Vor 21 Uhr
an der Bushaltestelle
Zigaretten rauchen müsste
bis jetzt noch
erlaubt sein. Auf
einmal wächst eine
Frau im plastikblauen
Michelin-Männchen-Mantel
aus dem verschneiten
Gehsteig, wasserdichte Plastiktüte
am Handgelenk, den
Lippenstift ist sie
nicht mehr gewohnt.
“Gott zum Gruß”,
sagt sie, “ich
bin heut 40
geworden.” Gut gehalten.
“Glückwunsch”, sag ich.
“Keine Ursache”, sagt
sie, “und sie
haben mir eine
Flasche Wein geschenkt.”
Sie wedelt mir
mit ihrer Plastiktüte
unter dem Gesicht
herum, gratuliert hab
ich ihr schon.

“Wenn ich nicht
trocken wär”, redet
sie weiter, “würd
ich den ganzen
Tag Chardonnay saufen.”

Ich nicke weise.
“Wer nicht, wer
nicht”, sag ich.
“Können Sie haben”,
sagt sie, drückt
mir die Plastiktüte
vor die Brust,
damit ich sie
nehmen muss, und
ist hinter einer
Schicht Schneeflocken in
Richtung einer Kneipe,
aus der vorhin
noch Licht auf
die schlampig geräumten
Schneefladen fiel, verschwunden.
Stellenryck, Südafrika. Hab
ich letztes Jahr
mal beim Aldi
im Angebot gesehen.

Wenn ich trocken
wär, würd ich
den ganzen Tag
keinen Wein saufen.

Soundtrack: Caravan: Winter Wine, aus: In the Land of Grey and Pink, 1971: