 Uhr), damit man einem zum Strafdienst verdonnerten Internatsinsassen ein Pfund Honig abkaufen kann.
Diesmal war’s die Frühversion:
Das Kloster steht seit anno salutis 762 und hoffentlich noch ein paar Tage; meine eigenen liebsten Dokumentationen waren Von München bis Venedig (fast) mit den meisten, seit 2010 leider deteriorierten Bildern, und Zwei Klavier-Trios und zwei Violoncello-Sonaten mit der besten Begründung, warum man sowas gelegentlich machen muss.
Maria Rast spricht sich beiläufig mit kurzem a, weil es sonst das Gegenteil hieße, und bringt momentan den Anfang des beliebtesten aller Psalmen in etwas fragwürdiger, dazu noch allzu verletzbarer, aber höchst ansprechender Umsetzung. Offenbar haben die Eichkatzeln schon drei Kiesel entführt:
Herr ist mein hirte mir wird nichts mangeln weidet mich auf einer aue und führet mich zum frischem wasser psalm 23
Sic, Schreibung wie in Maria Rast vorgefunden. “Mir wird nichts mangeln” — außer Honig halt. Man hat immer die Auswahl.
Soundtrack:Cellosonate op. 102 Nr. 1 mit Sviatoslav Richter und Mstislav Rostropovich, live ca. 1961–1963, von Beethoven für die auf dem Schäftlarner Klosterfriedhof begrabene Marie von Erdődy 1815:
Die Erschaffung einer kleinen Blume ist das Werk von Jahrtausenden.
William Blake
Impressionen nach all den Corona-Aufregungen.
Die Flusslandschaft mitten in München wirkt an diesem Mittwoch Abend erstaunlich wild und unberührt. Trotz der Massen, die seit dem Frühjahr in der Zeitung standen – trotz der abendlichen Grillschwaden an den Wochenenden.
Der Sommer ist vorbei und herbsteln tuts. Zeit für einen Datschi und Zeit, rechtzeitig wilden Beifuß zu sammeln für die Ente an Weihnachten.
Jahrelang war ich dieser lahmen Ente Firefox treu. Doch was sie sich jetzt leistet, was soll man da sagen.
Vergangen die Jahre des Aufbruchs als das noch ein flotter Browser war.
Zähflüssig, langsam, stockende Streamings, Webseiten, die sonst schnell gingen, brauchen nun eine gefühlte Ewigkeit um sich aufzubauen. Ich nehme das an 2 sehr unterschiedlichen Rechnern wahr, wovon der eine eine flotte Menge an Arbeitsspeicher hat. Es gibt – früher schnell öffnende – Seiten, da kann ich mir jetzt in der Zwischenzeit Wasser kochen und einen Tee zubereiten, rödelt dieser Browser immer noch. Und zwar schön mit nix also weiß mit dem grauen Rödelrädchen in der Mitte.
Die weitere Unart dieses Unbrowsers seit ungefähr einem Jahr, sich uralte ehemals eingegebene Passwörter zu merken und dafür die neuen gespeicherten zu killen, nahm ich noch mit Gleichmut hin. Aber jetzt zucken meine Krallen.
Gruß an den Rödelfuchs,
der Kater, der zum Schreiben dieses Beitrags auch erst nach 10 Minuten rein gekommen ist. Meh.
Wir haben ja, falls uns jemand schon immer mal was schenken wollte, im Abstand von zwei Tagen — und ich sag jetzt nicht, wie vielen Jahren — Geburtstag. Zwei dickschädelige, genusssüchtige Stiere im selben Haushalt, das kann ja nicht gutgehen, dafür können Sie uns einmal was Großes stiften, statt sich zweimal was Mickriges zu überlegen.
Vroni ist auch heuer wieder Erste, ich muss also mit dem Geschenk vorlegen. Torte. Torte ist immer gut, vor allem für genusssüchtige Stiere. Buttercreme, Schwarzwälder Kirsch mit dem nötigen Schuss Kirschwasser. Natürlich online bestellt, weil wir wegen drohendem Verwandtschaftsbefall die Wohnung nach allen bekannten Himmelsrichtungen putzen müssen und unsere Geburtstage auf mehrere Tage verteilt stundenweise feiern müssen. Gut so, da hat man länger was davon, die Katzen werden vom Staubsauger mal wieder zur ihnen anstehenden Demut angehalten, und eigentlich haben wir, falls sie mitliest, unsere Verwandtschaft ja recht lieb.
