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Kategorie: Der Geiz, der Bruder von Schwester Habsucht und Neffe von Tante Gier (Seite 1 von 3)

Staying Home for Christmas

Update zum Verhalten im Weihnachtsfall vor zehn Jahren:

Ein Paket mit den Ausmaßen von 120 cm x 60 cm x 60 cm bis 31,5 kg kostet auf dem Stand von Weihnachten 2021 gerade mal 16,49 Euro Porto. Das ist die Hälfte von einem Bayernticket, mit dem Sie Ihre eigene werte Person zu einer Familienweihnachtsfeier verfrachten müssten. Und dafür kriegen Sie 63 Kilo Altpapier los, wenn Sie’s als Weiterreichen Ihrer Bücherschätze ausgeben.

Wiegen Sie mehr als 63 Kilo? Dann wissen Sie ja, was Sie Weihnachten anfangen.

Soundtrack: George Harrison: My Sweet Lord, aus: All Things Must Pass, 1970, restauriert und mit taufrischem Video, 2021. Keine Ahnung, für wen das spricht, dass ich an den darin auftretenden Prominenzen gerade mal Weird Al Yankovic und Kate Micucci ungestützt erkannt hab:

Wir sind die, die mit den letzten 70 Euro endlich die Welt retten wollen, wenn es doch sonst keiner macht

Wenn einer zu spät kam, hat mein Lehrer immer gesagt: “Jaja, Arbeit ist Kraft mal Weg”; wenn sich einer beklagte, dass die Zeit für die Schulaufgabe zu kurz war: “Jaja, Leistung ist Arbeit pro Zeit”, und das war nur der Deutschlehrer.

Im September 2021 betrug die Inflation 4,1 %, noch im August nur 3,9 %. Heizöl ist gerade innerhalb eines Jahres 76,5 % teurer geworden, Benzin 28,4 % — mal so als Beispiel. Ob das noch der gewohnte Klassenkampf von oben oder schon Enteignung ist, können gern mal welche diskutieren, die vor lauter Pfandflaschensammeln noch zu irgendwas kommen (und zu ihrer ölbeheizten Wohnung mit einem Auitomobil gefahren sind). Wenn Ihr Einkommen auch um 76,5 % gestiegen ist: Glückwunsch und weiterhin viel Spaß beim Geldzählen, Investieren und Das-Geld-für-sich-arbeiten-Lassen.

Wie das zusammenhängt? — Die Kassenpatienten, die von Jugend auf mit dem Versuch befasst waren, ein guter Mensch zu sein und sich auf Grundlage von Haben oder Sein fürs Sein entschieden haben, können sich in gar zu absehbarer Zeit ihr eigenes Begräbnis nicht leisten, weil es den Tod mitnichten umsonst gibt. In einem freien Land wie dem hiesigen bedeutet das, nicht wegen seiner Unfähigkeit zu handeln hingerichtet zu werden, sondern unter Verweis auf Freiheit und Chancengleichheit ausgehungert. Andere als sozial breit akzeptierte Mittel sind noch nicht wieder zu vermitteln. Bis sie es sind, bin ich hoffentlich schon sozialverträglich entschlafen.

Wenn ich schon die Auswahl hab, nehm ich trotzdem die Demokratie, denn Demokratie dient der Illusion, eine Auswahl zu haben. Deswegen beschwer ich mich auch nicht, solange ich noch was zu verlieren hab. Geld zum Beispiel, oder in meiner Freizeit: Körpergewicht. Wachstum zählt ja nur in seiner statistischen Gesamtheit.

Nur bei Katzen kommt es nicht darauf an, eine zu haben, sondern eine zu sein.

Oder anders: Wenn Aschenputtel der Schuh so toll passt, warum hat sie ihn dann verloren?

Soundtrack: Maike Rosa Vogel: Unser Geld ist wichtiger als ihr,
aus: Eine Wirklichkeit, 2020:

Bonus Track: dieselbe: So Leute wie ich, aus: Fünf Minuten, 2012:

I drank ten pints of beer and I cursed all the people there

At the time, I was working for a landlord
And he was the meanest bastard that you have ever seen
And to lose a single penny would grieve him awful sore
And he was a miserable bollocks and a bitch’s bastard’s whore.

The Pogues, a. a. O., 1984.

Immobilienmakler sind goldig. Die kennen alle ein einziges Lied, das nur aus dem Refrain besteht; der geht:

Lage, Lage, Lage.

und das singen sie jetzt den ganzen Tag. Süß. Wenn es nicht so zynisch wäre.

Schlachthof München, August 2021Man freut sich nicht, wenn einem innerhalb eines Google-Suchlaufs der Sinn des Lebens, nein: der Wert der eigengenutzten Immobilie auf die Hälfte zusammensackt, und innerhalb eines weiteren solchen auf ein Viertel.

Nicht dass man sich selbst in der Isarvorstadt, vulgo Glockenbachvierel, durch die schiere Tätigkeit des Wohnens im noch laufenden Leben als Millionär wiederzufinden erhofft hätte. Allerdings hätte man sich in einer “Lage. Lage, Lage”, deren Wert sich angeblich immer noch aller zehn Jahre verdoppelt, gewünscht, dass die prospektiven Erben einen gewissen Gegenwert für zwei verdaddelte Leben davontragen.

Wenn man trotz lebenslänglicher Vermögensbildung und praktischer Altersvorsorge verarmen wird, kann man seine Burg doch wenigstens verrenten, oder nicht?

