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Kategorie: Design im wirklichen Leben (Seite 4 von 6)

Neue Kunden mit exzellentem Service gewinnen?

Ein Beitrag von mir in einem Business-Forum

Excellentservice-Versprechen als Kundengewinnungsinstrument? Eine Denkfalle.

Funktioniert nicht. Es ist höchstens ein Aufmerksamkeitsgewinnungsinstrument.
Welches in der leider oft verwaschenen Sprache des Marketing pour le
marketing gerne fälschlich und undurchdachterweise als echtes und
schnelles Kundengewinnungsinstrument deklariert wird.

Konkreter: Ich kann mit diesem Soft-USP (der eigentlich kein echter
ist) vielleicht Interesse, tamtam, Traffic und Aufmerksamkeit auslösen
– ob wirklich gleich gekauft wird (conversion), also ob das in die
rasche Tat umgewandelt wird, hängt von allerlei sichtbareren Vorteilen
ab.

 

                                          
Das Ding ist so

Es muss erst bewiesen sein. Dann wird gekauft.

Kann man den versprochenen Topservice beweisen? Doch erst hinterher. Logisch. Topservice ist ein Punkt, den man erst erfahren haben muss, um ihn zu glauben. Bis dahin bleibt er: Behauptung.

Taugt also nicht. Warum? Der Beweis (und die Tat, das
wirklich in Anspruch zu nehmen) und damit das Vertrauen darin ist ja
erst erfolgt, wenn ich als Kunde diesen excellenten Service, der mir
versprochen wird bereits in Anspruch genommen habe

                                            Circulus vitiosus

Prospects sofort zum Kauf bringen und als Kunde zu gewinnen geht nur mit knallharten und einklagbaren Facts, die bereits vor dem Kauf klar und beweisbar da
sind und ansehbar, tastbar sind. Daher funktiort der Verkauf von echten
Produkten auch zigmal besser als der Verkauf von Dienstleistungen, die
erst in der Zukunft erfolgen können.

Was also in die Zukunft hinein versprochen wird als soft fact, der dann
eintreten soll, wenn man gekauft hat, ist ein nicht hinreichendes
Versprechen, das vom Prospect misstrauisch (und mit Grund misstrauisch)
geprüft und hin- und her gewendet wird. Von dem ich als Kunde nie weiß,
ob es nur ein hohles Versprechen und damit Marketingblabla ist oder ob
es wirklich und zuverlässig eintreten wird.

Daher taugt es als echtes Kundengewinnungsinstrument, das sofort in
Kauf wandelt, nicht. Besonders nicht bei Dienstleistungen, die sowieso
in sich, also von ihrer Natur her, bereits und sowieso servicelastig
sind.

Daher haben in die Zukunft gerichtete Grafik- und
Strategiedienstleistungen, aber auch Coachings es hochschwer, sich
gleich zu verkaufen. Ein neues Yamaha-Motorad hat es wesentlich
leichter, denn seine Features (höher PS-/Hubraumzahl, Umdrehungen,
etc.) kann man abfragen, seine Tests kann man in Userberichten lesen,
TÜV-Berichten oder ADAC-Heft entnehmen.

Das Problem also, im Vorfeld nie hinreichend beweisen zu können, ob Sie und ihr Topservice wirklich gut sind.

                               Der Käufer weiß es erst hinterher.

Daher
habe ich mir beispielsweise angewöhnt, vor allem im Internetauftritt
keine Top-Serviceversprechen oder "Wir sind die Besten"-Versprechen zu
verkünden, was erst hinterher erfahrbar sein wird. Es bringt einfach
nichts, außer – wenn man Pech hat – das Misstrauen noch eher zu
schüren, weil zuviel marketinggeblablaht.

                                                   Lösung

Kundenrezensionen von wirklich zufriedenen Kunden über diesen
Topservice reinsetzen in die Marketingbemühungen. Denn dann ist es
bereits erfahren
worden und damit halbwegs glaubhaft. Allerdings, wenn da steht: Frau H.
aus Z. habe das und das lobend gesagt, klingt das leider wie vom
Anbieter erfundene Wundertüte und wenig glaubhaft. Die Menschen, die
etwas sagen über einen, über eine Dienstleistung, müssen nachprüfbar
echte Menschen/Firmen mit echtem Namen und echter Adresse sein. Pech,
wenn man eine Dienstleistung hat, die stark von Diskretion lebt, dann
kann man das nicht machen. Dann besser ganz weglassen und auf
begeisterte Empfehlungen unter der Hand setzen.

                        Immer aus der Sicht des Kunden denken.

Da wir immer auch selber anderswo Kunde sind, müsste uns das ja
leichtfallen. Tut es aber nicht, weil wir, was das eigene Geschäft
betrifft, schnell in der Ichfalle sind. Daher ist das over the
shoulder, und die Sicht von außen so wichtig. Wenn es nur öfter
eingesehen würde… (das war jetzt ein allgemeiner und dezenter
Eigenkunden-Seufzer, den ich mir an dieser Stelle mal erlaube…)

Familiärer Hardcore

Es gibt noch Helden. Und zwar nicht solchen Sissy-Kram wie “stille Helden”, die unter Umständen fünfmal in der Woche das Bett verlassen, um sich in einem Büro zu verstecken und danach möglichst unerkannt auf ein Sofa zu flüchten, wo sie aus irgendwas ihre “Meinung bilden” und sich dann “ihren Teil denken”, sondern eben: Helden.

Ungelogen. Bei uns buchstäblich um die Ecke. Mit der Leopoldstraße ist zwar der Münchner Boulevard ausgestorben, einen Kiez dagegen gibt es noch. Nächste Parallelstraße nach MISSING LINK, Ihrer Lieblingsagentur für stilles Heldentum: ERCAN’S-BODY-GYM. Update: Der im Frühjahr 2019 von Ercan Demir aufgegeben wurde. Vermutlich hat die im Februar 2019 beginnende Corona-Pandemie die Entscheidung unterstützt, weil Gyms und Fitnesscenter wegen Ansteckungsgefahr schließen mussten.

Mir sind sie natürlich aufgefallen, indem sie auf engstem Raum so unkonventionell Leerschritte, Bindestriche und Apostrophen einsetzen, dass einem Korrektorenhirn wie meinem schon bei der Erinnerung schwindlig wird; das ist so bei mir, dass mir das auffällt, Entschuldigung, altes Kriegsleiden, Berufskrankheit.

Bei näherem Hinschauen fiel mir die Sammlung von Pokalen auf, die man von der Straße durchs Fenster sieht, auch ohne zu stalken. Um Himmels willen, dachte ich, wenn du denen was von Rechtschreibung, Webdesign und Kommunikationsstrategien erzählst, kannst du ab morgen Gebrauchsanweisungen für Schnabeltassen fußkorrigieren.

Aus sicherem Abstand zu irritierten Testosteronbombern rief ich die Website auf.

Es war alles ganz anders.

Mein Name ist Demir Ercan, ich wurde am 19.05.1970 in Alaca/Türkei geboren. Ich bin der Jüngste von 3 Kindern. Mein Vater ist nach meiner Geburt als Gastarbeiter nach Deutschland gereist. Aufgewachsen bin ich bis zu meinem 10. Lebensjahr in der Türkei. Im Jahr 1980 Entschieden wir uns, also meine Eltern und meine Geschwister wir wollen auch nach Deutschland. Gesagt und getan, wir reisten nach Deutschland. In Deutschland angekommen ging ich bis 1985 in die Schule.

