Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Kategorie: Satire. Fast wie im wirklichen Lehm. (Seite 4 von 8)

Das Ende der Kunst

“Wieso spielst du eigentlich gar nicht mehr auf deiner Gitarre?”

“Meiner was?”

“G-i-t-a-r-r-e. Der Holzscheit unter der Staubschicht da an der Wand.”

“Wann denn?”

“In deiner Freizeit.”

“Meiner was?”

“F-r-e-i- … Ach komm. Ich hab einen Mann mit Gitarre geheiratet.”

“Das war sehr mitfühlend, aber nicht sehr umsichtig von dir.”

“Gedichte und so was alles schreibst du auch nicht mehr.”

“Vertonst du mir eins?”

“Machst keine Fotos mehr.”

“Ich bin nicht mal sicher, ob ich noch aufladbare Akkus hab, die in die Kamera passen.”

“Zeichnest nicht mehr.”

“Ich sauf ja auch nicht mehr.”

“Willst du sagen, dass du ohne Alkohol nicht fröhlich und kreativ sein kannst?”

“Doch, aber nicht besoffen.”

“Wieso eigentlich nicht? Du kannst doch auch beim Essen mehr schwitzen als beim Arbeiten.”

“Weil ich nicht mal das Wort kreativ nüchtern aushalt.”

“So wird das freilich nix mit einem kreativen Zustand.”

“Was aussagt, dass meine künstlerischen Bemühungen nichts sind, das in der Welt sein sollte, sondern etwas, das eine faule, besoffene Sau ausschwitzt.”

“Das hast du gesagt.”

“Einer muss es tun.”

“Das war sehr kreativ, aber nicht sehr umsichtig von dir.”

“Gern geschehen.”

Soundtrack: Keni Lee Burgess und Schwager: Sweet Home Chicago auf zwei Cigar-Box-Klampfen, 5. Dezember 2009:

Deine neue Schlampe

Alexa versteht jetzt auch Liedertexte. Slayer und norwegischer Death Metal sind noch early Alpha, dafür werden die meisten Texte von Morrissey und The Cure schon zuverlässig an die Psycho-Hotline weitergeleitet. Bei Bibi schaltet Alexa automatisch den Jugendschutz ein, d. h. für Kontoabbuchungen muss das Passwort von einer männlichen Stimme gesprochen werden.

Empirisch ungesichert bleibt vorerst, was passiert, wenn Liedertexte missverständliche Anweisungen erteilen und wenn sich Alexa mit Siri anlegt.

Missverständliche Anweisung: Hatebreed: Destroy Everything, aus: Supremacy, 2006,
offizielles Live-Video vom With-Full-Force-Festival 2007, Ferropolis bei Gräfenhainichen.

Obwohl ich arm bin, kann ich in meiner Bude Fahrrad fahren

Zahlen! Die kann man so oder so sehen!

Majestix.

In Europa gibt es 4,1 Millionen Obdachlose. Und 11 Millionen leerstehende Häuser. Nicht Wohnungen. Häuser.

Da gibt es jetzt die einen, die sagen, na super, dann müsste es ja kein Problem geben, es ist auf der Welt alles für alle da, es ist nur scheiße verteilt.

Und dann gibt es die anderen, die sagen, na super, in Europa kriegt jeder Penner drei Häuser in den Arsch geschoben. Also statistisch jetzt.

Und dann gibt es uns, die sich vor lauter eigengenutztem Wohneigentum nicht mehr aus dem Haus trauen, weil das Geld kosten könnte, das hinterher an der Wohnungsrate fehlt, weil wir immer noch aufs Daheimbleiben sparen und nicht aufs In-der-Weltgeschichte-Herumhupfen, und weil in der Statistik wieder nicht dringestanden ist, ob die 11 Millionen leerstehenden Häuser mit unverbaubarem Meerblick an der Côte d’Azur, in Giesing zwei Minuten von der U-Bahn oder an einem stechmückenverseuchten Tümpel in Nordfinnland leerstehen, und wie viele Obdachlose pro wie viele Wohungen pro Haus da reinpassen und wie weit sie von da pendeln müssen, um die Miete zu erschwingen. Und ob Wohnen jetzt Menschenrecht ist oder nicht und wenn ja, warum es keiner umsetzt.

Mal so zum Beispiel:

Exquisiter Lebenstraum auf 2 Ebenen: 4 Zi. DG-Altbaujuwel mit Galerie & Balkon

Kapuzinerpl. 5, 80337 München, Deutschland

3.400€· Altbauwohnung (Zu vermieten)

TRAUMWOHNUNG NAHE GLOCKENBACH: HERRLICHE TOP SANIERTE 5 ZI. ALTBAU-WOHNUNG, PARKETT, STUCK & BALKON

Idyllisches Schmuckstück in der »Isarvorstadt« nahe Glockenbach

OBJEKTBESCHREIBUNG

Inspirierender Freiraum auf zwei Ebenen nahe des begehrten Glockenbach Viertels – Ein Stück Luxus vom Feinsten, den man sich gönnen sollte…!

Diese faszinierende 4 Zimmer Maisonette Wohnung befindet sich hoch oben im 2003 ausgebauten Dachgeschoß eines monumentalen Wohnhauses der deutschen Renaissance inmitten des neuen Trendviertels »Isarvorstadt«. Schon der Anblick der bildschönen Altbaufassade wird Ihr Herz höher schlagen lassen und Ihre Vorfreude auf zauberhaft romantische Tage in Ihrem neuen Zuhause wecken…

Eine optimal mit stilsicherem architektonischen Einfühlungsvermögen durchdachte Grundrissgestaltung mit schönen offenen luftig-hellen und hohen Räumen sowie stilvolle Details bei der Innenausstattung lassen diesen modernisierten Altbautraum zu einem besonderen Wohnerlebnis werden, der Ihre Phantasie und Einrichtungsträume beflügeln wird.

Sicherlich wird diese schöne Wohnung auch Ihr Herz höher schlagen lassen. Bitte begleiten Sie uns auf eine Besichtigung und lassen Sie den Charme der Wohnung bei einem persönlichen Besichtigungstermin auf sich wirken! Dann werden wir sehr gerne auch Ihre Wohnträume wahr werden lassen.

Verlockende Lichtspiele und traumschöne Gestaltungsmöglichkeiten

AUSSTATTUNG

Ein imposantes hölzernes Tor mit schmiedeeisernen Beschlägen eröffnet den Zugang zu einem idyllischen Innenhof. Ein moderner Lift führt Sie hinauf in den 5. Stock zu einer repräsentativen Wohnung mit lichtdurchfluteten Räumen. Schon beim Betreten dieses stilvoll modernisierten Altbau-Traums wird Ihnen schnell klar, hier eine ganz besondere Wohlfühlidylle gefunden zu haben!

Charmante Dachschrägen und eine bezaubernd schöne hölzerne Balken-, Säulen- und Schrägen-Architektur prägen den stimmungsvollen Charakter dieser großzügig geschnittenen Galerie-Wohnung. Die Ausstattungsmerkmale sind in Design, Technik und Farbwelten auf höchste Ansprüche hin ausgelegt worden. Der ursprüngliche Glanz vergangener Zeiten wurde stilvoll und gekonnt restauriert und gelangt zu neuer Blüte: Neben den historischen Stilelementen kultivieren modernisierte Ausstattungsmerkmale wie auch eine Fußbodenheizung die gehobene neuzeitliche Wohnqualität. Das inspirierende Farbkonzept des wundervollen Eichenparketts im stimmungsvollen Wechselspiel mit den naturbelassenen oder weiß lackierten hölzernen Balken und Säulen unterstreicht die natürliche Note des edlen Dachgeschoß.

Es empfängt Sie stilvoll ein Entrée mit separater Garderobenmöglichkeit. Ein von Licht durchflutetes Wohn- und Esszimmer mit angrenzender offener komplett ausgestatteter Küche ist das Herz dieser malerischen Dachwohnung. Es besticht durch seine optimale Raumaufteilung mit hoher Raumhöhe und lädt genußvoll zum glamourösen Tafeln wie auch zum wohltuend relaxten Loungen ein. Von hier gelangen Sie auch auf den entzückenden Balkon mit einem weiten hellen Blick über die Dächer und in den Himmel. Lauschen Sie dem fröhlichen Zwitschern der Vögel und kreieren Sie hier Ihre ganz persönliche kleine Stadtidylle mit einem prachtvoll blühenden und verführerisch duftenden Blumenparadies… einen zauberhaften Ort mit verwunschenem Charme, der Ihre Gäste begeistern und Sie den Rest der Welt vergessen lässt!

Auf dem ersten Level befindet sich auch ein charmantes Schlafzimmer sowie ein strahlend weiß gefliestes Badezimmer mit Fenster, Badewanne, zusätzlicher Dusche und Doppelwaschbecken, welches Ihnen schon in den Morgenstunden fröhlichen Genuss und gute Laune schenken wird. Gleich am Eingang der Wohnung befindet sich ein zusätzliches, ebenso stilvoll ausgestattetes Gäste-WC.

Der Blick schweift weiter die Treppe hinauf zur offenen Galerie. Hier erwartet Sie ein weiteres großes Zimmer mit viel Charme und tollen Blickspielen. Ein idealer Platz für ein wunderbares zweites Schlaf- oder Kinderzimmer, eine stilvolle Privatbibliothek oder ein poetisch künstlerisches Refugium mit Loungebereich und einem kleinen Schreibtisch… Auch hier erwartet Sie ein strahlend weiß gefliestes Badezimmer mit Badewanne.

Der Bereich auf der zweiten Ebene ist mit einem grauen Teppich ausgestattet. Er verfügt über einen separaten eigenen Eingang. Eine praktische Abstell- und Wirtschaftskammer rundet das Angebot der Wohnung ab.

State of the Art: modernisierter Altbautraum

– Bildschöne Altbaufassade

– Inspirierender Freiraum auf zwei Ebenen: innerstädtische Wohnoase mit großzügiger Weitläufigkeit

– Offene luftig-helle Räume mit besonderer Deckenhöhe und Galerie

– Charmante Dachschrägen und eine bezaubernd schöne hölzerne Balken-, Säulen- und Schrägen-Architektur

– Moderne offene Wohnküche mit EBK

– Frühstücksbalkon mit einem weiten hellen Blick über die Dächer und in den Himmel

– Zwei Tageslichtbäder sowie ein separates stilvolles Gäste-WC mit Fenster

– TG Stellplatz möglich

Stimmungsvolle Perspektiven auf der Galerie

LAGE: BESTE MÜNCHENER INNENSTADTLAGE IN DER ISARVORSTADT

Der Kapuzinerplatz liegt in dem begehrten Münchner Viertel »Isarvorstadt«. Die »Isarvorstadt« mit ihrem Glockenbach-, Gärtnerplatz-, Schlachthof- und Dreimühlenviertel zählt zu den trendigsten und begehrtesten Wohnlagen in München. Benannt nach einem alten Kapuzinerkloster verzaubert diese Lage am Kapuzinerplatz jeden, der das städtische Leben inmitten eines eindrucksvollen Surroundings voller denkmalgeschützter Häuser mit allen Vorzügen facettenreich genießen möchte.

Sie wohnen in dem angebotenen Anwesen inmitten des lebendigen Treibens der Münchner Innenstadt direkt zwischen Kapuzinerplatz, Goetheplatz und den erst kürzlich herrlich renaturierten Isarauen mit ihren vielfältigen Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten. In nur wenigen Minuten mit dem Rad oder zu Fuß können Sie von hier gemütlich die Isar erreichen. Auf der anderen Seite ist das Viertel vom Grüngürtel der Theresienwiese begrenzt, sodaß auch ein Besuch der »Münchner Wiesn« auch mal schnell zu Fuß möglich ist.

Weitere bedeutende Orte im »Isarvorstadt-Viertel« sind das weltberühmte Deutsche Museum und der alte aufgelassene südliche Friedhof, auf dem berühmte Persönlichkeiten wie Carl Spitzweg, Leo von Klenze oder Ferdinand von Miller (Erzgiesser der Bavaria auf der Theresienwiese) ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Im »Isarvorstadt-Viertel« finden Sie auch zahlreiche bekannte Gaststätten und Theater wie das »Fraunhofer«, das »Mariandl« und vor allem die köstlich bayerische Traditionsküche des »Paulaner Bräuhaus« mit seinem wunderbaren Biergarten im begrünten Innenhof des Kapuzinerplatzes.

Daß inmitten dieser verführerischen Lebendigkeit und des Verkehrsaufkommens der Großstadt München eine Nachtruhe vor 22.00 Uhr nicht immer möglich ist, darf hier den Bewohner nicht stören. Dafür profitiert er von der Top Lage und den optimalen Verkehrsanbindungen in alle Stadtteile Münchens. In unmittelbarer Nähe finden Sie sämtliche Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf, eine Bäckerei und Konditorei, eine Apotheke, Banken, Restaurants, Cafés und In-Bars, Kino, Ärzte und Kliniken usw… In nur wenigen Minuten erreichbar sind der Stachus, Hauptbahnhof, Fußgängerzone und der Marienplatz ebenso wie die U-Bahn-Stationen U3 und U6, die Busverbindungen N 40 (auch nachts) und 58 sowie ein Taxistand.

DETAILS IM ÜBERBLICK

Baujahr: 1892
Heizungsart: GET

Miete pro Monat: 3.400,- € Grundmiete
zzgl. Nebenkosten: 300,- € zzgl. Heizung und Warmwasser
Wohnfläche ca. 206,25 m²

Qualität der Ausstattung: Gehoben
Schlafzimmer: 2
Badezimmer: 2,5
Keller: Nein

Energieausweis laut Gesetz nicht erforderlich

NEUGIERIG GEWORDEN?

Wenn wir Ihre Leidenschaft für dieses erlesene Juwel der Jahrhundertwende geweckt haben, wäre es uns eine ganz besondere Freude, Sie Ihrem Ziel der Wohnungsfindung näher bringen zu dürfen.

Bitte bewerben Sie sich dazu mit ein paar aussagekräftigen Informationen das Mietverhältnis betreffend per E-Mail […] und wir sind Ihnen gerne behilflich! […]

***Die Kosten für Warmwasser und Heizung werden über die autarke Gastherme mit einem großen Wärmetauscher für Warmwasser und Heizung vom Mieter direkt mit dem Energieversorger abgerechnet. Erfahrungsgemäß betragen diese Kosten ca. € 1,20 /m2 monatlich zusätzlich und sind vom individuellen Verbrauch abhängig.***

Charmante Dachschrägen und eine bezaubernd schöne hölzerne Balken- und Säulenarchitektur

Und? Noch wach? Dabei hab ich bis jetzt den ganzen Eintrag lang noch nichts selber erfunden.

Und sehen Sie, mir wäre das Wichtigste auch fast entgangen: Die Dreieinhalbtausend sind ein Mietzins, den man jeden verschissenen Monat wieder von vorne aufbringen muss. Nicht für ein Haus. Für eine Wohnung. Die einem für den Preis nach hundert Jahren immer noch nicht gehört.

Und das Wichtigste: Der charmante Balkon, oder was da über der Paulanerbeize angeschraubt sein soll, der ist von der gegenüberliegenden Agentur für Arbeit, wo sich der Pöbel täglich ab 7 Uhr um Münchens letzte 450-Euro-Jobs balgt und allerhand Kopfsteinpflaster zur Hand hat, nicht einsehbar.

11 Millionen. Nachdem ich das alles weiß, neige ich, wenn ich schon die Auswahl hab, eventuell doch zu der Ansicht, dass auf der Welt alles für alles da ist, nur eben, sagen wir, eigenwillig verteilt, aber wissen kann man nix.

Kann man sich’s wieder aussuchen, gell.

Soundtrack: Milk auf Ex: Fahrrad, aus: Platte des Monats, 1997:

Beiträge zur kulturellen Ökumene

Im evangelischen Brauchtum heißen die Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten der Reihe nach: Quasimodogeniti, Misericordias Domini, Jubilate, Kantate, Rogate oder Vocem jucunditatis und Exaudi. — Eine typische musikalische Begleitung dazu sind die geistlichen Kantaten des verstorbenen Protestanten Johann Sebastian Bach — beispielsweise diejenigen zum Sonntag Jubilate: Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen, BWV 12 von 1714, Ihr werdet weinen und heulen, BWV 103 von 1725 und Wir müssen durch viel Trübsal, BWV 146 von 1726.

Im katholischen Brauchtum heißt die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten “zwischen Ostern und Pfingsten” und dient dazu, die ersten Frühlingskirchweihen abzufackeln, damit jedes Kuhkaff, das sich eine Kneipe leisten kann, einen Schnitt macht, und damit die städtischen Kahlfresser pro Sonntag bis zur Fürther Michaeliskirchweih im Oktober nicht mehr als drei bis vier Kirchweihen wegfeiern müssen, wenn sie auf jeder mindestens drei Maß Bier auflesen wollen. — Eine typische musikalische Begleitung dazu sind Lieder wie “Wou is denn des Gerchla? Gerchla is fei net dahamm. Gerchla is auf Kerwa, frisst die ganzen Bratwürscht zam”, “Und der Pfarrer von Speyer hat gläserne Eier. Wos maanst, wie des klimpert, wenn der aane pimpert?” und “Zwetschgakern, Zwetschgakern, Maadla, lou dei Bumbl schern“.

Discuss.

Veganer Bonus Track:

Nostradamus and Jesus and Buddha and me (and Hawking)

Entwarnung für alle: Niemand muss mehr Angst vorm Dritten Weltkrieg haben.

Draufgekommen ist Andreas Maier in der Titanic:

Beruhigend (1756-1763)

Als studierter Historiker kann ich allen Menschen, die sich davor fürchten, daß demnächst der dritte Weltkrieg ausbricht, eine sehr erfreuliche Mitteilung machen: es ist der vierte.

Die Titanic ist ein Satiremagazin und deshalb in höchstem Grade glaubwürdig. Satiriker sind nämlich die einzigen, die ausdrücklich fürs Lügen bezahlt werden. Nicht trotzdem, sondern deswegen sind sie die ersten, die fürs Lügen belangt werden.

Auch sonst spricht einiges dafür:

Der Krieg wurde in Mitteleuropa, Portugal, Nordamerika, Indien, der Karibik sowie auf den Weltmeeren ausgefochten, weswegen er von Historikern gelegentlich auch als ein Weltkrieg angesehen wird.

Dazu die nötige Fachliteratur:

Hurra, gell? Auch Stephen Hawking macht uns Hoffnung und verspricht uns noch hundert Jahre, bis wir die Erde unbewohnbar gebracht haben. Zum Vergleich: Im November 2016 sprach der Mann noch von tausend Jahren. Wenn sich das aller halbe Jahre auf ein Zehntel runterkocht, leben wir alle mathematisch gerechnet ewig, sind aber praktisch übermorgen tot.

Menschheit als Konzept gibt es seit zwei Millionen Jahren. Das heißt, man darf langsam recht zügig überlegen, was man auf das letzte Zwanzigtausendstel seiner restlichen Lebenszeit noch anstellen will. Vielleicht noch das eine oder andere Milliönchen oder Milliärdchen Schweine, Kühe, Hühner und Heringe einkesseln und zu Tode foltern, um sie hinterher in die Biotonne zu stampfen oder zum Scheißhaus runterzuspülen. Mit Trinkwasser. Oder wie von Herrn Hawking konstruktiv vorgeschlagen, endlich den Mars als Bauerwartungsland auf den Markt zu werfen, was nur ein paar Jahrzehnte vom verbleibenden Jahrhundert dauert. Wenn man sofort anfängt. Oder Alpha Centauri. Dahin dauert die Anreise allerdings schon dreißgtausend Jahre. Man hätte also im Laufe des Holozäns aufbrechen und unterwegs das Raumschiff verwüsten müssen. Mit Laserschub dauert’s schlanke zwanzig Jahre, allerdings braucht man dazu mehrere tausend Atomkraftwerke. Für ein einziges Raumschiff. Irgendwas ist ja immer.

Bleibt also noch ein bissel fachsimpeln, der wievielte Weltkrieg das genau ist, der jeden Moment losbricht, das Rauchen aufhören, sich endlich die große Blonde aus der Parallelklasse damals ins Bett wuchten, feste besaufen, ein Arschgeweih stechen lassen und Marcel Proust lesen.

Soundtrack: Bob Geldof: The Great Song of Indifference,
aus: The Vegetarians of Love, 1990,
weil The End of the World kein anständiges Video hat:

Wir sind < 95 Thesen

Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.

Karl Valentin, Zuschreibung.

——— Dr. Thomas de Maizière:

Leitkultur für Deutschland — Was ist das eigentlich?

in: Bild am Sonntag, 30. April 2017, via Bundesministerium des Inneren:

[…] Ich will mit einigen Thesen zu einer Diskussion einladen über eine Leitkultur für Deutschland.

  1. Wir legen Wert auf einige soziale Gewohnheiten, nicht weil sie Inhalt, sondern weil sie Ausdruck einer bestimmten Haltung sind: Wir sagen unseren Namen. Wir geben uns zur Begrüßung die Hand. Bei Demonstrationen haben wir ein Vermummungsverbot. “Gesicht zeigen” – das ist Ausdruck unseres demokratischen Miteinanders. Im Alltag ist es für uns von Bedeutung, ob wir bei unseren Gesprächspartnern in ein freundliches oder ein trauriges Gesicht blicken. Wir sind eine offene Gesellschaft. Wir zeigen unser Gesicht. Wir sind nicht Burka.
  2. Wir sehen Bildung und Erziehung als Wert und nicht allein als Instrument. Schüler lernen – manchmal zu ihrem Unverständnis – auch das, was sie im späteren Berufsleben wenig brauchen. Einige fordern daher, Schule solle stärker auf spätere Berufe vorbereiten. Das entspricht aber nicht unserem Verständnis von Bildung. Allgemeinbildung hat einen Wert für sich. Dieses Bewusstsein prägt unser Land.
  3. Wir sehen Leistung als etwas an, auf das jeder Einzelne stolz sein kann. Überall: Im Sport, in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Politik oder in der Wirtschaft. Wir fordern Leistung. Leistung und Qualität bringen Wohlstand. Der Leistungsgedanke hat unser Land stark gemacht. Wir leisten auch Hilfe, haben soziale Sicherungssysteme und bieten Menschen, die Hilfe brauchen, die Hilfe der Gesellschaft an. Als Land wollen wir uns das leisten und als Land können wir uns das leisten. Auch auf diese Leistung sind wir stolz.
  4. Wir sind Erben unserer Geschichte, mit all ihren Höhen und Tiefen. Unsere Vergangenheit prägt unsere Gegenwart und unsere Kultur. Wir sind Erben unserer deutschen Geschichte. Für uns ist sie ein Ringen um die Deutsche Einheit in Freiheit und Frieden mit unseren Nachbarn, das Zusammenwachsen der Länder zu einem föderalen Staat, das Ringen um Freiheit und das Bekenntnis zu den tiefsten Tiefen unserer Geschichte. Dazu gehört auch ein besonderes Verhältnis zum Existenzrecht Israels.
  5. Wir sind Kulturnation. Kaum ein Land ist so geprägt von Kultur und Philosophie wie Deutschland. Deutschland hat großen Einfluss auf die kulturelle Entwicklung der ganzen Welt genommen. Bach und Goethe “gehören” der ganzen Welt und waren Deutsche. Wir haben unser eigenes Verständnis vom Stellenwert der Kultur in unserer Gesellschaft. Es ist selbstverständlich, dass bei einem politischen Festakt oder bei einem Schuljubiläum Musik gespielt wird. Bei der Eröffnung eines großen Konzerthauses sind – wie selbstverständlich – Bundespräsident, Vertreter aus Regierung, Parlament, Rechtsprechung und Gesellschaft vor Ort. Kaum ein Land hat zudem so viele Theater pro Einwohner wie Deutschland. Jeder Landkreis ist stolz auf seine Musikschule. Kultur in einem weiten Sinne, unser Blick darauf und das, was wir dafür tun, auch das gehört zu uns.
  6. In unserem Land ist Religion Kitt und nicht Keil der Gesellschaft. Dafür stehen in unserem Land die Kirchen mit ihrem unermüdlichen Einsatz für die Gesellschaft. Sie stehen für diesen Kitt – sie verbinden Menschen, nicht nur im Glauben, sondern auch im täglichen Leben, in Kitas und Schulen, in Altenheimen und aktiver Gemeindearbeit. Ein solcher Kitt für unsere Gesellschaft entsteht in der christlichen Kirche, in der Synagoge und in der Moschee. Wir erinnern in diesem Jahr an 500 Jahre Reformation. Für die Trennung der christlichen Kirchen hat Europa, hat Deutschland einen hohen Preis gezahlt. Mit Kriegen und jahrhundertelangen Auseinandersetzungen. Deutschland ist von einem besonderen Staat-Kirchen-Verhältnis geprägt. Unser Staat ist weltanschaulich neutral, aber den Kirchen und Religionsgemeinschaften freundlich zugewandt. Kirchliche Feiertage prägen den Rhythmus unserer Jahre. Kirchtürme prägen unsere Landschaft. Unser Land ist christlich geprägt. Wir leben im religiösen Frieden. Und die Grundlage dafür ist der unbedingte Vorrang des Rechts über alle religiösen Regeln im staatlichen und gesellschaftlichen Zusammenleben.
  7. Wir haben in unserem Land eine Zivilkultur bei der Regelung von Konflikten. Der Kompromiss ist konstitutiv für die Demokratie und unser Land. Vielleicht sind wir stärker eine Konsens orientierte Gesellschaft als andere Gesellschaften des Westens. Zum Mehrheitsprinzip gehört der Minderheitenschutz. Wir stören uns daran, dass da einiges ins Rutschen geraten ist. Für uns sind Respekt und Toleranz wichtig. Wir akzeptieren unterschiedliche Lebensformen und wer dies ablehnt, stellt sich außerhalb eines großen Konsenses. Gewalt wird weder bei Demonstrationen noch an anderer Stelle gesellschaftlich akzeptiert. Wir verknüpfen Vorstellungen von Ehre nicht mit Gewalt.
  8. Wir sind aufgeklärte Patrioten. Ein aufgeklärter Patriot liebt sein Land und hasst nicht andere. Auch wir Deutschen können es sein. “Und weil wir dies Land verbessern, lieben und beschirmen wir’s. Und das Liebste mag’s uns scheinen, so wie andern Völkern ihr‘s”, so heißt es in der Kinderhymne von Bert Brecht. Ja, wir hatten Probleme mit unserem Patriotismus. Mal wurde er zum Nationalismus, mal trauten sich viele nicht, sich zu Deutschland zu bekennen. All das ist vorbei, vor allem in der jüngeren Generation. Unsere Nationalfahne und unsere Nationalhymne sind selbstverständlicher Teil unseres Patriotismus: Einigkeit und Recht und Freiheit.
  9. Unser Land hatte viele Zäsuren zu bewältigen. Einige davon waren mit Grundentscheidungen verbunden. Eine der wichtigsten lautet: Wir sind Teil des Westens. Kulturell, geistig und politisch. Die NATO schützt unsere Freiheit. Sie verbindet uns mit den USA, unserem wichtigsten außereuropäischen Freund und Partner. Als Deutsche sind wir immer auch Europäer. Deutsche Interessen sind oft am besten durch Europa zu vertreten und zu verwirklichen. Umgekehrt wird Europa ohne ein starkes Deutschland nicht gedeihen. Wir sind vielleicht das europäischste Land in Europa – kein Land hat mehr Nachbarn als Deutschland. Die geographische Mittellage hat uns über Jahrhunderte mit unseren Nachbarn geformt, früher im Schwierigen, jetzt im Guten. Das prägt unser Denken und unsere Politik.
  10. Wir haben ein gemeinsames kollektives Gedächtnis für Orte und Erinnerungen. Das Brandenburger Tor und der 9. November sind zum Beispiel ein Teil solcher kollektiven Erinnerungen. Oder auch der Gewinn der Fußballweltmeisterschaften. Regionales kommt hinzu: Karneval, Volksfeste. Die heimatliche Verwurzelung, die Marktplätze unserer Städte. Die Verbundenheit mit Orten, Gerüchen und Traditionen. Landsmannschaftliche Mentalitäten, die am Klang der Sprache jeder erkennt, gehören zu uns und prägen unser Land.

Was folgt nun aus dieser Aufzählung? Manches mag fehlen, anderes kann hinzukommen. […]

Stimmt:

  1. “Wir” benutzen sehenden Auges Weblog-Themes, bei denen Blockquote automatisch kursiv dargestellt wird.
  2. Wir haben keinen Schimmer, wer “wir” sein soll, schreiben es aber in öffentlichen Äußerungen hin, wenn keiner so genau wissen muss, um wen es gerade geht.
  3. Wir benutzen die Bezeichnung für unser Land als Schimpfwort. Oder
  4. als Ausrede, wenn wir sonst nichts haben, auf das wir stolz sein könnten.
  5. Wir schließen die deutsche Sprache konkludent von der Leitkultur aus. Jedenfalls ist es Leuten in Berufen mit angeblicher Vorbildfunktion gestattet, Sätze wie “Wir sind nicht Burka” zu bilden und zu verbreiten. Verdammt, wie oft noch: Obervolta heißt schon seit 1984 nicht Burka, sondern Burkina Faso, was nicht Bundesrepublik bedeutet, sondern Vaterland der ehrenwerten Menschen.
  6. Wir brechen reflexartig in lange totgesagte Gratiswitzchen aus, wenn jemand “unsere” Kultur erwähnt. In diesem Sinne: Dichter, Denker, Goethe, Schiller, Socken, Sandalen, Blasmusik, Feinrippunterwäsche, Fußball, Hitlergruß, Jägerzaun, Kehrwoche,
  7. grüß Gott.

PS: Ich bin auch keine Burka. Ich bin eine schwarze Jeans, 36/36.

Und nochmal verständlich:

Nicht genug Tumult

Angenommen, dass Post reinkommt von einer bedeutenden Anstalt des öffentlichen Rechts, etwa von einem großen bayerischen Rundfunk, nehmen wir an, des Wortlauts:

Sehr geehrter Herr Wolfster [Name geändert],

für einen Radiobeitrag über Luther und die Alltagsprache suchen wir einen Werbetexter als Interviewpartner, der ausprobieren möchte, ob typische Lutherzitate (“Hier stehe ich, ich kann nicht anders!”) auch heute als Werbetext funktionieren.

Falls Sie Interesse haben, können Sie mich gerne kontaktieren.

Mit freundlichen Grüßen,
[Name]
[Firma]
Religion und Orientierung

Angenommen, sagte ich, dass solche Post reinkommt, was sagt man da bloß? — Zum Beispiel wird man irgendwas zwischen dienstlich, freundlich und satirisch und sagt:

Sehr geehrte Frau [Name],

das ehrt mich, dass Sie da auf mich kommen.

Leider bin ich als Werbetexter eine zu kleine Nummer, um zu entscheiden, ob ein Werbetext funktioniert oder nicht. Was Werbezielkontrolle ist, wissen Sie besstimmt besser als ich; ich arbeite ja nur kreativ.

Das bedeutet, ich liefere nur Texte, die bestellt werden, und möglichst genau so, wie es vom Kunden gesagt wird, genau das wird bezahlt. Für mich hat ein Werbetext dann funktioniert, wenn ich ihn an einen Kunden verkaufen konnte, mit fachlichen Erwägungen, gar der Hoffnung, dass der bezahlte Werbetext dem Werbekunden (nicht zu verwechseln mit der Zielgruppe “Endverbraucher“) nützen könnte, hat das nicht zwingend etwas zu tun.

Ehrlicherweise wird Ihnen da kein Werbetexter etwas anderes erzählen können. Ich selbst kann Ihnen recht zuverlässig voraussagen, dass ein Werbetext, der Lutherzitate verwendet, an keinen Werbekunden zu vermitteln ist (außer für die letzten freien Fremdenzimmer in Eisleben, Wittenberg und Eisenach o. ä., und das nur noch bis ca. Ende August, wg. Druckvorlaufzeiten). Wenn schon Zitate, dann muss die Idee dazu vom Werbekunden stammen und typischerweise die bewährten Bonmots von Oscar Wilde und Coco Chanel verwenden.

Damit will ich nichts gegen den Dr. theol. Luther gesagt haben, der es als hoffentlich einziger ausgewiesener und praktizierender Antisemit zu unseren privaten Hausheiligen gebracht hat (o Gott, wenn er das wüsste…). Für die Nachprüfung meiner 8. Klasse Gymnasium musste ich die Bedeutung der Lutherschen Bibelübersetzung nachweisen, um nicht Bayerns einziger Schüler zu werden, der wegen Geschichte sitzen bleibt. Das hat funktioniert, allein deswegen bin ich dem Manne zu Dank verpflichtet.

Angeblich soll sich die 2017er Bearbeitung der Lutherbibel wieder Luther angenähert haben, bei Hugendubel geprüft habe ich das noch nicht. Es wäre ihm aber zu wünschen, weil alle Bearbeitungen seit 1912 nur noch ein Graus waren, was sich auf Wunsch belegen lässt. Wo immer es geht, verwende ich Letzte Hand 1545, wo es jemand verstehen soll, meine alte Senfkornbibel, die eine 1984er Revision ist. Hilft ja nix.

“Habe ich nicht genug Tumult ausgelöst?” Das soll von Luther sein, ist aber zur Zeit nur von Günter Scholz, C.H. Beck 2016 nachweisbar. Soviel zu Lutherzitaten.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Suche und würde durchaus gern erfahren, wann ein Ergebnis gesendet wird: Radio rockt.

Mit freundlichen Grüßen,
Wolfster [Name geändert]
Bayern-2-Kunde, Werbetexter, Bibelschmökerant et al. pp.

Zu wenig dienstlich? Dann war’s schon richtig, ist ja ein privater Weblog. Trotzdem enttäuschend:

Sehr geehrter Herr Wolfster [Name geändert],

vielen Dank für Ihre E-Mail. Wir werden den Beitrag wahrscheinlich an Pfingsten senden. Vorausgesetzt vorher passiert nicht irgendein Luther-Sprachboom. Uns ging es jetzt in erster Linie um Begriffe wie “Sündenbock”, “Machtwort” und ähnliches, die wir benutzen ohne zu wissen woher sie kommen.

Bestimmte Zitate zum Beispiel “Hier stehe ich, ich kann nicht anders” waren (auf Kondomen aufgedruckt) in diesem Jahr aber schon mal Teil einer Werbekampagne der evangelischen Jungkirche. Leider wurde die Aktion umgehend von der eigentlichen Kirche verboten. Sie hätte vielleicht ganz gut funktioniert.

Schade, dass ich Sie nicht Interviewpartner gewinnen konnte. Ihre Hinweise warum es funktioniert oder nicht wären auch sehr gut als O-Ton.

Mit freundlichen Grüßen,
[Name]
[Firma]
Religion und Orientierung

Ich als O-Ton. Vielleicht besser so, dass die freundliche Dame mich noch nie reden gehört hat.

Soundtrack ist natürlich was Evangelisches: die Entdeckung des Monats: Konzert für vier Cembali von Bach, BWV 1065 mit pädagogischem Schlussteil und vor allem einer rothaarigen Bassistin:

https://youtu.be/CSbXcYfUGzM

Norwegen darf nicht türkisch werden

Um aktuelle Ereignisse zu verstehen, muss man gar nicht immer bis 1933 zuirückschauen. Genausogut könnte man erst mal sinnieren, was der gebürtige Tallinner Robert Gernhardt anno 1977 über Münchner Biergärten zu lästern hatte. “Könnte, nicht müsste”, wie er selber sagt.

——— Robert Gernhardt:

Erlebnis in einem Biergarten

aus: Die Blusen des Böhmen. Geschichten, Bilder, Geschichten in Bildern und Bilder aus der Geschichte, 1977:

Es war in einem Münchner Biergarten, da trat ein Fremder an den Tisch eines der dort Sitzenden, den wir einmal Balser nennen wollen, lupfte höflich seinen Hut und bat um eine Unterschrift. Es ginge da um einen Aufruf des Inhalts, daß Norwegen nicht türkisch werden dürfe, wenn der Herr bitte hier unterschreiben würde.

“Aber wieso soll Norwegen denn türkisch werden?” fragte Herr Balser erstaunt.

“Das soll’s ja gerade nicht werden. Daher mein Aufruf. Wenn Sie also Ihre Unterschrift…”

“Sie verstehen mich nicht ganz. Gibt es denn irgendwelche Anzeichen dafür, daß Norwegen türkisch werden könnte?”

“Wenn hier jemand jemanden nicht versteht, dann sind ja wohl Sie es”, antwortete der Fremde, nun schon eine Spur lauter. “In meinem Aufruf steht nicht, daß Norwegen nicht türkisch werden kann, sondern daß es nicht türkisch werden darf. Und ich hoffe doch sehr, daß auch Sie dieser Meinung sind…”

“Ich?”

“Oder wollen Sie, daß Norwegen türkisch wird? Wollen Sie, daß die türkische Flotte Norwegen heimsucht? Daß über Oslo der Halbmond weht? Daß die wackeren Fischer der Lofoten in Zukunft Allah huldigen müssen? Soll das alles geschehn? Ja oder nein?”

“Nein”, sagte Herr Balser, “natürlich nicht, aber…” “Na, dann sind wir ja einer Meinung! Wenn Sie jetzt also hier Ihren Namen…”

“Aber — und jetzt lassen Sie mich gefälligst ausreden — aber wie kommen Sie eigentlich darauf, daß die türkische Flotte Norwegen heimsuchen könnte? Erklären Sie mir das doch mal bitte!”

