Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: Juli 2021

Wer Zigaretten durch Stangensellerie ersetzt, kann bis zu 100 % von dem reduzieren, was er noch vom Leben hat

Hier sollten meine empathischen Auslassungen darüber stehen, was das Wetter doch für eine Katastrophe ist, im Ausgleich zum #jokergate eines hämischen Kapitalisten, den ich zu meinem Kanzler wählen soll, weil die Auswahl zu ihm mehr Fehler im Lebenslauf hat als mein Lebenslauf Kundenreferenzen. Das wird aber gerade so wenig helfen wie sich das Hirn von ein paar alten Folgen Tom und Jerry breitklopfen zu lassen. Das bleibt wenigstens kostenneutral. Als Angehöriger der dienenden Klassen war ich immer darauf angewiesen, für mein bisschen Geld meine Arbeit anzubieten, der Arbeit-Geber war ein Leben lang ich. Und zwar länger als mein Vater, der mich verächtlich dafür anschaut, dass ich ein längeres Arbeitsleben lang, als er bis zur Frühpension hatte, immer noch weniger rauskrieg als er, ob er sich nun früh oder spät aus dem Bett quält oder nicht. In all den Arbeitsjahren hätte ich mir das Hirn von weniger alten Folgen Tom und Jerry breitklopfen lassen können, als Unterschied erwarte ich jedenfalls nicht so viel, dass es einen Unterschied macht, immerhin verbietet es sich aus meinem gesellschaftlichen “Status”, meine Rechte anwaltlich einzuklagen, weil ich leider auf meine Rechte angewiesen bin: Geld, wie erwähnt. Während Kapitalisten Kapitalistensachen machen, schreib ich schon mal in meine Patientenverfügung: Wenn meine Behandlung der Krankenkasse zu teuer wird, dürft ihr mir sofort das letzte Lebenslichtlein ausknipsen, damit ich niemandem zur Last falle, gell. Und wenn ich mir jetzt gefälligst in Ruhe das Hirn von ein paar alten Folgen Tom und Jerry breitkopfen lassen dürfte.

Soundtrack: Slime: Lustig lustig ihr lieben Brüder,
aus: Viva la muerte, 1992 (nur auf der LP, nicht der CD):

Vielleicht eine traurige Geschichte

Ob ers schafft?

Der Kater bloggt.

 

Wenn die Achtsamkeit etwas Schönes berührt, offenbart sie dessen Schönheit. Wenn sie etwas Schmerzvolles berührt, wandelt sie es um und heilt es.

Thich Nhat Hanh

 

 

Ein kleiner Mauersegler rummst gegen das Wellblechdach von Clarissa, dann gegen das neue strahlend saubere Glas des Vordachs der WEG Rückgb. oder gegen beides.

Sein rechter Flügel hat nun einen leicht anderen Winkel, ansonsten wirkt er nur leicht benommen. Er flattert ungeduldig in der Hand, als wenn er gleich wieder in die Lüfte steigen wollte. Oder vor Schmerzen. Er nahm Anlauf, er torkelte.

Wir nahmen ihn auf.

In eine enge abgedunkelte Kiste, damit er sich wieder beruhigt. Mit Kleenex unten drunter und mit Anschmiegematerial zum Wohlfühlen. Dann herum telefoniert, wer so ein Tier kann und es vielleicht wieder hinkriegt. Geschlagene 2 Stunden. Dann war mir klar, dass das fast nur freiwillige und sehr Engagierte machen, die überlastet sind und keinen Pfennig dafür kriegen. Und daher halt ein wenig unorganisiert.

Als ich auf die Website der kompetenten Frankfurter Mauerseglerklinik (wow!) gelangte, dass er innen drin Brüche haben kann, die man außen nicht sehen kann. Oh.

Derweil schaute er mich mit seinen großen blanken Augen an und ließ sich an seiner Kehle vorsichtig kraulen. Ich hatte keine Ahnung, was das für schöne Tiere sind, die jeden Tag vor unserem Fenster in die höchsten Lüfte steigen. Meisterflieger.

Die Versuchung war groß, dieses wunderbare Tier einfach vorläufig zu behalten, wenn das so schwierig ist, für es eine Stelle zu finden. Um zu schauen ob sein Flügel sich nicht auch so erholt.

Dann war da diese Sache mit den Heimchen, die man lebendig kaufen soll.

Denn Mauersegler fressen nur so etwas. Und keinen Hack oder ähnliches Zeugs, davon werden sie krank. Die Heimchen dann einfrieren und wenn gefroren, ihnen dann die Beinchen wegknipsen. Oh. Und dann aufgetaut und angewärmt füttern, hm. Wenn’s geht das aufgewärmte Heimchen mit einer B-Komplex-Spritze impfen, ab und an auch Vitamin D spritzen. Dann damit füttern. Wobei erwachsene Tiere nicht so kooperativ seien wie Jungtiere. Das Ganze Minimum 6 mal am Tag jeweils 2-3 Heimchen. Und zu trinken geben.

Dabei ist noch nicht klar, ob sein Meister-Flügelchen durch bloßes Abwarten je wieder so gesund werden wird wie vorher. Er hat Schmerzen und ich kann ihm nicht helfen, weil wieder einmal alles zu war.