Nach meinem Schulabschluss 1985, fing ich eine Lehre als Bäcker an, während meiner Schul- und Lehrzeit war ich ein aktiver Fußballspieler bis mich eine Sportverletzung zur Aufgabe gezwungen hat, da die Verletzung so schwerwiegend war wurde ich am Knie operiert. Zur völligen Abheilung musste ich zur Krankengymnastik, das war der Wendepunkt in meinem Leben. Meine Krankengymnastik Lehrerin brachte mich in einem Gespräch auf die Idee Bodybuilding zu betreiben. Ich suchte mir ein Studio und fing mit vollem Ehrgeiz an zu Trainieren, nach 2 Jahren harten und schweiß treibendem Training nahm ich an der ersten Meisterschaft teil und gewann den Titel Münchner Meister der Junioren. Nun durch diesen Sieg motiviert packte mich erneut der Ehrgeiz und ich wurde eine Woche später Süddeutscher Meister in der Juniorenklasse. Auf Empfehlung des Kampfrichters Herr Erich Janner, habe ich mich intensiv auf die Juniorenweltmeisterschaft in Sao Paulo ( Brasilien) vorbereitet. Diese habe ich mit damals mit19 Jahren mit der Idealnote 10 gewonnen. Nach diesem Sieg begann meine ernste Karriere im Bodybuilding.

Im Jahre 1999 übernahm ich das 2 älteste Studio Münchens. Im Studio herrscht ein Familiäres Klima in dem weniger Wert auf Fitness gelegt wird, dass vorwiegende Ziel meines Studios ist auf dem Hardcore Kult ausgelegt. Das Ziel meines Trainingsplanes ist die Vorbereitung meiner Mitglieder auf Meisterschaften und Wettkämpfe, denen ich auf gerne mit Rat und Tat beiseite stehe. Unsere Geräte sind auf die harten Belastungen ausgelegt. Um etwas Ausgleich für unsere Mitglieder zuschaffen, die sehr hart Trainieren, Organisiere ich Grillfeste und Radtouren.

(Aus Ercan Demirs offizieller Website)

Schild Ercan's Body-Gym

Ich ging fort, mich schämen für meinen Anflug von Häme, dass die Bodybuilder sich als kopflose Grillhendl darstellen, und spielte einmal mehr mit dem Gedanken an ein echtes Leben. Aber nicht sehr lange.

Schadcode im echten Leben: If-Schleifen

Wer kennt das nicht als Anbieter, das Referenzen-Problem. Und wenn man was mit Bier gemacht hat, und das waren Plakate, reicht das nicht, denn man will sehen, ob man auch Prospekte zu Bier gemacht hat (Nein, wir haben leider "nur" Prospekte zu IT und Hightech, blöd aber auch…)

Wichtig ist wirklich, aus dieser if-Schleife auszubrechen:
if: keine Kunden/Arbeitgeber = true, dann keine Referenzen,
if: keine Referenzen = true, dann keine Kunden/Arbeitgeber.

Daher muss man was selber bauen. Man kann nicht: Warten, bis Auftraggeber freier werden in der Annahme, dass man schon Bierprospekte können wird, wenn man zwar Bierplakate kann, aber "lediglich" Hightech-Prospekte gemacht hat. (Komisch, als Agenturangestellte ging man mit uns aber so um: Wir mussten ständig Sachen machen, die wir vorher noch nie gemacht hatten. Es war Alltag. Die Agentur punktete nach draußen immer mit den Spezialisten, die sie angestellt hätte, aber in Wirklichkeit war das Agenturleben dauernde Generalprobe. Keine Aufgabe war der vorangegangenen ähnlich, wir angestellte Kreative aber haben das gewuppt. Und zwar sehr gut, sonst hätte es uns derbröselt und wir wären gefeuert worden. Das dazu.)

Das wird aber in diesem Jahrhundert nichts mehr bei vorsichtigen und zögerlichen Mittelstandskunden.

Die bei einer Agentur kaum hinterfragen, aber einem kleinen Designer gegenüber sehr wohl alles hinterfragen, der ohne Agentur im Hintergrund arbeitet, aber komischerweise aus einer solchen kommt und lange Jahr dort diente. Sie brauchen Beweise zu ihrer Absicherung bis zum Abwinken. Ich verstehe das nur bis zu einem gewissen Grad, manchmal wird mir übertrieben. Sie denken dazu auch nicht in Kreativität und Expertise, die sie gedenken zu bezahlen, sondern stur in Werbemitteln und ihrer technischen Beherrschung. Beispiel: Man braucht eine neue Website. Statt sich Gedanken zu machen, was sie geschickterweise kommunizieren soll, macht Kunde sich Kopfzerbrechen über den Navigator (der soll "ausklappen"; dabei können das nicht alle Browser gleich gut, mit der Validität ist das auch so eine Sache, aber nee. Dabei hat das dazu  die Wichtigkeitsrangliste wie Strähnchen vom Friseur, wenn der Schnitt rausgewachsen ist und nicht mehr passt. Nämlich ganz hintendran. Kriegste aber aus Kunden nimmer raus. Also mach ich ihm das. Ich mach mittlerweile alles, auch PHP-Kram, obwohl ich das gar nicht will: Dafür und für Datenbanksachen und Installationsarbeiten auf dem Server hole ich in der Regel Spezialisten, IT- und Scriptmenschen. Besser ist das, aber zahlen wollen viele Kunden es einem dann doch wieder nicht. Wenn ich das aber selber mache, ist das wohl dann kostenlos, nee, kann nicht sein, oder?)

History:

Ich kenne diese if-Schleife ebenfalls sehr gut, damals als ich mich
vor 8 Jahren selbständig gemacht habe.

Ich hatte zwar Referenzen (tolle klassische Kampagnen und TV), aber die interessier(t)en den Mittelstand, den ich addressieren musste, weil ich durch meine kleine Größe nicht mehr an große Unternehmen kam, einen Papp, nicht. Der wollte: Kleinkram, Prospektchen, Flyerchen, Websitechen. Bitter.

Und das hatte ich nicht. Und wenn, hatte ich das weggeschmissen, da es mir nicht relevant erschien, um Kreativität abzubilden. Das muss man sich mal vorstellen!

Musste ich also zum Teil alles erst mal selber erstellen ohne Auftraggeber. Scheiße und dämlich sowas. Ich habe geflucht. Der Gründermut ging da auch manchmal gefährlich in die Knie. Ein Unternehmensberater empfahl dazu allen Ernstes, wir müssten groß werden (das bedeutete mords große Bankkredite, alldas), sonst bekämen wir keine großen guten Auftraggeber.

Überzeugte mich nicht, denn ich wollte nicht mehr das, was ich bereits zu gut kannte: Projekte steuern, Kreative steuern, großes Satzstudio aufbauen, vor allem: den Bankkredit bedienen. Das sind mir zu viele Geld-Herren über mir und zu viele, möglichweise weniger Motivierte, unter mir. Hatte ich jahrelang und das wollte ich doch grade nicht, durch die Selbstständigkeit abbauen. Was ich wollte, war:

mein eigener Herr sein!

Und endlich gute Sachen machen, zu denen ich stehen kann. In Zeiten, in denen verzweifelt entfremdete Arbeit, Work-Life-Balance und Zeitmanagement unter gestressten Angestellten diskutiert wird, eine tolle Sache.

