Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Kategorie: Design im wirklichen Leben (Seite 3 von 6)

In et ex cathedra

Irgendwie, solange wir keine Katzenbilder anfertigen oder über Restmünchen ablästern (was sich trefflich verbinden lässt), sind wir ja auch eine Agentur. Und müssen deshalb “was zum Oktoberfest” machen.

Das beste, was man zum Oktoberfest machen kann, ist: ganz weit wegrennen.

Freising ist gut. Der Freisinger Dom steht von unserer Haustür aus ziemlich genau 42,195 Kilometer weit entfernt, einmal die Marathonstrecke, noch weiter sollte niemand wegrennen müssen. Und den sieht man immer von der S1 aus. Warum waren wir da noch nie?

In unserer grenzenlosen Gnade, Rücksichtnahme und User-Freundlichkeit ersparen wir Ihnen die 42,195 Kilometer, in denen man sowieso nur einfach an der Isar entlanglatschen muss. Isar, das ist hundert Meter von unserer Haustür weg, einmal Sprintstrecke. Und mit Freising und dem Dom ist das auch wieder nicht anders. Okay, der Dom liegt höher. Muss er ganz schön schnaufen jeden Früh, der Bischof.

Der Dom macht aber wirklich was her, alles was recht ist. Sieht man dem Bunker von außen gar nicht an, dem Klotz aus rohweißem Waschbeton. Aber wenn man erst mal durch das Portal aus Adneter Marmor durchkommt, ist es wie in “Spiel mir das Lied vom Tod”, wo die Kneipe in der Wüste innen größer ist als außen. Ebenen, Seitenschiffe, Treppen, Sichtachsen, der volle Fuchsbau. Da drin wurden inzwischen, angefangen mit dem Frühmittelalter, sieben Architekturepochen verbaut, und schauen wir mal, was im Lauf der Jahrhunderte noch kommt. Mir war ja gar nicht klar, dass es so viele Epochen gibt. Ganz im Ernst: Da bekreuzigt sich sogar jeder ausgetretene Heide.

Ad vocem Austreten: Das architektonische Highlight des Dom St. Maria und St. Korbinian zu Freising ist unzweifelhaft das Klo. Nicht weil es in so tollen hochstrebenden gotischen Bögen erbaut wäre, bewahre. Da drin streben auch bloß die Wasserrohre in die Höhe, wie man’s kennt. Es ist mehr der stille Ort, an dem es erbaut wurde — wieder, wie man’s aus der Architektur kennt: Lage, Lage, Lage.

Das Klo zweigt nämlich einfach so von einem Seitengang ab, unversperrt und sogar geputzt. Da bekommt das Wort “Seitenschiff” einen ganz neuen Geruch, wenn sich dem Bischof seine Predigt mal wieder recht hinzieht. Jetzt hab ich vor lauter Andacht ganz vergessen, im Kirchenführer nachuzuschlagen, ob die Spülung mit Weihwasser geht.

Im anderen Seitenschiff: eine Apollonia. Die mag ich, die lacht so ansteckend. Und als Paraphernalien eine Beißzange und die Märtyererpalme, die wie eine Schreibfeder aussieht. Könnte demnach fast eine Vroni sein. Ist aber die Schutzpatronin der Zahnärzte.

Was ich sag: Eigentlich alles nicht viel anders als daheim. Für die 42,195 Kilometer zurück hab ich dann doch lieber die S1 genommen.

Apollonia im Freisinger Dom

Apollonia von Alexandria: Selber gemacht. Fotografiert, mein ich, nicht geschnitzt. Das Bild wurde mit Hilfe veralteter Technik zu privaten Zwecken aufgenommen: seine Qualität entspricht daher weder in technischer noch ästhetischer Hinsicht den Auffassungen des Unternehmens the missing link.

Mystik, Maria, Basketball

München rockt. Schon irgendwie. Da haben die Buchhandlungen Abteilungen, die “Mystik, Maria, Päpste” heißen. Rockt das nicht? Also, ich finde, sowas rockt.

Dombuchhandlung München, Mystik Maria Päpste

Auch nicht ganz rockfrei: Sportliche Betätigung ist erschwert. Das ist ja der Sinn, dass man sich für Sport extra anstrengen muss, und recht lange kann das auch nicht gut gehen. Das ist in der Barerstraße im Kunstareal, da ist das bestimmt Absicht.

Dombuchhandlung München, Mystik Maria Päpste

Die Qualität der Bilder entspricht nicht der professionellen Auffassung von the missing link. Deshalb sind sie privat. Schenk ich Ihnen.

