Ich gehöre einer so komischen Generation an, die den Namen Elvis zum ersten Mal an dem Tag hörte, als Herr Presley verstorben war. Das war mit meinen Eltern auf Sommerurlaub in der Steiermark. Alle Pensionsgäste, die sich zum Nachrichtenschauen um den Fernseher versammelt hatten, waren entsetzt, allen voran meine Eltern, die bis dahin von jedem Erwerb eines Tonträgers mit Urwaldnegermusik abgesehen hatten. So kommt es, dass ich noch letzte Woche als erstes dachte: “Wie jetzt, Elvis Costello (Declan Patrick Aloysius MacManus) soll schon 75 sein?”
Was der Werber daraus lernt:
- Es kann eben doch nicht nur einen geben. Noch nicht mal nur einen Elvis. Und haben Sie gesehen, mit welcher Verbissenheit der missmutige Japaner in Mystery Train (Jim Jarmusch, 1989) Elvis den Titel des King ab- und Carl Perkins zuspricht?
- Elvis (Presley) konnte den größten Teil seines mir bis heute unverständlichen Erfolgs dadurch erringen, dass er zuerst für Country & Western zuständig war: “I sing all kinds“. Die Plattenverkäufe zählten somit nicht für die allgemeinen Top Ten, sondern nur innerhalb der Country-Charts. So legte der sich nicht mit Welthits wie “Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand”, “Keine Angst vor großen Tieren” und “Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein” an (allesamt Nummer-1-Hits von 1953, als Elvis mit der Schule fertig war und Musiker werden wollte), sondern war zuerst, was man laut aller Marketingempfehlung sein soll: ein großer Fisch in einem kleinen Teich.
- Die CD mit den Celluloseacetaten, die er danach bei Sun Records aufnahm, macht folgerichtig sogar richtig Spaß.
- Trotzdem können sich 15-jährige Mädchen auf Konzerten in Ohnmacht werfen, soviel sie wollen, Elvis (Presley) fährt erst seit 1977, als ich mit meinen Eltern in der Steiermark weilte, während Elvis (Presley) vermutlich an seinem letzten Bananenbrot erstickte, das meiste Geld ein.
- Was ihn von Frank Sinatra, dem großen Fisch im großen Teich, unterscheidet, der seit seinem Ableben offenbar seine Kohle beieinander hat.
- Was wiederum nichts daran ändert, dass niemand befugt ist, schlecht über Elvis zu sprechen (Presley und Costello).
Bild: Elvis Reflects in: If Charlie Parker Was a Gunslinger, There’d Be a Whole Lot of Dead Copycats, 14. Januar 2010.
Und was soll uns dieser Beitrag nun sagen. Elvis war erfolglos zu Lebzeiten, weil der Autor ihn nicht kannte? Merkwürdige Performance – des Autors selbstverständlich. Der King war stets top ;-).
Nein, Elvis war erfolgreich zu Lebzeiten, weil er zuerst ein kleines Gemüsebeet und erst danach die großen Felder beackert hat.
Und weil er nicht vom eklektischen Musikkonsum des Autors abhängig war ;-)