Wir schärfen unser Profil – ID Inner Design

Wir sind als Designbüro das missing link zwischen Strategie und Design. Unsere Hauptaussage und Kernleistung ist: Erst Dinge, die man sauber aufsetzt, können auch formal funktionieren.

Diese Aussage war bis jetzt furchtbar abstrakt für bestimmte ungeduldige Kunden ("Wissen Sie, ich bin ergebnisorientiert und nicht prozessorientiert!…"). Obwohl sie genau wissen, dass jemand, der ein schönes und stabiles Haus bauen will, ja auch zuerst einen Plan und ein Grundstück braucht, ist der Transfer in den Bereich Grafikdesign für viele anscheinend ein mühsamer. Stattgegeben.

Wir machen ID Inner Design
Was ist das?

Innerdesign_schnecke

Die inneren Werte…                                     schaffen das berührende Äußere.

Wir entwickeln mit einer Art Tiefendesign Formen und Ausdrucksweisen, die die Seele, die Essenz des Unternehmens oder Institution herausarbeiten und mit gezielter Einfachheit auf den Punkt bringen. ID Inner Design ist ein Ansatz, der alle inneren Wahrnehmungsebenen betrifft und damit ganzheitlich auch jedes äußere Medium.

Das ermöglicht überraschende und gleichzeitig einfache Botschaften auf den Werbemitteln, die… ins Innere wirken. Im Unterschied zur rein dekorativen Auffassung ein geldwertes Plus.

War das jetzt nicht außerordentlich ergebnisorientiert?

Die Codes in den Köpfen

Das "Design", die gestromte Optik unserer Katze und die spitzen Batman-Ohren, ist nicht "hübsch" oder "niedlich", sondern gnadenlose Inhaltsangabe und Information. Glauben Sie nicht?

Blotched

Dann kommen Sie in unseren Garten. Da randaliert seit eineinhalb Wochen
ein Amselmann vor unserem Fenster und fliegt Scheinangriffe aufs Glas,
weil dahinter unsere Miez sitzt. Er weiß aus seiner Amselerfahrung
heraus, wie das Design einer Katze aussieht und es sagt ihm: Obacht,
die will an deine Kleinen im Nest.

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Kurt Weidemann: Design ist keine Oberflächengestaltung, sondern eine Inhaltsangabe.

Ich sehe das auch so und arbeite entsprechend. Viele Verbraucher, aber auch mancher Designkunde eines Grafikdesigners, verstehen Grafikdesign aber ausschließlich als ein oberflächliches “Styling” und beurteilen es auf geschmäcklerischer Basis. Auf dieser persönlichen Geschmacksebene zu bleiben ist schön einfach, führt aber nicht weit, wenn ich Relevantes für Kommunikations -oder Werbemittel erarbeiten will. Ich merke es rasch daran, dass sie es partout – trotz vorhandenen guten Willens – nicht annähernd begründen können, warum sie beispielsweise das schwarzweiße Foto eines Hamburgers auf einer großen quietschzyankaliblauen Fläche toll oder schlecht finden.

Grafikdesign ist immer objektivierbar.

Ein Schwarzweißfoto einer Foodaufnahme taugt eher zur Satire, jedoch nicht für eine positive Einstimmung der Geschmacksnerven, da verbrannt aussehend. Krachendes Zyankaliblau ist ein so aggressives, giftiges Farbspektrum, dass es sich ebenfalls kaum fürs Schmecken eignet. Unser Reptiliengehirn hat genau das seit Jahrtausenden abgespeichert: Vorsicht, giftig!

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Die Optik unserer Blotched Tabby-Miez à la Whiskas-Katze ist nicht: putzig, cute, hübsch. Sondern gnadenlose Inhaltsangabe: gestreiftes Fell für "Tarnung" und spitze Ohren für "Achtung, Jäger".

Immer noch der Meinung, Design ist: Hauptsache sieht irgendwie gut aus? Das sieht der besorgte Amselmann (und mit ihm verwunderte Zielgruppen bei giftigen Essfarben) leider ganz anders.

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Wir lassen die Mieze während der Brutpflege und der Flugschule der Kleinen nicht in den Garten.

Kein Blatt vor dem Mund

Ja, ich nehme kein Blatt vor den Mund. Ich gehöre auch nicht zu denen, die es fertig bringen, in einem guten Restaurant 1 Wasser und 1 Salat aber pidde ohne Dressing! zu bestellen.

Meine Rede ist ja, ja oder nein, nein.

Wer etwas von mir wissen will, kriegt es zu hören. Ich sage meinem Mann und meiner Katze, was Sache ist:

Nein, heute kommst du nicht raus, der Vogel brütet.

Ich sage Kunden oder Prospects, was Sache ist:

Ihr mir vorliegender Text ist leider PR-Konzern-Geschwafel und passt nicht zu Ihrer Zielgruppe –  feuern Sie Ihren Texter.

Ich sage, was mir nach einer Besprechung gefallen hat und was mir nicht gefallen hat. Mir gefällt nicht, wenn Leute mit einem Pokerface zu einem lockeren Erstkontakt-Gespräch kommen. Sich mit einem 200,00 Auftrag aufführen wie ein Harter-Hund-Einkäufer der Autoindustrie, in der Hoffnung, Schweigen mache mürbe und den Preis niedrig.

Daher nehme ich kein Blatt vor den Mund und sage, was ich davon halte:

Sowas ist Mist.

Wie geht ihr mit Designern um. Das erfüllt den Tatbestand des Ratens, für den ein ordentliches Preisangebot nicht möglich ist. Gehts noch.

Ich habe Kunden. Solche, die es schätzen, normal und bodenständig behandelt zu werden. Ohne NLP- oder IHK-Seminar-verbildete Pseudo-Topeinkäufermucken, wenn es nur um Petersilie geht. Hach, ist das entspannend! Ohne Schmu, ohne verlogenen Schischi, ohne Heckmeck.

Am liebsten wäre mir noch, wie früher alles unkompliziert mit Handschlag ohne das Etepetete-Getue des durch die Wolldecke Sprechens.

Dazu ein paar passende Klänge aus unserer Mucke-Sammlung, eins zwei drei:

Woran ich einen guten Kunden erkenne

Gleich sagen Schnellmerker unter uns, ja klar *gngn*, dass er zahlt.

Das stimmt schon, auf den ersten Blick. Jeder, der Kunden hatte, die nicht oder nie zahlten, wird das leidgeprüft für das Hauptproblem halten. Schließlich muss er sich und die Seinen ernähren und die Büromiete zahlen. Heute will ich den Blick auf etwas anders als den Bankauszug lenken, was ich für genauso wichtig halte:

Was ist mit der Zeit und meiner Energie, die ich während des Auftrags mit meinen Kunden verbringe? Eine wichtige Frage.

Doch vorab:

Früher als wir, die Dienstleisterchen im Grafikdesign- und Textbereich, Angestellte waren, war unser gängiger Spruch in der Abteilung oft: "Wir sind täglich über 8 Stunden mit den Kollegen und Chefs zusammen und reden Statistiken zufolge nur ca. fünf Minuten am Tag mit unserem Partner und nur eine halbe Stunde mit unseren Kindern – den Rest, 8 Stunden (ein Drittel) schlafen wir. Geld verdienen da drin müssen wir eh, also lasst uns das Beste daraus machen und wenigstens eine gute Zeit mit den Kollegen verbringen!" Und das war eine wirklich gute Idee, die uns gleich viel kreativer arbeiten ließ und eventuelles Mobbing in der Abteilung im Zaum hielt.