Im August 2021 stand die Inflation bei 3,9 %. Aber ich bin der Zyniker, gell?

Rechenbeispiel:

And it’s lend me ten pounds, and I’ll buy you a drink,
And mother, wake me early in the morning.

The Pogues: Boys from the County Hell, aus: Red Roses for Me, 1984:

Buidl: Plakat am Schlachthof München, selbergemacht August 2021.

Wer Zigaretten durch Stangensellerie ersetzt, kann bis zu 100 % von dem reduzieren, was er noch vom Leben hat

Hier sollten meine empathischen Auslassungen darüber stehen, was das Wetter doch für eine Katastrophe ist, im Ausgleich zum #jokergate eines hämischen Kapitalisten, den ich zu meinem Kanzler wählen soll, weil die Auswahl zu ihm mehr Fehler im Lebenslauf hat als mein Lebenslauf Kundenreferenzen. Das wird aber gerade so wenig helfen wie sich das Hirn von ein paar alten Folgen Tom und Jerry breitklopfen zu lassen. Das bleibt wenigstens kostenneutral. Als Angehöriger der dienenden Klassen war ich immer darauf angewiesen, für mein bisschen Geld meine Arbeit anzubieten, der Arbeit-Geber war ein Leben lang ich. Und zwar länger als mein Vater, der mich verächtlich dafür anschaut, dass ich ein längeres Arbeitsleben lang, als er bis zur Frühpension hatte, immer noch weniger rauskrieg als er, ob er sich nun früh oder spät aus dem Bett quält oder nicht. In all den Arbeitsjahren hätte ich mir das Hirn von weniger alten Folgen Tom und Jerry breitklopfen lassen können, als Unterschied erwarte ich jedenfalls nicht so viel, dass es einen Unterschied macht, immerhin verbietet es sich aus meinem gesellschaftlichen “Status”, meine Rechte anwaltlich einzuklagen, weil ich leider auf meine Rechte angewiesen bin: Geld, wie erwähnt. Während Kapitalisten Kapitalistensachen machen, schreib ich schon mal in meine Patientenverfügung: Wenn meine Behandlung der Krankenkasse zu teuer wird, dürft ihr mir sofort das letzte Lebenslichtlein ausknipsen, damit ich niemandem zur Last falle, gell. Und wenn ich mir jetzt gefälligst in Ruhe das Hirn von ein paar alten Folgen Tom und Jerry breitkopfen lassen dürfte.

Soundtrack: Slime: Lustig lustig ihr lieben Brüder,
aus: Viva la muerte, 1992 (nur auf der LP, nicht der CD):

Resignation ist noch zu viel Engagement

Ausschreibungen? Für die Katz’!

 

Wenn man verletzt gewinnt, steigert das natürlich den Stellenwert eines Siegers, aber Verletzungen können nicht der Preis für Erfolge sein.

Steffi Graf

 

Schwarze Katze auf dunklem Hintergrund

Neulich. Schwarze Gedanken und ein sehr dunkelgrauer Test

Wieder eine Anfrage, diesmal eine Ausschreibung eines Trägers im Freistaat. Es ging früher schon nichts bei kommunalen und staatlichen Trägern. Man hörte gemeinhin nie wieder etwas von denen, egal wie viel Mühe man sich als Büro gab und egal, ob man über eine Woche oder länger an diesen Bürokratie-Frechheiten saß.

Ich grübelte diesmal nicht lange herum wie früher, sondern fackelte nicht. Sendete finster entschlossen ein lebensgefährlich niedriges Gebot ab. Riskante Sache. Wer damit wider Erwarten genommen wird, kann beim Staat nicht mehr abspringen, nix Angebotsfreiheit. Man blockiert seine Ressourcen, muss zur Strafe viel rödeln und zu einem kaum rentablen Preis abliefern.

Ergebnis meines Tests um zu sehen, ab welchem Punkt es den Zuschlag gibt: Es gab anscheinend jemanden, der niedriger bot. Jessas.

 

Spirale nach unten

Jetzt weiß ich, wie niedrig meine Branchenkollegen bei Ausschreibungen bieten. Man müsste wirklich Schwarzmarktpreise reinschreiben, um halbwegs mithalten zu können. Und selbst diese sind zuweilen nicht mehr niedrig genug. Preise, mit denen sich kein einzelner Mensch, schon gar kein Büro mit Mitarbeitern je über Wasser halten kann. Bis zu Arbeiten für Gotteslohn.

 

A bissi wos geht oiwei

Nicht jeder lässt sich davon abschrecken. Manche Bieter haben genau diese frustrierenden Erfahrungen gesammelt. Aber verhalten sich in Zukunft konsequent anders:

Der Trickser-Bieter

Er hat einen taktisch guten Grund, als Anbieter bei einem kleinen Erstprojekt extrem zu dumpen. Dumping nicht als Selbstschädigung, sondern als raffinierter taktischer Trick. Dann, wenn im Anschluss ein wesentlich größerer Folgeauftrag winkt, bei dem genau wieder der gleiche Anbieter genommen werden muss. Da er sich dann inzwischen auskennt und es kein anderer mehr machen kann. Genau das ist das Spiel. Hier in dem Testfall gut möglich gewesen, weil tatsächlich nach den Entwicklungsarbeiten die richtig große Site gebaut werden sollte.

 

Aber dann:

Der Trickser-Ausschreiber

Es ist möglich, dass dann zwar der eigene Bieterpreis tatsächlich der niedrigste war, aber unzulässig nach Gebotsabgabefrist bei anderen nachverhandelt wurde. Weil man unbedingt sein Freunderl drin haben wollte und keinen Neuen.