Grenzgängerin, also Idiotin

Bin und fühle mich immmer noch als Arbeiterkind und als Handwerker. Design ist für mich Handwerk. Lassen Sie sich doch vom Designgschmarri nicht in die Oberklassen-Irre führen. Bin Designer gworn, weil ich ein Malender bin, schon immer gewesen.

Kimonofrau und Spirale

Dass man mit Zeichentalent in der Werbung landet, ist ein tragischer Unfall mit der Tragik altgriechischen Ausmaßes. Ich hasse die Werbung, ich hasse die Typen, die dort arbeiten. Manche sind einzeln wunderbare Menschen, im Job und geballt sind sie ein Grauen. Wer da was Überhöhtes draus machen möchte, dem sein Freund bin ich nicht. Bin immer noch auf der Seite der Arbeiter. Bin auf der Seite der Hartz-4-ler. Mit Pennern und Bettlern rede ich.

Mit Kachmirschals und Ete-petete-Klamotten hab ichs zum Leid meiner Mutter immer noch nicht so und ich bin auch keine Ideale-verratende Toskana-Fraktion. Im Gegentum. Ich freue mich immer noch wie ein Kind, wenn ich es einem postpubertären, eingebildeten Wohlstandsvollversager aus dem Westviertel nett oder auch mal saftig heimzahlen kann. An diesen Tagen mache ich immer voller Freude Kerben in meinen Gürtel. Ich freue mich, wenn deren Angeber-Leichen samt ihrer SUVs in der Isar treiben.

Alle Unterstellungen bleiben Unterstellungen und zielen ins Leere.

Einen umgedrehten Jockel Fischer zu assoziieren, ist endgültig gewagt.
Weder bin ich so fett und faltig, weder sehe ich so alt aus wie der, noch bin ich geistig alt, noch saufe ich so viel wie er, noch betrachte ich Menschen als Zweck zum MIttel, noch gehe ich auch Vortragsreisen, noch spreize ich mittlerweile das Fingerchen. Noch habe ich je vergessen, wo ich herkomm. Es gibt bei mir zuhause keine goldenen Tellerchen. Alles sehr bäuerlich, der Geist und das Einkommen sind es auch. Bin ein Bildungsbauer. Also Bauer. Eine Idiotin. Die Bildung habe ich aber auch nur von meinem Mann. Ohne den würde ich eine Viola da Gamba für was zum Essen halten, hmm Gambasch, lecker!

Der Tanz der Tinte, der speckige Glanz des Wischfingers – Gottes Werk und Teufels Beitrag.

The worst thing you write is better than the best thing you didn’t write.
-Unknown

Baumstamm ohne Krone_dunkler

Schreibst du noch oder wischst du schon? Das trifft es fast zu kurz, denn wir gehen um unserer condition humaine willen noch einen weiteren Schritt zurück, ach, eigentlich vorwärts: Wir schreiben mal wieder was frei mit der Hand.

Was es da zu entdecken gibt.

Kimonofrau und Spirale

Dann darf auch gerne statt zur Breitfeder zum Pinsel gegriffen werden und ein Kimono dabei herauskommen oder ein Drachenwind.

Ach, man ist doch versucht, das Smartphone wegzuwerfen, denn es ist kaum so kommunikativ und ausdrucksvoll. Und ästhetisch ist das (Weg-)Wischen auf den rundgelutschten hochglänzenden Fliegenklatschen auch nicht wirklich, eher die Reflexbewegung von Burnout-Sklaven – Ex und Hopp, das Gegenteil von Zen. Was meint der Leser.

Buchempfehlung: Tintentanz – Die Ausdruckskraft der eigenen Handschrift entdecken.

Antiktusche von Rohrer und Nachtblau von Manufaktum

Der Miezkatz im Januar

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Der Schnee ist einfach zu kalt und das Federbett einfach zu nestwarm. Lädt ein zum kreativen Tagträumen. So sind die Dinge nun mal. Für die Betriebskatze der Werbeagentur. Alle anderen, Sklaven, Personal, dürfen arbeiten und beim Schippen die nach Schnee duftende Luft schmecken.

Zum Beispiel meine kleine Arbeitsstätte am Rande der Stand. Naja, nicht ganz am Rand, die Designagentur und Werbeagentur MISSING LINK in München. Paradoxon: Viele wünschen sich, sie wären ein kreativer Designer, der kreativ schippende Designer wünscht sich innig, er wäre Katze. So sind die Dinge nun mal.

Alle Schmetterlinge sind schon da.