Jetzt ist es so, dass wir als Freiberufler unsere Zeit komplett selbst bestimmen, mit wem wir sie verbringen wollen, auch mit welchen Kunden wir sie verbringen wollen. Seh’ ich den Schnellmerker wieder vorlugen? Der, der sagt: "Ähm, du kannst dir deine Kunden aussuchen und sie stehen Schlange? Ja ne, is klar man …" *vorlachenaufdembodenroll*

Doch, er darf sich vor Lachen auf dem Boden wälzen, ich habe nichts dagegen, wenn dieser Griesegram mal lacht, es wird ihm gut tun. Kommen wir aber zur Sache:

1. Ich erkenne einen guten Kunden daran, dass er Kreative nicht als bunte Zirkuspferdchen sieht, die man zur Gaudi tanzen lässt.

Er hat zwar Vergnügen an der Zusammenarbeit mit ihnen, denn oft sind seine eigenen Firmenmitarbeiter trockener unterwegs oder die tägliche Routine in seiner Firma langweilt ihn. Aber er hat dennoch Respekt vor dem Job, den die Kreativen machen, denn er ist nicht nur immer lustig. Wenn sie ihn gut machen, kommt Qualität von Qual. Zigmal einen Einleitungstext umtexten oder einem störrischen weißen Blatt Papier kreative Überideen einzuhauchen, das weiß er, das nicht immer witzig ist. Weil er es selbst nicht kann und es ihn schon in der Schule gequält hat, daher hat er sie ja geholt.

2. Ich erkenne einen guten Kunden daran, dass er von den Kreativen für sein Geld nur das Beste will.

Ja, ach ne, das soll was Neues sein? Das ist was Neues. Denn ein Kunde, der wirklich das Beste von ihnen will, tut was dafür. Er weiß, dass er sie, solange sie noch nicht der Telepathie fähig sind, ausreichend und darüber hinaus informieren wird. Er versorgt sie sortiert mit Wissen, Anhaltspunkten, Merkmalen, bis sie ihren Job gut machen können. Er sagt nicht: Wenn ihr "Bier könnt", dann muss ich euch ja wohl nix mehr sagen, macht mal was Pfiffiges.

3. Ich erkenne einen guten Kunden daran, dass er intelligent ist.

Er schätzt die offene Rede. Ein Herumgebuckel und eine Dauer-Jasagerei der Kreativen würde seine Intelligenz in seinen Augen beleidigen.

Fazit aus 1-3

Das Wichtigste aber ist: Mit solchen Kunden macht es nicht nur Freude zusammen zu arbeiten, sondern sie bringen… einen voran, alles voran. Der Auftrag wird rund, nein, er wird spitze. Der Kunde hat also selbst das meiste davon, und der beste Nebeneffekt der Welt: Mit ihnen wird man besser und besser. Mit schlechten Kunden aber wird man ebenfalls schlechter. Und das Fiese daran, man merkt es nicht gleich, es ist ein schleichender Prozess: Man kocht dauernd nur in der eigenen Suppe, die Anregungen und Forderungen der Kollegen fehlen ja, und die eigenen schlechten Kunden sind keine gute Inspiration, da sie einen nicht hart aber positiv fordern. Man wird ein fauler Sachbearbeiter, dann denkfaul und am Schluss eine frustrierte lame duck. So ungefähr das Gegenteil des Kreativen.

Dass man fit bleibt und besser wird, ist also der Grund, warum ich solche guten Kunden haben will.
Und solche zahlen auch in der Regel, merkwürdig nicht?

______EDIT:
Um ein Missverständnis aus der Welt zu schaffen, bevor es entsteht: Mit

Er versorgt sie sortiert mit Wissen, Anhaltspunkten, Merkmalen, bis sie ihren Job gut machen können.

meine ich nicht, dass ein Kunde soweit gehen muss, dass er selber am Rechner gefertigte Templates oder Skizzen liefern soll. Lieber nicht, denn derart festgezurrte Vorstellungen sind meist zu früh entwickelt. Passiert auch oft der Designerzunft selber: Sie gehen zu häufig planlos, kopflos, auf jeden Fall zu früh an den Mac und führen aus Angst, nicht fertig zu werden in ihren kurzen Zeitfenstern, bereits Ausarbeitungen aus in schönste Druckqualität. Die schönste Execution bringt aber nichts, wenn die Idee fehlt oder der Plan nicht stimmig ist.

Was ist SEO, Suchmaschinenoptimierung…

Im Jahr 1999 hat es gereicht, einfach eine interessante Homepage zu haben, aber das Internet wird immer größer. Nur der, der es versteht, auf erste Plätze im Suchergebnis zu kommen, also rasch und unkompliziert gefunden zu werden, wird bekannt, macht die Geschäfte – die anderen findet keiner mehr.

Alle Mittel und Methoden, von den verschiedenen Suchmaschinen ganz vorne gefunden zu werden, werden Suchmaschinenoptimierung oder Website-Optimierung genannt. Vordere Plätze auf den ersten Suchseiten (SERPs) sind begehrt. Manchmal teuer, weil man sie notfalls kaufen muss.

Hier setzt professionelle Suchmaschinenoptimierung (SEO) an. Es ist kein Magierwissen, wie es rein mit Techniktricks arbeitende SEO-Master hinstellen, aber es verlangt profunde Kenntnis, wie das Internet tickt; verlangt validen Code, verlangt Tools für Analysen, strategische Denkarbeit, Zeit, Fleiß, viele relevante
Backlinks von anderen auf Ihre Site zu kriegen. Aber am wichtigsten: Das Geheimnis sind ganz einfach gute Texte. Google tickt nur so.

Viel guter Text. Unter gut versteht das Internet jedoch nicht: blumig,”pfiffig” und “flotte Schreibe”, wie wir es aus den Printmedien kennen. Sondern es versteht unter gutem Text einen, der ohne psychiatrisch zu wirken viele klare, trockene, konkrete, nützliche Begriffe, Keywords hat, nach denen wirklich gesucht
wird (durch Analyse-Tools ermittelt und strategisch gewichtet). Und der es gleichzeitig versteht, den nur kurz aufmerksamen Leser seriös zu fesseln oder Kaufabsichten zu wecken. Gar nicht so leicht, so zu schreiben (die meisten Amateur-CMS-Sites kriegen es nicht hin). Wir bieten Ihnen das an.

… und wer braucht sie wirklich?

Jeder, der seinen Markenaufbau, seine Wertschöpfung oder seinen Vertrieb stark oder ausschließlich im Internet betreibt. Er wird nur mit professionellem SEO, manchmal nur mit zusätzlichem Online-Marketing Erfolg haben.

Und wer braucht sie nicht? Wer seine Website nur als Pflicht-Visitenkarte betrachtet und sich vor Kunden nicht retten kann. :-P

Kostenlos und unverbindlich eine Google-Analyse und einen konkreten Lösungsansatz anfordern: v.graebel@the-missinglink.de

Marketingguerillas im Nebel

Update zu Das schreiben die anderen: Was ist virales Marketing?:

Erinnert sich jemand an virales Marketing? Das war vor zwei, drei Jahren so lange das nächste große Ding, bis die ersten "Guerilla-Marketer" erklären mussten, wodurch sich Marketing eigentlich genau von Spam unterscheiden sollte. the missing link, Ihre Münchner Lieblingsagentur für tragendes Design, berichtete, was Hamlet Hamster berichtete; der in jedem Wortsinne erschöpfende Artikel wird immer noch empfohlen.