Es ist auch möglich, als Ausschreiber nachträglich nach Abgabefrist bestimmte Verwaltungs-Kriterien zu ändern oder diese, falls sie den Bietern unbekannt waren, plötzlich ins Feld zu führen. Um jemanden nicht nehmen zu müssen. Sondern den Favoriten, der von Anfang an feststand.

 

Kann man etwas gegen tricksende Konkurrenz und gegen tricksende Ausschreiber tun?

Obwohl das hoch intransparent und oft eine linke Tour ist: Rechtlich kann man als Bieter kaum was machen. Die Nachprüfungsbehörde, die neutral und unabhängig definiert ist, besteht in der Praxis nur aus Verwaltungsfachleuten. Und die entscheiden in der Regel für die ausschreibende Verwaltung, fast nie für den Bieter. Auch hirnrissig niedrige Bietpreise gehen zu häufig problemlos durch. Heimliche, kungelige Vereinbarungen oder Festlegungen auf einen Favoriten vor der Frist sind kaum nachweisbar.

 

Schwarz-samtige Lösung

Wenn ich mich je erneut zu einer Ausschreibung hinreißen lasse, dann nur, wenn ich jemanden dort kenne, persönlich gut kenne ; -)

 

Murmeltiertag

Diese Erfahrung ist beinahe deckungsgleich mit meinen früheren Erfahrungen mit einem Münchner Träger. Ein öffentliches Institut der Forschung mit einem guten Namen. Jahrelang bekam ich von ihnen, eine Ausschreibung “Erstellung einer Broschüre, Gestaltung und Satz”, angefragt. Jedes Jahr bot ich etwas niedriger als im letzten Jahr: nichts! Nie wurde es etwas. Bis ich eines Tages die Faxen dick hatte und fuchsteufelswild Dumping betrieb: 20 EUR pro Seite inkl. Gestaltung und Satz und Bildbearbeitung, jawoll!

 

Rückwärts-Auktion?

Ich bekam tatsächlich nach Ende der Angebotsfrist einen Anruf. Um mir mitzuteilen, dass ein anderes Büro preislich genau so liege, es aber im Unterschied zu mir den kompletten Druck mitbezahlte.

Mir kam die Anruferstimme so vor, als schwänge im Ton eine Aufforderung mit, meine Sterne jetzt neu zu ordnen. Quasi das Eisen zu schmieden solange es noch heiß ist und zu erklären, einfach ebenfalls den Druck mit dazu zu nehmen zum gleichen Endpreis wie vorher. Vielleicht noch ein Extra-Schmankerl dazu zu geben. Als ob wir, statt Dienstleister mit individuellen, nicht skalierbaren Anforderungen, Fischer auf einer Rückwärts-Fischauktion seien.

Ich verzichtete im Telefonat auf die provokante Fischmarkt-Metapher und auch auf betriebswirtschaftlich vernünftige Betrachtungen über die begrenzt skalierbare Zeit und das kaum skalierbare Geld der Kriegskasse eines freien Dienstleisters. Es wäre einfach nicht gegangen, auch noch den Druck für Null mit zu bezahlen. Ich hätte, wäre ich darauf eingegangen, dunkelroteste Miese gemacht. Das misstrauische Finanzamt hätte gefragt: Was machstdu, machstdu Hobby?

Es interessiert Verwaltungsleute einfach nicht. Sie verstehen es auch nicht. Blieb also freundlich und stellte mich dumm, den korrumptiv klingenden mitschwingenden Ton je gehört zu haben. Danach war Ruhe mit diesen richtig Arbeit machenden jährlichen Ausschreibungs-Anfragen.

 

Dunkelschwarzes Fazit

Ich weiß nicht, ob ich ein gutes Büro bin, auf diese Weise jedenfalls bekommen Ausschreibende keine guten Büros und keine guten Leistungen, sondern eine komische Sorte Fischverkäufer.

1 guter Kunde in der Privatwirtschaft ist besser als 100 solcher seltsamer Vergaben. Sie sollen sich bitte ihre Filmvollmachenten (das sind wie ich die Dummen, die sich richtig Arbeit machen und unermüdlich mit anbieten) und ihren Lieblings-Fischverkäufer ab jetzt endgültig woanders suchen.

Man behauptete zwar freundlich, nächstes Jahr gäbe es die neue Runde und ich könne gern wieder daran teilnehmen. Die Runde, in der der jetzt Alteingesessene erneut drin ist. Muss ich nicht haben. Aber nein, danke. Erneut nur als Bauernopfer die Anforderungen zu erfüllen, dass ihr halt genügend Büros angeschrieben habt. Es reicht. So long, and thanx for all the fish!*

Delphin springt aus dem Wasser

*Bei Douglas Adams ziehen die Delphine mit diesem Spruch von der Erde fort, kurz bevor sie von den Vogonen zerstört wird, um einer Hyperraum-Umgehungsstraße Platz zu machen.

 

Interessante Methoden und Tricks von IT-lern, wenn sie trotzdem eine Ausschreibung gewinnen wollen

 

Kapitalisten verstehen etwas von den Genüssen des Lebens (Barks/Fuchs)

Update zu Das nächste große Ding: Pumuckl-Marketing!:

Man kann es ja gar nicht einfach genug erklären. In diesen Tagen, als Der Donaldist 158 verschickt wurde, ist mir auch wieder eingefallen, was ich über BWL weiß. Alles auf einmal. Es passt auf zwei Bilder, dabei kommen die nicht mal im DD 158 vor.

