Wenn man jedoch sich nicht verdutzen läßt, sondern frägt, was denn eigentlich die Ideen seien, als deren Vermögen die Vernunft bestimmt wird; so erhält man gewöhnlich, als Erklärung derselben, einen hochtrabenden, hohlen, konfusen Wortkram, in eingeschachtelten Perioden von solcher Länge, dass der Leser, wenn er nicht schon in der Mitte derselben eingeschlafen ist, sich am Ende mehr im Zustande der Betäubung, als in dem der erhaltenen Belehrung befindet, oder auch wohl gar auf den Verdacht geräth, es möchten ungefähr so etwas wie Chimären gemeint sein.

Arthur Schopenhauer:
Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde,
5. Zweite Klasse der Objekte für das Subjekt, § 34: Ideen, 1813.

Wenn man einen Jüngling absichtlich verdummen und zu allem Denken völlig unfähig machen will, so gibt es kein probateres Mittel, als das fleißige Studium Hegelscher Originalwerke: Denn diese monströsen Zusammenfügungen von Worten, die sich aufheben und widersprechen, so dass der Geist irgend etwas dabei zu denken vergeblich sich abmartert, bis er endlich ermattet zusammensinkt, vernichten in ihm allmählich die Fähigkeit zum Denken so gänzlich, dass von da an hohle leere Floskeln ihm für Gedanken gelten. – Wenn einmal ein Vormund besorgen sollte, sein Mündel könnte für seine Pläne zu klug werden, so ließe sich durch ein fleißiges Studium der Hegelschem Philosophie diesem Unglück vorbeugen.

Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde II.
Falsche Propheten: Hegel, Marx und die Folgen, 1958.

Mit Schopenhauer ist es nicht viel anders als mit Hegel, Marx, Popper und Luhmann: Man wacht immer erst bei den Redundanzen auf. Oder wie der nicht zu unterschätzende Philosoph Per Gessle es ausdrückte: Don’t Bore Us, Get to the Chorus! (1995).