“Die Flotte?” Für einen Moment schwieg der Fremde verdutzt, doch dann hellte sich sein Gesicht auf. “Ach so! Die habe ich doch nur erwähnt, um zu verdeutlichen, wie es aussehen könnte — könnte, nicht müßte –, wenn Norwegen türkisch wird. Denn der Türke kann natürlich auch mit seiner Landstreitmacht anrücken. Via Russland. Finnland und dann über Lappland… Aber…”

“Aber?”

“Aber ob der Russe das gestattet? Ziemlich unwahrscheinlich — oder?”

“Sehr unwahrscheinlich”, bestätigte Herr Balser. “Aber noch unwahrscheinlicher erscheint es mir, daß auch nur irgendein Türke auch nur die geringste Absicht hat, Norwegen zu besetzen. Und daher…”

Doch er kam nicht dazu, diesen Satz zu vollenden. “D’accord!” rief der Fremde mit Nachdruck. “Völlig d’accord! Die Türken — ich bitt’ Sie! Was sollen die denn in Norwegen? Wo sie es doch so schön warm in der Türkei haben! Halten Sie da mal die eisigen Fjorde dagegen, da sieht man doch sofort…”

“Mein Herr!”

“Ja?” fragte der Fremde.

“Mein Herr, wenn Sie selber zugeben, daß die Türken nicht die Absicht…”

“Nicht die geringste Absicht!”

“Nicht die geringste Absicht haben, Norwegen zu besetzen — was soll dann Ihr Aufruf?”

Der Fremde lächelte. “Ich dachte, das sei nun endlich klar geworden. Sie haben selbst zugegeben, daß Norwegen nicht türkisch werden darf. Die Norweger denken sicher ebenso. Die Türken sind, wie wir übereinstimmend feststellten, derselben Meinung, das heißt, daß jeder, aber auch jeder, der seine fünf Sinne beisammen hat, meinen Aufruf unterstützen muß. Wenn Sie also bitte Ihren Georg Wilhelm auf diese gestrichelte Linie…”

“Nein.”

“Nein? Dann wollen Sie also, daß unser germanisches Brudervolk unter der Willkür asiatischer Steppenbewohner…”

“Nein!”

“Na bestens! Bitte, hier ist mein Kugelschreiber, ja… da, auf die gestrichelte Linie… danke schön, Herr… Herr Balser!”

Und mit einem freundlichen Kopfnicken verabschiedete sich der Fremde, um sogleich an einem Nebentisch auf ein älteres Ehepaar einzureden.

“Norwegen”, hörte Herr Balser noch und “Der Türke” …

Soundtrack: The Pogues: Turkish Song of the Damned,
aus: If I Should Fall from Grace with God, 1988:

Laylat samita (Haram, Bruder!)

Wie jeder anständige Laden, besonders jeder anständige Buchladen, wird der texxt im Keller erst interessant. Das kann etwas Freudsches sein, muss aber nicht.

Die nötigen Fremdwörter zur Diskussion darüber findet man sinnigerweise in ebenjenem Keller. Da ist nämlich die Abteilung Psychologie. Und Klassiker. Und Lyrik. Und Märchen. Und Religion.

In der Religon, im hintersten Eck, wo hinter der Wand der Heizungskeller des Nachbarladens zu vermuten ist, hab ich mal eine schöne Doré-Bibel gefunden. Der jetzt da steht, sucht bestimmt etwas anderes. Den allahtreuen Rahmenbart und das Pierre-Vogel-Gedächtnisnachthemd hat er schon, in der Hand hält er Heinz Halm: Der Islam: Geschichte und Gegenwart, Beck’sche Reihe, 112 Seiten, 8,95 Euro, bei texxt — wie alles — zum halben Preis. Stören mag man ihn eigentlich nicht bei seinem sekundärliterarischen Koranstudium, sein Gesichtsausdruck verheißt nämlich keine Freundschaft. Ich will aber an die Bibeln, die er mit seiner Wampe im Nachthemd blockiert, ob die von Marc Chagall noch da ist.

“Kann ich mal, mein Freund?” sag ich.

So viel sollte man auch ohne die Monographien der Beck’schen Reihe über den Islam wissen: Wer in Frieden kommt, spricht die Leute mit “mein Freund” an. Ohne Sorge, sich als bester Freund anzuwanzen oder die Facebookisierung der analogen Welt voranzutreiben. Wer seinen Freund anspricht, schraubt eine Umdrehung weiter und sagt: “mein Bruder”.

Pierre Vogels Wiedergänger blickt von seinem Islamheftchen auf und sagt düster: “Haram.”

“Wer? Ich?”

Er schüttelt den Kopf und tippt auf seine Heftchenseite.

“Jaja, weiß schon”, sag ich, “der Koran lässt sich ziemlich großzügig auslegen, stimmt’s?”

“Kennst Koran?” fragt er.

Jetzt lieber nichts Falsches sagen. “Ja”, sag ich, “aber bloß die Übersetzung von Friedrich Rückert. Wegen der deutschen Romantik und so. Hab ich hier gekauft, wo du davorstehst” — und höre vorsichtshalber fürs erste auf zu quatschen.

Er mustert mich und beschließt, mich ungläubigen Schweinefresser nicht gleich hier im Keller mit einer Chagall-Bibel zu verprügeln, aber nur, weil die Buchhändlerin von ihrem Bestellcomputer zu uns herüberschielt und er gehört hat, dass in dieser Demokratie aus Weicheiern sogar die Weiber was zu sagen haben. Dann nickt er, wenn möglich, noch düsterer und studiert weiter Heinz Halm. Eine Diskussion darüber, ob man den Islam so fortschrittlich wie Imam Daayiee “Der Islam und Homosexualität passen wunderbar zusammen” Abdullah ausüben sollte, der schwule Paare traut, oder eher den gläubigen Moslem vor allen Äußerungen des allzu christlichen Weihnachten beschützen sollte, würde mich momentan ein Stück überfordern.

Feiern Moslems denn kein Weihnachten? würde ich gern fragen, aber vielleicht nicht ausgerechnet diesen Kritiker der aufgeklärten Information, dessen erwartbar geballtes Fachwissen ich nicht verstehen würde — und erinnere mich über eine kurze Assoziationskette, in einem lange verflossenen Dezember schon mal eine sonnige türkische Gemüsehändlerin mit nackten Haaren gefragt zu haben: “Was heißt da schöne Weihnachten? Feiern Moslems denn Weihnachten?”

Die hat mir gesagt: “Gescheite schon.”

Das hab ich verstanden. Schöne Weihnachten.

PS: Wegen der Chagall-Bibel müssen Sie schon nicht mehr zum texxt; wegen allem anderen schon. Zum Beispiel, um herauszufinden, was die Hälfte von 8,95 Euro sein soll.

These Schlappen are made for Öl und Fett standhalting (I knew all the rules but the rules did not know me)

Noch gar nicht erzählt: Dieser Wochen hab ich mir ein neues Paar Birkenstocks gekauft.

Das Besondere daran: Es war in einem Laden. Einem Geschäft. Einem Schuhgeschäft. Einem Birkenstock-Schuhfachgeschäft oder wie solche Bauten sonst noch heißen. Ich musste hingehen, Grüß Gott sagen, mich überzeugen, ob das Warenlager tatsächlich bis Größe 47 geht, und Bargeld aus einem Geldbeutel abzählen. Nix da wischwisch, Glückwunsch-Sie-haben-erfolgreich-in-Kürze-erhalten-Sie und zwei Wochen warten, bis sich ein DHL-Inder erbarmt, einen neuen, noch missmutigeren “Wunschnachbarn” zwei Hausnummern weiter ausfindig zu machen, bei dem er das Paket mit irgendeiner Kindergröße verstecken kann.

Noch besonderer: Es war mein erstes Paar neuer Birkenstocks seit dreißig Jahren. So lange halten die nämlich. Wenn man sie regelmäßig putzt, jedenfalls die ersten zwei, drei Jahre, hüstel.

Birkenstocks are back, Wantering BlogBei meinem ersten Paar war ich 18. Was seitdem nicht alles passiert ist! Heidi Klum durfte Glitzerkram auf bis dahin einwandfreie Birkenstockschuhe kleben, um sich mal wie eine richtige Designerin zu fühlen. Kate Moss durfte ganz ordentlich darin aussehen, auch wenn sie das vollkommen unbrauchbare, weil offenzehige Modell Arizona benutzte, aber die darf eh alles. 1993, lange nach meinem Kauf, trat zutage, dass die damalige Führung des Hauses Birkenstock, offenbar widerwärtige Klischeekapitalisten mit Zylinder und Zigarre allesamt, dem Konzept des Betriebsrates mit Unverständnis begegnete. Noch später wurde das Internet erfunden, sonst hätte man das vorher googeln und dann womöglich von einer weiteren Bereicherung der Kapitalistenbande absehen müssen. Zweimal musste ich mein eigenes Paar immer noch einwandfreie, weil fast regelmäßig geputzte Birkenstockschuhe aus einem Müllcontainer befreien, wohin es das erste Mal meine Mutter und das zweite Mal meine Frau heimlich versteckt hatte.