Sie kommen vielmehr vor im Entenhausener Bericht Eine würzige Geschichte, i. e. Carl Barks: A Spicy Tale, 1962, übersetzt von Dr. Erika Fuchs für Micky Maus 28, 1963. Dagobert Duck sucht als Begleiter des Entwicklungshelfers Donald (der sich auf Spinatkochen und Bongotrommeln versteht), die knapp gewordenen Muskatnüsse bei den Muskateller-Indianern am Amazonas (die sich viel eher für die Fertigkeit des Geldverdienens interessieren), um sie nicht zuletzt für seinen eigenen Bedarf an Muskatnusstee direkt aus dem Urwald zu exportieren:

Donald Duck, Eine würzige Geschichte Donald Duck, Eine würzige Geschichte

Der verdiente Donaldist Andreas Platthaus nimmt Dagoberts Auffassung von Vermögensbildung, die in der BWL Schatzbildung heißt, ernst — in: Die Kunst, Geld anzuhäufen, Jungle World, 6. November 2008:

Ein Großteil des Duckschen Geldes arbeitet nicht. Es genießt vielmehr den Ruhestand und dient vor allem sentimentalen Gefühlen seines Besitzers. So findet sich tief im Geldspeicher unter unzähligen anderen Münzen vergraben ein Fass mit der ersten Million Dagobert Ducks, die dieser »noch heute nicht ohne Rührung betrachten kann«. Dass auch der erste selbstverdiente Taler noch in seinem Besitz ist, dürfte sogar oberflächlichen Kennern Entenhausens bekannt sein. Man darf aber vermuten, dass frisch verdientes Geld von Dagobert Duck generell nicht wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt wird. Man rufe sich nur einen Satz in Erinnerung, den er beim Betrachten einer einzelnen Münze aus seinem Ver­mögen äußerte: »Oh, das Geldstück kenn’ ich. Das ist das, was ich damals auf der Weltausstellung 1907 nicht ausgegeben habe.«

Dieses Zitat führt ins Herz der politischen Ökonomie Entenhausens, die sowohl rätselhafte Phänomene wie die kurzfristige Bilanzschwebe als auch mittlerweile leicht nachvollziehbare wie die kreditabwürgende Unabhängigkeitstheorie kennt. Erfreulicherweise ist durch Barks und Fuchs ein Vorlesungszyklus überliefert, den Da­gobert Duck als unfreiwilliger Entwicklungshelfer beim Stamm der südamerikanischen Muskateller-Indianer gehalten hat. Hören wir uns den Milliardär erst einmal an: »Zuerst muss man sich ein paar Taler sparen. Die tut man auf die Bank. Ersparnisse erfreuen das Herz des Bankdirektors. In seiner Freude legt er noch etwas dazu.« So erläutert Duck das Zinsphänomen. Es ist hier also weniger Geld, das Geld heckt, um mit Marx zu reden, als vielmehr eine Ökonomie des Wohlgefallens (man könnte auch sagen: eine Günstlingswirtschaft), die das Vermögenswachstum erst in Gang bringt. Banken fungieren dabei als grundgütige Gläubiger.

Das wirkt etwas weltfremd. Aber weiter in Ducks Vorlesung: »Mit dem geborgten Geld kauft ihr billige Waren ein und verkauft sie so teuer wie möglich.« Spätestens hier werden wir hellhörig, denn wir wissen ja, dass sich der Milliardär selbst nicht mehr verschuldet. Wir folgern daraus, dass kaum jemand so wenig berufen ist, uns den Kapitalismus zu erläutern, wie Dagobert Duck. Es gibt ein berühmtes Diktum aus seinem Munde: »Mir hat auch keiner gesagt, wie man Kapitalist wird.« Der Witz ist: Er ist es nie gewesen, denn Hortung, wie Duck sie betreibt, muss dem Kapitalismus wesensfremd bleiben. Er ist ja gerade angewiesen auf frei flottierende Geldströme, weil nur so Kapital akkumuliert werden kann.

Dagobert Duck wäre mithin gar kein Kapitalist? Platthaus braucht bedeutend länger als Duck, um seinen Standpunkt klar zu machen; normalerweise ein schlechtes Zeichen, aber Platthaus muss auch nicht in zwei Sprechblasen passen, und plötzlich gibt es einen ganz neuen Sinn, dass Dagobert andernorts, in populär gewordenen Fuchs-Zitaten eher als Plutokrat bezeichnet wird. Die Kuriosität, die den Bericht erst buchenswert macht, liegt inzwischen nicht mehr in der Grundgüte von Bankinhabern, sondern in der Grundannahme, Zinsen bedeuteten einen Zuwachs an Barmitteln.

Eine vergleichbar stringente Darstellung der Uneigennützigkeit erscheint in Entenhausen erst 1970, Dagobert kommt nicht im Bilde vor. Was immer das bedeutet.

Bilder: Walt Disney, Ehapa, Erika-Fuchs-Haus, D.O.N.A.L.D..

Nix diese

Was die Botaniker für die Erstbeschreibung einer neuen Spezies alles brauchen. Der Entdecker der Orange (Linné 1783, wetten?) muss sich ganz schön was an taxonomischer Diagnostizierung der Ökologie und Verbreitung bestehender Populationen aufgeladen haben, als er auch noch die Blutorange, Bitterorange, Navel-Orange, Navelina, Apfelsine, Mandarine, Clementine und Satsuma durchsetzen wollte, von Grapefruit gegenüber der Satsuma ganz zu schweigen.