Die Torte wird am angeklickten Wunsch-Liefertermin mit unschlagbarer Zuverlässigkeit natürlich nicht geliefert. Der Puffertag vorher war blind und nicht anklickbar, vielleicht haben ja am 3. Mai ja besonders viele Leute Geburtstag oder einen vorausplanbaren Schmacht auf Buttercremetorten. Macht nix, wir überblicken vor lauter Staubsaugen und nebelfeuchtem Nachwischen an den gesaugten Stellen sowieso kein Datum mehr, außerdem soll das Ding voll Schnaps sein, damit werden einem eh viel mehr Sachen wurschtegal, da nehmen wir am Puffertag zwischen unser beider Gruftigedächtnisterminen kleine Gaben Alkohols dankbar entgegen.
Bei Redaktionsschluss hielten die Reinigungsarbeiten noch an, nicht anders als die Alkoholzufuhr nach den allzu geringen Dosen, die in einer mehr oder weniger anklickbaren Schwarzwälder Kirschtorte enthalten sind. There is no such thing as too much schnaps in the house, sagen die Chinesen, was aber ein Übersetzungsfehler sein kann.
Was würdet ihr uns schenken? Würdet ihr es unkompliziert überweisen können oder würde jemand es mühsam basteln müssen? Wie viel Schnaps gehört in eine Torte und wie viel in einen genusssüchtigen Stier? Schreibt’s uns in die Kommentare, lasst uns’n Like und’n Abo da und folgt uns für mehr Lifehacks!
Soundtrack:Ярослав Сумишевскийfeaturing die фолк-группа “Клевер” mit dem funkelnden Kristall unter den russischen Volksliedern: Ой, то не вечер ab ca. 1880, vermutlich Ende 2017 live aufgenommen unter erschwerten Bedingungen des Verwandtschaftsbefalls (jedenfalls tut die фолк-группа erfolgreich so, als ob sie verwandt wäre), daher mit ihrem unverschämten Schmalz- und Schnulzfaktor die schönste Version, die ich mit meinen leider gar zu porösen Russischkenntnissen finden konnte. Und unsereins zahlt für Spotify und lässt die Quetsche im Keller verrosten. Und jetz’ alle:
Wir brauchen noch mindestens ein Jahr Lockdown, sonst werden wir mit nichts fertig.
Mit der Arbeit sowieso nicht, die höret nimmer auf; mit der Freizeit schon gleich gar nicht. Wobei es mehr Spaß macht, letztere zu optimieren: Andere Leute haben daheim eine Nebelmaschine, alles von Grateful Dead auf Vinyl und ausreichende Mengen Bier, das trägt schon mal recht weit. Ins Jahr 1968 oder sonst eins von den Jahren, auf die es ankommt, zum Beispiel.
Unsereins hat daheim nicht mal eine Kaffeemaschine, dafür einen Spotify-Account gratis voller Werbung und bis jetzt noch ausreichende Mengen Leitungswasser, das trägt einen jeden Tag ein paar entscheidende Minuten später an einen gedeckten Frühstückstisch. Bei gleichbleibender Zeitverschiebung müssten wir nächstes Jahr um diese Zeit wieder so frühstücken, dass man am Abend wieder guten Gewissens anfängt, über Bier nachzudenken.
“Lockdown” heißt doch, dass einer sich niedersetzt und abgedichtet wird, oder nicht?
Die Zeit ist aus den Fugen. Fluch der Pein, Muß ich sie herzustelln geboren sein!
William Shakespeare. Hamlet, Akt I 5. Szene
Ein Kater ist leider zu nix geboren. Außer zum Abhängen und Mäuse fressen.
Macht was drauß’, stellt die Zeit wieder her. Bekommt eure Pandemie in den Griff, die nur davon kommt, dass ihr zunehmend Wildtiere fresst und global herum wandert. Was nur einem Kater wie mir oder dem Wolf und dem Tiger zusteht.
Lockdown findet ja vor allem im Kopf statt. Auf der Straße sieht man jedenfalls nix davon.