Zumindest die tropischen. Im Botanischen Garten München bei Schloss Nymphenburg, zwischen den Besuchern frei herumfliegend. Unsere heimischen lassen noch etwas auf sich warten. Kein Wunder, heut’ ist es kalt. Da bleibt man noch in seiner Puppe, wenn man auf sich hält.

Die meisten der Schönheiten hier sind Südamerikaner. Aus Brasilien oder aus Puerto Rico.

Schönheit an der Rinde – Bananenfalter ruht sich stilgerecht am Stamm der Bananenstaude aus. Wenn jemand wissen will, wie die Raupe dazu aussieht: Makroforum Caligo Memnon

Sonntagschläfchen eines Monarchfalters

Suzannah nach dem Bade. Diese grazile viel-äugige Schönheit heißt Morpho Peleides.

Breitsein ist alles: Zebrafalter auf Futtersuche.

Man hat’s nicht leicht – edler Brasilianischer Schwalbenschwanz mit lädiertem Ärmel auf lädiertem Blatt.

Bananenfalter bei der Fütterung. Das edle Tier liebt angegangenes Obst.

Parides Vertumnus muss sich sein Futter selbst erarbeiten. Das tut er mit großem Eifer und arbeitet energisch und systematisch die weiße Dolde durch. Es gab keine Möglichkeit, ihn in einem ruhigen Moment zu erwischen.

Doch, hier: Parides Vertumnus (rechts) und Morphofalter sehnsüchtig an der Glasscheibe planen ihren Ausbruch: Wir wollen hier raus!

Ein Morphofalter hat eine Flügelspannweite von bis zu 20 cm. Dieser hier war ein bisschen kleiner.

Im warmen Treibhaus bei etwa 25° C des Botanischen Gartens geht es ihm relativ gut. Abhauen nach draußen wäre zur Zeit keine gute Idee für ihn: Heute hat es, 10 Tage vor Ostern, in München nur 9° C.

Fast wieder wie Anfang März:Versunkenes Osterei. Schneefund bei Tauwetter an der Isar.

 

 

Was Katzen und Kreativität mit Grafikdesign zu tun haben: Der Oberflausch!

Font Moritz: Type aus Tigerfell

Gestaltungswille und emotionaler Ausdruck. Die übliche Welt der Fonts und designigen Buchstaben kann nur unzulänglich beschreiben, was eine Katze ausmacht. Da hilft dem in Katzen verliebten Typografen ein kleiner Filtertrick, damit das Wesen dieser Tiere auf einen Blick erfasst werden kann: Flausch!

Dieser hilfreiche Beitrag, um vom Design her wertvollen Katzencontent in die Welt zu bringen, stammt von uns, the missing link, der kleinen aber feinen Designagentur (auch Werbeagentur) in München. Damit man sieht, dass das Objekt nicht nur in Punkto Typografie und bahnbrechendes Design, sondern auch von Stimmung, Schnurr und Flausch her absolut gut getroffen wurde, hier das pelzige Original:

 

„Family from Hell“ oder: Kleine Morde unter Freunden

 

"Clients from Hell" kenne ich als Site.

…als Buch als Gute-Nacht-Lektüre (ISBN 978-0-9824739-3-1); darin wird die missverständliche Sicht auf unsere kreative Arbeit in zahlreichen wunderbaren Geschichten nacherzählt. Diese sind wahr, unfassbar und daher brüllwitzig komisch!

kennt es Thilo vom fontblog.

 

Wer aber kennt das Buch "Family from Hell"?

Ich! Ganz alleine!

Die missverständliche Sicht auf kreative Arbeit darf ich im realen Alltag ab und an „genießen“. Zu Besuch gestern bei meinen Lieben auch wieder.

Nicht nur, dass sie kaum verstehen, was ich mache. (Der Klassiker: „Irgendwas mit Computer, aber früher war das doch mit Pinsel …“) Das habe ich langsam kapieren müssen, dass sich das wohl nie ändern wird. Denn eine Erklärung, was ich eigentlich wirklich mache, die länger ist als 2 Sätze, wird nicht gewünscht und ihr wird auch nicht zugehört. Werde eher abrupt unterbrochen, dass es doch besser gewesen wäre, wenn ich Lehrer geworden wäre, weil ich so gerne belehren würde…

Ich gab es also schon vor längerer Zeit auf. Muss ja keine Magengeschwüre kriegen.