Eins der gelungeneren Beispiele für virale Werbespots — insofern, dass man ihn gerne weitererzählen mochte, ohne sich daür a) so heimlich wie möglich bezahlen zu lassen und b) die nächsten drei Monate schämen zu gehen — war ein schwäbisch synchronisierter Ausschnitt aus Kampfstern Galactica: lustig, lehrreich, den komplizierten, definitionsfernen Kriterien der Coolness gehorchend, technisch etwas hausbacken, aber gerade deshalb einwandfrei gemacht, einfach klasse.

Sicht- und hörbar aus der gleichen Werkstatt stammt ein ganzes Set von suebisierten Filmausschnitten, diesmal aus den Beständen Bollywoods und als bezahlte Auftragsarbeit. Die Copyrights sind bislang ungeklärt, wir verlinken deshalb nur die ganze Sammlung pauschal beim Youtuber Reutlingencast. Sechs Videos à etwas über eine Minute, das ist gut angelegte Guckzeit.

Warum wir darauf hinweisen? Um zu zeigen: Die besten Beispiele fallen gerade mal noch so auf, die Qualität sinkt nur dann wahrnehmbar, wenn man sie begründen muss. Die Vorfreude auf den nächsten Satz, der nach diesem Halberfolg unweigerlich kommen wird, hat mehr mit Wehmut als Freude zu tun.

Dieser Tage waren The Cure in München, eine der besten Kapellen für gepflegten Weltschmerz. Seit dreißig Jahren gibt’s die schon, das glauben die fast selber nicht. Nach dem Münchner Konzert wurden ein paar O-Töne für Bayern 2 Radio zusammeninterviewt. Einer der Gäste bezeichnete sich als "Cure-Fan der dritten Generation" und erzählte, wie er zu seiner Lieblingsband kam:

Damals in der elften Klasse war auf seiner Schulbank so ein komisches Logo mit Edding gemalt, die Musik dazu kannte er noch nicht. Aber auf diese Optik hin hat er sich auch für den akustischen Eindruck interessiert. Seine erste Cure-Platte war dann Staring at the Sea, und er war sofort hin und weg und seitdem an The Cure verloren.

Das ist virales Marketing! Und die Guerillas im Marketingnebel dürfen mir jetzt gern erklären, wie man auf derart spitze Zielgruppen hin planen soll.

Werbung: Viralmann und Reutlingencast.

Absage.doc II . Anmerkungen zum erhaltenen Briefing zum Corporate-Redesign einer Meta-Plattform

Sehr geehrte Frau xxx und an
alle Mitglieder der Jury,
 
erlauben Sie uns vier Anmerkungen:
 
1. Es fehlt das geistige
Dachmarkenkonzept, bevor mit Design losgelegt wird.
 
So aber kann nie ein sauberes Design entstehen, das
den Wirrwarr der Scout-Plattformen klar verbindet, gleichzeitig die zarten
Untermarken-Unterschiede herausarbeitet (Farbleitlinien?) und dennoch klar als
EINE Dachmarke arbeitet.
 
 
2. Bildmarke
 
a)  Allgemein-rechtliche Probleme der
Bildmarke.
 
Wenn Sie Pech haben, passiert Ihnen das,
was der großen Internetplattform Mr. Wong mit ihrem runden, gedrungenen,
klischeehaft feist-listig-grinsenden Chinesenkopf als Bildmarke
passiert ist: Die Internetplattform Mr. Wong bekam eine Abmahnung/Klage
und musste das Logo entfernen. Begründung: Rassismus.
Der Chinesenkopf musste weg, er stellt eine rassistische Beleidigung aller
Chinesen dar. Sie mussten tatsächlich ein neues Logo erstellen lassen. Wenn Sie
Markenrechts – Internet- und UWG-Anwälte in Ihren Plattformreihen haben, lassen
Sie das bitte vorher prüfen, bevor Sie einen Wettbewerb aufrufen, der so ein
düsteres Hakennasen -Logo implementiert und stilistisch vom Design
darauf aufbaut. Sonst fangen Sie wieder ganz von vorne an.
 
b) Grafisch-werbliche Tonality der
Bildmarke
 
Der Indianerkopf geht grafisch-werblich gar
nicht: Er hat eine strenge, unfreundliche Miene. Er guckt nicht einmal im
Ansatz spähend
, sondern böse – und hat noch dazu wie gesagt eine
diskriminierend-deutliche Hakennase, wie in der Judendarstellung des
III.Reiches. Letzteres zieht mit ziemlicher Sicherheit
Rassismus-Vorwürfe
nach sich). Das passt
nicht zu einer Plattform, die modern, einladend wirken und mehr Besucher
anziehen will. Streng, unfreundlich geht eh nie und diskriminierend geht gar
nicht.
 
Daraus ergeben sich ebenfalls Probleme für
die gewünschte freundliche Farbgebung:
 
So mit dieser unfreundlichen Strenge und
mit dieser ungeschickten strengen Farbkombination, die aber stilistische Vorgabe
für die Farben sind, die von uns verwendet werden dürfen – dieses
Dunkelblau und dieses dark gold SIND in dieser Zusammensetzung nicht freundlich
–  bekommen Sie niemals eine freundliche, lockere und vor
allem schicke Optik mit freundlichen Farben und viel Weiß wie XING (plus helles
Grün) oder Mymuesli (freundliche warme Farben) [im Briefing des Wettbewerbs wurde die Anmutung wie XING, mymuesli als bevorzugt/gewünscht eingestuft, d. S.]. Das kann ich jetzt schon
beurteilen, das sehe ich klar vor mir. Freundliche Farbkombinationen und
Farbwelten im Corporatebereich gehen deutlich anders wie in Ihrem derzeitigen
Logo.
 
3. Briefing
 
Das gesamte Briefing müsste vor Beginn der Arbeiten
überarbeitet und von der Agentur in einem sauberen und aufwändigen Creative
Re-Brief neu dargestellt und abgestimmt werden. Grund: Es ist – so wie es
derzeit ist –  von einer seriösen, markentechnisch und corporate-design- und
joborientierten Agentur nicht ausführbar, da es keine klare Arbeitsgrundlage
darstellt.
 
Nur ein Beispiel, es gibt noch mehrere: "Die
Conversionsrate soll durch ein neues Design erhöht werden".
Kein noch so
schickes, neues Design dieser Welt kann eine Conversionsrate erhöhen. Dieser
Punkt geht gar nicht. Bitte halten Sie Rücksprache mit einem erfahrenen
SEO-Fachmann und Online-Marketer Ihrer Wahl. Aber selbst ein Diplom-Designer,
der in der echten Welt weilt und in der Online-Welt auf dem laufenden ist, weiß
das.
 
 
4. Teilnahmebedingungen
 
Nicht nur ein (wie oft zu großes) Gremium stimmt
ab. Das ist eine bekannte Schwierigkeit für eine präsentierende Agentur, vor
allem, wenn man nicht persönlich präsentieren kann, sondern nur online, und
dadurch kaum persönliche Überzeugungsarbeit auf Augenhöhe leisten kann, die hier
dringend nötig wäre.
 