Und dann raschelt einem der Kassierer beim Gemüse-Cavusoglu in der Landwehrstraße mit der Tüte “Orange Herkunft Land Spanien KG 1,99” rum, zottelt eine einzelne raus und sagt zielsicher: “Diese nix eins neunundneunzig. Diese drei neunundneunzig.”

“War aber in derselben Wanne”, wende ich ein.

“Nix diese. Andere.” Wiegt die einzelne separat ab und berechnet souverän hundert Prozent Aufschlag.

“Steht das nach dem ICN in einer gültigen Publikation?” frag ich.

“Nix diese”, sagt er.

Das sieht der durch die Plastiktüte. Schon klasse.

Soundtrack: Johnny Cash: Orange Blossom Special, was sonst?
Live in San Quentin am 24. Februar 1969. Auch schon wieder vor fuchzig Jahren.

Sammeln Sie Punkte?

Auf die Frage hab ich bis letzte Woche immer geantwortet: “Ja, im Gesicht.” Danach kennt mich die Kassiererin und fragt nie wieder.

Letzte Woche ist mir beim Warten an der Bushaltestelle eine Paybackkarte zugelaufen. Da ist eine rote Katze drauf, die mich anmiaute: “Nimm mich mit!” Erster Impuls natürlich: ab damit ins Fundbüro, aber wo um Himmels willen ist ein Fundbüro und gibt’s das überhaupt noch? Sonst finde ich immer nur Eurostücke, die sich als Augustiner-Kapseln herausstellen.

Ein Test bei der Kassiererin, die mich schon lange nicht mehr fragt, ob ich Punkte sammle, ergab: Weiterlesen

Der Geschenktipp des Jahres (doch, echt jetzt)

Der Advent liegt heuer skurril. Zum praktischen Gebrauch stehen nur drei Adventssonntage zur Verfügung, der vierte ist schon Heiligabend, worüber sich der Einzelhandel nicht genug zerfleischen kann, als ob es heute noch Angestelltenverhältnisse gäbe, in denen man nur das bisschen arbeiten muss, das in den Arbeitsverträgen aus dem Abreißblock vom Kaufhof steht.

Silvester ist quasi fünfter Advent. Und wo wir gerade beim Einzelhandel sind: Liebe Kinder, es werden mir keine Gegenstände gekauft, Weiterlesen

Bürgerliches Trauerspiel

Der junge Baron bringt’s mit einem Wischer hinaus, das muß ich wissen, und alles Wetter kommt über den Geiger.

Stadtmusikus Miller, Kabale und Liebe, I,1, 1784.

Wann hat das eigentlich angefangen, dass Kunst nichts mehr wert ist? Da kann man weit zurückschauen: Mehr Mammutfilet als für die abgebildeten Tätigkeiten des Jagens und Abschlachtens ist für Konzeption und Ausführung der Höhlenmalereien von Altamira und Lascaux auch nicht rausgesprungen.

Offen feindselig wurde gegen Kunstschaffende erst mit der abendländischen Aufklärung vorgegangen, als sich volks- und betriebswirtschaftlich nachweisen ließ, dass Schamanen eigentlich nur den Arbeitenden das Zeug wegkiffen und Kinder mehr Ideen haben als bezahlte Künstler. Diese Epoche wird derzeit noch perfektioniert.

Beim nächtlichen Studium von YouTube wird das besonders augenfällig, wenn man die Live-Aufnahmen klassischer Musik vergleicht: Bis tief in die 1970-er Jahre bestanden Orchester aus bierbäuchigen Familienvätern mit Hornbrillen, die auf ein ernstzunehmendes Monatsgehalt angewiesen sind, ganz wie der Schiller’sche ehrwürdige Stadtmusikus Miller (Cello). Danach sehen Orchester zunehmend aus wie fernöstliche Mädchenschulklassen.

Dass japanische Schulmädchen Musik machen dürfen, ist an sich noch nicht feindseilig; auf den ersten Blick ist es sogar schön vom Herrn Intendanten, überhaupt welche einzustellen. Es fällt nur auf, dass seit dem Einbruch der Billiglohngeschlechter in die Arbeitswelt die Arbeit nur mehr aus Gewohnheit und zur Eindämmung des Arme-Leute-Gemosers symbolisch bezahlt wird, wenn nicht gar vollends ausgeht. Da rede ich nicht allein vom Kunstschaffen, da macht es nur mehr Spaß hinzuschauen.

Ist es Zufall, dass der Preis für Tonträger mit klassischer Musik im gleichen Zeitraum in bestürzender Weise verfallen ist? Auch das ist für uns Musikverbraucher zuerst einmal schön. Oder ein Schlag ins Gesicht für jeden, der sich einst den Hunderter für die Matthäus-Passion unter John Eliot Gardiner monatelang vom Munde abgespart hat: Die gibt’s nämlich heute als Dreingabe für CD-Boxen, auf denen netto eine Woche der erlesensten Jahrhundertaufnahmen zusammengepackt ruht, um auf Amazon noch einen letzten Zwanziger einzutragen und dann nie wieder angehört zu werden.