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Man gibt mir aber auch regelmäßig ungefragt Ratschläge, dass ich den „Kunden“ halt einfach alles machen solle, was sie wollten. Ihnen beispielsweise Stellenanzeigen gestalten, wo HohlSPIEGEL-reif widersprüchlichster Schwachsinn im Text stehen solle. Nicht beraten! Die wollen das halt und dann machst du das halt so! Denn dann wären diese zufrieden mit dir und das sei Dienstleistung.

Sie halten sich damit jedoch nicht allzu lange auf, lassen mich verdattert stehen und sprechen bei Torte wieder darüber, wie teuer ihr Gärtner geworden sei, ihre neue Nagellackfarbe, und dass sie versuchen wollen, aus ihrem geschlossenen Immobilienfonds herauszukommen, der zu wenig Ertrag abwirft … .

Was steh' ich aus.

Ich weiß manchmal nicht, ob ich über Realsatire im Alltag lachen oder weinen soll. Satire besser im Buch oder im Film! Besser ist das.

DVD-Empfehlung: „Kleine Morde unter Freunden“

 

Marketingmixgetränk

Gerade Firmengründer übersehen gern, dass Marketing aus vier Sachen besteht, die mit P anfangen (wenn nicht sogar zehn, was man allerdings bemüht finden kann).

Betrachten wir, was eingeführte Marken richtig machen. Nicht solches Hipster-Zeug, dem von alleine klar ist (oder sein sollte, wenn es eine Neugründung ist), dass es nächstes Jahr um diese Zeit keinen Schnitt mehr macht. Sondern einen Partner von Handel und Gastronomie mit mehr als 1000 Weinen, Champagner, Sekt und Spirituosen der gehobenen Kategorie im Sortiment plus eine breite Palette angeschlossener Dienstleistungen: Schlumberger.

Schlumberger Sekt im V-Markt München

Kennen Sie nicht? Nein, das ist eine Gastronomiemarke. Muss also den kritischen Augen und Zungen von Profis standhalten, nicht die Mitnahmebrühe aus der Quengelzone. Und ich kenn den Stoff auch nur aus dem Münchner V-Markt, der einerseits noch wie Metro die Mengen bereithält, die der Gastronom braucht, andererseits schon aufs Schild vor der Einfahrt schreibt: “Einkaufen für jedermann”. Auch ein Missing Link, gell? Bei V bekommen sie einzelne Brösel Safran genauso wie die gastronomisch relevanten Gebinde wie Zehn-Kilo-Kübel norwegischer Preiselbeeren. Wissen Sie, was die Metro Ihnen hustet, wenn Sie ein Mädchenglas (150 Gramm) Quittengelee verlangen? Kennt also nicht jeder, den Schlumberger, und das soll so.

Gehen wir durch:

1. P wie Produkt: Schlumberger Jahrgangssekt/Vintage Brut, Sparkling ,Methode Traditionelle, Edition Chin Chin, 0,75 Liter, 11,99 Euro. Laut Eigenbeschreibung: “Die Schmuckdose ‘Chin-Chin’ ist das ideale Geschenk für Weihnachten. Dies ist die fünfte Dose der Sammeledition, in der die Schlumberger Elfe als charmantes Motiv in einer limitierten Auflage variiert und zum Sammeln einlädt.” Ein ehrbares Gesöff. Und eins in einer Reihe, von der man mehr brauchen wird. Ein Geschenk, das was darstellt, und möglicherweise nicht das letzte. Toll, da hat man zum Geburtstag schon wieder was. Vor allem aber etwas, das man an einem Point of Decision aussuchen und getrost nach Hause tragen kann, und eben kein abstrakter Gegenwert für meine harte Währung (“Random IT Solutions”). Gesoffen wird immer, die Elfe hat jeder gern zu Hause, und in der Dose kann man hinterher noch herrenlose Dübel aufheben.

2. P wie Placement: Im Direktvertrieb aus 53340 Meckenheim, oder bei ausgewählten Outlets wie dem V-Markt. Und dort für den Jedermannsverbraucher als Einzelflasche, nicht erst palettenweise für Hochzeiten aufwärts (“Busse willkommen”). Und sie haben ihre Einzelhandelsazubine eigens zu Elektro Conrad losgeschickt, um zwei Klemmspotlights fürs Regal anzuschaffen, damit die Sektelfe auf der Verpackung schön zur Geltung kommt. Das macht etwa 10 Euro für die Spotlights plus nochmal so viel für zwei Arbeitsstunden Azubi Eizelhandel (in München wahrscheinlich eher drei, weil der Conrad im Tal gerade neben einer San Francisco Coffee Company liegt, keinem ordinären Starbucks).