Las in der Klinikseite der Frankfurter, dass unbehandelt eine Prellung oder Luxation zu Verwachsungen und Gewebeeinlagerung führen kann. So fliegen sie dann nicht mehr gut, weil falsche Belastungen. Das ist das Todesurteil für diese wunderschönen Gottesgeschöpfe.

So gab ich meinem Herzen einen Stoß und ging am strahlenden July Morning um 7 Uhr zur Tierrettung München in Schwabing. Die den Kleinen an die LMU Klinik für Reptilien und Wildvögel übergeben. Dort bekommt er endlich die Schmerzmittel die er schon seit 12 Stunden bräuchte und Heimchen, dort wird er geröntgt, um zu sehen, ob Brüche (dann hat er als Meisterflieger keine Chance mehr) oder etwas anderes.

In der Tram 27 spitzte sein Köpfchen raus und ich kraulte ihn zum letzten Mal am Kinn. Er wollte nichts als fliegen.

Wieder zuhause. Abgegeben wie einen Säugling in der Klappe, furchtbar. Ich hoffe für ihn, ich erfahre nichts. Er hat eine Chance, wenn auch nur eine kleine.

Derweil fliegen seine Brüder und Schwestern zuhaufen im Blau und rufen Sri, Sri!
Muss weinen.

Warte auf den Anruf.

 

Aus der prekären Bildungsnähe

Die wenigen Menschen, die öfter im Leben mit Spuren von Wohlwollen an mich denken, kennen mich als “Büchermenschen”, gern auch mit einem anderen Tier als Determinatum. Stimmt ja auch: Glück ist eine möglichst gut erhaltene alte Schwarte von Eichendorff oder eine von Ludwig Richter illustrierte — beides gleichzeitig gibt’s nicht — und bis 1996 hab ich Germanistik studiert.

Das war allerdings das letzte Mal, dass ich einen Hörsaal von innen gesehen hab; nur einen weitgehend ungenutzten Bibliotheksausweis der Uni München hab ich noch. Für den Buchhandel bin ich verloren: Wer braucht schon verlagsfrische Bücher, die sich noch kein Jahrhundert lang bewähren konnten, und Antiquariate sind viel lustiger. Denen trag ich meistens nur den Straßenschmutz aufs abgewetzte Parkett, ohne ihnen Geld dazulassen, weil ich genau so lange eine bezahlte Beschäftigung hab, bis der Richtige das Gegenteil behauptet. Und wenn ich mich historisch bilden will, dann mit Fernsehdokumentationen aus dem Hause Terra X, in vollem Bewusstsein, was von denen zu halten ist.

Den “Büchermenschen” lässt man sich schon lieber gefallen als Schimpfwörter aus dem Fäkalbereich, aber wenn ich nach einem Vierteljahrhundert noch Akademiker sein soll, wer ist dann eigentlich bildungsfernes Prekariat?

Soundtrack: Isa “Master Your Mind” Ulubaev:
5 Bücher, die du lesen musst, 7. Februar 2017:

Entschleunigung ja – aber nicht so!

Der Firefox 89 ist ein Witz

Der Kater beschwert sich

 

Treue macht nur am Anfang Spaß. Juliette Gréco

 

 

Jahrelang war ich dieser lahmen Ente Firefox treu. Doch was sie sich jetzt leistet, was soll man da sagen.

Vergangen die Jahre des Aufbruchs als das noch ein flotter Browser war.

Zähflüssig, langsam, stockende Streamings, Webseiten, die sonst schnell gingen, brauchen nun eine gefühlte Ewigkeit um sich aufzubauen. Ich nehme das an 2 sehr unterschiedlichen Rechnern wahr, wovon der eine eine flotte Menge an Arbeitsspeicher hat. Es gibt – früher schnell öffnende – Seiten, da kann ich mir jetzt in der Zwischenzeit Wasser kochen und einen Tee zubereiten, rödelt dieser Browser immer noch. Und zwar schön mit nix also weiß mit dem grauen Rödelrädchen in der Mitte.

Die weitere Unart dieses Unbrowsers seit ungefähr einem Jahr, sich uralte ehemals eingegebene Passwörter zu merken und dafür die neuen gespeicherten zu killen, nahm ich noch mit Gleichmut hin. Aber jetzt zucken meine Krallen.

 

Gruß an den Rödelfuchs,

der Kater, der zum Schreiben dieses Beitrags auch erst nach 10 Minuten rein gekommen ist. Meh.

 

 

 

Lautsprechermatsch

Herbstln duats: Im Supermarkt besteht die Obstauswahl hauptsächlich aus Erdbeermatsch und Kirschenmarmelade mit Stielen. Und beim Reparieren hab ich den Ersatzlautsprecher für den Laptop, der zugleich der Fernseher des Hauses ist, geschrottet. Das war nötig, weil sich nach zwei Fehllieferungen von Ersatzteilen aus dem großen, stolzen, fernen Guangzhou der alte immer noch nicht von selber reparieren wollte. Also neuen Ersatzlautsprecher bestellt, damit man die anderen zwei, die seit zehn Jahren den Schreibtisch blockieren, mit besserem oder mit schlechterem Gewissen wegschmeißen kann, je nachdem, wie man sich’s schönredet. Momentan wird mit einem regenschirmförmigen portablen Soundelement beschallt. Macht aber nix angesichts der Geldmengen, die man sparen kann, weil das letzte erreichbare Antiquariat in der Schellingstraße doch noch dicht gemacht hat.

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