Ein Erfahrungsbericht

 

Jetzt hatte ich den Salat:

Die große meiner Malermuscheln öffnet im Aquarium nicht mehr oft genug am Tag ihr Filtermäulchen. Und seit 2 Tagen gar nimmer. Ich musste dringend etwas tun.

Halte sie erfolgreich seit Jahren. Sommers im 400-L-Teich.

Foto: selbst. Die hier ging hier auf Wanderschaft, suchte einen besseren Standplatz, das Wasser war ihr hier zu klar und vielleicht war es ihr hier auch zu hell. Ich fand sie später in einer tieferen schlammigen Stelle unter einer Sumpfdotterblume. Sandigen, tiefen Schlamm finden Malermuscheln toll zum Eingraben.

 

Und winters im Winterquartier, weil der Teich selbst nicht tief genug ist zum Überwintern, sie würden erfrieren, vermutlich auch verhungern. Das Überwintern im Haus machte mir eh schon ordentlich Sorgen, denn Malermuscheln zuhause im großen Aquariumbehälter zu halten ist ein bisschen Ding, schräg und reichlich aufwändig.

So dachte ich mir: Okay, das war’s jetzt.

Jetzt habe ich die Hübschen nicht mehr lange, es geht jetzt los. Ich mache Fehler. Irgendwas am Wasser behagt ihnen nicht und sie werden bald sterben. Irgendwas passte ihnen nicht mehr an der zweimal täglichen großzügigen Fütterung mit Chlorella-Algen und Muschelfutter (mindestens zweimal am Tag 2 gehäufte Teelöffel und gern fallweise mehr, wenn sie das Wasser zügiger klären als sonst, Wasser muss immer trübe sein).

Malermuscheln sind 24-Stunden-Filtrierer. Immer.

Siphon (mollusc) Unionidae Lamiot Lille 2347

Lamiot, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Mit dieser Öffnung, an der diese “Sägezähnchen” sind, filtrieren sie. Mit der kleineren runde Öffnung weiter oben ohne Sägezähnchen, damit blasen sie wieder aus. Ganz offen dürfen Malermuscheln nie sein, denn dann sind sie tot. Und vergiften möglicherweise die anderen Tiere im Aquarium.

Und wenn sie es immer seltener am Tag tun und dicht machen, ohne dass sie ein Fisch gestupst hat – man soll gar keine Fische drin halten – und ohne dass man sie unnötig angefasst hat, soll man nie tun, das stresst sie …, dann stimmt etwas bei dieser Muschelart gewaltig nicht. Dann verhungern sie langsam aber sicher. Nicht in einer Woche, aber sicher in einem oder zwei Monaten. Dann sind sie tot.

 

Da las ich im Netz von einem Tierarzt, der Honig empfahl.

So ein auf Fische und Weichtiere spezialisierter. Ein anderer wüsste das vermutlich nicht. Welcher dem verzweifelten Muschelhalter riet, dass er es einfach mit einem Honigbad als Erste Hilfe versuchen soll.

Er tat es, berichtete es auf seiner Site. Link: http://archiv.korallenriff.de/muschelrettung.html. Er entnahm sie behutsam dem Aquarium und badete sie im Honigbad.

Ich las das aufmerksam. Und dachte, der ist sicher erfahrener Besitzer einer schwierig zu haltenden Mördermuschel. So heißen diese schönen und herrlich gefärbten, bohrenden Riesenmuscheln, welche auch giftig spucken können. Welche nicht mehr recht zum Filtern/Fressen öffnete und deren blaue Farben auch schon verblassten.

So sehen gesunde Mördermuscheln aus:

Callie Reed, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

 

Ich dachte, bei dem kann’s ja funktionieren.Und der andere ist Experte, Fisch-Tierarzt, o.k. Aber funktioniert es auch bei mir, dem Hilfs-Aquarianer und meiner einfachen Süßwasser-Malermuschel? Die vermutlich andere Bedürfnisse hat?

Ich hatte nicht mehr viel Zeit. Und auch nicht allzu viel zu verlieren.

 

Dosierungsvorschrift dieses Tierarztes:

1 Esslöffel guter Imker-Honig (kein billiger erhitzter aus dem Ausland) auf 1 Liter Wasser und eine halbe Stunde am Tag das Tier baden.

Die Muschel sich darin in Ruhe regenerieren lassen. Dann wieder behutsam rein ins Aquarium. Bei Bedarf wiederholen.

 

Ich probierte es

Badete sie eine halbe Stunde lang in einer sauberen Keramikschale (ohne Spülmittelreste drin) mit diesem Honigwasser ohne allzu große Hoffnung auf eine Wirkung zu haben. 1 Esslöffel Honig, den ich in 1 Liter Wasser einrührte.

Es passierte ein Wunder. Die Rettung.

Die, die seit 2 Tagen nicht mehr ordentlich ihr Filtermäulchen öffnete, saß da drin und saugte mit ihrer jetzt weit offenem Filteröffnung fröhlich den Honigtrank in sich rein als gäbe es kein Morgen.

Ich wiederholte das und ich hatte den Eindruck, ihr geht es sehr viel besser. Sie sitzt wieder im Aquarium und sperrt dauerhaft ihre ovale Filteröffnung für ihr Futter auf.

 

Warum der Honig so schnell half?

Mangelerscheinungen. Es kann mit der nicht ganz optimalen Nahrungszusammensetzung des bis dahin verwendeten Futters zu tun haben. Muschelfutter ist sehr Protein-reich. Vielleicht brauchte die Muschel einfach noch was anderes. Mehr schnell zu verstoffwechselnde Kohlehydrate als da drin sind. Für mehr Energie. Vielleicht brauchte sie die Enzyme oder die speziellen Vitamine, die nur im naturbelassenen Honig sind.

Der Honig war vermutlich der superschnelle Energie- und Enzymlieferant.

Es kann als Intervention, als Heilversuch auch für andere Muschelarten funktionieren. Möglich. Bei meiner Malermuschel hat es funktioniert.

Jedenfalls schaue ich mir in Zukunft die Inhaltszusammensetzung des Muschelfutters genau an (mehr Zucker, mehr Kohlenhydrate?) und reichere das Aquariumwasser auf alle Fälle mit einer kleinen Honigzugabe an. Später las ich, dass das einige erfahrene Muschelbesitzer eh tun. Vorsichtig muss man natürlich sein damit, denn der Honigzucker nährt auch die Bakterienblüte, die nicht überhand nehmen darf, sonst stehen überstürzte Wasserwechsel an. Die die Muschel, die eigentlich in die Natur in sehr ruhig strömende Gewässer gehört, nicht mag.