Interview mit Hinrichs, Auszug aus WirtschaftsWoche: “Dazu gehört auch, dass man diese Straßen sauber
hält. Kritiker sagen, OpenBc sei inzwischen eine Dating-Plattform oder
ein Vertriebskanal für Freiberufler.”
“Wir haben klare Regeln. Wenn jemand andere mit Werbung belästigt oder sich ungebührlich nähert,
kann das Mitglied dies melden. Wir kümmern uns dann darum. Manchmal
kommt es zu einer Verwarnung oder zum Ausschluss.”
Oooookeeey…! Er hat nix direkt zum Kritiker-Vorwurf “Dating-Plattform” gesagt. Schlau.
Isses jetzt eine? Blonde junge Damen (Berufsangabe: “Studentin”, “Model”) haben dort enorme Clickrates. Stört mich nicht so sehr, es ist der Lauf der Welt.
Problem: virale Negativ-Techniken in den openBC-Foren
Manche Foren verkommen jedoch zum Stammtisch, wo kräftigst dumpfe
Klischees bedient werden (Foren “Politik”, “Standort Deutschland”,
“Akquise und Kundengewinnung”. et.al.).
Apropos “Belästigung durch Werbung”, die Lars Hinrichs glaubt durch seine PN-Spam-Regeln im Griff zu haben: Die (“belästigende”) Werbung wird von gerissenen Profis eben nicht mit Werbung durch die PNs (“persönliche Nachrichten”) gemacht, denn man kann nur eine bestimmte niedrige Anzahl pro Benachrichtigung verschicken. Ist für einen echten Profi viel zu umständlich diese Art Spam, um viele gleichzeitig anzusprechen. Das Ding geht ganz anders: Es wird systematische Bauernfängerey betrieben. Oft in wechselnder Besetzung in den Foren mittel abgesprochener Threads/Postings. Von – vorwiegend – Beratern, die in dem Segment Neukundengewinnung oder Manager-Beratung unterwegs sind. Unter letzterem Topic ein veritabler Prof. aus Gießen (der Gerüchten zufolge in Vorträgen außerhalb openBC schlecht über openBC reden soll – die openBC-Mitglieder seien “Versager” – aber innerhab openBC nicht müde wird, sein Beratungsgeschäft mit eben diesen “Versagern” anzuheizen).
Die Pervertierung der Erkenntnis “Spreche die Sprache deiner Zielgruppe”
Inhalte der strategischen Profi-Trollkünstler, die gut von Goebbels (dem “Urvater” der gerissenen Propaganda) gelernt haben: primitive Provokation in den Foren (gibt intelligente, die wird jedoch nicht angewandt), Bedienung dumpfer Emotionen. Frauenfeindlichkeit ist bei einigen auch mit im Goodie-Kistchen. Bringt Clickrates (dadurch angefressene Mitforisten heizen das unfreiwillig durch Konterbeiträge an), amüsiert die Popcorngemeinde und dieser Code der undifferenzierten, einfachen Sprache spricht aber nur die dumpfen, frustrierten KMUs unter ihnen an. Das ist DIE Kundschaft, da sitzt sie, clever! Man braucht nur darauf warten, dass sie in ihrem Griff nach dem letzten Strohhalm zu den angebotenen “Gratis”-Seminaren oder “Impuls”-Vorträgen der Profi-Trolle gehen. Das ist die neue, virale Form der Kleinunternehmer Beratungs-Werbung, die im openBC betrieben wird. Die Kleinunternehmer machen die Masse aus da drin.
Ein lohnendes Geschäft? Schwer zu sagen. Aber es wird deutlich sichtbar vorangetrieben. Ohne Grund und nur zum Spass ist keiner der Profi-Trolle dort unterwegs, sie wissen genau, was sie tun.
Wo? In welchen Foren?
Überall da, wo wirtschaftlich bedrängte KMUs, Kleinunternehmer und Freiberufler lesen, die dringend Neukunden suchen, aber kaum selber posten. Mit Vorliebe wird wegen des Peng-Effekts (= möglichst viel gleichzeitig) in großen, offenen Foren getrollt, die viel Zugriffe haben, durch den Hauptticker laufen, und in denen die ehrenamtlichen Mods bekanntermaßen nicht immer anwesend sein können. Geschlossene Fachforen meiden sie, wenn es geht. Das ist ihnen zu mühsam.
Wie?
Indem Steinzeitler-Klischees abgelaicht werden, dumpfe, aggressive Ressentiments gegen Marketing und Werbung, auch gegen fortschrittliche Führungsmethoden, geschürt werden. Z.B. die unglaubliche Diskussion: “Hardliner oder Weichei”. Vor allem interessant, was dort reisserisch als “Hardliner”, der alleinig zur Neukundengewinnung tauge, definiert wird und wie damit Emotionen geschürt werden. (Der dort vom Troll beschriebene “Hardliner” entpuppt sich dann schlicht und ergreifend, und lediglich, als konsequente Führungskraft, wer hätte das gedacht, nicht mehr; nur durch den reisserischen Begriff wird die Welle gemacht). Dumpf zu dumpf kommt an, denn richtig gutes Marketing, gute Werbung kostet – ein motivierendes neuzeitliches Führungsverhalten erfordert Reflektion und Kraft. Und alles das können kleine, frustrierte, inhabergeführte Unternehmen sich entweder selten leisten oder kriegen es nicht hin. Deswegen sind sie ja im openBC. Der Kreis schließt sich.
Die Frage bleibt, was gegen dieses wuchernde Kraut der strategischen Forum-Trollerey gewachsen ist.
Zum Beispiel die Maßnahmen: professionellere Moderation der Foren, Bezahlung des Moderators (der dann auch wirklich präsent sein muss).
Unternimmt Hinrichs nichts, dann bekommt sein Schiffchen Schlagseite, denn ab einer bestimmten Zahl Mitglieder wird das Niveau, und mit dem schlechteren Niveau die Attraktivität sinken. Die Piraten und Bauernfänger haben immer freiere Hand. Freiwillige Moderatoren sind jetzt schon zeitlich und mental überfordert. Er wird, ob er will oder nicht, in das Modell “bezahlte Moderation” investieren müssen.
Meine Wenigkeit, seit Nov. 2005 Mitglied, hat sich heute vom openBC getrennt. Zuviel “belästigende Werbung” der dritten Art und Hengst- oder Stammtischgehabe in den Foren. Wenn es bezahlte Moderation geben wird, werde ich es mir wieder überlegen. Vorher nicht.
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