Der Eintritt für Live-Konzerte kostet ungebrochen die ein, zwei Hunderter wie in den alten Zeiten, als in einem bürgerlichen Mittelstand in auskömmlichen Mengen Geld verbreitet war. Nun geht weder ein Bürger noch einer, der sich dergleichen leisten kann, in ein klassisches Konzert, da sind zwei- bis vierhundert Öcken schnell weg, und da ist noch nicht mal der Sekt in der Pause mit drin. Für vierhundert kann einer allerdings die verbliebene Klassik-Abteilung vom Müller aufkaufen, jedenfalls die relevanten CDs. Und von denen hat er länger als zwei Stunden was.

Ist doch gut? Ja, zuerst schon — für eine Gesellschaft, denen Kunst nicht einfach nur nichts wert ist, sondern die seit einigen Jahrhunderten gegen ihre Geistesarbeiter vorgeht: durch Aushungern, Verunglimpfen, Ausgrenzen — ein politisch gewünschtes, funktionierendes Mobbing. Eine Gesellschaft, die sich den eigenen Kopf absägt.

Zu den Höhlenmalereien von Altamira und Lascaux wird immer betont, aus welch hochstehender Zivilisation sie nur entstehen konnten. Wenn uns das heute wieder reicht — okay. Jedenfalls hört man von den Leuten aus der Jungsteinzeit weniger Klagen als von den um ihr Leben geigenden Familienvätern und den immer verzweifelt ratlos wirkenden Schulmädchen im YouTube-Orchester. Und in dem gibt’s die Jahrhundertaufnahmen gratis, hurra, zum gleichen Preis wie im Paläolithikum, als die Schamanen legal kiffen und dabei mit den Honoratioren am selben Höhlenbärenfell sitzen durften.

Kann man schon machen. Muss man halt wollen.

Soundtracks: Beethoven: Fünfte, einmal unter Otto Klemperer 1970, einmal unter Chung Myung-Whun 2013:

Nehmt den Kram und werdet froh damit

Beiträge zur Konsumkritik 1971–2017

BRK-Flohmarkt, Theresienwiese München, Samstag, 22. April 2017

——— Wolfgang Hofer:

Abraham (Das Lied vom Trödler)

aus: Die tollen Tanten schlagen zu, 1971:

1. He Leute, kauft beim Trödler Abraham,
Seht euch mal um beim alten Abraham.
Zog einst bis an der Erden Ende,
Ob ich Sonderbares fände:
Gabenlichter, Götter oder Tand.
Fand in Stein gehaune Fragen,
Zauberkunst aus alten Tagen,
Fand die Weisheit am Poseidonstrand.

BRK-Flohmarkt, Theresienwiese München, Samstag, 22. April 2017

2. He Leute, kauft beim Trödler Abraham,
Seht euch mal um beim alten Abraham.
Narrenspiel und hehre Dramen,
All das trug ich wohl zusammen
Für die Jahrmarktsbude unsrer Welt.
Wahrheit, Schein, Gerüchte, Lügen,
Und kein Jota wird verschwiegen,
Wenn Abraham den Kirmes hält.

BRK-Flohmarkt, Theresienwiese München, Samstag, 22. April 2017

3. He Leute, kauft beim Trödler Abraham,
Seht euch mal um beim alten Abraham.
Schönes aus den alten Zeiten,
Edle Werte, die uns leiten,
Und ein gutes Werk, das eil’ er bringt.
Was noch für den Schwärmer bliebe,
Ein paar Töne zarter Liebe,
Wie’s der Gondoliere wohl besingt.

BRK-Flohmarkt, Theresienwiese München, Samstag, 22. April 2017

4. Kommt und wühlt in Kitsch und Künsten,
Abraham ist stets zu Diensten,
Nehmt den Kram und werdet froh damit.
He Leute, kauft beim Trödler Abraham,
Seht euch mal um beim alten Abraham.

BRK-Flohmarkt, Theresienwiese München, Samstag, 22. April 2017

Buidln: BRK-Flohmarkt, Theresienwiese München, Samstag, 22. April 2017. Sejwagmacht und gschenkt (siehe Überschrift).

In starker perspektivischer Verkürzung

Münchner lesen ja nie den Lonely Planet für München. So vergisst sich ständig, dass die Münchner Museen am Sonntag immer einen einzelnen Euro Eintritt kosten.

Auch die Pinakotheken, alle drei (oder vier oder fünf, je nach Zählung). Selbst die sonst üblichen sechs Euro liegen immer noch unter einem Kinoeintritt, und die Mass Bier soll ab heuer drei Oktoberfeste lang bei mickrigen 10,70 Euro “gedeckelt” werden, was offenbar eine ganze Handvoll Multimillionäre in Armut und Verderben stürzen wird.

Der eine Euro hingegen erleichtert es einem wenigstens theoretisch, für sein Geld nicht etwa alle Säle aller Pinakotheken hemmungslos leerzuglotzen, weil man was sehen will für sein Geld, sondern entspannt seine ein, zwei Lieblingsbilder zu besuchen. Ich empfehle nicht ausgerechnet die dauerhaft von halb Tokio umlagerte, dabei kreuzhässliche Version der van Gogh’schen Sonnenblumen, sondern:

Adolph von Menzel, Wohnzimmer mit Menzels Schwester 1847, Neue Pinakothek MünchenAdolph von Menzel (1815–1905): Wohnzimmer mit Menzels Schwester, 1847. Öl auf Papier, aufgezogen auf Pappe, 46,1 x 31,6 cm, 1937 aus Privatbesitz erworben, Inv. Nr. 8499.

Unabhängig von den Konventionen der Interieurmalerei wählte Menzel den Bildausschnitt in dieser Ölstudie offenbar beiläufig und spontan. Der unbemerkte Blick von außen in das geöffnete und in starker perspektivischer Verkürzung wiedergegebene Zimmer erfasst mit tonigen Farben und punktuell aufscheinenden Lichtern die intime Atmosphäre einer ruhigen Abendstunde.