Die Straße, die ich vom Fenster aus im Blick hab, wird dieser Tage im allerengsten Sinne des Wortes abgeschlossen: mit der letzten Asphaltschicht auf den schmuck schwarzglänzenden Teer. Das war per Flyer vom Oberbürgermeister persönlich für 4. Dezember versprochen, ist also gar nicht mal so schlimm verspätet. Das Foto nebenan hat also ab sofort einen überaus dokumentarischen Seltenheitswert.
Und ab sofort kann man wieder mit dem Auto durch die Reifenstuelstraße. Muss man aber nicht, und vor allem: Wer kann sich heute noch ein Auto leisten? Das Gefühl wohligen Nichts-Müssens muss mit dem Lockdown zu tun haben, die dauerpanische Existenzangst macht widerwillig jener gallig heiteren Auffassung Platz, dass einen das Leben doch langsam kreuzweise kann: Alles den Bach runter? — Ja, und jetzt? Soll ich weinen oder lieber kotzen? Sucht euch was aus, vielleicht mach ich’s, falls ich heuer oder nächstes Jahr mal dazu komm.
Gestern hab ich die fast fertig asphaltierte Reifenstuelstraße dazu benutzt, eine Weihnachtsente aufzutreiben: über eine Stunde zu Fuß zum Händler für Kronen-Enten unseres Vertrauens — ohne öffentliche Verkehrsmittel, damit einem keiner was nachsagen kann. Vor allem ohne Auto lernt man dabei, dass Ober- und Untergiesing richtig was gleich-, aber grundverschieden ausschauen, und wird unterwegs sogar noch unabhängig voneinander von zwei local Beauties angelacht, weil man so ein rüstiger Wandersbursch ist; im Bus passiert einem das garantiert nie.
Vor allem kommt man mit dem Bus nicht über den Ostfriedhof. Auf dem lernt man, egal ob gerade eine Seuche mit oder ohne Lockdown tobt oder nicht: Schlimmer als so wird’s langfristig nicht.
Ist das Fatalismus oder Defätismus? Und braucht man wirklich ein Fremdwort dazu? Wurscht: Wie schön, dass man auch das ignorieren kann. Aber nicht muss. Geil.
Buidl: Fernkälte-Rohre, Baustelle Reifenstuelstraße, ca. November 2020, schenk i Eahna.
Die Verschärfung von der Verschärfung der Maßnahmen
Wenn am Schluss jeder allein in seinem Zimmer hockt und sich durch eine Klappe das Essen bringen lässt. Noch mehr Verschärfung geht nicht. Im Frontalkortex macht sich eine seltsame Stimmung breit.
Sieh, die Sonne sinkt! Eh sie sinkt, eh mich Greisen ergreift im Moore Nebelduft, entzahnte Kiefer schnattern und das schlotternde Gebein, Trunken vom letzten Strahl reiß mich, ein Feuermeer mir im schäumenden Aug, mich geblendeten Taumelnden in der Hölle nächtliches Tor.
Göthe.
Den modrige Nebelduft des faustig-fuchteligen Dichterfürsten in Ehren. Doch genau heut’ im November riecht es im herbstlichen Garten ziemlich lecker nach frisch gewendetem Heu.
Ihr müsst wissen, bin in einem Haus am fränkischen Waldrand aufgewachsen, neben blühenden Wiesen. Nach der Mahd und dem Heuwenden, was damals noch dreimal stattgefunden hat, hat es dermaßen geduftet. Und heut riecht es im urbanen Innenhof der bayrischen Metropole ganz genau danach, hab keine Ahnung warum. Nirgends Heu zu sehen. Bombastique. Mrrrp.
Als Wesen mit Ruhebedürfnis, Sinn für Behaglichkeit und Ästhetik hätte ich als Kater noch mehr Anti-Gründe. Zum Beispiel der Suchtcharakter Stufe 10, der Neurotizismus-Faktor 10 von 10, die nicht wieder einholbare Zeitverschwendung und die inflationäre und unmotivierte Verwendung von hässlichen und dummen Emojis.
WhatsApp-Gepingel – die Kontrolle über das eigene Leben verloren
Der Kater
E-Mails sind auch nervig, aber nicht so nervig wie das. Einfache Gleichung für Zeit-Optimierer: 10 WhatsApp-Nachrichten auf 4 Stunden verteilt ist auf dem Zeitklau- und Nerv-o-Meter ungleich 1 E-Mail in 1 Minute gelesen.