Sondern dazu soll es zusätzlich noch eine
Online-Abstimmung geben. Die Online-Abstimmung ist aber fachlich so fair und
ungefähr so zielführend für Ihr Anliegen, eine wirklich gute Meta-Plattform zu
bekommen wie "Deutschland sucht den Superstar". Keine
Corporate-Design-Agentur, die auf sich hält, läßt ihre durchdachte Arbeit, die
sie per Brief und Re-Brief geleistet hat, fachlich öffentlich-Online beurteilen
von Menschen, die weder das Briefing, noch irgendein Re-Brief kennen und gesehen
haben (sich vermutlich auch nicht die Mühe machen würden, sich das alles
durchzulesen und zu verinnerlichen), dazu einen Scout-Fährtenleser nicht von
einem Indianer auf Kriegspfad unterscheiden können aber bereits vorher schon
einen festen Zettel in der Hand haben, wen sie mit viel Traffic und
Aufmerksamkeit zum Favoriten küren sollen (Seilschaft- und
Verbandelungsfaktoren). So wird das sein.
 
 
Ich möchte daher mit meiner Agentur die
Teilnahme an diesem Wettbewerb, wie er derzeit inhaltlich und von den
Bedingungen her ist, höflich absagen. Vor allem wg. Punkt 4.
 
Es tut mir
leid.
Vielleicht
überdenken Sie Ihren Wettbewerb und Ihr Briefing, und lassen sich besser für
eine Briefing-Erstellung an Agenturen kompetent beraten.
 
Nur dann bin ich
wieder mit dabei.
 
Mit freundlichen Grüßen,
die Vroni Gräbel
 
the missing link
Designbüro für bessere
Kommunikation

_______________________________________________________________________________
Nachtrag/Update:
So sieht das (in meinen Augen) ungünstige Logo aus

Logo_indianer_rgb

Lebenslänglich Elfenbeinturm

may my heart always be open to little
birds who are the secrets of living
whatever they sing is better than to know
and if men should not hear them men are old

may my mind stroll about hungry
and fearless and thirsty and supple
and even if it’s sunday may i be wrong
for whenever men are right they are not young

and may myself do nothing usefully
and love yourself so more than truly
there’s never been quite such a fool who could fail
pulling all the sky over him with one smile

e.e. cummings, 1938

Kunden, die wahrscheinlich nicht mal welche werden wollen, fragen mich: "Haben Sie denn Nasensteckerkompetenz?" und meinen, ob ich denn schon mal Werbung für Nasenstecker gemacht hätte. Um Himmels willen, nein. Für wie ehrbar ich das Geschäft mit Nasensteckern auch halte, reichen die sechzig Jahre Werbeerfahrung, die ich zu erreichen gedenke, nicht aus, um alle möglichen Produkte zu bewerben. Den Kunden, die so ängstlich fragen, reicht keinesfalls Ohrsteckerkompetenz aus, und wenn sie einen gefunden haben, der möglicherweise nie wieder etwas mit Nasensteckern zu tun haben wollte, fragen sie als nächstes: "Fürs linke oder fürs rechte Nasenloch?"

Elfenbeintürme stehen in Misskredit. Genau da muss man aber hin, um Werbekonzepte, danach die Einzelheiten, für egal welches Produkt zu ersinnen. Gut, man muss gelegentlich auch wieder raus, da hat kein Elfenbeintürmer was dagegen. Darin auskennen muss man sich schon.

Vor diesem Hintergrund hat mich ganz erstaunt, dass im kulturlosen Amerika, ja Washington gar, die Library of Congress nicht nur Werbung macht, sondern sogar welche, die man ganz gerne anguckt, obwohl sie ziemlich junge Kunden für das ziemlich unbequeme Thema des Lifelong Learning begeistern muss. Sapere aude und ask a librarian.

Pro bono kreiert von der Youth-Marketing-Agentur The Geppetto Group, Buena Vista Home Entertainment und der Brigham Young University.

Disclaimer: Selbstverständlich dürfen Sie nach unseren Kompetenzen, Referenzen und jungen Lenzen fragen, wenn’s der Wahrheitsfindung dient.

Stilfragen: Ente oder Badebiber.

Als Gestalter befummeln gestalten wir nicht nur Papierenes und schubsen nicht nur Pixel, sondern nehmen intensiv Anteil an der übrigen dinglichen Welt. (Richtig erkannt, es ist wieder Geschenkezeit so langsam.)

Was die dingliche Welt betrifft, gehöre ich eher zu den Klassik-Liebhabern unter den Designern, die nicht unbedingt Lavalampen oder poppige Kuhflecken-Styles haben mussten, als sie noch in waren. Ich bevorzuge die Urform der Dinge und bin ein typischer Manufaktum-Kunde. Das ist mit der Kindheit zu erklären, die Eltern sind an allem schuld.

Jetzt habe ich ein ein klares Defizit entdeckt, das meine blinden Wahrnehmungsflecken erklärt: meine Kindheit musste ohne Badebiber auskommen, obwohl der ganz klar zur kindlichen Standardausrüstung gehört:

Badebiberbaby

Ich hatte nur die klassische gelbe Ente in der Wanne und musste die auch noch mit den Geschwistern teilen. Am Schluss malte ich sie mit einem Filzstift liebevoll nach, als ihre Augen anfingen, wegen der ständigen Baderei vom Lack zu fallen.

Aber sowas, nein sowas habe ich einfach nicht gemacht, das verbot mir der Respekt vor der Essenz der Dinge. Ich weiß auch nicht, wie diese Ente ihre Ganzkörpertätowierung seelisch verkraftet:

Schottenente

Diese und noch viel mehr Designerenten – von der Flowerpowerente bis zur Leolilly oder der BlackAdder-Ente oder Diamond-Ente – zu je 19 Schweizer Fränchchchli das Stück gesehen auf http://www.la-casa.ch

Zum Abschluss noch mal zur Erinnerung (ich will bei Ihnen die Kindheit triggern, jawohl) die hypnotische  Farbe Badeentengelb, so muss das gehen unter uns Klosterschwestern Puristen.

Yellow

Vroni Gräbel

the-missinglink.de
gute-worte.de

 

The North American Indian bei Ikea

Was hätscheln eigentlich alle dauernd diese wohlfeile German angst, dass Amerika die Weltherrschaft anstrebe? Richten Sie den Blick mal nach Schweden, wie hinterkünftig die das machen. Robben jagen und Elche umsägen erfordert mehr Feingefühl, als einen Indianerstamm aus dem Fort zu ballern.

Unsere Kindheit ist möbliert mit Astrid Lindgren, meine zusätzlich mit Abba, unsere sterblichen Hüllen mit H&M und unsere Wohnungen mit… Erraten. Im Neuheitenkatalog zerrt Ikea ab sofort ganz unverhüllt die nordamerikanischen Ureinwohner herbei:

neu RIDÅ Wanddekoration 29.90 Sitting Bear — Arikara. Kann auch als Wandteiler oder Sichtschutz verwendet werden. 15×200 cm. 101.098.63

Sitting_bear

Bild: Edward S. Curtis 1908 für Old Pictures; Lizenz: Public Domain.

Aufwachen: Das Ende des rein technischen Webdesigns.

Dieser Markt ist endgültig kaputt.