Ein Ölbild wie ein Schnappschuss aus der Hüfte — ein denkbar aufwändig hergestelltes Lomo aus dem 19. Jahrhundert. Schon klasse. Einmal gucken ein Euro, die Postkarte davon im Museumsshop kostet mehr (falls es die gibt). Für die eingesparten zehn Euro — man geht ja nicht allein hin — springt dann ein Käsekuchen im Museumscafé raus. Das in der Alten Pinakothek ist schöner, liegt aber mitten in dessen Eingeweiden, also zwei weitere Euro tiefer versteckt. Macht aber nix, soviel lässt man sich für den guten Zweck (Kunst! Essen! Nackte Weiber!) vom Lebendigen nehmen, mit wirklich “altem” Zeug wird man da drin auch nicht behelligt, weil sie erst gegen anno 1400 anfangen, und man nimmt noch die schönste aller Danaen mit, die von Mabuse 1527. Hach.

Zum Ausschneiden:

Alte Pinakothek:
Täglich außer Montag 10.00 bis 18.00 Uhr,
Dienstag 10.00 bis 20.00 Uhr

Neue Pinakothek:
Täglich außer Dienstag 10.00 bis 18.00 Uhr
Mittwoch 10.00 bis 20.00 Uhr

Pinakothek der Moderne:
Täglich außer Montag 10.00 bis 18.00 Uhr
Donnerstag 10.00 bis 20.00 Uhr

Museum Brandhorst:
Täglich außer Montag 10.00 bis 18.00 Uhr
Donnerstag 10.00 bis 20.00 Uhr

Sammlung Schack:
Mittwoch bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr
Jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat Abendöffnung bis 20.00 Uhr

Buidl: Adolph von Menzel: Wohnzimmer mit Menzels Schwester 1847 via Neue Pinakothek München.

Soundtrack von kurz nach 1400: Mike Oldfield: Pictures in the Dark, 1985:

These Schlappen are made for Öl und Fett standhalting (I knew all the rules but the rules did not know me)

Noch gar nicht erzählt: Dieser Wochen hab ich mir ein neues Paar Birkenstocks gekauft.

Das Besondere daran: Es war in einem Laden. Einem Geschäft. Einem Schuhgeschäft. Einem Birkenstock-Schuhfachgeschäft oder wie solche Bauten sonst noch heißen. Ich musste hingehen, Grüß Gott sagen, mich überzeugen, ob das Warenlager tatsächlich bis Größe 47 geht, und Bargeld aus einem Geldbeutel abzählen. Nix da wischwisch, Glückwunsch-Sie-haben-erfolgreich-in-Kürze-erhalten-Sie und zwei Wochen warten, bis sich ein DHL-Inder erbarmt, einen neuen, noch missmutigeren “Wunschnachbarn” zwei Hausnummern weiter ausfindig zu machen, bei dem er das Paket mit irgendeiner Kindergröße verstecken kann.

Noch besonderer: Es war mein erstes Paar neuer Birkenstocks seit dreißig Jahren. So lange halten die nämlich. Wenn man sie regelmäßig putzt, jedenfalls die ersten zwei, drei Jahre, hüstel.

Birkenstocks are back, Wantering BlogBei meinem ersten Paar war ich 18. Was seitdem nicht alles passiert ist! Heidi Klum durfte Glitzerkram auf bis dahin einwandfreie Birkenstockschuhe kleben, um sich mal wie eine richtige Designerin zu fühlen. Kate Moss durfte ganz ordentlich darin aussehen, auch wenn sie das vollkommen unbrauchbare, weil offenzehige Modell Arizona benutzte, aber die darf eh alles. 1993, lange nach meinem Kauf, trat zutage, dass die damalige Führung des Hauses Birkenstock, offenbar widerwärtige Klischeekapitalisten mit Zylinder und Zigarre allesamt, dem Konzept des Betriebsrates mit Unverständnis begegnete. Noch später wurde das Internet erfunden, sonst hätte man das vorher googeln und dann womöglich von einer weiteren Bereicherung der Kapitalistenbande absehen müssen. Zweimal musste ich mein eigenes Paar immer noch einwandfreie, weil fast regelmäßig geputzte Birkenstockschuhe aus einem Müllcontainer befreien, wohin es das erste Mal meine Mutter und das zweite Mal meine Frau heimlich versteckt hatte.

Noch später wurde, diesmal vom Hause Birkenstock selbst, das Modell Professional Kay SL erfunden, denn “wer in einem anspruchsvollen Umfeld arbeitet, ist auf zuverlässiges Schuhwerk angewiesen. Das gibt es von BIRKENSTOCK: Die Professional Linie überzeugt mit rutschhemmenden Sohlen, die Öl und Fett standhalten, und vielen weiteren Details wie z.B. Schutzkappen [und rundumlaufenden roten Rallyestreifen! Und vor allem: ungelogen zuschaltbaren Fersenriemen! Anm. d. Red.]. Alle Modelle sind TÜV – geprüft und sind teilweise mit einem auswechselbaren Fußbett ausgestattet – das perfekte Schuhwerk für den professionellen Einsatz.” Cit. a. a. O. Im Laden hieß es: für OP-Krankenschwestern, Bauarbeiter, Köche und alle, die lange stehen und weite Strecken zurücklegen müssen. Ich möchte ergänzen: Und Stubenhocker, die höchstens mal zum Rauchen vor die Tür kommen, weil solche ohne zuverlässig bereitstehendes anständiges Schuhwerk überhaupt keinen Arschbacken mehr aus dem Bett heben.