Noch später wurde, diesmal vom Hause Birkenstock selbst, das Modell Professional Kay SL erfunden, denn “wer in einem anspruchsvollen Umfeld arbeitet, ist auf zuverlässiges Schuhwerk angewiesen. Das gibt es von BIRKENSTOCK: Die Professional Linie überzeugt mit rutschhemmenden Sohlen, die Öl und Fett standhalten, und vielen weiteren Details wie z.B. Schutzkappen [und rundumlaufenden roten Rallyestreifen! Und vor allem: ungelogen zuschaltbaren Fersenriemen! Anm. d. Red.]. Alle Modelle sind TÜV – geprüft und sind teilweise mit einem auswechselbaren Fußbett ausgestattet – das perfekte Schuhwerk für den professionellen Einsatz.” Cit. a. a. O. Im Laden hieß es: für OP-Krankenschwestern, Bauarbeiter, Köche und alle, die lange stehen und weite Strecken zurücklegen müssen. Ich möchte ergänzen: Und Stubenhocker, die höchstens mal zum Rauchen vor die Tür kommen, weil solche ohne zuverlässig bereitstehendes anständiges Schuhwerk überhaupt keinen Arschbacken mehr aus dem Bett heben.

Wenn die Dinger wieder dreißig Jahre halten, womit ich fest rechne, brauch ich mein nächstes Paar, wenn ich 78 bin. Da kann ich jeden Tag für 0,82 Cent Birkenstockschlappen anhaben — gar nicht so teuer eigentlich. So gegen 2031 müsste meine Frau meine hoffentlich regelmäßig geputzten Professional Kay SL zum ersten Mal heimlich im Müllcontainer versenken, das zweite Mal gegen 2041 meine Zugehkrankenschwester. Aber die kann was erleben.

Selbstlaufendes Bild: Wantering Blog, zu cool für ein Datum;
Soundtrack: Eddie Vedder: Guaranteed, aus: Into the Wild, 2007.

Nix zu danken, Merkel

Ach, ich schreib so ungern über tagesaktuelle Sachen, aber das Merkel hat schon letzte Woche offen gedroht, dass sie vorerst bis anno 2021 den Völkern der Welt zu schaden gedenkt, als wären sie ihr eigenes. Vermutlich als “Kandidatin” für CDU, SPD, Linke, Grüne, AfD, NPD, NSU, NSA, FDP, FBI, CIA, CSD und CSI, nur nicht für CSU.

Es wird sich also weiterhin ausreichend Gelegenheit ergeben, das Merkelwesen beim Ringen mit sich selbst zu beobachten. Das ist okay; bei vierbeinigen Reptilien kann das ein gewinnbringendes Schauspiel sein.

Dennoch glaube ich an dieser Stelle für alle Betroffenen sprechen zu dürfen, wenn ich die Verantwortlichen bitte, von einem Wahlkampf abzusehen. Die Argumente, Merkel zu wählen, sind bekannt und passen auf einen Bierdeckel. Es geht auch nicht ums Zigarettenrauchen oder Burkatragen, wo man dafür oder dagegen sein kann und erst jahrelang die Fernseh-Talkshows von meinem Geld vollschwallen muss, bevor es verboten wird.

Ein Argument, das für einen Wahlkampf spräche, existiert dagegen nicht. Nicht mal ein unvernünftiges. Das ist sogar postfaktischen Flache-Erde- und Chemtrail-Vefechtern zu hanebüchen. Noch nie wurde die Ansicht vernommen: Au ja, endlich wieder Wahlkampf, da erfährt man aus berufenem Munde, was jetzt schon wieder alles besser wird, und sieht am Bus ein paar neue Gesichter. Es geht mir halt, und damit stehe ich nicht allein, aus gefühls- und zeitökonomischen Gründen am Arsch vorbei, in welcher Anzugfarbe ich enteignet werde.

In den bisherigen 30 Jahren meines wahlberechtigten Lebens wurde sowieso noch nie jemand gewählt, den ich gewählt hab; anscheinend bin ich eine Art Kassen- oder Urnengift. Das hat den Vorteil, dass ich mich immer rausreden kann: Ich hab diese schwelend gewaltbereite Ballwurfbude nicht zusammengewählt, war aber immer recht dankbar für meine grundgesetzlich zugesicherte Meinungsfreiheit. Zum Beispiel jetzt im Moment.

Mit 18, kurz nach Tschernobyl, kreuzte ich in meiner ersten Wahlkabine in der Spalte “Die Grünen” eine mir leider nicht persönlich bekannte Kinderkrankenschwester an, weil kurz vorher in Sozialkunde dran war, dass jede Stimme dem Angekreuzten fünf Mark bringt. Krankenschwestern konnten also schon immer auf meine Unterstützung zählen, auf die sie nicht angewiesen sind — aber der Franz Josef, der einem damals allzu nachdrücklich zur Wahl empfohlen wurde, erst recht nicht auf meine fünf Mark. Heute bin ich 48 und sollte mich langsam wieder gut stellen mit den Krankenschwestern. Man kann also blendend ohne Wahlkampf darauf kommen, was zu tun ist.

Die eingesparten Steuern können gern an mich überwiesen werden. Oder wenigstens an Lichtblick (absetzbar!) oder so.

Gut, das hätte ich jetzt kürzer sagen können. Also nochmal: Bitte keinen Wahlkampf. Ich habe gesprochen, denn ich bin das Volk. Danke, Merkel.

Soundtrack: Hannes Wader: Trotz alledem, Neuversion live 2014; Original aus: Volkssänger; 1975; Urtext: Ferdinand Freiligrath, 1843 ff., nach Robert Burns: Honest Poverty, 1795:

If you are the dealer, I’m out of the game

Fällt das wieder allein mir auf, dass seit Wochen alle von 2016 in der Vergangenheit reden? Bis es die anderen merken, ist 2016 Vergangenheit, und es wird sich — Futur römisch zwei — herausgestellt haben, ob eine tourettekranke Gelbbauchunke in Amerika noch vor Weihnachten einen Atomkrieg losgebrochen hat oder erst hinterher, und ob man sich, wenn die ganzen geflüchteten erzkatholischen Mexikaner mit den angestammten Islamisten zusammentreffen, nach Mitternacht noch in die Bahnhofsgegend trauen kann, um ein paar Flaschen zu sammeln.

Die gute Nachricht ist: McDonald’s hat endlich den Nutella-Burger erfunden. Die schlechte: und schafft den Big Mac ab. Und die mittelgute: In der Münchner Bahnhofsgegend gibt’s praktisch keinen McDonald’s.

Soundtrack: Leonard Cohen: You Want It Darker, 2016, natürlich als vollständige Playlist, solange sie legal bleibt (jedenfalls so lange, wie sie nicht in in private Weblogs eingebettet wird).

These fascists kill machines

Ich referier das bloß. Nicht dass es wieder heißt, ich erfinde was.

——— Woody Guthrie:

Old Man Trump

Music: Ryan Harvey, 2016; lyrics: Woody Guthrie, 1950, rediscovered 1967:

I suppose that Old Man Trump knows just how much racial hate
He stirred up in that bloodpot of human hearts
When he drawed that color line
Here at his Beach Haven family project.

Beach Haven ain’t my home!
No, I just can’t pay this rent!
My money’s down the drain,
And my soul is badly bent!
Beach Haven is Trump’s Tower
Where no black folks come to roam,
No, no, Old Man Trump!
Old Beach Haven ain’t my home!

I’m calling out my welcome to you and your man both
Welcoming you here to Beach Haven
To love in any way you please and to have some kind of a decent place
To have your kids raised up in.

Beach Haven ain’t my home!
No, I just can’t pay this rent!
My money’s down the drain,
And my soul is badly bent!
Beach Haven is Trump’s Tower
Where no black folks come to roam,
No, no, Old Man Trump!
Old Beach Haven ain’t my home!

Das tut uns leid.

Dieses Video ist in Deutschland leider nicht verfügbar, da es Musik enthalten könnte, über deren Verwendung wir uns mit der GEMA bisher nicht einigen konnten. Das tut uns leid.

Das untrügliche Merkmal wirklich klassischer Zitate ist ja, dass sie oft parodiert und noch öfter falsch wiedergegeben werden. Das Original verschwindet dann aus dem kollektiven Bewusstsein und muss von Bewahrern einer schnell als nerdy wahrgenommenen Kultur in Nostalgie-Gruppen gehortet werden, bis das nächstflachere Telephon rauskommt.

Oben steht die vorläufige Ausgabe “letzter Hand” der YouTubischen Sperrtafel, was kein Widerspruch mehr ist, seit Facebook damit wirbt, dass man seine rassistischen Entgleisungen theoretisch sogar wieder löschen könne. Vorläufer-Versionen sperrten das Video für “dein Land”, was sie geändert haben, seit YouTube die psychologische Kriegsführung gegen die GEMA untersagt ist, weil ungefähr gleichzeitig das faschistische Vokabular im Verliererland sowieso wieder salonfähig wurde.

Wir werden sie vermissen, die Sperrtafeln mit dem Vintage-“Weiß nicht recht”-Emoticon. Die ersten Neuformulierungen “Und da für zaheln wir Gemma??!!!?? Da mal drüber nach denken!!!!!111!!” wurden schon gesichtet.

Denken wir positiv und nutzen die angeblich Tausende von seit den frühen Morgenstunden von Allerheiligen freigeschalteten Videos, solange Sony kein neues Argument einfällt. Eins, das ich lange und durchaus schmerzlich vermisst hab, ist der Beitrag von Wolfgang Ambros zum in den frühen Morgenstunden von Halloween ausgebrochenen Lutherjahr. Es ist von 1979 und war dafür ziemlich zeitig dran. Ich bin leider schon über 30 und dafür ziemlich spät dran. Typisch. Es ist nicht, wie die meisten richtig guten Lieder von Ambros, eine Dylan-Übersetzung; die Kalauer sind echt. Und dafür zahlen wir GEMA.