3. P wie Preis: Literpreis 15,99 Euro. Gastronomen schauen auf sowas, und ich auch. Die Mitte zwischen Mitnahmeschnäppchen und wertigem Geschenkpreis, mit dem man sich weder ruinieren noch genieren muss.

4. P wie Promotion: Ja, das hätte der Neugründer gern, alles auf diesen geisteswissenschaftlich “ausgebildeten” Schöngeist von Reklamefuzzi abzuwälzen, wenn der Rubel nicht so rollen will. Weder setzt sich Qualität mirum in modum von selber durch, noch wird Werbung aus Müll Gold machen (Sie erinnern sich, wie König Midas endete), auch wenn sie es mit dem nötigen Etat eine Zeitlang behaupten kann. Aber wozu?

Stellenweise verstehe ich Neugründer trotzdem: Warum machen wir nicht einfach alle einen tollen Sekt mit einer hübschen Elfe drauf und alle sind glücklich, bis sie sektselig entschlafen? Das kriegen wir nächste Stunde unter “Marktsättigung”.

Schlumberger Präsentideen

PS: Leider muss ich aus juristischen Gründen an dieser Stelle vermerken, dass das obere Bild meinem eigenen Copyright unterliegt, weil ich keine 8000 Euro zuviel hab. Es liegt sind zur Gaudi auf meinem Flickr-Account, das schenk ich Ihnen.

Meta-Content: Weil’s wahr is

Die lieb gewordene Bloggertradition, seinen Nächsten zu korrekter Ausdrucksweise anzuhalten, ist im realen Leben (was immer das ist) angekommen: Blogging makes things happen. Wir verfolgen es mit Spannung.

Lehrnt zu schreiben ihr Penner

Denn merke:

Liebe ist für alle da

PS: Leider muss ich aus juristischen Gründen an dieser Stelle vermerken, dass das Bildmaterial meinem eigenen Copyright unterliegt, weil ich keine 8000 Euro zuviel hab. Die Bilder sind zur Gaudi auf meinem Flickr-Account, die schenk ich Ihnen.

Logo von PRAKTIKAWELTEN.de

Voher:

Praktikawelten-alt

Nachher:

Praktikawelten-neu

Vorher etwas Missionsstationshaftes, jetzt Babysitteragentur?

Die Neugestaltung ist nicht von uns (the missinglink).
Ich bin am Überlegen, ob ein Babyfußabdruck wirklich das richtige Signal für die Vermittlung von Praktikanten in alle Welt ist.

Das neue Logo befindet sich in genau dieser Größe auf der konzeptionell unveränderten Website www.praktikawelten.de

Das alte Logo der Website platziert auf der Website findet man auf diesem Archivlink


Knallrosa im Webdesign. DER Trend?

Bin derzeit fassungslos. Das heißt was, denn ich habe schon einiges gesehen.
Jetzt muss ich mich halt auch noch an knalliges Rosa gewöhnen. Und zwar quer durch alle Branchen:

1. Beispiel Bestattungsmesse (!!)  in Düsseldorf

http://www.befa2010.de/cms/index.php?id=27&L=2

Bestattungsmesse

2. Beispiel Kultur(!!)referat der Stadt Nürnberg

http://www.nuernbergkultur.de/

Kulturreferat-Nuenberg


Echte Mädchenfarben, die einem nur bei Bravo Girl und Hello Kitty unterlaufen sind, werden zu Farben des wirtschaftlichen Optimismus und Geld-Frohsinns in jedem Bereich (BWLer tragen des längeren bereits rosa Krawatten.)

Wer hat noch weitere Beispiele im Web (IT, Maschinenbau… :-) )?

+++.de (Logos ab 49,00 Euro) und wundersame Versprechungen. UPDATE.

UPDATE:

Ich
wurde dieser Tage vom Geschäftsführer des Unternehmens +++.de angerufen
und bin gebeten worden, den ganzen Artikel (den Komplett-Beitrag) 
über seine Logo-Fabrik rauszunehmen, aka ihn ganz zu löschen*. Wegen insgesamt
geschäftsschädigender Äußerungen. Ihn störte vor allem die Passage, wo
ich davon rede, dass es Betrug wäre, ein Logo in so rascher Zeit und
vermutlich baukastenmäßig als individuell anzubieten. Diese Passage
habe ich jetzt so abgeändert, dass ich jetzt von fachlich nicht in Ordnung
rede, denn Einzigartigkeit ist in der Regel in so schneller
Herstellungszeit nicht erreicht. Normalerweise ist ein Grafiker im
Schnitt mind. eine Woche über einem Logo – und nicht weil er zu langsam
ist, sondern weil ein vernünftiges Logo (das nicht nur technisch in Ordnung ist, sondern auch die restlichen Forderungen an ein Logo in den größten Teilen erfüllt  und wirklich für das Unternehmen einzigartig ist) das nach meiner unmaßgeblichen
Meinung braucht. Die Logos von +++.de sind in den meisten Fällen grafisch überladen. Was für eine Vignette sehr nett sein kann, aber für ein Logo nicht funktioniert. Das hat mit  überforderter Wahrnehmung zu tun auf Märkten, die vor solchen Logos wimmeln. Das hat zur Folge, dass sie derart überladen nicht gut merkfähig und erinnerbar sind, dazu müssten sie wesentlich reduzierter sein UND gleichzeitig auf ihre Art unique. Das Gehirn merkt sich so viele Gestaltungselemente auf einen Schlag nicht.  Dazu aber ein ander Mal.