Wer gute Nachbarn hat, bekommt einen guten Morgen. (Sprichwort)
Irgendwer hat’s ihm noch nicht gesagt. Dass Corona ist und man Abstand halten soll. Six feet und six seconds. Denn er setzt mir Kater distanzlos immer weiter nach bis auf Nasenkontakt, um mir den Namen zu zeigen, den er auszusprechen nicht in der Lage ist. Obwohl ich verzweifelt und deutlich meine 3 Katerlängen Abstand suche. Und kurz davor bin, vor Zorn einen gstandenen Fluchtkatzbuckel zu machen.
Er kann die Sprache nicht – Problem 1 – und ist Pizzabote für einen der Mieter hier: Problem 2.
Gern will ich ihm trotzdem weiterhelfen, denn den Namen der Bestellerin findet er nirgendwo auf dem Klingelbrett.
Nach krallenscharfem Nachdenken werden von mir die Wohnenden im 1. Stock ermittelt. Nur heißt der Mieter leider anders. Auf der Schachtel steht eine Frau. Wenn ich als plüschiger Kater nicht durch abendliches Miau von Terrasse zu Balkon wüsste, dass es dann einfach dem seine Freundin aus Ösiland sein muss. Logisch. Die mit dem ständig knurrenden Yorkshire-Hündchen.
Nachbar-Schwatz ist wichtig. Von Kater zu Hund zu Herrchen zwischen Blumenbeet und Mülleimer. Ja, der spießige Schwatz, den vom letzten Jahrhundert. Aber: Man muss als erster ein freundliches Miau einpflegen. Von alleine erzählen einem wachen aufmerksamen Kater die knurrenden Yorkshires und jungen Mieter hier nix. Sondern huschen mit ihrem gottverdammten, ständig eingeschalteten SchmatzPhone gebückt in ihre Bude. Wie ein Schatten im Krieg …
Und wenn die Pizzen auf den Namen der hungrigen Freundin bestellt werden, deren Name gar nicht auf dem Klingelschild ist, tja: dann auch hungern wie im Krieg.
Gruß mit Miau
Der Kater
Beim Auszug hat der Kater für nachbarliche Dienste gegen das babylonische Sprach- und Namenschaos vom Mieter ein Weißbier gekriegt. Und das Herrchen Pralinen. Geht doch.
Michail Gorbatschow, der damals mächtigste Mann jenseits des Eisernen Vorhangs, mit dem politischen Konzept „Glasnost und Perestroika“. Er strebte das gemeinsame Haus Europa” an – mit einer tiefgreifenden Erneuerung der westlichen Strukturen, Institutionen und Denkweisen.
Was jetzt von den Verantwortlichen als alternativlos und verantwortungsvoll gepriesen wird, dieser Flickerlteppich-Föderal-Lockdown kommt als Aktion genau 4 Wochen zu spät.
Die in einer einzigen Woche dramatisch fünffach gestiegenen Infektionszahlen sprechen für sich. Wir hätten spätestens am 25. Februar so handeln sollen. Es ist leider vorbei.
Es stört aber auch keinen, dass die Chance vorbei ist. Keiner stürzt sich in die Isar oder läuft mit einem Plakat durch die Straßen “Das Ende ist nah”. Was berechtigt wäre. Das ist es aber. In wiederum 2 Wochen werden eure Turnhallen gefüllt sein mit Betten vor Leuten mit Atemnot, die nicht mehr in die Krankenhäuser passen, weil diese jetzt schon ohne eure Coronafälle voll sind.
Ihr werdet noch an diesen Satz denken.
Und die Hipster des Glockenbachviertels sind jung, halten sich aufgrund ihrer Jugend für unverletzlich, sitzen immer noch dicht an dicht in ihren Kneipen und labern. Denn sie verstehen vor lauter Gnocchi, Penne all’arrabbiata und bella ciao ciao ciao nicht das wirklich wichtige Italienisch “Stare a casa!”: Zuhause bleiben!
Warum macht keiner die Virenschleuder Kneipen zu?
Das P1 kann es doch auch.
Countries with largest increase in cases Stand 13. März 2020
“Doktor Schnabel von Rom” (“Doctor Beak from Rome”), engraving, Rome 1656. Physician attire for protection from the Bubonic plague or Black death. I. Columbina (Zeichner), Paul Fürst (Kupferstecher) / Public domain
Passt gut auf euch auf! Der Kater, der 9 Leben hat. 8 mehr als ihr.
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