Pennywise

Im Gore Store beim Sendlinger Tor, wo’s in den Glockenbach geht, fängt das komplette Horrorclownskostüm bei 39,90 an, der Pennywise ist, wahrscheinlich aus aktuellem Anlass, sogar im Angebot für 26,95.

Am Halloweenmontag muss man bei seiner “Süßes oder Saures”-Tour also mindestens 27,22 einzelne Snickers erbeuten, um das wieder reinzuwirtschaften. Der Break-Even Point verschiebt sich, wenn man die Horror Clown Maske mit Brustteil für 79,90 nimmt und von den Überfallenen mit Bonbons aus der Kiloware (20 Euro pro 10 Kilo) abgespeist wird.

Es empfiehlt sich, schnell zuzugreifen, in München müssen schon sieben Kostüme weg sein (Stand in den frühen Morgenstunden vom Mittwoch, 26. Oktober).

Man kann’s aber auch professionell angehen, in nie genügend abgewetzten Jeans und T-Shirt, die sowieso rumliegen, auf ein wehrloses Zahlpublikum losgehen und damit 150 Millionen machen. Das geeignete Verhalten gegenüber einer “Horrorclown-Attacke” ist laut Polizeisprechern übrigens: wegrennen und sofort anzeigen.

Das geeignete Verhalten, finde ich, kann auch sein: daheim bleiben, Klingel abstellen und das ganze Snickers selber essen. Jedenfalls bis diese Art von Gruselkasper wieder out ist und sich marodierende Banden von Tschadoretten auf den Weg machen. Die Verkleidung ist noch schlechter zu, nun ja: lüften, dafür nehmen die nur Swarovski.

https://youtu.be/Te_wG1o2_d0

(Zur Schonung Minderjähriger und kulturell Sensibler verlinke ich nur den angeblich besten Auftritt des “Comedians”. Sollte gegen anno 2003 gewesen sein.)

Servicewüste Indischer Ozean

Bei uns bedeutet “Wiesn-Endspurt”, uns möglichst schnell und weit von der Theresienwiese zu entfernen. Im Gebiet zwischen Westend und Sendlinger Tor haben die Träger der abendländischen nämlich zugleich mit ihrem Hendl-Hut das Recht erworben, nichtkostümierten Passanten ins Gesicht zu rülpsen. Sind ja selber schuld, die Spaßbremsen.

Ebendieser Erwerb wurde unlängst durch die Insolvenz der Reederei Hanjin erschwert. Das ist die wasserbasierte Spedition, die das Zeug aus China über Hamburg nach München importieren soll und zurzeit wahrscheinlich in einem schlimmen Piratennest (wäre Singapur schlimm genug?) festhängt. Und welcher Pirat, welcher Zöllner und welcher Strandgutjäger nach Insolvenzmassen wäre nicht scharf auf so einen original urbayerischen Hendl-Hut.

Wie man hört, sind die Kultur- und Hutträger untröstlich und kaufen die Reste der Edition 2016 auf, wo sie ihrer nur habhaft werden können. Gut für die Wiesn 2017, wenn das Zeug als Vintage-Rarität in die Bauchläden kommt.

Nicht ganz so gut für das anschließende Oktoberfest für Touris mit Abi, die Frankfurter Buchmesse: Die insolvente Reederei Hanjin transportiert nämlich außer so hochstehendem Kulturgut auch die Neuerscheinungen des Bücherherbstes einschließlich Weihnachtsgeschäft. Und jetzt, so wörtlich die FAZ, dümpelt das Herbstprogramm im Ozean. Das sind die Sachen, die einen in die heimische Produktion treiben. Oder ins E-Book.

Schlechte Zeiten für Hendl-Hüte und Houellebecq-Heftchen.

bild.de

Buidl: dpa Picture-Allianz: Geht nicht mehr lang. Hutverkäuferin Julia Dietl hat einen Hendl-Hut auf dem Kopf, via Wolfgang Ranft: Reederei pleite. Hendl-Hut-Krise auf der Wiesn, München Bild.de, 25. September 2016.

Vor der Schlammschlacht im Rosenkrieg

OMG, Brangelina sind wieder zu haben!

Jetzt, wo sie keiner mehr will. Deshalb geht der sprechende Sessel mit austauschbaren Gesichtsbehaarungen zurück an Jennifer Aniston, die UNICEF kann hoffentlich noch was mit dem Schlauchboot anfangen, und die Kindersammlung ist die UNICEF.

Als abgebrühter Alteuropäer scherzt man über dergleichen, dabei ist für eine “Kultur”, die von nicht viel mehr getragen wird als Mr. & Mrs. Smith (2005, nicht der gleichnamige Hitchcock von 1941), die Trennung ihrer Träger ein nicht nachvollziehbar tiefer Einschnitt. Auf europäische Verhältnisse übertragen muss sich das anfühlen wie:

https://youtu.be/26GpAc4NdQ8

(Endlich mal wieder ein originäres YouTübchen, das einen atemlos hinterlässt — genau das, wozu YouTube gut sein könnte. Die Jahreszahlen stehen ganz winzelig im linksoberen Eck. Also keine Chance, das mit Gewinn auf seinem Telephon anzuschauen, man braucht schon einen überbreiten Schwertransport im Vollbild — und sollte lieber nicht die Jahreszahlen allzu penibel mitvergleichen, die sind nämlich nicht synchron mit den Grenzziehungen. Der Siebenjährige Krieg bricht einfach irgendwann aus, und die Wehrmacht stand 1946 in einem Weltkrieg, der bis 1960 dauert, vor Moskau. Wirklich Spaß macht es aber, das selbsttätige Entstehen und Vergehen des Heiligen Römischen Flickerlteppichs Deutscher Nation zu beobachten. Etwas glaubwürdiger, leider ohne ausgearbeiteten Flickerlteppich, scheinen mir die 5000 Jahre mehr in 8 Minuten weniger. Den Soundtrack von einem Hans-Zimmer-Epigonen hätte ich mir in beiden Fällen für den Ringkrieg aufgespart, aber “video” heißt ja “ich sehe”.)

Meide das Oktoberfest

Endlich hat man eine Ahnung davon, warum jeden September das Oktoberfest ausbrechen muss: Da scheinen die Chinesen Schulferien zu haben.

Natürlich nicht alle gleichzeitig, es gibt ja nicht nur Chinesen. Das geistige Lexikon des Halbwissens, das uns allen innewohnt, kennt auch noch Indochinesen, Philippinen, Japaner, Koreaner, Nordkoreaner, Südvietnamesen, Vietnamesen, Laosser, Hongkonger, Mandarinen, Maharanis, Kantonesen, Uiguren, Kirgisen, Nepalesen, Tibetaner, Taiwanesen, Thailänder, Mailänder, Malayen, Tamilen, Bengalen, Bangladeschis, Kambodschaner, Siamesen, Singapurer, Seidenstraßen, Seitenstraßen, Birmesen, Burmesen, Hindi, Hindus, Ganges, Singhalesen, Sikhs, Parias, Pandas, Papayas, Koriander, Yetis, Mongos und Fidschis. Oder so ähnlich.

Alle konnte man in den vergangenen Wochen auf dem Marienplatz treffen — außer den Nordkoreanern, die man exklusiv in Nordkorea treffen kann — bis sie auf die Theresienwiese gelassen werden. Wenn man nicht gerade Chinese ist, so ist der Marienplatz zu meiden (das war der Touristentipp des Jahres). Ich war nur da, weil am 6. September 2016 vor 230 Jahren im Huthaus Breiter, Kaufingerstraße 23–26, tatsächlich mal Goethe übernachtet hat und ich mal gucken wollte, ob die Frauenkirche immer noch so ein stinklangweiliger Backsteinhaufen ist wie vor 15 Jahren.

In Andacht versunken betrachte ich die einwandfrei geweißelten Wände der Kirche, da redet aus Hüfthöhe eine quengelige Stimme zu mir: “Toilet? Toilet?”

Es ist ein Chinese, soviel Menschenkenntnis gewinnt man schon in einem Studentenjob als Nachtportier im Hotel. Nur echte Chinesen haben diesen dauerhaft entsetzten Blick, auf halber Strecke zwischen Verblüffung und Verzweiflung, wo um Buddhas willen und unter was für steindummen, kreuzhässlichen und böswilligen Langnasen sie ihr ungnädiges Schicksal da ausgesetzt hat. Hinter Samarkand wird’s halt immer recht exotisch für die.

“Toilet?” frage ich zu dem ratlosen Gast in München Premium-Wahrzeichen Nummer 1 hinunter, “it’s not even Oktoberfest yet.”

“No matter”, sagt er, “no time. Toilet?”

Die umliegenden Gaststätten sehen es nicht gerne, wenn die Touristen immer nur zum Pinkeln reinkommen und dann den Kloschüsseln mit Unverstand und Vandalismus begegnen, weil in ihrer Heimat das Klo ein Loch im Boden ist. Wenn das aber so eilig ist, denke ich — und weise mit ausgestrecktem Arm auf den Beichtstuhl.

Der Chinese trippelt zm Beichtstuhl und öffnet die linke Tür. “This toilet?” fragt er.

“Other toilet”, sag ich, “middlere door.”

Er schlüpft in die mittlere Tür. Nach Sekunden schaut er noch verzweifelter heraus: “Hooo! Door not close!”

“Of course not”, sag ich, “it’s catholic.”

Das scheint ihn zu beruhigen. Diesmal bleibt die Tür länger geschlossen.

In Andacht versunken überlege ich, ob es Kirchenlieder gibt, die zugleich aufs Oktoberfest passen. Bei Luther müsste einiges zu holen sein, aber die sind bestimmt alle evangelisch.