*Ich
möchte den Komplett-Beitrag nicht löschen, da ich die Meinungsfreiheit
angetastet sehe. Ich habe ihm angeboten, seinerseits ein Dementi zu
schreiben, das ich gern veröffentliche, wenn es da ist. Habe aber dafür
den Originalnamen seines Unternehmens  in +++.de geändert. So wird es
in den Suchergebnissen nicht direkt unter oder gar über  von +++.de auf
Google Seite 1 gelistet (wie derzeit und wie er beklagte).

Memoriert
wiedergegeben: Gleichzeitig wurde von ihm inkriminiert, wie ich denn derart
gegen +++.de argumentieren könne, wenn ich doch gleichzeitig selber ein
Shopmodell plane mit ähnlicher Ausrichtung. Ich möchte dazu sagen, dass
mein geplantes Shopmodell auf alle Fälle anders ist: Ich werde bereits fertige
Produkte
verkaufen, die nicht  billig erst nach Auftrag, sondern frei vorher und ausschließlich von mir hergestellt sind. Ich vertrete die Ansicht, dass eine vernünftige Logo-Auftragsarbeit auf günstigem Massenniveau nicht funktioniert. Für die Logo-Fabrik schon, aber nicht für den Auftraggeber.  Und ich
beschäftige keine Grafiker wie +++.de, die nach Auftragseingang
geschätzt pro Nase ca. 3-5 Logos am Tag herstellen. Insofern sind für
mich diese beiden Geschäftsmodelle nicht vergleichbar. Ich verspreche in meinem Shop keine hohe zugeschnittene Individualität und Einzigartigkeit,  denn das können meine  fertigen Produkte grundsätzlich nicht leisten.

Ich
vermute, dass der feine Unterschied zwischen einer wirklich
unverwechselbaren Logoerstellung (Logo nach Maß), einem Logo von der Stange (ein bereits fertiges) und einem Logo im
Stundentakt  nicht nur potenziellen Kunden schwer vermittelbar ist.
Sondern auch Anwälten oder Richtern, denn ich denke da an die
Empfehlung eines früheren Chefs von mir, der mal eine langwierige
Gerichtsauseinandersetzung hatte wg. eines Auftrags, bzw. einer
Rechnung: Richter wissen wenig über das Fachliche in dieser Branche. Um
sich einen Überblick zu verschaffen sind meist Gutachter notwendig
(Sachen wie Schöpfungshöhe, etc.). Und das wird teuer.

_________________________________________________________________

Der alte Eintrag:


Und die gehen so [edit: Die wundersamen Versprechungen, siehe Headline, d. S.]:

(Auszug):

Sie möchten von Design-Profis Ihr Logo erstellen lassen, ohne dafür ein Vermögen zu bezahlen? 

Interessanter kompetitiver, aber leider unwahrer und sehr unfairer Konkurrenz-Ansatz gegenüber Einzel-Designern und Designbüros, die vernünftige Logos bauen (die eine Aussage und einen Sinn ergeben und nicht nur gefällig sind) und vernünftig kalkulieren müssen, da sie Familie haben, Steuern bezahlen müssen und Leute beschäftigen.