Es wird immer wilder mit dem wilden Osten und den Niedrigpreisen. Seit Jahren gibt es billige Programmierer, Webdesigner aus RU und Rumänien. Das ist bekannt.

Neu hingegen ist das:

 

[…]

Als Agentur brauchen Sie sich auch keine Sorgen darüber machen, dass Ihr
Kunde etwas von Ihrem Outsourcing mitbekommt. Wir werden Ihre Kunden
niemals kontaktieren oder als Referenz benutzen. Niemand außer Ihnen
wird wissen, wer den Auftrag ausführt.”

[…]

Problem war oft nur noch die Sprache, weil die englisch kommunizieren (mussten). Das hat der hier erkannt. Englisch, das läuft nur bei Auftrag gebenden Betrieben, die größer sind, logisch. Der Handwerker, Automeister oder E-Shopanbieter  von Weihnachtskerzen kriegt das nicht alleine hin: Sein eigenes Englisch ist meist schlecht und schon gar nicht Business- und verhandlungssicher. Das Englisch ist schlecht und unsicher, Russisch und rumänisch verstehen Auftraggeber aus Resteuropa eher nicht, außer sie waren Bürger der Ex-DDR (da dort Russisch ein Schulfach gewesen, bei Rumänisch weiß ich das nicht so genau.)

Man probiert jetzt mit solchen Angeboten den Dammbruch auf Deutsch für KMUs gen Osten und Asien als Vermittler/Händler/Einkäufer. Wohl um die kleineren Firmen in D zu kriegen, die es mit Englisch als Auftrags- und Pflichtenheftsprache nicht so haben, sprich die kleinen und mittleren KMUs und kleinen Krauterer. Und Agenturen, die vorsichtig gesagt, sehr “preisbewusste” Kunden haben.

Daher bin ich immer mehr der Meinung, man kann nur dann auf dem deutschen Markt als originärer Web- und Design-Anbieter überleben, wenn man ein eigenständiges, europäisch nicht austauschbares Angebot hat. Und will das auf dem Blog so mitgeben, ohne dass man mir als negative Kassandra den Kopf abreißt :-)

In 5 Jahren sind die rein technischen Preise so am Boden, dass KEINER hier mehr davon leben kann, der rein technisch orientiertes Webdesign betreibt.

Die Zukunft, in der man als Dienstleister leben und überleben kann, wird immer mehr in Richtung Planung und Konzeption sein, denn in Richtung reine technische Ausführung. Denn geistige Planungsarbeit kann keine Maschine ausführen und keine billigen (sicher oft echt gute, keine Frage, zumindest nicht wesentlich schlechtere) technischen Freelancer aus dem Ausland.  Die reine technische Ausführung ist preislich in D tot. Nicht neu.

Das Novum aber: Jetzt auch für rein deutschsprachige KMU-Auftraggeber. Fazit: Wer sich als technisch orientierter Programmierer, Coder, Design-Anbieter eh schon mit Wünschen nach der 50 € Website und nach der 500 € Datenbank  herumschlagen muss, muss wissen, dass das immer noch nicht das Ende des Bodens wird. Es geht noch tiefer: Die eh schon sparsamen, für Technik gut ansprechbaren, aber für richtige Kommunikation häufig schlecht ansprechbaren deutschen KMUs (diese überlasse ich schon länger dem Wettbewerb ) werden – technisch genauso gut – aber von Mittlern noch billiger bedient. Ein deutscher Webdesigner, der jetzt schon kämpft, halbwegs bezahlt zu werden, kann einpacken.

Cave: Demnächst wird es Epigonen dieser oben verlinkten “Geschäftsidee” geben, oder gibt es schon, die eine trotz der Billigpreise eine für sie lukrative Geschäftsidee/Provision darin sehen, indische, pakistanische und indonesische Programmierer, Coder, Webdesigner (die sind genauso gut wie unsere, Obacht) an deutsche KMUs zu vermitteln. Und diesen KMUs den Pflichtenheftkram, von dem kleine KMUs technisch wenig und sprachlich gar nichts verstehen, hin und her zu übersetzen. Das geht nur, indem man Inder und Indonesier im Preis noch mehr drückt, damit etwas für den Vermittler rausspringt, logisch. So weit so nicht gut.

Gute Planung und guter Kontent wird dann bei solchen Angeboten wohl endgültig auf der Strecke bleiben, es zählt nur der Preis, weil es austauschbare Angebote sind. Dabei ist Planung, Kommunikationsstrategie und Kontent für den wahren Erfolg einer Website oder einer Broschüre oder Anzeige wichtiger als Technik, Coding und geschmäcklerisches Design zusammen. Eat it. Und sogar wichtiger als SEO. (Pageranking ist eh überschätzt.).

Ich habe meinem Nachwuchs immer gepredigt: “Mach etwas Berufliches, was keine Maschine je ersetzen kann.” Maschinen können keine Kommunikationsstrategie, sie können keine witzigen Ideen bauen, sie können keine Innovationen, und sie sind vollkommen unfähig, selbstständig zu denken.

Meine Tochter ist mittlerweile in der Forschung tätig. Sie hat verstanden.

Wir selber sind im Bereich Kommunikation tätig. Webseiten oder Datenbankgeschichten oder Broschüren oder Hefte werden erst, nachdem ein vernünftiger Kommunikationsfaden von uns entwickelt wurde, ausgeführt. Nicht unbedingt von uns (nur das, was wir mögen und können), aber immer nach unserer erfahrenen Regie.

Wer uns einkauft, kauft Denker ein, keine Maschinen. Das klingt verdammt überheblich, ist aber so.

Und Klartext zu dem oben verlinkten Angebot: Wir als kleine Agentur am Rande der Isar werden nicht mit so etwas arbeiten.

Wir selber sind schon die Mittler (für rein technische Ausführungen haben wir Coder, natürlich auch Illustratoren etc.) und bedienen uns nicht zweiter Hand durch Billigpreis-Mittlermittler. Selbst wenn dieser Anbieter es technisch halbwegs ordentlich hinkriegt: es ist uns einfach zu kompliziert, über 3 Ecken zu arbeiten. Wir lieben den direkten Austausch mit den technischen Menschen – das hat seinen Grund über die Problematik der stillen Post hinaus und direkter Austausch ist der wahre Garant für stimmige Ausführung – und dabei bleibt es.

Oder bin ich scharf auf einen Herzklabaster.

 

 

Sinn und Sinnlichkeit

100_0102_gdeckterkleiner

Eine Antwort an Christof Hintze zu Chancen Optionen Stärken Möglichkeiten
(manueller Trackback…)

Eine reine Welt der guten, angenehmen Emotionen…

Gerade hat hier im Hinterhof jemand einen uralten italienischen Schlager aufgedreht. Hach war das herrlich.
______________________
Ich habe mich ein bisschen mit der Whitelist beschäftigt und dem
Kerngedanken daraus, dass die Menschen sich sowieso nie rein rational
entscheiden, weder zu einem neuen Tafel-Service noch zu einem neuen
Dienstleister. D*accord, schonschon.

Der gedankliche Fehler, der sich da eingeschlichen haben könnte, ist,
dass das Gegenteil von "rational" eben genau nicht nicht "emotional"
ist, sondern "irrational". Ich würde "emotional" also nicht so als
Gegensatz aufbauen (damit wird es entwertet und in Richtung irrational
getrieben), sondern als wunderbaren zweiten Verstand, der immer dazu
gehört.