Nach fünf Minuten steht der Chinese wieder neben mir, den Gipfel der Verzweiflung ins Gesicht gemalt: “Hooo! Toilet no paper!”

Wortlos und mit ausgestrecktem Arm weise ich aufs Weihwasserbecken.

Langsam scheint ihm etwas zu dämmern. “Yúchun, choulòu, èyì cháng bízi”, sagt er.

“Shùn Mìníhei píjiu jié”, sag ich.

Soundtrack: Coconami: Isarmärchen, live 2011:

Kommt ein Germanist in den Baumarkt.

Update zu Kommt ein Germanist in den Musikladen:

Seit 16 Jahren sind wir jetzt in dieser Wohnung, die Fensterrahmen wahscheinlich schon seit 160.

“Wann bauen wir neue Fenster ein?” fragt Vroni.

“Was für Fenster?” frag ich.

“Neue”, sagt sie, “aber alte. Hölzerne. Mit den Leisten im rechten Winkel aufeinander, nicht den Erdölschrott auf 45 Grad.”

Fachmännisch untersuche ich die Fensterrahmen in ihrer Beziehung zum Mauerwerk (Germanisten können alles) und trete vor Vroni, um mein Resultat zu verkünden.

“Geht nicht,” sag ich.

“Gibt’s nicht”, sagt sie.

Fortan mailt sie mir in stündlichen Abständen Münchner Angebote zu Heimwerkerkursen für Einsteiger. Die meisten davon äußern sich im Tonfall von Ernährungsberatern, die zu vermitteln suchen, dass veggie total lecker schmecken kann, wenn man nur etc., und Trockengelegten, die sich und anderen einreden müssen, dass sie auch ohne Alkohol Spaß haben können.

Leider bin ich aus Franken, da darf Arbeit keinen Spaß machen. Arbeit muss so scheiße wie möglich sein, sonst hilft sie nichts. Umso erstaunter bin ich, wie fundamental unbekannt das Angebot von Obi ist: Die halten tatsächlich in ihren paar verbliebenen Filialen Praxiskurse ab (“Eines der angenehmen Dinge am Heimwerken rund um Haus, Garten und Hobby ist doch, dass es immer etwas Neues zu entdecken gibt und dass sich die eigenen Fertigkeiten immer noch weiter entwickeln lassen. Auf diese Weise wird es nicht nur niemals langweilig, die Steigerung des eigenen Know-hows erhöht auch das Einsatzpotenzial stetig.” etc.).

So fundamental unbekannt sind die OBI Praxiskurse (nur echt ohne Bindestrich), dass ihr Ruhm noch nicht einmal bis zum Informationsstand der Filiale tief im Westend gedrungen ist. Die fast motivierte Mitarbeiterin lernt sogar langwierig ihre Vorgesetzten telefonisch kennen, bis sie mir sagen kann: “Ja, da zahlen Sie halt zehn Euro und dann kommen Sie halt dann vorbei.”

Mein Praxiskurs für Einsteiger heißt: Türen- und Fenstereinbau. Ich bin der einzige Teilnehmer. Der Dozent (sagt man bei Praxiskursen “Dozent”?) ist ein sonniger Ossi und bedankt sich, dass ich so zahlreich erschienen bin. Er hat schon mal angefangen, weil ihm keiner gesagt hat, dass jemand teilnimmt. Zum Beweis zeige ich ihm meinen kopierten Kassenzettel vom Informationsstand.

“Normalerweise kommen so zehn, zwölf”, lügt mein Dozent marktwirtschaftlich orientiert. “Wir hatten hier sogar schon Kurse, da waren dreißig.”

Er ist ein ganz Netter, daher glaube ich ihm. “Um Gottes willen”, sag ich, “bei welchem Thema kommen denn dreißig?”

“Och, das war …” Eigentlich wollte ich ihn nicht in die Verlegenheit bringen, sich von einer Sekunde auf die nächste die erfolgreichen Themen auszudenken, auf die eine bestimmt irgendwo existierende Marketingabteilung in Jahren nicht kommt. “Das war Heimwerken für Anfänger. Mehr so allgemein.”

Der Mann ist richtig gut. Nur ganz kurz doziere ich meinerseits darüber, dass es eigentlich viel einfacher ist, vom Besonderen auf das Allgemeine zu schließen (Induktion) als umgekehrt (Deduktion), wenngleich nach Aristoteles wissenschaftlich nicht ganz so zulässig, darum hab ich mich extra für das Nischenthema angemeldet. “Außerdem”, schließe ich, “hab ich erstens ein Germanistikstudium und zweitens eine Eigentumswohnung.”

“Das ist natürlich eine ungünstige Mischung”, grinst er immer noch sonnig. Der Mann wird immer besser, jedem Germanisten wurde schon mal aus weit geringerem Anlass übers Maul gefahren.

Im weiteren Verlauf bauen wir zu zweit eine Plastiktür in eine Art Galgengestell ein, das mein Dozent zuvor auf eine Palette gezimmert hat. Ich lerne, wie herum man sich vor eine Tür stellen muss, um zu benennen, ob sie gemäß der Deutschen Industrienorm links- oder rechtsanschlagend ist, dass man die Spreizdinger, deren man drei braucht, bei Obi kaufen und nach dem dreiviertelstündigen Gebrauch gleich wieder bei Ebay verkaufen soll, ja nicht andersrum, und dass der Fugenschaum bei Obi im absperrbaren Glasschrank steht, weil er krebserregender sein soll als eine Zigarette, aber nicht ganz so krebserregend wie zwei Jahre Urlaub in Tschernobyl, und wenn er getrocknet ist, gar nicht mehr.

In der Dreiviertelstunde, die der Fugenschaum trocknen muss, lerne ich das Fenster. Die werden mit der Scheibe geliefert. Kein Wunder, sind ja auch Obi-Plastikfenster.

“Ich brauch alte”, wende ich ein.

“Einbauen tut man doch neue”, wendet er ein.

“Schon”, wende ich ein, “aber hölzerne. Mit den Leisten im rechten Winkel aufeinander, nicht den Erdölschrott auf 45 Grad.” Gelernt ist gelernt.

Er kratzt ausführlich seine Igelfrisur. “Da fragen Sie besser mal innem Obi aufm platten Land”, fällt ihm dann ein, “dem in Pasing oder Parsberg oder so. Für die Bauernhöfe haben die ein ganz anderes Angebot.”

Wir einigen uns, dass ich nicht weitersage, dass Pasing selbst vom Westend aus gesehen schon als plattes Land durchgeht, und er lobt meine sauberen, punktgenau gesetzten Bohrlöcher sogar dann noch, nachdem er sie angeschaut hat, was mir daheim noch nie passiert ist.

Fragen vorbeiflanierender Kundschaft wimmelt er routiniert mit dem Hinweis ab, dass er sich schon auskennt, aber aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht beraten darf, weil er nicht von Obi ist.

“Sind Sie nicht?” frag ich.

“Nö, bin ich nicht. Das is so eine Art Event-Agentur für die Kurse bei Obi.”

“Ach, wie Jochen Schweizer. Jochen Schweizer für Arme.”

“Ja, genau! Wie Jochen Schweizer für so arme Schweine, die alles allein machen müssen.”

Ich bin sicher, er meint es freundlich.

Am Schluss bewundern wir stolz unsere Tür und unser Fenster, die wir erfolgreich und richtig gerade vorne und hinten in ein Galgengestell eingepasst haben. “Rekordzeit”, freut sich mein Dozent.

“Ganz anders als mit dreißig Leuten”, sag ich.

Um das OBI Angebot zu vollständigen, schickt mich mein Dozent zu dem Kollegen mit dem Vollbart, der sich mit der Verrechnung meines Kassenzettels auskennen soll. Das Angebot lautet nämlich, dass ich erst zehn Euro für den Kurs zahle, aber hinterher einen Obi-Gutschein über zwanzig Euro wieder rauskriege.

Die fast motivierte Mitarbeiterin am Informationsstand verbirgt inzwischen schon sehr geschickt ihren Schrecken darüber, was ich schon wieder von ihr wollen könnte. Der Kollege mit dem Vollbart wirkt beruhigend auf sie ein, dass sie einfach einen Gutschein über zwanzig Euro ausstellen soll.

“Über zwanzig? Für einen Kassenzettel über zehn?”

“Genau.”

“Dann kann er ja hundertmal teilnehmen und hat sich am Schluss das ganze Haus zusammengespart!”

Langsam gefällt sie mir.

“Das ganze Haus nicht”, sag ich, “aber einen Handwerker schon.”

Stolz fahre ich mit dem 62 nach Hause, denn wenn man der Folklore den Glauben schenkt, den Germanisten ihr entgegenbringen, kriegt man nach erfolgreichem Handwerkern von seiner Frau eine Woche lang aus lauter Bewunderung und Dankbarkeit jeden Tag einen geblasen.

“Mit Schlucken, oder?” begrüße ich Vroni beim Reinkommen.

“Gleich für den nächsten Kurs angemeldet?” begrüßt sie mich.

“Wieso?” frag ich.

“Lernen ist ein kontinuierlicher Prozess”, sagt sie. “Oder kannst du jetzt alles?”

“Na ja, alles

“Ob du dich schon für den nächsten Kurs angemeldet hast!”

“Geht nicht,” sag ich.

“Gibt’s nicht”, sagt sie.

Soundtrack: Bach: Erbarme dich, aus: Matthäus-Passion, 1727. Mit singender Säge, was sonst.

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