Klartext und die Wahrheit: Ein Vermögen ist relativ, es kann sein
das, was die Erbtante hat, geht für Hungerleider aber schon ab 300,00
Euro los und für Erbschleicher langsam ab dem Preis für einen SUV.
Die Logos dieser normale Stundensätze kalkulierenden und seriös arbeitenden Designer mit Semiotik-Expertise kosten im Gegenteil kein wie auch immer geartetetes Vermögen, sondern Netto vor späterer Verwendung und etwaigen Nutzungsrechten bei kleinen Designbüros etwa zwischen 800,00 und ca. 2000,00 Euro. Wenn das bereits für einen hoffnungsfrohen Gründer, der seinen BMW-Geschäftsführerwagen schon eingepreist hat, aber die Kosten für die Putzfrau vergisst^^ ein Vermögen sein soll, möge er bitte seine komplette Geschäftsidee überprüfen, ob er für sie überhaupt irgendwelche Marketingkosten eingeplant hat und sich leisten kann. Er wird sie sich leisten können müssen, denn sonst wird es hinten am dicken Ende teuer. Ein schöner englischer Claim bringt das gut zum Ausdruck: "Can you afford not to afford it?"

Nur für kluge Rechner und Leute, die wissen, was ROI ist, die anderen sollen sich besser jetzt ein Youtube-Filmchen reinziehen: Logo- und Folgemarketingkosten sind rasch wieder refinanziert und drüber hinaus, wenn die Logos zusammen mit der Geschäftsidee stimmig sind, sitzen, und von der angepeilten Zielgruppe klar erfasst, verstanden und erinnert werden -  also merkfähig und nicht nur gefällig sind.

So gesehen ist +++.de die ideale Geschäftsidee. Für Nachfrager, die in ihrem Marketing (wie muss ich was draußen anbieten, damit es nachgefragt wird) vermutlich nicht nachgedacht haben, sondern augenscheinlich autistisch ihren eigenen Geschmack als Maß aller Dinge wähnen. Auch hier Glückwunsch an +++.de, der Nachfrage-Markt diesbezüglich ist riesig, denn es gibt ihrer viele. www.+++.de hat, was das betrifft, seine BWL-Hausaufgaben sehr wohl gemacht, Hutzieh, seine Kundschaft aber macht meist keine, das ist der Trick, der funktioniert.

                                                   * * *


Ein bisschen Kopfzerbrechen – aber nur ein bisschen -  macht mir nur, was denn die Grafiker kriegen, die von +++.de und ähnlichen Plattformen bezahlt werden. Mehr als ein Hungerlohn kann es nach meiner Einschätzung nicht sein, also auch hier: +++.de hat wohl seinen Lieferantenmarkt gut erkannt: die sich gegenseitig auf die Füße trampelnden Grafiker. Die meisten Grafiker und künstlerischen Berufe können nach meinem Dafürhalten entweder nicht rechnen, buchhalten, kalkulieren und gezielt akqirieren (das konnten sie noch nie, das weiß ich seit dem Studium) oder stecken vermutlich eh schon tief in der Krisen-Defensive – oder meist alles auf einmal.

Weitere werbliche Argumentation von +++.de:
(Auszug)

Dann sind Sie hier richtig, denn wir entwerfen preiswerte Logos für über 1.500 Kunden pro Jahr! Firmenlogos, Produktlogos, Vereinslogos, Schullogos, Bandlogos, Privatlogos u.v.m. Individuell, exklusiv und kreativ – das ist professionelles Logodesign!

Werbeblabla: Ein sauberer Zirkelschluss mit vagen Adjektiven, der nicht stimmt. Professionelles Logodesign ist nicht "individuell" (geschmäcklerisch-eitel, wie ein Armband mit Gravur es sein könnte), sondern es muss sein: wiedererkennbar, merkfähig. Dazu braucht es über die vorhanden sein sollende Kreativität hinaus (Kardinaltugend, muss eh sein) Erfahrung, Expertise vom Designer über bewusste und unbewusste Wahrnehmung von Information, ihre Prinzipien und Expertise über die Semiotik (die Bedeutung von Zeichen, Zeichensprache und Zeichenprozessen).

"Exklusiv" ist es auch nicht bei +++.de. Was bitte an 49,00 €  ist exklusiv. Nach meiner unmaßgeblichen Einschätzung haben die Grafiker, die das machen, im Vorfeld vermutlich zig Raster im Kopf und vielleicht auch Blankomuster in der geistigen oder echten Schublade (wie der Fernsehkoch den ruhen gelassenen Teig, die feingehackten Zwiebeln, die vorgeschnittenen feinen Julienne-Streifen: "Da habe ich ein klein wenig für Sie vorbereitet, …" und schwupps ist sein Menue fertig, das der Hausfrau locker 1 Stunde mehr kostet als geguckt. Ein Menue ist aber das eine, nach fertigem Rezept gekocht, ein Logo aber muss eine Innovation sein). Sonst zeitlich in einer Stunde (im Vergleich: Gesellenpreis im Handwerk: 1 Stunde à 45,00 Euro) unattraktiv und wirtschaftlich kaum zu schaffen. Den Rest der "Individualität" erledigen mit allergrößter Vermutung modifizierte Farbgebung, leicht geänderte Anordnung der Elemente, ein fertiger Katalog von trendigen Schriften, egal ob sie passen oder  nicht und diverse Illustrator-Plugins und Filter. Hauptsache, netter Effekt. Den neuen Firmennamen eingesetzt, einen hübschen Bogen drunter oder drüber, fertig. Wollen wir wetten?