Wenn die Dinger wieder dreißig Jahre halten, womit ich fest rechne, brauch ich mein nächstes Paar, wenn ich 78 bin. Da kann ich jeden Tag für 0,82 Cent Birkenstockschlappen anhaben — gar nicht so teuer eigentlich. So gegen 2031 müsste meine Frau meine hoffentlich regelmäßig geputzten Professional Kay SL zum ersten Mal heimlich im Müllcontainer versenken, das zweite Mal gegen 2041 meine Zugehkrankenschwester. Aber die kann was erleben.

Selbstlaufendes Bild: Wantering Blog, zu cool für ein Datum;
Soundtrack: Eddie Vedder: Guaranteed, aus: Into the Wild, 2007.

Wolf sucht Rolf

Kein Wort stimmt doch mit dem überein, was tatsächlich passiert.

R. D. B.

Brigitte Friedrich, Rolf Dieter Brinkmann und die Beine seiner Frau Maleen, ca. 1969Es ergeht eine antiquarische Suchanfrage: Hat jemand Bücher vom heillos vernachlässigten Rolf Dieter Brinkmann sinnlos herumgilben und will sie loswerden? Geliehen geht auch. Gesucht werden in der Reihenfolge nach Wichtigkeit:

Ja, ich weiß, die sind alle spätestens antiquarisch erhältlich, wenn ich sie schon auf Amazon.de verlinken kann. Wir reden hier aber über abgewanzte, annähernd zwei Generationen alte rororo für irgendwas um 19 Euro, das kann ja wohl nicht wahr sein. Die Stadtbibliothek hat münchenweit je genau 1 Exemplar von Westwärts 1 & 2 und Rom, Blicke, beide im Gasteig, und die sind chronisch ausgeliehen, weil auf dem einen ein Baum drauf und das andere so schön rosa ist.

Ich zahl einen Fünfer pro Stück, oder wenn Sie mir’s leihen mögen, geb ich’s garantiert schöner zurück, als ich’s gekriegt hab. Sind die fünf Euro okay, plus Porto natürlich, oder ist das zu mickymaus oder wollen wir was tauschen? — Die Kommentarfunktion ist offen.

Die Beine von Maleen: Brigitte Friedrich: Rolf Dieter Brinkmann und die Beine seiner künftigen Witwe Maleen, ca. 1969.

Das Haustier und das Nutztier und die schöne regionale Welt

Unser Umgang mit Tieren

Hier spricht mal wieder der Kater.
DEM KATER SÎN BLOG: Hier spricht der Kater. 17 und forever young.

Wenn der moderne Mensch die Tiere, deren er sich als Nahrung bedient, selbst töten müsste, würde die Anzahl der Pflanzenesser ins Ungemessene steigen. (Christian Morgenstern)

Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt. (Christian Morgenstern)

Die Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück. (Charles Darwin)

 

Moritz am Ende ihrer Tage

My sun sets to rise again. (Moritz,17, † 17. Mai 2015)

Es geht um Anzeigen gegen Schlachthöfe, die CO2-Gruben, abgebrühte Schweine im Todeskampf und den juristischen Kampf gegen uneinsichtige Betreiber und lahme Kommunen.

Der Staat gibt sich – fast wie immer  – hilflos.

Ich wiederhole der Einfachheit halber den Link dort unten zum Spenden:

Mit Ihrer Hilfe schalten wir für die Tiere die Justiz ein.

 

Man kann viel gegen PETA e. V. haben, aber hier spenden ist eine wirklich gute Sache!

Falls Interesse an Infos aus der unabhängigen, investigativen Presse besteht, der Schlachthof Landshut lässt es grade „tierisch“ krachen. Die SZ berichtet am 27. Juli 2016:

http://www.sueddeutsche.de/bayern/verbraucherschutz-tierquaelerei-und-ungeziefer-auf-niederbayerischem-schlachthof-1.3097244

CO2-Begasung die nachgewiesen qualvoll ist (siehe auch Bundesfleischforschungsanstalt Kulmbach), Ü-Stunden bis oder über 10 Stunden/d der überlasteten Arbeiter (Akkord, nehme ich mal an), die den Tötungstich den nicht mehr sauber setzen und die Tiere im Brühgang erst qualvoll verecken.

Einfach nur kein Fleisch mehr essen reicht nicht, wenn sich was für die Tiere und wenn sich unser Umgang mit Tieren verändern soll.

Der Fleischkonsum in Deutschland sinkt stetig. Aber díe Fleischerzeugung steigt widersinnigerweise dennoch. Die Fleischerzeuger machen dann eben schwer auf massiven (Billig?-)Export. Und zerstören dann eben die heimischen Infrastrukturen eben dieser anderen Länder.

Am Ende auch noch EU-subventioniert ist anzunehmen. Aber auf den Webseiten der einschlägigen “Erzeugergemeinschaften” ein Werbe-Gesülze an Texten, dass man pfeilgrad fast glauben könnte, den Tieren und der heiligen regionalen Erzeugung würde ante und post Mortem ein rosarotes Himmelreich errichtet. Dass sogar ein Werber im Gesicht rot wird. Ob diese ungesunde Gesichtsfarbe von Scham oder vor Wut kommt, ist auch schon egal.

 

Gruß

der Kater

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