Rational und emotional gehen perfekt zusammen, sie sind keine anderen Welten.
Hirnforscher wissen das.

Und wenn man das auf ein Empfehlungssystem überträgt, muss man wissen,
dass die reine Ratio (auch sie eine Fiktion, gibt es die reine Ratio?)
immer die sozial-psychologische Komponente sucht, ja dringend braucht.

Und ab da haben alle Systeme, die auf virtuellem Gebiet installiert
sind, einen horrenden Nachteil: Man kann sich nicht riechen (merken Sie
was?), man kann sich nicht spüren, man kann keine unsichtbaren, aber
genau die wichtigen Signale aussenden.

Daher ist für mich ein Netzwerkgedanke, der umfassender ist als ein
reines Brauggsdu-Kriggsdu- Abchecken, immer besser im real life
angesiedelt. Im Internet ist eben genau die wunderbare
Gefühlsverstand-Komponente ausgeknipst = alle wunderbaren weiteren
Kanäle, um sich zu verständigen, fehlen. Der Rechner bietet einem
umfassend gepolten Verstand, der viele Antennen hat und viel wahrnimmt
(einem Gefühlsverständigen), überhaupt nichts. Nur Bilder (die nicht
echt sein müssen und oft genug auch falsch sind), nur Texte, bei denen
es oft schwer ist, die ganzen Inhaltsebenen einzuordnen, die sie
anbieten. Der Gebrauch von emoticons ist im Netz nicht spießig, sondern
weise, weil man sich auf nur rein textlicher Ebene extrem missverstehen
kann, wie wir alle sicher schon erfahren durften. Es fehlen Betonungen,
Akzente, ein Lippenkräuseln, ein Blick von der Seite. Da fehlt alles.

Daher ist für mich das Internet nur ein rudimentäres und sehr fehlerhaftes Mittel zur Akquise. Um die geht es doch. Im Internet findet nur da erfolgreich Akquise statt, wo die Leistungen
klar und einfach beschreibbar sind. Ergo sind sie dann auch
vergleichbar. Und wo vergleichbare Leistungen angeboten werden,
herrscht ein reiner Preismarkt und der Untergang der Idee.

Das, worauf Sie raus wollen, dem Kunden die Qualität der Idee
herauszustellen, wichtiger als stupide technische Umsetzung, und sie
als wichtigen Grundstein Ihrer eigene Arbeit anzubieten (was ich gut
finde), geht im Netz daher… schlecht.

Nutzen Sie für Ihre eigene Sache mehr Wahrnehmungskanäle als das dröge
Internet und machen Sie… Seminare, Events. Denn Sie sind keine
Schraubenfabrik und verkaufen keine Schrauben.

Und zwar keine dieser trockenen Powerpointvorlesungen oder dieser
unglaublichen IHK-Seminare (I know), sondern mit Schmackes und
Aha-Effekt. Ich bin sicher, Sie haben es drauf. Mit den Leuten, die
jetzt schon von Ihnen begeistert sind, ein Netzwerk halten und weiter
ausbauen.

Eine, die nicht mehr im XING ist…

Lebenseinstellung

Skizze_2

(Bild: flüchtige Ideenskizze für einen Header)

 

Das am meist missbrauchteste Wort neben “Kreativität” ist für mich heutzutage “Design”. Der Unfug mit Design war nicht immer so, aber Jeder macht inzwischen “Design”. Powerpointgestalten, Hausfrauen aus dem schmückenden Fach für ihr Ibsen-Puppenheim (zweitliebstes darstellendes Hobby neben Möbel Umstellen, was den heimkommenden Ehemann überzeugt in den Pub treibt: Im Pub ist der Tresen immer da wo der Tresen ist, und nicht plötzlich links, statt gestern rechts oder am Eingang statt hinten, stolper, aua).

Wieso zur Hecke habe ich Design studiert.
Keine Furcht, das wird kein Befindlichkeitsblog, auch bin ich nicht in einer Schaffenskrise. Mir geht es um Wortklauberei. Bin nur Lateiner – und designare sagt (be)zeichnen.

Ja, ich war und bin Zeichner, eigentlich. So habe ich angefangen und es war ein großer Teil meines Lebens, seit ich klein war. Ich war ein ruhiges Kind, betrachtete die Eisblumen am Fenster und den atemberaubenden Morgennebel am Fluß. Diese konnte ich noch nicht zeichnen, denn es war zu komplex, aber es war wunderschön. Mir fehlten mit vier dafür die Worte, daher wohl der Ehrgeiz, so etwas Schönes irgendwann doch ausdrücken und mitteilen zu können. Mir ging es ums (Mit-)Teilen von Schönem. Meine Schwestern waren da weniger kontemplativ und sharing unterwegs und so entging ihnen die Bedeutung des silbrigen Schimmers.

Fenster

(Quelle: http://www.szm.ch/beitraege/eisblumen.asp)

Ich habe mit sechs alles gezeichnet, was mir vor die Flinte kam: Eichhörnchen, Blumen, Menschen am Tisch. Und stolz den Eltern präsentiert. Das Echo war recht durchwachsen, vor allem wurde bemängelt, dass Tisch und Stühle unten am Papierrand klebten und die Männchen kubistisch herumschwebten. “Was soll denn das sein?” (Böser Erziehungsfehler. Moderne Eltern haben ihre Kinder für jeden Malausbruch zu loben.) Ich war empört, es war doch klar, was es ist. Ich hatte gleichzeitig wenig Bock, das umzuzeichnen (heute würde man sagen: Ich stand dazu) und Revolutionsgeist, also schrieb ich wütend dazu, was es verdammt noch mal war: Familie beim Abendbrot. Ging noch mal hin und legte energisch vor, die Hände verschränkt: “Da!!!”

Be-zeichnend. Seitdem ließ es mich nie wieder los, etwas auszudrücken, damit andere das verstehen. Und wenn es nicht ohne Worte ging #*~*^°’** dann eben mit Worten.

De-sign ist für mich mehr als “Entwurf” (engl. für design), es ist gezeichnete, bezeichnende Kommunikation. De-sign ist: Zeichen setzen. Es ist jedenfalls mehr als blanke Dekoration, mehr als Rüschen, mehr als transparente Hemdchen mit durchscheinenden Brustwarzen auf dem Catwalk. Mehr als einen Stein nett in eine Fassung einlegen. Design ist: etwas sagen. Verstehen Sie, was ich sagen will?

Der Rebell ist geblieben. Der kleine Layouter, frisch aus dem Studium geschlüpft, bekam seinen ersten ernstzunehmenden Job, nicht indem er Zeugnisse, Referenzen und Diplom vorlegte, sondern weil er nächtens während unterstützender figürlicher Copymarker-Layouts (schöne, sich im Schaufenster spiegelnde Damen) für einen Pitch die drei hochdekorierten Frankfurter Konzeptionstexter anmeckerte, sie sollten sich in ihren Headlines doch pidde auf ein gemeinsames Wort für ein- und denselben Sachverhalt einigen. Das würde den Leser durcheinander bringen, außerdem hielte ich diesen verwirrenden Textunfug selber nicht mehr aus. Mei, es 23 Uhr und ich wollte nur nach Hause zur Tochter und meinen Miezen.

2 Tage später war ich fest angestellt. Beworben hatte ich mich dort nie.

 

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