Wenn das so ist, ist das aber nicht exklusiv, sondern oberflächlich, pseudo-exklusiv nach Fertigbaukasten (wird beim Webdesign genauso gemacht, da kann ich aus dem Nähkästchen berichten), billig und austauschbar: Ich kann Ihnen aus dem Stand und ohne jegliches Briefing viele solcher netten Logos machen, sind in einer Stunde fertig. Ich tue es aber nicht, weil ich das für fachlich nicht in Ordnung halte. Gegenüber dem Kunden, denn ich plündere damit nur meine formalen Sammlungen für einen Appel, ein Ei und Beliebigkeit. Geschäftlich geholfen ist dem Kunden leider mit so etwas nicht, meist geschadet, da undurchdacht: Den Dingern fehlt einfach die echte Einzigartigkeit, die inhaltliche Substanz und die Relevanz zum Zielmarkt.

Fazit:
Für ein Privatlogo fürs Blogtagebuch, die Privatkorrespondenz, für den Verein für graue Tauben im Sinkflug e.V., oder ein kleines Standard-Handwerksunternehmen von mir aus. Tun Sie, was Sie nicht lassen können :-).

Meine Empfehlung: Für ein neues Firmenlogo, ein Produktlogo: Hände weg!

Disclosure:
Nein, ich bin nicht futterneidig auf +++.de. Die Firmenauftraggeber/Gründer, die sich für clever halten und solche wie +++.de beauftragen, muss man als kluger Designer dem Mitbewerb (euphemistisch-neudeutsch für Konkurrenz) überlassen. Denn dieser Mitbewerb und diese Kunden, sie werden sich gegenseitig in feinster Schluderarbeit unprofessionell selber erledigen.

Man nennt das exitorientiert.
:-D

Wer nicht exitorientiert ist, sondern aus Fehlern anderer lernen möchte:
Warum Startups scheitern

Die häufigsten Fehler im Businessplan


Warum Grafikdesign entstand

 

Schreiber_und_illustrator

(Der Illuminator Rufillus; Selbstbildnis in der Initiale R. Miniatur in der Handschrift Genf, Bibliotheca Bodmeriana, Ms. 127, fol. 244r, um 1170/1200; entnommen aus Alexander, Medieval Illuminators, 17. Quelle: https://uni-salzburg.elsevierpure.com/de/publications/schreiben-und-abschreiben-von-der-kl%C3%B6sterlichen-schreibstube-zum-  “Schreiben und Abschreiben – Von der klösterlichen Schreibstube zum studentischen Nebenjob”)

Die Kenntnis der Schrift und die Fähigkeit zu lesen war früher nur den gebildeten Ständen zugänglich. Schreiber und Kopisten schrieben in unendlicher Mühsal ab. Um das Lesen dem Nutzer angenehmer, sicher auch das Schreiben dem Schreiber heiterer zu machen, illustrierte der Mönch die Majuskeln (Großbuchstaben) in bunter Pracht. Einem großen Publikum bekannt sind die zum Teil sehr frechen, ungehörigen oder erotisch angehauchten Illustrationen des irischen Book of Kells:

Lions_spouting_wine

(In this detail from the
Book of Kells, showing the heads of lions and chalices
spouting vines
, we can more clearly see the zoomorphic aspects of the
interlace. Author: https://shikan.org/bjones/Books/booktext.html “Manuscripts, Books, and Maps: The Printing Press and a Changing World” ).

 

Wahr ist: Um die Heilige Schrift zur Unterweisung der Novizen und Scholaren anzupassen, gab man sie ab ca. 1350 fast nur in Bildern aus, mit wenigen Texthäppchen: die Biblia Pauperum, die Armenbibel. http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_1107.html

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(Wikipedia, gemeinfrei)

Vermutlich unwahr ist: dass sie für die Ungebildeten, die “Armen im Geiste” sei.

Ganz sicher heute ist: dass mich das mit den Texthäppchen schwer an Comics und das Internet erinnert. Denn mehr als 4-5 Zeilen wird auch heute nicht am Stück gelesen.

QED, XXIX.IX.MMVIII

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